Und wieder nur Tränen?: Der Bergpfarrer 238 – Heimatroman
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Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
Die Besucher kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus! Das Foyer der Schönheitsklinik »Nonnenhöhe« glich dem Empfang eines Luxushotels. Es war mit kostbarem Marmor und edlem Holz gestaltet. Dick gepolsterte Sessel luden zum Verweilen ein, aus verborgenen Lautsprechern erklang dezent Musik, in der Mitte der Halle stand ein riesiger Springbrunnen, dessen Fontäne beleuchtet wurde. Unzählige dienstbare Geister gingen mit gefüllten Tabletts umher und reichten den Gästen Häppchen mit Räucherlachs und Kaviar, und eisgekühlter Champagner perlte in schlanken Gläsern. In kleinen Gruppen standen die Besucher herum und unterhielten sich, während sie auf ihre Gastgeberin warteten. Schon der Empfang am Parkplatz, gut zweitausend Meter tiefer gelegen, war ein Ereignis gewesen. Die Straße, die eigens gebaut worden war, um den künftigen Patienten eine bequeme Anreise zu ermöglichen, wurde nicht nur durch etliche Laternen beleuchtet, an diesem Abend sorgten bunte Lampions für zusätzliche Illumination. Vor dem Hauptgebäude, in dem die Veranstaltung stattfand, brannten riesige Feuerschalen, eine Blaskapelle intonierte jedes Mal einen Tusch, wenn wieder einer der Busse heraufgekommen war, die man extra gechartert hatte, um die Gäste vom Parkplatz aus nach oben zu transportieren. In dem zur Klinik gehörenden Restaurant wartete ein exklusives kaltes Büfett darauf, verzehrt zu werden. Drei Männer standen etwas abseits des Trubels und sahen nicht gerade begeistert aus. »Kennst du jemanden?«, fragte Max Trenker seinen Bruder. Der Bergpfarrer schüttelte den Kopf. »Bis jetzt net. Aber ich bin sicher, dass wir noch das eine oder andre bekannte Gesicht sehen werden.« »Was für ein Aufwand!«, murmelte Dr. Wiesinger fassungslos.
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Der Bergpfarrer (ab 375)
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Und wieder nur Tränen? - Toni Waidacher
Leseprobe:
Gaston, der Sohn des Diplomaten
LeseprobeDer betäubende Duft der in verschwenderischer Fülle blühenden Rosen strömte durch das offene Fenster des Schreibzimmers, in dem Irene von Wellentin an ihrem zierlichen Schreibtisch aus Rosenholz saß und den Brief ihrer Jugendfreundin Claudine Arnoud nun schon zum zweiten Mal las. Als sie ihn zusammenfaltete und in das hellblaue Kuvert zurücksteckte, dachte sie an die Zeit mit Claudine in dem Genfer Internat. Was waren das doch für herrliche, unbeschwerte Jahre gewesen! Damals hatten sie noch geglaubt, das Leben bestünde nur aus einer Reihe von glücklichen Tagen. Gemeinsam hatten sie Zukunftspläne geschmiedet, wobei Claudine immer den Wunsch geäußert hatte, die Frau eines Diplomaten zu werden, um an seiner Seite fremde Länder kennenzulernen. Dieser Wunschtraum hatte sich bei ihr tatsächlich erfüllt, aber ob sie so glücklich geworden war, wie sie erhofft hatte, das schien fraglich zu sein. Nach ihrem Brief zu schließen, verlief ihr Leben recht problematisch. Vor ungefähr sechs Jahren hatte Irene von Wellentin Claudine zum letzten Mal in Paris getroffen, in der Zeit, als es in ihrer Ehe eine Krise gegeben hatte. Doch damals hatte auch ihre Freundin alles andere als einen ausgeglichenen und zufriedenen Eindruck gemacht. »Mutti, ich bin da!«, riss eine helle Kinderstimme Irene von Wellentin aus ihren Träumereien. Kati, jetzt zehn Jahre alt, stürmte mit strahlenden Augen ins Zimmer und rief voller Freude: »Mutti, stell dir vor, ich habe den besten Klassenaufsatz geschrieben und eine Eins bekommen. Was sagst du dazu?« »Das freut mich sehr, mein kleiner Liebling«, lobte Irene von Wellentin die Kleine mit einem weichen mütterlichen Lächeln. Kati bereitete ihr nur Freude, und sie bereute es keine Stunde, das Mädchen adoptiert zu haben. Unendlich dankbar war sie dem Schicksal, dass es ihr dieses Kind zugeführt hatte. Noch heute erschauerte sie, wenn sie daran dachte, welche entsetzliche Angst sie ausgestanden hatte, als Hanna Ebert, Katis leibliche Mutter, eines Tages aufgetaucht war und ihre Rechte auf das Kind geltend gemacht hatte. Glücklicherweise hatte die Gier nach Geld Hanna Eberts Mutterliebe bei Weitem überwogen. Niemals würde sie, Irene, vergessen, was ihr Mann damals für sie getan hatte.
Der Bergpfarrer
– 238 –
Und wieder nur Tränen?
Patricias Intrigen bedrohen ihr Glück
Toni Waidacher
Die Besucher kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus!
Das Foyer der Schönheitsklinik »Nonnenhöhe« glich dem Empfang eines Luxushotels. Es war mit kostbarem Marmor und edlem Holz gestaltet.
Dick gepolsterte Sessel luden zum Verweilen ein, aus verborgenen Lautsprechern erklang dezent Musik, in der Mitte der Halle stand ein riesiger Springbrunnen, dessen Fontäne beleuchtet wurde. Unzählige dienstbare Geister gingen mit gefüllten Tabletts umher und reichten den Gästen Häppchen mit Räucherlachs und Kaviar, und eisgekühlter Champagner perlte in schlanken Gläsern.
In kleinen Gruppen standen die Besucher herum und unterhielten sich, während sie auf ihre Gastgeberin warteten.
Schon der Empfang am Parkplatz, gut zweitausend Meter tiefer gelegen, war ein Ereignis gewesen. Die Straße, die eigens gebaut worden war, um den künftigen Patienten eine bequeme Anreise zu ermöglichen, wurde nicht nur durch etliche Laternen beleuchtet, an diesem Abend sorgten bunte Lampions für zusätzliche Illumination. Vor dem Hauptgebäude, in dem die Veranstaltung stattfand, brannten riesige Feuerschalen, eine Blaskapelle intonierte jedes Mal einen Tusch, wenn wieder einer der Busse heraufgekommen war, die man extra gechartert hatte, um die Gäste vom Parkplatz aus nach oben zu transportieren.
In dem zur Klinik gehörenden Restaurant wartete ein exklusives kaltes Büfett darauf, verzehrt zu werden.
Drei Männer standen etwas abseits des Trubels und sahen nicht gerade begeistert aus.
»Kennst du jemanden?«, fragte Max Trenker seinen Bruder.
Der Bergpfarrer schüttelte den Kopf.
»Bis jetzt net. Aber ich bin sicher, dass wir noch das eine oder andre bekannte Gesicht sehen werden.«
»Was für ein Aufwand!«, murmelte Dr. Wiesinger fassungslos. »Es würd’ mich wirklich mal interessieren, was dieser ›Almauftrieb‹ kostet.«
Sebastian lächelte bei diesem Vergleich des Arztes. Indes war er gar nicht mal so verkehrt – eine große Horde ungeduldiger Rindviecher konnte nicht mehr Trubel veranstalten.
»Bestimmt mehr, als so mancher im Jahr verdient«, antwortete er. »Allerdings muss Frau Vangaalen sich diesen Abend auch was kosten lassen. Ich schätze mal, dass mehr als siebzig Prozent der Gäste Anleger aus dem Immobilienfonds sind, die wissen wollen, was aus ihrem schönen Geld geworden ist.«
Claudia Trenker und Dr. Elena Wiesinger stießen wieder zu den Männern. Die Damen waren ›sich mal das Näschen pudern‹ …
»Ihr glaubt ja net, wie die Räumlichkeiten ausgestattet sind!«, meinte Max’ Frau.
»Da schämt man sich ja richtig für sein eigenes Badezimmer«, setzte die Tierärztin noch eins drauf.
Ihr Mann sah sie gespielt entsetzt an.
»Also mir gefallen unsre Kacheln«, meinte Toni Wiesinger grinsend. »Ich hoffe net, dass du unsre ›Räumlichkeiten‹ jetzt umgestalten willst?«
Elena lächelte ihn an.
»Ideen hätt’ ich genug – allein es fehlt am Geld!«
Eine junge Frau, im schicken Trachtenkleid, kam zu ihnen und offerierte Nachschub an Champagner und Lachshäppchen. Während Max und die beiden Damen zugriffen, schüttelten Sebastian und Toni die Köpfe.
»Im Moment net, vielen Dank«, sagte der junge Arzt.
»Mir wär’ jetzt ein Bier auch lieber«, schmunzelte der gute Hirte von St. Johann.
Immer noch kamen neue Gäste herein.
»Da ist der Bürgermeister von Engelsbach«, bemerkte Max.
»Ah, der, dem wir das alles hier zu verdanken haben.«
Der Bergpfarrer runzelte die Stirn. Franz Burgmeier stand nur wenige Schritte von ihnen entfernt und sonnte sich in dem fragwürdigen Ruhm, der an diesem Abend auch auf ihn herabstrahlte. Immerhin hatte er sich im Gemeinderat dafür stark gemacht, dass der Bauantrag für die Klinik auf der Nonnenhöhe angenommen wurde. Sehr zum Ärger seines Kollegen aus St. Johann. Markus Bruckner hätte nämlich selbst gerne ein großes Stück von dem Kuchen für sein Dorf abgeschnitten, aber die Nonnenhöhe lag nun mal auf Engelsbacher Gebiet.
»Wann gibt sich denn wohl unsre Gastgeberin die Ehre, uns zu begrüßen?«, fragte der Bruder des Bergpfarrers. »Ich kriege langsam Hunger.«
Claudia sah ihren Mann erstaunt an.
»Du hast doch zuhaus’ schon was gegessen«, sagte sie. »Und seit wir hier sind, sind ungefähr ein halber Lachs und ein Kilo Kaviar in deinen Bauch gewandert.«
»Na und?«, zuckte der Polizist die Schultern. »Du weißt doch, wie gut es mir immer schmeckt.«
Sebastian sah auf die Uhr. Man hatte zu um neunzehn Uhr geladen, inzwischen war es kurz vor neun.
Patricia Vangaalen ließ sich wirklich Zeit!
War das jetzt eine bestimmte Taktik von ihr, oder ganz einfach nur eine Frechheit?
Der Bergpfarrer war nahe dran, das Letztere anzunehmen.
»Guten Abend, Hochwürden«, grüßte Markus Bruckner, der nebst Gattin gekommen war. »Das ist vielleicht ein Aufwand, was?«
Sebastian Trenker nickte.
»Grüß dich, Bürgermeister. Hast also auch eine Einladung bekommen? Trotz deiner doch eher gestörten Geschäftsbeziehung zu Frau Vangaalen?«
Bruckner machte ein sauertöpfisches Gesicht und schob seine Frau weiter.
»Wie steht’s denn eigentlich mit der Wiese, drüben am Schäfergrund?«, fragte Max seinen Bruder.
Sebastian deutete zu dem Bürgermeister, der sich gerade ein Kaviarhäppchen in den Mund schob.
»Der Bruckner hat klein beigegeben«, antwortete er. »Der Xaver bekommt die Pacht zu den alten Bedingungen.«
Vor gar nicht langer Zeit hatte der Geistliche dem Bürgermeister »auf die Füße treten« müssen. Es ging dabei um eine Wiese, in unmittelbarer Nachbarschaft zur Nonnenhöhe. Seit Generationen wurde die Wiese von den Bauern des Brandnerhofs von der Gemeinde gepachtet. In