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Der Familienskandal
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Der Familienskandal

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About this ebook

Kostbare Juwelen aus der DeWilde-Kollektion sollen auf einer Galashow in Sydney vorgeführt werden. Tragen sollen sie die Models bei der Vorführung der Brautkleider des Firmenimperiums. Zum Fest erscheint die Journalistin Natasha Pallas, und Ryder Blake, Manager der Filiale in Sydney, ist sofort von ihr fasziniert. Er weiß nicht, dass sie etwas verbirgt: Sie will ein Armband heimlich in die DeWilde-Sammlung legen, um ihre Großmutter vor einem Skandal zu schützen.

LanguageDeutsch
PublisherCORA Verlag
Release dateOct 17, 2016
ISBN9783733774936
Der Familienskandal
Author

Daphne Clair

Daphne Clair, alias Laurey Bright lebt mit ihrem Ehemann einem gebürtigen Holländer auf einer kleinen Farm im wunderschönen Neuseeland. Gemeinsam zogen sie fünf wundervolle Kinder groß, eines davon ein Waisenkind aus Hong Kong. Sie hat nahezu 70 Liebesromane für Harlequin geschrieben. Als Daphne de Jong hat sie mehrere Kurzgeschichten und einen historischen Roman veröffentlicht, beide von der Kritik in ihrer Heimat gefeiert. Den prestigeträchtigen Katherine Mansfield Short Story Award hat sie gewonnen und war eine RITA Finalistin. Ihr online Newsletter wird einmal im Monat ausgegeben und wird per E – Mail kostenlos an Abonennten versendet. Eine ihrer meist geklickten Funktionen ihrer Seite ist die Schreibklasse, in der Fragen über alle Aspekte des Schreibens beantwortet werden. Sie genießt es das Wissen was sie über die vielen Jahre des Schreibens hinweg sich stetig erworben hat weiterzugeben. Darum hält sie Kurse für Liebesromanautoren überall in ihrem großen weiten Land.

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    Der Familienskandal - Daphne Clair

    IMPRESSUM

    Der Familienskandal erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

    © 1996 by Harlequin Books S.A.

    Originaltitel: „Wilde Heart"

    erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    © Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA SPEZIAL

    Band 4 - 1996 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

    Übersetzung: Michael Große

    Umschlagsmotive: Creatas, mangpor_2004, Prikhnenko / ThinkstockPhotos

    Veröffentlicht im ePub Format in 10/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783733774936

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

    Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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    1. KAPITEL

    Ryder Blake nippte an dem Chardonnay, den der Kellner gerade in sein Glas gefüllt hatte, und nickte anerkennend. Der Mann ging um den Tisch herum und schenkte Grace DeWilde ein. Ryder nutzte die Gelegenheit, sie unauffällig zu betrachten.

    Ein beigefarbenes Seidenkostüm und diskrete Ohrringe vervollständigten Graces reife Schönheit. Ihr hellblondes Haar war im Nacken zu einem Knoten geschlungen und betonte noch den zarten Schnitt ihres Gesichts. Aber Ryder entdeckte die Zeichen von Anspannung um ihren Mund und die Augen, deren feine Fältchen ausgeprägter waren als früher.

    Sie lächelte dem Kellner zu und wandte sich dann an Ryder. „Nun? Ihre rauchige Stimme enthielt einen Anflug von Humor. „Habe ich die Prüfung bestanden?

    Ryder fühlte sich ertappt und erwiderte ihr Lächeln, während er verlegen mit seinem Glas spielte.

    „Du siehst großartig aus, Grace", sagte er. Das Kompliment war aufrichtig gemeint, aber dennoch fühlte er dabei ein leichtes Bedauern, denn es fehlte etwas. Hinter Graces gelassener Haltung hatte immer Heiterkeit durchgeschienen, Vitalität und eine emotionale Offenheit, die Menschen angezogen hatte. Die Gelassenheit war noch immer da, aber alles andere schien zu fehlen.

    „Du auch, Ryder, meinte sie. „Es tut meinem Ego gut. Als er fragend die Augenbrauen hochzog, lachte sie auf. „Für dich bin ich sozusagen deine Nenntante, aber andere Menschen sehen mich hier mit einem hochgewachsenen, gutaussehenden jüngeren Mann essen. Mir sind die neidischen Blicke einiger Frauen in meinem Alter durchaus aufgefallen. Sie verzog ironisch die dezent geschminkten Lippen. „Mein Selbstwertgefühl hat in der letzten Zeit ein wenig gelitten, und ich bin dankbar für schmeichelhafte Situationen dieser Art.

    „Ich konnte es einfach nicht glauben, als Gabe mich anrief und sagte, ihr hättet euch getrennt", entgegnete Ryder. Er war froh, dass er es nicht aus dem knappen Fax erfahren hatte, das gestern in seinem Büro in Sydney eingegangen war.

    Graces Augen beschatteten sich kurz, dann blickte sie nach unten, griff nach ihrem Weinglas und trank einen Schluck. Nachdem sie es vorsichtig wieder auf der blütenweißen Leinentischdecke abgestellt hatte, hielt sie immer noch den Blick gesenkt. „Gabriel ist mir böse. Für ihn und die anderen Kinder ist es hart … Ihre Stimme wurde noch rauchiger. „… aber Jeffrey ließ mir keine andere Wahl.

    „Du willst doch wohl nicht sagen, er hat dich hinausgeworfen?", fragte Ryder schockiert.

    „Nein, das nicht gerade. Aber er machte deutlich, dass … die Ehe zu Ende ist … dass er kein Interesse mehr daran hat."

    „Ich kann es wirklich kaum glauben …" Er sprach nicht weiter, weil ihr Essen serviert wurde: Meeresfrüchte, Salat und frisches französisches Weißbrot.

    „So entschied ich mich, nach Haus zurückzugehen, fuhr Grace fort, als hätte er nichts gesagt. „London ist eine kalte und düstere Stadt, und ich habe es dort nur ausgehalten wegen …

    Weil sie ihren Mann und seine Familie liebte, vermutete Ryder, als er nach einem Stück Brot griff. Und sie hatte London nicht immer gehasst. Er erinnerte sich an ihre Begeisterung für die alten Häuser und Sehenswürdigkeiten, selbst als Grace schon Jahre in England lebte.

    Dank Grace hatte Ryder gelernt, sich in der Gesellschaft zu bewegen, in denen die DeWildes verkehrten. Grace hatte auch sein Interesse am Geschäft erweckt. Sie hatte ihn mitgenommen, wenn sie die Angebote von DeWilde’s Konkurrenz unter die Lupe nehmen wollte – die Carnaby Street-Boutiquen, die Kaufhäuser in der Oxford Street, und natürlich den weltbekannte Erzrivalen, Harrods.

    „Gabriel nimmt an, du eröffnest hier nur ein neues Geschäft, um seinen Vater zu ärgern", erzählte ihr Ryder. „Um DeWilde’s Konkurrenz zu machen."

    Graces Blick flackerte einen Moment lang, und Ryder glaubte, kurz Verletztheit darin zu sehen, aber als sie dann sprach, klang ihre Stimme fest. „Wenn ich DeWilde’s Kunden abjagen wollte, hätte ich New York gewählt. Gabriel … ist verletzt und will deswegen verletzen. Du weißt, was sich unter der kühlen, nüchternen Oberfläche verbirgt, die er kultiviert hat, um wie sein Vater zu sein."

    Ryder lächelte schwach. Und ob er das wusste. Er hatte Gabriel DeWilde auf einem exklusiven englischen Internat kennengelernt, als dieser sich mit einigen größeren Schulkameraden eingelassen hatte, die ihn zuvor geärgert hatten.

    Ryder hatte eingegriffen, um das Kräfteverhältnis auszugleichen. Gabriel hatte sich zögernd bedankt und ihn eingeladen, zusammen mit ihm und seinen Eltern am nächsten Elternbesuchstag Tee zu trinken. Danach hatte keiner der beiden mehr davon gesprochen. Und Ryder hatte den Eindruck, dass Jeffrey DeWilde ziemlich überrascht gewesen war, als Gabriel ihn mit den Worten vorstellte: „Dies ist mein Freund Ryder."

    Aber Grace hatte ihn mit einem umwerfenden Lächeln und einem Kuss auf die Wange begrüßt, so wie sie es bei ihrem eigenen Sohn getan hatte. Sie duftete nach Blumen und sprach noch immer mit einem leichten amerikanischen Akzent, der ihr Englisch weicher klingen ließ als das der Oberklasse, das er jeden Tag hörte. Innerhalb einer halben Stunde hatte sie Ryder zu ihrem lebenslang ergebenen Sklaven gemacht.

    Sie hatte ihm die Information entlockt, dass seine Eltern in Australien lebten und er nicht wüsste, wo er die Sommerferien verbringen würde. Lächelnd hatte sie ihn eingeladen, die Ferien über bei ihnen zu bleiben. In diesen Ferien waren die beiden Jungen, trotz der Unterschiede in Charakter und Herkunft, enge Freunde geworden, und diese Freundschaft hatte über die Schulzeit hinaus gehalten.

    „Wie läuft die Filiale in Sydney?", fragte Grace, als sie die Gabel hinlegte. Die Krabben hatte sie kaum angerührt, obwohl sie köstlich schmeckten.

    „Es ist eigentlich noch zu früh für eine eindeutige Erfolgsprognose, aber die Zeichen stehen gut", meinte er sachlich.

    „Mir dir als Leiter, wird das Geschäft bestimmt eine der gewinnträchtigsten Filialen von DeWilde’s. Da bin ich mir sicher."

    „Wir sind schon bei der Planung der Feier zum einjährigen Bestehen. Hast du irgendwelche Ideen?"

    „Nun, vielleicht Sonderangebote in allen Abteilungen, eine festliche Atmosphäre, die dem Kunden das Gefühl gibt, an einer Feier teilzunehmen. Dann natürlich eine Modenschau mit den DeWilde’s – Modellen … Hast du schon einen Werbeetat dafür zur Verfügung gestellt?"

    „Wir arbeiten ihn gerade aus."

    „Sag deinem Werbeleiter, dass wir helfen werden …"

    Grace brach ab. Ihr war bewusst geworden, was sie hatte sagen wollen. Ryder ergriff ihre Hand.

    „Es tut mir leid, flüsterte sie. Ihre Stimme klang fester, als sie fortfuhr: „Ich habe mich nicht im Griff gehabt, stimmt’s?

    „Es muss dir nichts leidtun, sagte Ryder und fügte dann hinzu: „… und Gabe ist ein Dummkopf. Jeffrey ebenfalls. Er kam sich dabei illoyal vor. Jeffrey und Grace waren für ihn immer eine Einheit gewesen, solange er sie kannte.

    Grace lächelte traurig. „Du musst nicht Partei ergreifen, Ryder. Das wäre das Letzte, was einer von uns wollte. Aber dennoch vielen Dank. Sie entzog ihm ihre Hand. „Du hast mir gar nicht gesagt, was du hier in San Francisco machst – ist es ein Geschäftsgeheimnis?

    Obwohl sie es scheinbar leichthin sagte, spürte Ryder doch, es war anders gemeint. „Ein Seminar, erklärte er ihr. „Es befasst sich mit den Perspektiven des Handels im pazifischen Raum im einundzwanzigsten Jahrhundert. Ein Studienkollege hatte mir davon berichtet. Es hatte ihm die Ausrede geliefert, die Stadt zu besuchen und nach Grace zu sehen.

    Ryder fühlte sich ungewöhnlich hilflos in dieser Situation. Während Gabriel fassungslos und zornig darüber war, dass seine Mutter seinen Vater und das weltweite Unternehmen ohne Erklärung verlassen hatte, war er selbst wie benommen gewesen. Aber nun erwachte Ärger in ihm – auf Jeffrey. Denn es war offensichtlich, dass Grace verletzt war, dass sie nicht freiwillig so gehandelt hatte, sondern dazu gezwungen worden war.

    „Ich habe eine Broschüre über dieses Seminar, meinte Grace. „Ich hätte vielleicht daran teilgenommen, habe aber im Augenblick zu viel mit der Finanzierung und der Einstellung des Personals für mein Geschäft zu tun – und damit, mich mit den Rechtsanwälten der DeWildes auseinanderzusetzen. Ein bitterer Zug erschien um ihren Mund.

    „Ich habe gehört, Jeffrey will es dir verwehren, den Namen für dein Geschäft zu benutzen", sagte Ryder.

    „Darum geht es im Grunde genommen gar nicht", erwiderte Grace, und für einen Moment trat ein trauriger Ausdruck in ihre Augen. „Ich werde das Geschäft Grace nennen. Eigentlich will Jeffrey verhindern, dass ich meine zweiunddreißigjährige Erfahrung bei DeWilde’s benutze, um meine Firma voranzubringen. Aber jeder in dieser Branche weiß, wer ich bin. Ich kann doch nicht einfach meine Vergangenheit ausradieren."

    „Dass du gegangen bist, hat die DeWilde Corporation geschwächt, erinnerte Ryder sie. „Jeffrey versucht nur, das Unternehmen zu schützen.

    „Ich muss überleben", erwiderte Grace gepresst.

    „Sicherlich würde Jeffrey in finanzieller Hinsicht für dich …"

    „Es geht nicht nur um Geld. Er versucht mir Bedingungen zu diktieren, die verhindern, dass ich eine eigene Firma gründe. Manchmal denke ich, er will mich bestrafen dafür, dass … ich abtrünnig geworden bin, wie er sich ausdrücken würde. Ich kenne mich nur im Braut- und Damenmodengeschäft aus, und ich bin gut darin …"

    „Brillant."

    Sie lächelte seltsam leer. „Danke. Dann blickte sie ihn an, als wäre ihr gerade ein Gedanke gekommen. „Ich hätte wissen müssen, als du um dieses Treffen gebeten hast … Ich nehme an, du machst dir Gedanken, welche Auswirkungen die ganze Angelegenheit auf deine eigene finanzielle Situation haben könnte.

    Ryder setzte sich aufrecht hin. „Deswegen wollte ich dich nicht sehen, Grace", sagte er kühl.

    Ihre bleichen Wangen verfärbten sich leicht. „Entschuldige, Ryder. In der letzten Zeit … ist mir sogar meine eigene Familie entfremdet. Sie machte eine Pause. „Hat Gabriel dich gebeten, mich …

    „Mit dir Kontakt aufzunehmen? Ryder zögerte und fragte sich, ob eine Notlüge netter wäre. Aber er hatte Grace noch nie anlügen können. „Nein.

    Ihre Miene änderte sich nicht. Der Kellner kam und erkundigte sich, ob sie noch ein Dessert wünschten.

    Grace schüttelte den Kopf, und auch Ryder verneinte, obwohl sie ihn dazu drängte, sich einen Nachtisch zu bestellen. „Ich habe auf dem Seminar entschieden zu viel gegessen", erzählte er ihr und orderte Kaffee für sie beide.

    Als sie sich dann schließlich vor dem Restaurant verabschiedeten, sagte sie: „Vielen Dank, Ryder, es hat mir so gut getan, dich zu sehen. Und … versprich mir, dass du dich wegen dieser Sache nicht mit Gabriel entzweist. Er braucht deine Freundschaft."

    „Ich verspreche es … deinetwegen. Ryder beugte sich vor und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Lass uns Kontakt halten.

    2. KAPITEL

    „Die neuseeländische Reporterin von der Kiwi Connection ist hier. Ryders Sekretärin steckte den Kopf zur Tür herein. „Soll ich sie hereinschicken?

    „Ja, bitte." Ryder saß an seinem restaurierten viktorianischen Schreibtisch und las gerade seine Post. Seine dunkle Anzugjacke hing über der Rückenlehne des Ledersessels.

    „Miss Pallas, Mr. Blake."

    Ryder ließ den Brief fallen, und erhob sich höflich, als die Frau den Raum betrat. Eines wurde auch heutzutage an englischen Internaten immer noch vermittelt: gute Manieren.

    „Miss Pallas." Er streckte ihr die Hand hin.

    „Guten Morgen. Vielen Dank, dass Sie mir Ihre Zeit opfern, Mr. Blake." Ihr Händedruck war warm und fest, und er verspürte ein unerwartetes Kribbeln auf der Haut.

    Sie war schätzungsweise Mitte Zwanzig. Ihr dunkles, welliges Haar trug sie im Nacken zusammengebunden. Sie hatte eine apricotfarbene Bluse und darüber eine flaschengrüne Brokatweste an. Ihre Augen waren von einem warmen Haselnussbraun, und ihre hohen Wangenknochen und das energische Kinn verhinderten, dass man ihr Gesicht als „hübsch" bezeichnen konnte. Eine locker geschnittene naturweiße Baumwollhose zeigte eine schmale Taille, und die braunen Pumps ließen sie ein paar Zentimeter größer als der Durchschnitt erscheinen. Er ertappte sich bei der Frage, wie wohl ihre Beine wären.

    Rasch verdrängte er diesen Gedanken und deutete auf einen der bequemen Sessel vor seinem Schreibtisch. „Setzen Sie sich doch bitte. Aus einem Impuls heraus stand er auf und ließ sich auf der Schreibtischkante auf ihrer Seite nieder, die Arme vor der Brust verschränkt. „Was kann ich für Sie tun?, fragte er mit einem Lächeln.

    Einen Moment lang las er Vorsicht in ihren Augen, als ihre Blicke sich begegneten, doch dann streifte sie ihre Schultertasche ab und lächelte zurück. „Vielleicht kann die Kiwi Connection etwas für Sie tun, Mr. Blake. Sie hatte eine hohe Stimme, die aber überaus angenehm klang. „Sie erinnern sich an unseren Brief?

    Er griff nach einem schmalen Ordner und blätterte darin herum. „Die Kiwi Connection ist eine unabhängige TV-Produktionsfirma in Sydney, die größtenteils Auftragsarbeiten für neuseeländische Fernsehsender liefert, las er dann vor. „Haben Sie nicht genügend eigene Storys in Ihrem Land?, setzte er hinzu.

    „Wir interessieren uns für unsere Nachbarn, Mr. Blake. In Neuseeland gibt es immer eine Nachfrage nach Neuigkeiten aus Australien, besonders für Neuseeländer, die hierhergezogen sind. Für die neuseeländischen Fernsehsender ist es billiger, Arbeiten von uns einzukaufen, anstatt Kamerateams und Journalisten herzuschicken, um Storys zu recherchieren."

    „Und Sie glauben, die Zuschauer dort drüben haben Interesse an einem Bericht über ein australisches Kaufhaus?"

    „Es gibt sehr viele Leute, die zwei-, dreimal im Jahr über die Tasmansee fliegen, um in Sydney einzukaufen."

    „Sie eingeschlossen?"

    Sie riss ihre haselnussbraunen Augen auf. „Himmel, nein! Dafür hätte ich gar nicht das Geld."

    Unwillkürlich warf er einen schnellen, einschätzenden Blick auf ihre Kleidung. Für ein ungeübtes Auge mochte die Bluse als Seide durchgehen. Die Hose war gut geschnitten, stammte aber sehr wahrscheinlich aus einer Massenproduktion, und die Schuhe waren ganz klar nicht neu. Um das eine Handgelenk trug sie eine billige Uhr mit breitem Lederarmband und großen, praktischen Ziffern, ums andere eine schlichte, nicht teure Goldkette.

    Als er den Blick wieder hob und sie anschaute, sah er die leichte Röte in ihrem Gesicht und den empörten Ausdruck in ihren Augen. „Wie Sie sehen können", fügte sie hinzu, einen Hauch Schärfe in ihrer wundervollen Stimme.

    Es war sinnlos, sein schlechtes Benehmen kaschieren zu wollen. Und ein Kompliment, wie auch immer, würde alles nur noch verschlimmern. Ryder richtete sich auf. „Eine Angewohnheit, wenn man im Bekleidungsgeschäft tätig ist, erläuterte er mit Bedauern in der Stimme. „Ich bitte um Entschuldigung.

    Nach kurzem Schweigen nickte sie. „Akzeptiert. Ich hatte gehofft, Sie hätten ein wenig Zeit gehabt, über unseren Vorschlag nachzudenken."

    Das hatte er, aber nicht viel. „Wir haben nichts dagegen, dass Sie einen Film über alle öffentlichen Veranstaltungen drehen, die mit dem Jahrestag in Verbindung stehen, sagte er. „Vorausgesetzt allerdings, Sie belästigen unsere Kunden nicht dabei.

    „Das sind Dinge, zu denen alle öffentlichen Medien Zugang haben … Aber wir würden gern etwas Exklusives bringen."

    „Hat Sie jemand damit beauftragt?"

    „Noch nicht. Wir brauchen zuerst Ihre Einwilligung. Aber ich habe bereits mit dem Produzenten der neuseeländischen Sendung Inside Story gesprochen, und er ist interessiert."

    „Dann ist es also Ihre eigene Idee?"

    „Manchmal schlagen wir unseren Kunden Storys vor. Man hatte uns Publicity-Unterlagen über die bevorstehenden Feierlichkeiten zum Jahrestag bei DeWilde’s zugeschickt. Ich dachte, das könnte interessant sein – auch für Sie."

    „Meine Sekretärin sagte mir, Sie wären Reporterin. Wäre normalerweise für die ersten Recherchen nicht jemand anders zuständig?"

    Sie lächelte. „Ich führe zumeist meine eigenen Recherchen durch, schreibe und leite auch die Aufnahmen selbst. Wir sind eine kleine Firma, wir können uns keinen großen Personalstamm leisten."

    „Wie lang würde der Bericht über uns werden?"

    „Eine einstündige Dokumentation hätte genau die richtige Länge für Inside Story. Der Sender hat den Großteil seiner Zuschauer in und um Auckland herum. Es liegt von allen Städten Neuseelands Sydney am nächsten."

    „Welche Zielgruppe peilt diese Sendung an?"

    „Leute, die sich für Aktuelles und Geschäftliches interessieren. Hauptsächlich im Alter zwischen fünfundzwanzig und fünfundvierzig. Leute, die gern ihren Urlaub in Australien verbringen oder sogar hierher auswandern."

    „Aktuelles und Geschäftliches?", fragte er schärfer nach.

    Inside Story befasst sich in der Regel mit Themen aus Industrie und Geschäftswelt, aber im letzten Jahr gab es auch Beiträge über eine Wohltätigkeitsorganisation oder den Tagesablauf in einem Hochsicherheitsgefängnis."

    Ryder runzelte die Stirn.

    „Das sollten nur Beispiele über die Themenbandbreite der Sendung sein", sagte sie hastig. „Sie hat ein hohes Niveau und einen guten Ruf. Die Kiwi Connection arbeitet auch noch für andere Sender. Wir haben Filme über Neuseeländer gedreht, die in Australien geschäftlich oder im Showbusiness erfolgreich sind."

    „Keine Skandale, kein Wühlen im Schmutz?"

    Natasha Pallas zögerte, blickte ihn aber weiterhin an. „Natürlich hatten wir Storys, wo nicht alle mit weißer Weste herauskamen. Einige unserer Aufträge befassten sich auch mit weniger angenehmen Dingen. Aber wie gesagt, dies hier soll für Inside Story sein. Es ist gewiss keine Sendung, in der eine heile Welt heraufbeschworen

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