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Unsere letzte Chance
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Unsere letzte Chance

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About this ebook

Agent Night Walker ist fassungslos, Wie konnte Holly ihm nur verschweigen, dass die einen gemeinsamen Sohn haben? Erst nachdem der kleine Sky entführt wurde und sie Night um Hilfe bitten muss, gesteht Holly ihm die Folgen ihrer einzigen Liebesnacht. Dann ist auch Holly plötzlich verschwunden. Night gelingt es zwar, sie und das Baby aus den Fängen eines wahnsinnigen Arztes zu befreien. Doch Dr. Grace ist nicht der Einzige, der Holly verfolgt. Während einer dramatischen Flucht durch die Berge Colorados kommen Night und Holly sich wieder näher…

LanguageDeutsch
PublisherCORA Verlag
Release dateNov 8, 2017
ISBN9783733753962
Unsere letzte Chance
Author

Rita Herron

Schon im Alter von 12 schrieb Rita Herron ihre ersten Krimis. Doch sie wuchs in einer Kleinstadt auf – noch dazu in bescheidenen Verhältnissen – und konnte sich eigentlich nicht vorstellen, das „echte“ und einfache Leute wie sie Autoren werden könnten. So dauerte es viele Jahre, bis sie den Weg als Schriftstellerin einschlug. Zunächst arbeitete Rita 10 Jahre in einem Kindergarten. Die Welt der fantasievollen 5-jährigen mit Fingerfarbe, Puppenspiel und Geschichten erzählen weckten in ihr den Wunsch, mehr aus ihrer Kreativität zu machen. So begann sie zunächst, Kindergeschichten zu schreiben, die sie in Buchläden, Büchereien und Schulen aufführte. Als sie während der Ferien mit ihren drei gelangweilten Kindern konfrontiert war und kein vernünftiges Buch über Sommeraktivitäten für Kinder finden konnte, beschloss Rita, es selbst zu schreiben. Dieses „Sommerprojekt“ war ihr erstes Buch, das veröffentlicht wurde. Als Rita Herron dann schließlich ihren ersten Liebesroman las, war sie fasziniert. Sie verließ die Welt von Fingerfarbe, Puppenspiel und Kindergeschichten und widmete sich Romanen für Erwachsene. Seither hat sie 12 Romane veröffentlicht und sogar einen Preis für eines ihrer spannenden Romances erhalten. Rita Herron freut sich über Fanpost unter rbherron@bellsouth.com.

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    Book preview

    Unsere letzte Chance - Rita Herron

    IMPRESSUM

    Unsere letzte Chance erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

    © 2003 by Harlequin Books S.A.

    Originaltitel: „A Warrior‘s Mission"

    erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    © Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA LOVE & CRIME

    Band 16 - 2004 by CORA Verlag GmbH, Hamburg

    Übersetzung: Ralph Sander

    Umschlagsmotive: Olesya22, OSTILL / Getty Images

    Veröffentlicht im ePub Format in 11/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783733753962

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

    Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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    PROLOG

    Mitte Juli

    „Holly Langworthys drei Monate alter Sohn Schyler ist aus seinem Bett entführt worden." Colleen Wellesley ließ den Blick über ihre Agenten schweifen, die sich im geheimen Konferenzraum der Royal Flush versammelt hatten, einer gut zweieinhalbtausend Hektar großen Vieh- und Pferderanch, die als Tarnung für die Aktivitäten der Organisation Colorado Confidential diente.

    Zehn Jahre war es jetzt her, seit Colleen die Detektei ‚Investigations, Confidential and Undercover‘ – kurz ICU – gegründet hatte, die sich um vermisste Personen, Erpressungen und Entführungsfälle kümmerte. Vor sechs Monaten war ICU dann von Colorado Confidential engagiert worden, dem jüngsten Ableger der landesweit operierenden Organisation Confidential. Das ICU-Büro in Denver widmete sich zwar auch weiterhin der üblichen Detektivarbeit, aber durch die Verbindung zu Confidential machten verdeckte Ermittlungen für Regierungsbehörden inzwischen den Großteil der Aufträge aus.

    Überrascht blickte der Confidential-Agent Night Walker auf, als er Colleens Worte hörte. Holly Langworthy hatte ein Kind?

    Holly – die wunderschöne, attraktive und verwöhnte Tochter des ehemaligen Gouverneurs Samuel Langworthy? Holly – die bezaubernde Frau mit dem kastanienroten Haar, mit der er eine leidenschaftliche Nacht verbracht hatte, ehe ihr Vater ihn aus dem Haus geworfen und ihm verboten hatte, sich auf seinem Anwesen je wieder blicken zu lassen?

    „Darf ich vorstellen? Mein Bruder Michael, fuhr Colleen fort. „Ich habe ihn gebeten, heute anwesend zu sein, damit er uns den momentanen Stand der Lage berichten kann.

    Night hörte kaum, wie Colleen Michael mit den Anwesenden bekannt machte. Seine Gedanken kreisten noch immer um das, was Colleen soeben über Holly Langworthy gesagt hatte. Wusste sie von seiner Beziehung zur Tochter des Gouverneurs? Waren die anderen Agenten eingeweiht?

    Was hatte es mit dem Kind auf sich?

    Die Minen der ihm gegenübersitzenden Confidential-Agenten Fiona Clark und Shawn Jameson verrieten ihm nicht, was sie dachten.

    „Die Öffentlichkeit wusste bislang nichts von der Existenz des Kindes, erklärte Colleen. „Es befand sich seit seiner Geburt vor drei Monaten in der Obhut der Mutter auf dem Anwesen der Langworthys in Denver. Hollys Vater Samuel Langworthy mutmaßt, die Entführung könnte im Zusammenhang mit den anstehenden Gouverneurswahlen stehen, fuhr sie fort. „Nachdem die Medien jetzt von dem Kind wissen, ist das natürlich im Moment die wichtigste Meldung."

    Kein Wunder. Der Ex-Gouverneur war vielfacher Millionär, und sein Sohn Joshua galt als aussichtsreichster Kandidat bei den kommenden Wahlen. Doch Nights Gedanken drehten sich in erster Linie um das entführte Baby, das möglicherweise sein Kind war. Aber warum schien Holly Langworthy es nicht für nötig befunden zu haben, ihm davon zu berichten?

    Night konnte es noch immer nicht richtig fassen. Womöglich war er Vater eines Sohnes! Mit halsbrecherischem Tempo fuhr er von der zwischen Fairplay und Garo gelegenen Ranch Royal Flush nach Denver zum Haus der Langworthys.

    Er selbst war sehr jung gewesen, als er seinen Vater verlor. Seine weiße Mutter hatte ihn daraufhin allein aufziehen müssen. Er wuchs in einer Welt auf, die für ein Cheyenne-Halbblut nicht viel übrig hatte. Schließlich war sie mit ihm in ein Reservat übergesiedelt, da sie hoffte, die Menschen dort würden ihn mit offenen Armen empfangen. Doch Night hatte sich inmitten der Nachfahren der amerikanischen Ureinwohner genauso allein gefühlt wie in der Welt, aus der seine Mutter stammte.

    Niemals hätte er damit gerechnet, eine eigene Familie zu haben. Seit dem frühen Tod seines Vaters glaubte er, Liebe sei immer nur mit Schmerz verbunden – insbesondere, wenn es eine zwischen Angehörigen verschiedener Kulturen war.

    Diese eine Nacht mit Holly hatte er aber nicht vergessen können. Er wollte sie wiedersehen, sie berühren, auch wenn er wusste, dass eine Beziehung mit ihr niemals von Dauer sein könnte. Hatte sie seinen Sohn zur Welt gebracht? Würde er dasselbe Schicksal wie Night erleiden, denn er war auch zum Teil ein Cheyenne, zum anderen Teil ein Weißer?

    Rasch unterbrach sich Night in seinen Gedanken, um sich die Fakten in Erinnerung zu rufen, die bislang über die Entführung bekannt waren. Colleen zufolge war Holly völlig aufgelöst und hatte seit der Entführung die Medien gemieden. Die Langworthys spekulierten, Gouverneur Todd Houghton und dessen Busenfreund Senator Franklin Gettys könnten die Drahtzieher sein, um auf diese Weise die Wahlkampagne von Hollys Bruder Joshua zu stören. Houghton seinerseits unterstellte den Langworthys, die Entführung selbst inszeniert zu haben, um Mitleid in der Öffentlichkeit zu wecken, damit die Gunst der Wähler auf Joshuas Seite war.

    Beide Versionen klangen überzeugend und widerten Night gleichermaßen an.

    Die Polizei rätselte immer noch, wie das Verbrechen ausgeführt worden sein konnte. Wie war es dem Kidnapper gelungen, auf das Langworthy-Anwesen vorzudringen? Night wusste, dass die Sicherheitsvorkehrungen nahezu perfekt waren, denn er selbst hatte vor einem Jahr ihren Einbau veranlasst. Gab es möglicherweise einen Verräter im Haus, der dem Entführer Zutritt verschafft hatte?

    Man hatte im Kinderzimmer Fasern von Merino-Schafwolle, Reste von Eierschalen und Erde gefunden, die aus dem Südosten Colorados stammte. Nights Kollegin Fiona war auf Gouverneur Houghton und Senator Gettys‘ Ex-Frau Helen angesetzt worden, während Colleens Bruder Michael die Schaffarm überprüfte, an der die Gettys beteiligt waren – und Night sollte sich um Holly kümmern.

    Ja, dies würde er tun, aber da waren noch einige Fragen, auf die er Antworten verlangte. Und wenn sie in irgendeiner Weise an einer inszenierten Entführung beteiligt war und sich der Junge tatsächlich als sein Sohn entpuppte, dann …

    Der Zorn über die Erkenntnis, er könnte Vater sein und davon bis heute nichts gewusst haben, war weitaus stärker als sein Verlangen nach Holly. In ihm war ein Beschützerinstinkt geweckt worden, wie er ihn noch nie verspürt hatte. Der Gedanke, ein Kind könnte als Schachfigur in einer schäbigen politischen Intrige benutzt werden, machte ihn krank – ganz zu schweigen von der Vorstellung, es könnte sich dabei um sein eigenes handeln.

    Night nahm von Denver kaum etwas wahr, als er in Richtung Capitol Hill fuhr. Wie im Schlaf erreichte er das Langworthy-Anwesen und nannte an der mit einem massiven Gitter gesicherten Einfahrt seinen Namen. Er rechnete damit, dass der Ex-Gouverneur auf dem Hausverbot pochte, das er ihm vor einem Jahr erteilt hatte, doch nach wenigen Augenblicken ertönte aus der Sprechanlage ein „Okay", dann öffnete sich das Tor. So wie Colleen es ihm zugesichert hatte, konnte er das Grundstück ungehindert betreten. Offenbar war Langworthy die Hilfe von ICU so wichtig, dass er dafür sogar Nights Anwesenheit in Kauf nahm. Aufgewühlt von heftigen Emotionen fuhr er die lange Auffahrt zum Haus hinauf.

    Als er vor dem imposanten Haus angekommen war, griff er mit zitternden Händen die Aufnahme von Hollys Sohn aus der Tasche, welche Colleen ihm gegeben hatte. Die Langworthys waren mit der Veröffentlichung des Fotos einverstanden gewesen, weil sie sich aus der Öffentlichkeit einen Hinweis auf den Verbleib des drei Monate alten Kindes erhofften.

    In eine Decke gehüllt lag der pausbäckige kleine Junge in seinem Bettchen. Night betrachtete das Baby, das schwarze Haare hatte. Die Augenfarbe war auf dem Foto jedoch nicht zu erkennen.

    Hatte der Kleine Nights braune oder die strahlend grünen Augen seiner Mutter?

    Beim Gedanken an Holly fühlte er einen stechenden Schmerz in seiner Brust. Die Zeitungen waren in den letzten Monaten voller Fotos gewesen, die sie mit ihrem aktuellen Freund zeigten: Carlton Sanders – einem Mann, der für Joshua Langworthy arbeitete, und scheinbar alles verkörperte, was dem Status einer Holly Langworthy angemessen war. War womöglich Carlton Sanders der Vater des Kindes?

    Seine Finger strichen über die Kette mit geschnitzten Steinen, die er um seinen Hals trug, ein Symbol für seine Herkunft, das ihn immer wieder mit Stolz erfüllte. Wenn Holly und er ein gemeinsames Kind hatten, dann wollte er ihm die Kette schenken, die für den Namen Walker stand.

    Das imposante, im viktorianischen Stil erbaute Herrenhaus war hell erleuchtet. Als Night nach oben blickte und das Fenster von Hollys Zimmer sah, überwältigten ihn seine Erinnerungen. Er dachte an den ersten Abend, als er in diesem Haus seine Arbeit als Wachmann aufgenommen hatte; an seine Bewunderung für Samuel Langworthy und alles, was seine Vorfahren für Colorado getan hatten; an die Anziehungskraft, die Langworthys Tochter Holly auf ihn ausübte.

    Als er sie das erste Mal sah, hatte er bereits gespürt, dass eine echte Beziehung zwischen ihnen niemals möglich sein konnte.

    Sie war reich und verwöhnt. Wenn sie mit ihm flirtete, kam sie ihm wie eine trotzige kleine Prinzessin vor, die ihren Vater ärgern wollte, indem sie sich mit einem simplen Wachmann vergnügte, der zudem noch ein Halbblut war. Doch ihre weibliche Raffinesse war fast unwiderstehlich gewesen. Dennoch hatte er sich ihr anfangs entziehen können. Dutzende Male konnte er ihren eindeutigen Avancen ausweichen, doch schließlich war er schwach geworden. Er hatte ihr die Legende von ‚Lilians Sprung‘ erzählt, eine romantische Geschichte über seine indianischen Vorfahren North und Lily, die sich aus einer lebensgefährlichen Situation retteten, indem sie von einer Klippe den Sprung in den schier sicheren Tod wagten, dann aber auf einem verborgenen Felsvorsprung landeten, von dem sie gefahrlos in den darunter verlaufenden Fluss gelangen konnten. Hollys Leidenschaft und jugendlicher Sinn für Romantik hatten etwas in ihm berührt und waren Balsam für seine abgestumpfte Seele gewesen.

    Und dann hatte sie auf einmal mit ihrer zierlichen Hand sein Gesicht berührt, war nach unten zu seiner Brust und dann noch weiter abwärts gewandert. Schließlich hatte sie ihm tief in die Augen gesehen und ihn angefleht, mit ihr zu schlafen. Selbst in dieser Situation war er stark genug gewesen, ihr zu widerstehen, doch als ihre Lippen seine berührten und ihn mit ihrem unstillbaren Verlangen quälten, hatte er jegliche Selbstbeherrschung verloren und mit ihr geschlafen.

    Die Leidenschaft war hitziger gewesen als alles, was er bis dahin erlebt hatte. Hollys Körper war wie eine Zuflucht inmitten einer korrupten Welt gewesen, ihre Unschuld war so reizend, dass sie etwas Erotisches, Urtümliches besaß. Am liebsten hätte er niemals aufgehört, sie mit seinem Körper zu lieben.

    Und doch hatte er sie verlassen müssen, nachdem sie von Hollys Vater zusammen erwischt worden waren. Die Erinnerung an jenen Moment war in sein Gedächtnis eingebrannt und schmerzte auch jetzt noch. Night war für ihn kaum mehr als ein Lohnarbeiter, gerade gut genug, die kostbare Tochter des Ex-Gouverneurs zu beschützen. Doch sonst hatte sie für ihn tabu zu sein.

    Samuel hatte ihn rausgeworfen und ihm verboten, sein Haus jemals wieder zu betreten. Die Drohung, er werde ihm sonst sein Leben ruinieren, hatte Night auf drastische Weise daran erinnert, welche Macht und welchen Einfluss der Mann besaß. Er war schon früher mit Menschen dieses Schlages in Berührung gekommen – insbesondere nach den Anschuldigungen, die Charity Carmichael gegen ihn erhoben hatte –, doch diesmal wusste Night, dass Langworthy recht hatte. Für ihn und Holly gab es keine gemeinsame Zukunft. Sie war die Erbin einer der wichtigsten Familien in Colorado, während er ein unbedeutender Mann war, der nur sich und seinen Job hatte. Es war ihm damals nichts anderes übrig geblieben, als zu gehorchen. Wenn er von den Träumen absah, in denen er bei ihr lag und sich ihre hitzigen, schweißnassen Körper aneinander schmiegten, hatte er nie wieder zurückgeblickt.

    Bis zu diesem Augenblick.

    Ein Stich ging durch Nights Brust, als er die Wagentür öffnete. Es roch nach frisch gemähtem Rasen und nach Wohlstand. Aber er war als Agent hergekommen, um ein Verbrechen aufzuklären, nicht als Hollys Geliebter oder Vater ihres Kindes.

    Holly saß in ihrem Schlafzimmer, als plötzlich ein heftiger, lauter Wortwechsel im Parterre sie aufzuschrecken ließ. Sie erkannte die zurückhaltende Stimme der Haushälterin, ihren Vater, der jemanden wütend aufforderte, sofort das Haus zu verlassen, und ihre Mutter, die ihren Vater schluchzend bat, er solle doch erst mal zuhören – sowie einen Mann, der in wütendem Tonfall verlangte, Holly zu sehen.

    „Ich bin in offiziellem Auftrag hier, um mich mit der Entführung Ihres Enkels zu befassen, Mr. Langworthy, sagte der Mann so frostig, dass Holly eine Gänsehaut über den Rücken lief. „Und ich werde erst wieder gehen, wenn ich Ihre Tochter gesprochen habe.

    „Ich hatte einen anderen ICU-Agenten erwartet, nicht Sie!", erwiderte ihr Vater lautstark.

    „Unsere anderen Agenten arbeiten in anderen Funktionen an dem Fall. Colleen hat mich hergeschickt."

    Hollys Herz begann zu rasen, als sie erkannte, wem diese vertraute Stimme gehörte.

    Night Walker war endlich zurück!

    Sie hatte längst damit gerechnet. Sie wusste, früher oder später würde der Augenblick kommen, da sie ihm gegenübertreten musste – der Augenblick, den sie mehr fürchtete als alles andere.

    Niemals würde er sie verstehen oder ihr verzeihen.

    Eine zitternde Hand lag auf ihrem seit Monaten wieder flachen Bauch, mit der anderen hielt sie Skys Stoffhasen an sich gedrückt, der noch nach Babypuder und der zarten Haut ihres Sohnes roch. Dieser Duft allein genügte, um sie in Tränen ausbrechen zu lassen.

    Sie hatte schon viele Tränen vergossen, doch das änderte nichts an den Tatsachen – Sky blieb verschwunden. Niemand hatte ihn ihr zurückbringen können, weder ihr Vater noch die Polizei.

    Vielleicht würde ja Night etwas erreichen.

    Gerade wollte sie aus dem Zimmer gehen, als die Tür aufging und Night hereingestürmt kam, dicht gefolgt von ihrem Vater, den ihre Mutter vergeblich aufzuhalten versuchte.

    Die meisten Leute hielten Celia Langworthy für eine zarte, zerbrechliche Frau, die tat, was ihr Mann sagte, doch Holly wusste es besser. Celia war klug und stand zu ihrer Familie. Sie tat alles für ihren Mann, weil sie ihn liebte – aber die Liebe zu ihren Kindern und ihrem Enkel war ebenso groß.

    „Samuel, wir dürfen nichts unversucht lassen, um das Baby zu finden", redete sie auf ihn ein.

    Als Holly Nights Gesicht betrachtete, musste sie an jene Nacht vor einem Jahr zurückdenken, als er ihre Unschuld genommen hatte – und sie schwanger geworden war.

    Seine hohen Wangenknochen und die dunkle Hautfarbe zeugten von seiner Cheyenne-Abstammung. Das pechschwarze Haar reichte ihm bis zum Hemdkragen und weckte in ihr den Wunsch, mit ihren Fingern hindurchzufahren. Doch als sie in seine goldbraunen Augen sah, entdeckte sie nichts von dem Verlangen jener Nacht. Stattdessen warf er ihr einen vorwurfsvollen Blick zu.

    Als sie Night Walker zum ersten Mal begegnet war, hatte der Nachfahre der amerikanischen Ureinwohner sie sofort in seinen Bann geschlagen. Er war ein seelenvolles Wesen, ein Geschöpf der Schatten. Ein Einzelgänger, der sich auf seine ganz eigene Weise in der Welt zurechtfand und niemanden an sich heranließ.

    Wie dumm sie doch gewesen war, dass sie geglaubt hatte, ihre Leidenschaft sei das Einzige, was zählte, und würde genügen, um diese unsichtbare Mauer niederzureißen, die er um sich herum errichtet hatte.

    Doch als er aus ihrem Leben verschwand und nicht wiederkehrte, war sie rasch erwachsen geworden – erst recht, als sie von ihrer Schwangerschaft erfuhr.

    „Ich ermittle in der Entführung, sagte er, ohne sie zu begrüßen. „ICU hat mich geschickt.

    Samuel räusperte sich. „Ich will nicht, dass Sie an diesem Fall arbeiten."

    „Das haben nicht Sie zu entscheiden", gab Night zurück, während er ihm einen Blick zuwarf. Für einen Moment schauten sie sich wie zwei wilde Bestien an, die jede Sekunde übereinander herfallen würden.

    Holly verschränkte ihre Arme und drückte sie gegen ihren Bauch, um das Zittern zu unterdrücken. Seit Skys Entführung verhielt sich ihr Vater sonderbar. Sie war sicher, dass er ihr etwas verheimlichte. Wollte er sie vielleicht beschützen? Ihr jedoch war es egal, wem er den Fall anvertrauen wollte.

    Es war allein wichtig, dass ihr Baby gefunden wurde.

    „Daddy, lass mich mit ihm reden."

    „Ja, stimmte Celia zu und zog ihren Mann zur Tür. „Vielleicht kann er helfen.

    „Dann gehen wir in mein Büro", erklärte Samuel.

    „Nein, ich möchte mit Holly unter vier Augen reden", entgegnete Night bestimmt.

    Energisch schüttelte er den Kopf. „Das

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