Verlangen, stärker als die Vernunft
By Joss Wood
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About this ebook
Reisejournalistin Tate Harper ist fassungslos: Ihre Schwester hat ihr Baby zurückgelassen, und Tate ist plötzlich für ihre kleine Nichte verantwortlich! In ihrer Not wendet Tate sich an Linc Ballantyne, der einen gemeinsamen Sohn mit ihrer Schwester hat. Linc ist nicht nur durch und durch Familienmensch, sondern auch unverschämt sexy. Und er ist bereit, Tate zu helfen, wenn sie bei ihm einzieht und die neue Nanny wird. Ein gefährliches Angebot - denn der begehrte Milliardär löst bei Tate verbotene Gefühle aus …
Joss Wood
Schon mit acht Jahren schrieb Joss Wood ihr erstes Buch und hat danach eigentlich nie mehr damit aufgehört. Der Leidenschaft, die sie verspürt, wenn sie ihre Geschichten schwarz auf weiß entstehen lässt, kommt nur ihre Liebe zum Lesen gleich. Und ihre Freude an Reisen, auf denen sie, mit dem Rucksack auf dem Rücken, abenteuerliche Ziele in Südafrika, Europa und Amerika besucht. Beim Schreiben taucht sie ganz in ihre Geschichte ein, verliebt sich auch heute noch in die Helden ihrer Romane und flirtet beim Schreiben mit ihnen. Wenn Joss Wood nicht gerade schreibt, oder sich um ihre Kinder kümmert, nutzt sie ihre Erfahrungen in Business und Marketing, um mit Hilfe einer ehrenamtlichen Organisation, die Wirtschaft ihres Heimatstädtchens an der Ostküste Südafrikas anzukurbeln. Umgeben von Farmen und einer atemberaubenden Berglandschaft, gehört die Gesellschaft von wilden Steppentieren vor der Haustür genauso zu ihrem glücklichen und etwas chaotischen Leben, wie ihre Familie, Freunde und natürlich ihre Bücher.
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Book preview
Verlangen, stärker als die Vernunft - Joss Wood
IMPRESSUM
BACCARA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2017 by Joss Wood
Originaltitel: „The CEO’s Nanny Affair"
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
in der Reihe: DESIRE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA
Band 2029 - 2018 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
Übersetzung: Maike Claußnitzer
Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 05/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733720773
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Tate Harper hatte in Thailand frittierte Heuschrecken gegessen und in Peru Meerschweinchen probiert. Sie hatte sich in Costa Rica im Dschungel verirrt und in einer Kaschemme in einer Favela in Rio die Nacht durchgetanzt. Überall auf der Welt hatten reiche wie arme Männer ihr unmoralische Angebote gemacht. Als Moderatorin einer Reisesendung über die Küche exotischer Kulturen hatte sie schon viele ungewöhnliche Situationen erlebt.
Aber nichts machte ihr das Herz so schwer, wie sich mit Kari zu treffen.
Tate presste sich die Faust auf die Brust und packte den Türgriff des Diners. Es war ein Mittwochnachmittag im Januar, und sie war erst heute Morgen um sechs Uhr auf dem Flughafen JFK gelandet. Am Vormittag hatte sie mit dem Produzenten des Reisesenders, für den sie arbeitete, über Optionen für eine neue Serie gesprochen. Jetzt war sie mental und körperlich erschöpft. Sie hatte einfach nicht die Energie, sich mit ihrer älteren, aber immer noch kindischen Cousine abzugeben.
Mit ihrer Adoptivschwester. Was auch immer Kari war.
Nicht zum ersten Mal wünschte Tate sich, dass Kari und sie ein engeres Verhältnis hätten und beste Freundinnen wären. Aber obwohl sie im selben Haus gelebt hatten, seit Tate acht Jahre alt gewesen war, hatten sie sich nie gut verstanden.
Der vertraute Groll ließ Tate flau im Magen werden. Sie sah die schneebedeckte Straße hinunter und dachte daran, einfach wieder zu gehen. Ihr Leben war ohne Kari viel einfacher.
Sie schüttelte den Kopf. Nein, sie war nicht abgebrüht genug, Karis Bitte um ein Treffen abzulehnen. Obwohl sie wusste, dass sie riskierte, wieder einmal enttäuscht zu werden, hoffte ein Teil von ihr immer noch, dass sie zu einer Familie werden konnten.
Resigniert öffnete sie die Tür und tauchte in die Wärme des Diners ein. Sie zog die Jacke aus, nahm die weinrote Baskenmütze ab und sah sich nach Kari um.
Weil ihre Mütter eineiige Zwillinge gewesen waren, sahen sie sich ähnlicher als Schwestern. Sie hatten beide Locken im Farbton zwischen Hellbraun und Dunkelblond und den gleichen schlanken Körperbau. Aber bei ihrer letzten Begegnung hatte Kari platinblond gefärbte Haare gehabt und war die stolze Besitzerin größerer Brüste gewesen. Das Geld dafür musste sie irgendwem abgeschwatzt haben, wahrscheinlich einem ihrer Geliebten. Sie hatten beide volle Lippen und hohe Wangenknochen, aber Kari hatte die leuchtend blauen Augen ihrer Mutter geerbt, während Tate die cognacfarbenen Augen und die gerade Nase von ihrem Großvater hatte.
Da sie Kari nicht sah, machte Tate eine Kellnerin auf sich aufmerksam. „Entschuldigen Sie bitte, ich suche nach einer Frau, die mir sehr ähnlich sieht. In ihrer SMS stand, dass sie hier auf mich wartet."
Die Kellnerin nickte. „Sie sitzt da drüben in der Nische. Ich glaube, sie ist gerade in die Waschräume gegangen. Nehmen Sie Platz, sie kommt bestimmt gleich wieder."
Tate bedankte sich und ging zu der leeren Nische. Ihr fiel ein niedliches Baby auf. Es schlief tief und fest in einem Buggy zwischen der Nische und dem Nebentisch, an dem ein Pärchen saß. Tate fand, dass das Baby den Hauptgewinn in der genetischen Lotterie gezogen hatte: Es war die ideale Mischung aus seinem gutaussehenden afroamerikanischen Vater und seiner nordeuropäischen Mutter.
Tate setzte sich und nickte, als ihr Kaffee angeboten wurde. Ja, verdammt, sie wollte Kaffee. Sie wollte die eiskalten Hände um einen warmen Becher legen, aus dem Fenster sehen und sich freuen, nicht mehr im Schneeregen zu stehen. Es war Jahre her, dass sie im Winter in der Stadt gewesen war, und sie hatte vergessen, wie erbärmlich das Wetter sein konnte.
Neben ihr schrammten Stühle über den Boden. Tate drehte sich um und sah, wie der schöne Mann und seine blonde Partnerin aufstanden und Mäntel und Einkaufstüten an sich nahmen. Ihr intimes Lächeln und ihre leidenschaftlichen Blicke zeugten von ihrer engen Bindung. Tate rümpfte die Nase, als Eifersucht sie durchzuckte.
Bisher hatte noch kein Mann sie so angesehen, als wäre sie der Grund dafür, dass die Erde sich drehte, dass der Mond die Gezeiten anzog und dass die Sonne schien.
Du willst dieses Spiel doch gar nicht mitspielen, rief sie sich schnell ins Gedächtnis. Du hast dich für Unabhängigkeit, Freiheit und ein Leben ohne Bindungen entschieden.
Diese Entscheidung schenkte ihr emotionale Sicherheit.
Und leider auch das Liebesleben einer Nonne.
Das hieß aber nicht, dass sie einen Männerhintern in eng anliegenden Jeans nicht bewundern konnte. Der Anblick war so schön, dass Tate eine Weile brauchte, um zu merken, dass die beiden gingen. Sie entdeckte das Baby, das immer noch im Buggy schlief, und sprang auf. „Halt, warten Sie!"
Das Paar drehte sich um.
Tate zeigte auf den Buggy. „Ihr Baby! Sie haben ihre Tochter vergessen."
Beide runzelten die Stirn und sahen sie an, als wäre sie verrückt. „Das ist nicht unser Baby. Die Dame, die dort bei Ihnen gesessen hat, ist mit dem Baby gekommen", erklärte der attraktive Mann.
Was?
Tate fing den Blick der Kellnerin auf und spürte, wie ihr das Blut in den Adern gefror. „Wer ist mit diesem Baby gekommen?"
Sie fing sich erneut einen erstaunten Blick samt hochgezogener Augenbrauen ein. „Die Frau, nach der Sie gefragt haben. Die, die wie Sie aussieht. Sie ist mit der süßen Kleinen gekommen."
Oh Gott, oh Gott, oh Gott.
Tate rang nach Luft. Sie schaffte es, sich lange genug zusammenzureißen, um die Kellnerin zu fragen, ob sie in den Waschräumen nachsehen könnte, ob Kari noch da war. Tates Blick huschte zwischen dem schlafenden Baby und dem Flur zu den Waschräumen hin und her. Als die Kellnerin zurückkehrte, sich auf die Lippen biss und den Kopf schüttelte, begann Tate zu zittern.
Déjà-vu, dachte sie. Sie wusste ohne den geringsten Zweifel, dass Kari sich hinter ihrem Rücken aus dem Diner geschlichen hatte.
Kari, bitte nicht … Lass nicht noch eines deiner Kinder im Stich. Komm zurück, präsentier mir eine schwache Ausrede, dann tun wir so, als wäre das nie passiert. Aber geh nicht weg. Bitte bestätige nicht meine schlimmsten Befürchtungen.
Tate drehte sich um, sah zur Tür und wartete darauf, dass sie aufschwingen würde, wartete darauf, dass die Welt aufhören würde, zu schwanken. Eine Minute verging, dann noch eine. Sie seufzte und drehte sich wieder um. Als sie spürte, dass ihre Wangen feucht waren, wischte sie sich die Tränen ab und blinzelte verzweifelt. Sie würde nicht weinen, sie würde nicht zusammenbrechen. Tate holte tief Luft, um sich zu beruhigen, sah noch einmal nervös zur Tür und hoffte auf ein Wunder.
Nach zehn Minuten, in denen kein einziges Wunder geschah, ließ ihr Schock allmählich nach. Sie bekam wieder Luft, und der Nebel in ihrem Gehirn lichtete sich. Denk nach! Dieses Kind war ihre Nichte, und sie war für sie verantwortlich. So gern sie auch weggelaufen wäre, die Mutter des Babys war bereits aus dem Diner geflüchtet, und es einfach hierzulassen, kam nicht infrage.
Kari war verschwunden … Was nun? Tate sah nach unten und entdeckte eine Windeltasche unter dem Buggy. Sie zog sich die Tasche auf den Schoß, ließ die Arme darauf ruhen und versuchte, ihre Panik zu unterdrücken. Sie starrte das schlafende Kind an.
Sie sieht aus wie ein Engel, dachte sie wehmütig. Es war das einzige Wort, das passte. Die Haut des kleinen Mädchens war karamellfarben. Zarte kaffeebraune Löckchen bedeckten ihren Kopf. Ihre runden Wangen waren absolut perfekt. Das Baby hatte den breiten Harper-Mund und das spitze Kinn.
Tate öffnete die Windeltasche und warf einen Blick hinein. Sie entdeckte einen braunen Briefumschlag, öffnete ihn mit zitternden Fingern, zog die Papiere heraus und blätterte sie langsam durch: Impfbescheinigungen, medizinische Unterlagen, eine Geburtsurkunde, laut der es sich bei dem Baby um Ellie Harper handelte, Mutter: Kari Harper, Vater: unbekannt.
Mein Gott, Kari. Wie konnte es sein, dass sie nicht wusste, wer der Vater war? Oder wusste sie es und wollte es nicht sagen? Das letzte Stück Papier war ein Brief in Karis unordentlicher Handschrift:
Tate,
ich weiß, was du glaubst, und kann es dir nicht verdenken. Das hier sieht schlimm aus. Es ist auch schlimm. Du musst Ellie nehmen. Es ist etwas passiert, und ich kann sie nicht behalten. Dir wird schon etwas einfallen. Wenn du dich aufregst, und das tust du bestimmt, dann ruf Linc Ballantyne an, den Vater deines Neffen. Seine Telefonnummer steht unten. Ellie ist Shaws Halbschwester. Linc hilft dir sicher.
Ich weiß, dass du es mir nicht glauben wirst, aber ich habe sie lieb.
K.
Ohne den Blick von dem Brief zu wenden, zog Tate ihr Smartphone aus der Tasche. Sie fühlte sich, als würde ein Sumo-Ringer auf ihrer Brust sitzen. Sie wählte die Nummer und hielt den Atem an, während sie den kleinen Bildschirm anstarrte.
Was tat sie hier bloß? Linc Ballantynes Verbindung zu Ellie war bestenfalls schwach – er war Karis Ex-Verlobter und der Vater des jetzt vierjährigen Sohns, den sie im Stich gelassen hatte. Linc hatte vor vier Jahren Ähnliches erlebt wie sie jetzt, und vielleicht konnte er ihr helfen, Karis verrücktes Verhalten zu verstehen. Tate bat nicht gern um Hilfe, aber in dieser verzweifelten Situation musste sie ihren Stolz herunterschlucken.
Tate hob das Handy ans Ohr und lauschte. Sie wurde von einem Ballantyne-Angestellten zum nächsten durchgestellt, bevor eine tiefe Männerstimme ihr einen knappen Gruß ins Ohr murmelte. In dem Moment, als sie Linc Ballantynes sexy Stimme hörte, öffnete Ellie die Augen, und Tate war von dem leuchtenden Kobaltblau verblüfft.
Karis Augen …
„Hier ist Tate Harper, Karis Schwester. Ich habe ein großes Problem. Können wir uns treffen?"
Manchmal bereitete es Linc Ballantyne Kopfschmerzen, ein milliardenschweres Unternehmen zu führen. In letzter Zeit nicht nur manchmal. Er brauchte Aspirin. Linc ging in das Büro hinüber, das zwischen seinem eigenen und dem seines Bruders Beck lag, und holte das Aspirin aus der obersten Schublade des Schreibtischs. Die besorgte Miene der Vorstandsassistentin Amy ignorierte er. Er warf sich zwei Tabletten in den Mund und schluckte sie. An den bitteren Geschmack war er gewöhnt.
Amy klemmte sich das Telefon zwischen Ohr und Schulter und langte über ihren Schreibtisch, um Linc eine ungeöffnete Wasserflasche zuzuwerfen. Er fing sie auf und öffnete den Verschluss. Als er einen Blick durch die Glaswand warf, sah er seine immer noch schlanke und attraktive Mutter den Flur entlangkommen und dankte stumm den höheren Mächten, die sie in Connor Ballantynes Arme getrieben hatten.
Nun ja, nicht in seine Arme – soweit er wusste, hatten seine Mom und Connor nie eine Liebesbeziehung gehabt. Aber zumindest in sein Haus. Der Tag, an dem er in das Sandsteinhaus mit dem Spitznamen „die Bude" gezogen war und die Kinder kennengelernt hatte, die später seine Geschwister geworden waren, war der schönste in Lincs Leben gewesen. Der Tag, an dem Connor gestorben war, der schlimmste.
Er ging durchs Büro, um Jo die Tür zu öffnen, und küsste sie auf die Wange. „Hi."
„Hallo, mein Schatz, antwortete Jo. Ihre Augen waren grau wie seine, aber ihre sahen nach der Farbe eines sanften Regens aus, während seine einen dunkleren und härteren Granitton hatten. „Es tut mir leid, ohne Vorwarnung bei dir hereinzuschneien.
„Das ist kein Problem", versicherte Linc.
Jo begrüßte Amy und deutete dann auf sein Büro. „Hast du eine Minute Zeit für mich?"
„Immer."
In seinem Büro setzte Jo sich hin, während er sich an die Schreibtischkante lehnte und die Arme vor der Brust verschränkte. Er spürte das Brennen in seinem Bizeps. Gestern Abend hatte er sein nächtliches Workout in Rekordzeit erledigt, weil er gehofft hatte, dass der Sport dafür