Unsere zweite Chance für das Glück?
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Was für ein Mann! Die junge Parfümeurin Holly kann Drago di Navarras Verführungskünsten einfach nicht widerstehen. Eine Dummheit, die sie teuer zu stehen kommt. Denn der Chef des millionenschweren Kosmetikkonzerns glaubt, dass sie nur mit ihm geschlafen hat, um ihre Karriere voranzutreiben … Ohne Holly eine Chance zur Verteidigung zu geben, setzt er sie vor die Tür. Doch als sie sich ein Jahr später überraschend wiedersehen, entflammt das Verlangen erneut. Aber dieses Mal ist es Holly, die die Regeln aufstellt! Denn ihr Herz schlägt nicht mehr nur allein für Drago …
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Book preview
Unsere zweite Chance für das Glück? - Lynn Raye Harris
IMPRESSUM
JULIA erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH
© 2013 by Lynn Raye Harris
Originaltitel: „The Change in Di Navarra’s Plan"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MODERN ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA
Band 2165 - 2015 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg
Übersetzung: Natasha Klug
Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 02/2015 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733701390
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
„Sie da, aufstehen!"
Holly Craig blickte zu dem Mann hoch, der so groß und imposant vor ihr stand. Ihr Herz setzte angesichts seiner männlichen Attraktivität einen Schlag aus. Er hatte dunkles Haar, durchdringende graue Augen und ein Kinn, das wie aus Carrara Marmor gemeißelt zu sein schien. Seine Nase war schmal und elegant, und für seine Wangenknochen hätte so manches Männermodel alles gegeben.
„Nun kommen Sie schon, ich habe schließlich nicht den ganzen Tag Zeit." Er klang freundlich, wenn auch kurz angebunden. Offenbar stammte er aus Italien. Das verriet ihr sein Akzent, obwohl er nicht sehr stark ausgeprägt war. Eher weich und elegant. So wie guter Wein. Oder ein besonderes Parfum.
Holly presste ihren Aktenkoffer – gebraucht und nicht einmal aus echtem Leder – an ihre Brust und verlagerte unbehaglich ihr Gewicht auf der Couch. „Ich … ich bin nicht sicher, dass ich die Richtige …"
„Sie sind hier, um mich zu treffen, oder nicht?"
Sie schluckte. „Sie sind Mr di Navarra?"
Er wirkte irritiert. „Allerdings."
Holly sprang auf. Ihr Herz hämmerte wie verrückt, und sie spürte, wie ihr vor Verlegenheit das Blut in die Wangen schoss. Sie hätte wissen müssen, dass sie den mächtigen Leiter von Navarra Cosmetics vor sich hatte. Er war immerhin der Mann, der ihr Schicksal in seinen Händen hielt. Natürlich kannte sie ihn von Fotos her. Jeder hätte Drago di Navarra sofort erkannt.
Jeder, abgesehen von ihr.
Dieses Treffen war so unglaublich wichtig. Und nun hatten sie kaum ein paar Worte miteinander gewechselt, und schon hatte er sie auf dem falschen Fuß erwischt. Ruhig, ma belle, hätte ihre Großmutter jetzt gesagt. Du kriegst das schon hin.
Holly streckte die Hand aus. „Mr di Navarra, natürlich! Ich bin Holly …"
Mit einer knappen Geste brachte er sie zum Schweigen. „Wer Sie sind, ist nicht wichtig." Er kniff die Augen zusammen und ließ langsam seinen Blick über sie gleiten. Zwar trug sie heute ihr bestes Kostüm, aber selbst das war schon mindestens fünf Jahre aus der Mode, immerhin aber schwarz und zweckdienlich. Und etwas anderes besaß sie nicht. Sie hob das Kinn, verwirrt über den merkwürdigen Verlauf, den dieses Treffen nahm. Sie wusste, eigentlich sollte sie ihn wegen seiner Unhöflichkeit zurechtweisen. Gleichzeitig war sie nicht bereit, deswegen alles aufs Spiel zu setzen.
„Drehen Sie sich herum", wies er sie an.
Hollys Wangen brannten, doch sie tat, was er verlangte, und drehte sich einmal im Kreis.
„Ja, sagte er zu einer Assistentin, die etwas abseits auf neue Anweisungen wartete. „Ich denke, mit ihr wird es gehen. Sagen Sie Bescheid, dass wir uns auf den Weg machen.
„Sofort, Sir", erwiderte die Frau, die eine Aura von kühler Effizienz ausstrahlte, und verschwand wieder in dem Büro, aus dem sie beide vorhin gekommen waren.
„Los geht’s", sagte Drago.
Holly konnte nur dastehen und ihm fassungslos nachstarren, unfähig, sich zu rühren.
Offenbar bemerkte er, dass sie ihm nicht folgte, denn er blieb stehen und wandte sich um. Er wirkte eher ungeduldig als ärgerlich, wobei sie befürchtete, dass sich das jeden Augenblick ändern konnte.
„Kommen Sie jetzt oder nicht?"
Holly hatte die Wahl. Sie konnte Nein sagen. Konnte ihm sagen, wie schrecklich unhöflich er sich ihr gegenüber verhielt. Und dass sie wegen eines Termins hergekommen war und nicht, um sich von oben herab behandeln, inspizieren und herumkommandieren zu lassen.
Oder sie konnte mit ihm gehen, herausfinden, was sein seltsames Verhalten zu bedeuten hatte, und die Gelegenheit nutzen, um ihm ihre Ideen schmackhaft zu machen. Die Tasche, die sie in den Händen hielt, fühlte sich warm an und verströmte den angenehmen Duft der Proben, die sie darin verstaut hatte. Es erinnerte sie an zu Hause, an ihre Großmutter und die vielen gemeinsamen Stunden, in denen sie davon geträumt hatten, mit ihren Parfums berühmt zu werden, anstatt ihre individuell hergestellten Düfte weiterhin nur an Freunde und Nachbarn zu verkaufen.
Sie hatte einen weiten Weg auf sich genommen, um diesen Mann zu treffen. All ihre Ersparnisse waren dafür draufgegangen, und sie besaß gerade noch genug, um das Hotel und die Heimfahrt zu bezahlen. Wenn sie diese Gelegenheit ungenutzt verstreichen ließ, verlor sie sehr viel mehr als nur Geld. Sie verlor ihren Traum. Grans Traum. Sie würde nach Hause zurückkehren und noch einmal ganz von vorn anfangen müssen.
Denn Gran war tot, und Holly konnte es sich nicht leisten, das Haus noch länger zu behalten. Außer es gelang ihr, Drago di Navarra davon zu überzeugen, dass sie etwas besaß, in das es sich zu investieren lohnte. Etwas, das es wert war, ein Risiko einzugehen.
Und sie würde alles tun, um diese Chance zu ergreifen.
„Ja, sagte sie und straffte die Schultern. „Ich komme.
Drago konnte ihre forschenden Blicke deutlich spüren. Er war daran gewöhnt, denn er wurde andauernd von Frauen angestarrt. Und es störte ihn nicht im Geringsten. Im Gegenteil. Es war sogar von Vorteil – vor allem in seinem Geschäft.
In einer Branche, in der es darum ging, Menschen zu verschönern, schadete es nicht, selbst ein attraktives Äußeres zu besitzen. Und schließlich konnte man ihm seine guten Gene kaum vorwerfen.
Er benutzte natürlich trotzdem Navarra-Produkte – Seife, Duftwasser, Hautpflege, Shampoo –, und versicherte stets jedem, der es hören wollte, dass sie ihm im hohen Maße zugutekamen.
Nun saß er mit einem Stapel Unterlagen in seiner Limousine und studierte die Zielgruppen-Analysen für die neueste Produktlinie, die NC diesen Herbst herausbringen würde. Er war zufrieden mit dem, was er sah.
Ausgesprochen zufrieden.
Ganz anders als mit der Modelagentur, die ihm dieses Mädchen geschickt hatte. Sie war das vierte Model, das er sich an diesem Vormittag angesehen hatte. Und obwohl es ihnen letztlich doch gelungen war, die richtige Kombination aus Unschuld und Sexappeal zu finden, die er sich für seine Werbekampagne vorgestellt hatte, ärgerte es ihn einfach, dass bis dahin vier Anläufe nötig gewesen waren.
Mit seinen Produkten verkaufte er das Versprechen von Frische und Jugendlichkeit. Etwas, das die meisten Models, mit denen er zu tun hatte, nicht mehr besaßen.
Die hier allerdings …
Er blickte auf und musterte sie abschätzend. Als sie errötend die Augen niederschlug, durchfuhr es ihn wie ein Blitz. Einen kurzen Moment lang fühlte er sich wie betäubt. Ihr Anblick löste etwas tief in seinem Inneren aus, und er spürte ein Ziehen in den Lenden, wie er es schon seit langer Zeit nicht mehr erlebt hatte.
Oh, er hatte Sex – und zwar nicht zu knapp. Aber irgendwie war es im Laufe der Zeit mehr und mehr zu etwas geworden, das man einfach tat. Doch es half ihm schon lange nicht mehr dabei, zu entspannen, oder den Alltag eine Weile hinter sich zu lassen.
Seine eigene Reaktion auf sie machte ihn neugierig. Erneut betrachtete er sie eindringlich. Ihr Kostüm war billig, stand ihr allerdings recht gut. Sie trug High Heels aus pinkfarbenem Wildleder. Brandneu, wie er feststellte, als sie die Beine verlagerte und er einen Blick unter die Sohle eines der Schuhe erhaschte. Das Preisschild klebte noch daran.
Überrascht neigte er seinen Kopf zur Seite.
$49.99.
Offensichtlich keine Jimmy Choos oder Manolo Blahniks. Gut, er hatte auch nicht erwartet, dass sie sündhaft teure Designerschuhe tragen würde. Trotzdem erstaunte es ihn, dass sie nicht ein wenig … herausgeputzter war.
Wobei er genau das im Grunde ja nicht wollte.
Dennoch. Sie arbeitete als Model für eine hoch angesehene New Yorker Agentur, da hatte er einfach angenommen, dass sie ein bisschen besser vorbereitet sein würde. Anderseits – vielleicht kam sie geradewegs vom Lande, und man hatte sie aus reiner Verzweiflung gleich zu ihm geschickt.
„Wie viele Jobs hatten Sie bisher eigentlich schon?", fragte er.
Sie schaute wieder zu ihm auf und blinzelte irritiert. Ihre Augen waren von einem strahlenden Blau, und ihr Haar besaß die außergewöhnlichste Schattierung von Rotblond, die er je gesehen hatte. Einige versprengte Sommersprossen zierten ihre helle Haut. Er musste daran denken, dem Fotografen zu sagen, dass er sie nicht wegretuschieren sollte. Sie trugen einiges zu ihrem frischen Look bei.
„Jobs?"
Drago unterdrückte einen Anflug von Ungeduld. „Modeljobs, cara."
Sie blinzelte erneut. „Oh, ich, äh …"
„Keine Sorge, ich werde Sie schon nicht wegschicken, bloß weil es Ihr erstes Mal ist, schnappte er. „Solange Sie vor der Kamera gut rüberkommen, ist mir alles andere vollkommen egal – und wenn Sie die sprichwörtliche Unschuld vom Lande wären.
Wieder errötete sie – dieses Mal jedoch reckte sie das Kinn, und ihre Augen schleuderten Blitze. Faszinierend, fand er. All die widersprüchlichen Emotionen, die sich in ihrer Miene widerspiegelten. Es schien fast so, als trüge sie einen Kampf mit sich selbst aus.
„Es gibt keinen Grund, unhöflich zu sein, schoss sie zurück. „Manieren schaden nie, egal ob man nun einen Dollar besitzt oder eine Million.
Drago fühlte den schier übermächtigen Drang, laut aufzulachen. Es war, als hätte ein harmloses Kätzchen plötzlich die Krallen ausgefahren. Und seltsamerweise bewirkte es, dass sich ein Teil der Anspannung, die er zuvor verspürt hatte, in Luft auflöste.
„Dann entschuldigen Sie bitte meine Unhöflichkeit", entgegnete er amüsiert.
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und bemühte sich, ernst dreinzublicken. „Nun ja, dann … vielen Dank."
Er legte seine Papiere auf dem Platz neben sich ab. „Sind Sie zum ersten Mal in New York?"
Sie befeuchtete ihre Unterlippe mit der Zunge, und es durchzuckte ihn wie ein Blitz. „Ja", antwortete sie.
„Und wo kommen Sie her?"
„Louisiana."
Er beugte sich zu ihr vor. Auf einmal war er sich ziemlich sicher, dass er die Aufnahmen, die er wollte, nur bekommen würde, wenn es ihm gelang, dass sie sich wohlfühlte. „Sie werden das schon machen, sagte er. „Seien Sie einfach Sie selbst, wenn Sie vor der Kamera stehen. Versuchen Sie nicht, glamourös zu wirken.
Sie blickte zur Seite. Ihre Finger spielten unruhig mit dem Saum ihrer Jacke. „Mr di Navarra …"
„Drago", entgegnete er.
Sie schaute wieder zu ihm auf. Besorgnis schimmerte in ihren blauen Augen. Mit einem Mal verspürte er das heftige Verlangen, sie zu küssen und ihre Besorgnis in etwas anderes zu verwandeln. Er schüttelte den Kopf. Wie absolut untypisch für ihn. Nicht, dass er nicht mit Models ausging – das tat er nämlich durchaus. Aber dieses hier entsprach absolut nicht seinem üblichen Beuteschema. Er bevorzugte einen vollkommen anderen Typ Frau – hochgewachsenen, elegant, kalt wie Eis.
Der Typ Frau, der ihn nicht an weltfremde Idealisten denken ließ, die blind irgendwelchen Träumen hinterherjagten – selbst dann noch, wenn diese Jagd begann, selbstzerstörerische Züge anzunehmen.
Frauen wie diese hier waren leicht zu beeinflussen, wenn sie in falsche Gesellschaft gerieten. Sein Beschützerinstinkt erwachte, und ein Teil von ihm wollte sie am liebsten zurück nach Louisiana schicken, noch ehe sie überhaupt vor die Kamera getreten war.
Sie sollte nach Hause gehen und aufhören, dem New Yorker Traum von Ruhm und Reichtum nachzujagen. Dieser konnte für sie nur in einer Enttäuschung enden. Es war lediglich eine Frage der Zeit, bis sie mit Drogen und Alkohol in Berührung kam und eine Essstörung entwickelte, weil irgendein idiotischer Modemensch ihr einredete, sie sei zu dick.
Aber bevor er irgendetwas von dem, was ihm durch den Kopf ging, in Worte fassen konnte, hielt der Wagen auch schon an. Augenblicklich wurde die Tür aufgerissen.
„Sir, Gott sei Dank!",