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Hochzeit auf Baincroft Castle
Hochzeit auf Baincroft Castle
Hochzeit auf Baincroft Castle
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Hochzeit auf Baincroft Castle

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About this ebook

Freudig vernimmt der tapfere Edouard Gillet, dass Anne of Baincroft endlich zur Ehe mit ihm bereit ist. Seit sein Blick auf die schottische Schönheit gefallen ist, brennt er vor Begehren nach ihr! Er ahnt nicht, dass seine bezaubernde Braut ein Geheimnis hat, das sie auch nach der Hochzeit um jeden Preis vor ihm bewahren will …

LanguageDeutsch
PublisherCORA Verlag
Release dateAug 1, 2015
ISBN9783733765132
Hochzeit auf Baincroft Castle
Author

Lyn Stone

Lyns Ausflug in die Romanliteratur begann in den 90-ern. Am Valentinstag des Jahres 1996 unterschrieb sie ihren ersten Vertrag mit dem kanadischen Verlag Harlequin. “Blumen, Süßigkeiten, Küsse und auch noch ein Buchverkauf! Es wird nie wieder so einen Tag wie diesen geben!“sagt sie begeistert! Lyn studierte Kunst und arbeitete in Europa, wo sie viele der Schauplätze aufsuchte, die heute in ihren historischen Romanen auftauchen. Zu der Zeit malte sie die historischen Sehenswürdigkeiten, die sie auf ihren Reisen besichtigte, und verkaufte die Gemälde. Zeitweise verdiente sie sich ihren Lebensunterhalt als Designerin von Buchcovern, bis sie die Seiten wechselte und nicht mehr die Cover gestaltete, sondern die Romane verfasste, da sie förmlich süchtig nach den Geschichten zwischen zwei Buchdeckeln war... „Selbst zu schreiben war definitiv eine meiner besten Entscheidungen“, bekennt sie. Heute leben sie und ihr Mann in North Alabama in der Nähe ihrer beiden Kinder und vier Enkel, die einen großen Beitrag zu ihrer Arbeit leisten, indem sie sich z. B. an der Recherche für ihre Romane beteiligen, und außerdem eine unerschöpfliche Inspirationsquelle für die Personen in ihren Romane sind.

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    Hochzeit auf Baincroft Castle - Lyn Stone

    Lyn Stone

    Hochzeit auf Baincroft Castle

    IMPRESSUM

    Hochzeit auf Baincroft Castle erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

    © 1999 by Lynda Stone

    Originaltitel: „Bride Of Trouville"

    erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    © Deutsche Erstausgabe in der Reihe HISTORICAL JUBILÄUM

    Band 1 - 2011 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg

    Abbildungen: Hot Damn Stock

    Veröffentlicht im ePub Format in 08/2015 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783733765132

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, TIFFANY, CORA CLASSICS

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    1. KAPITEL

    Frankreich, Sommer 1318

    Ihr braucht wieder eine Frau. Und diesmal habe ich die richtige für Euch!"

    Edouard Gillet, Comte de Trouville, warf dem unverschämten Baron einen missmutig-nachsichtigen Blick zu. Das hatte ihm gerade noch gefehlt, um einem verheerenden Tag die Krone aufzusetzen.

    „Ich bin mir sicher, dass wir uns eines solchen Gesprächs bereits vor vier Jahren erfreuten, Hume. Ohne Ergebnis, möchte ich hinzufügen." Er gab Bayard leicht die Sporen und ritt voraus.

    Die mörderische Hitze hatte etwas nachgelassen, als sie weiter nach Norden kamen, aber der angestaute Schweiß juckte ihn in seinem gefütterten Lederwams unter dem Kettenhemd. Zum Glück hatte er den schweren Helm abgesetzt. Seine beunruhigenden Gedanken bereiteten ihm schon genug Kopfschmerzen. Und zudem hatte er Humes lästige Gegenwart zu ertragen.

    Eine Frau, in der Tat. Der Mann musste verrückt sein, so etwas vorzuschlagen.

    Dairmid Hume trieb sein Pferd an, sodass er wieder aufholte, und fuhr fort, völlig unbeeindruckt von Edouards Verachtung: „Euer feiner Junge könnte wohl eine Mutter gebrauchen, die ihm etwas Anstand beibringt, oder? Er nickte in Richtung des jungen Henri, der einige Längen vor ihnen ritt. „Und wenn ich mich recht erinnere, Mylord, so seid Ihr nun jenseits der dreißig. Und Ihr werdet nicht jünger!

    Edouard verbarg seine Verärgerung hinter einem Lachen. „Ihr seid überaus geschickt in der Wahl Eurer Worte, Hume. Ich frage mich wirklich, wie Ihr es geschafft habt, Euren Kopf zu behalten."

    Er konnte diesen Mann nicht ausstehen. Da er mit einer französischen Edelfrau verheiratet war, hatte der schottische Baron lange als Vermittler für die Könige von Frankreich und Robert Bruce von Schottland gedient. Hume nutzte und pflegte jeden Umgang mit Angehörigen des Königshauses, um sein Ansehen bei Hofe zu verbessern. So wie schon vier Jahre zuvor hatte der Baron offenbar Edouards Verwandtschaft mit König Philipp im Sinn und wie ihm dies einen Vorteil verschaffen könnte.

    Wie würde dieser Mann sich verhalten, wenn er wüsste, dass er, Edouard, soeben vom Hof seines königlichen Vetters verbannt worden war? fragte er sich.

    Philipps Befehl war zwar nicht offiziell, aber wenn dem König die Zornesröte ins Gesicht stieg und er dann rief: „Schert Euch aus unseren Augen!" ließ er keinen Widerspruch zu. Edouard wollte sich wegen dieser Angelegenheit keinesfalls streiten. Obwohl er fast sein ganzes Leben in königlicher Gesellschaft verbracht hatte, hieß er die neue Situation zwar willkommen, nicht jedoch die Umstände, die dazu geführt hatten.

    Als Comte de Trouville war er Berater des Königs und entwarf seine Strategien. Er war bereit, für Frankreich zu kämpfen und zu sterben, aber sich am englischen Hof anzubiedern und geheime Nachrichten auf ungebührliche Weise zu erlangen, wie man ihm vorgeschlagen hatte, entsprach wirklich nicht seinen Gepflogenheiten. Philipp tat falsch daran, so etwas von ihm zu verlangen, und Edouard hatte ihn dies wissen lassen.

    Der König würde eine Art von Bestrafung für seine Rebellion ersinnen, daran bestand kein Zweifel. Wie ein weiser Mann hatte er sich auf das Schlimmste vorbereitet. Er hatte nicht nur den Hof, sondern sogar Frankreich verlassen.

    So kam es, dass Edouard, sein Sohn und ein getreuer Ritter sich auf einer Straße Richtung Norden befanden. Das zufällige Zusammentreffen mit Hume und seinen Leuten konnte Edouards Stimmung nicht aufheitern. Immerhin, ihr kleiner Trupp aus nunmehr insgesamt sieben Mann bot ihnen größeren Schutz vor Wegelagerern. Um Sicherheitsvorkehrungen hatte er sich in seiner Eile nicht kümmern können.

    Sein Ziel waren die Niederlande. Von dort aus würde er Nachricht über die Absichten des Königs erwarten. Vielleicht würde sein Verhalten nichts weiter nach sich ziehen, als dass er seine Rolle als Berater einbüßen müsste. Oder er könnte seinen Landbesitz verlieren, sicherlich eine schwerwiegendere Folge. Im schlimmsten Fall erwartete ihn eine Anklage wegen Hochverrats.

    Würde Hume sich nicht augenblicklich zurückziehen, wenn er davon wüsste? Edouard war beinahe versucht, ihm von der Meinungsverschiedenheit mit dem König zu berichten, nur um zu sehen, wie er sich verhalten würde. Aber bis jetzt hatte er niemandem davon erzählt, nicht einmal seinem Sohn und dem Ritter, die ihn begleiteten. Ihre Pflicht war es, ihm ohne Fragen dahin zu folgen, wohin er sie führte.

    Hume fuhr erneut fort: „Ich denke nur an Euer Wohl, Mylord. Er hob die Hand, um Edouards Einwände abzuwehren. „Ihr bleibt unverheiratet, ohne Zweifel angewidert von der Torheit meiner Tochter. Aber das alles ist längst vorbei und sollte vergessen werden, oder?

    „Glaubt mir, ich verspüre kein Verlangen, mich daran zu erinnern, sagte Edouard, wobei er den Mund verzog. „Und Ihr solltet es auch nicht, wenn Ihr gescheit seid.

    Der Baron seufzte. Er schnalzte mit der Zunge und schüttelte den Kopf, als wäre er arg bestürzt. „Ihr wisst, dass ich Euch als Schwiegersohn vor diesem Hochlandsöldner, den sie auswählte, den Vorzug gegeben hätte. Ich bedauere zutiefst das Verhalten meiner Tochter und dass sie Euer Werben abgelehnt hat."

    Sein Werben abgelehnt? Edouard musste beinahe laut auflachen, wie nett Hume dies ausgedrückt hatte. Sie war vor vier Jahren um ihr Leben gerannt, so hatte sie jedenfalls geglaubt. Das arme Geschöpf war entsetzt gewesen bei dem Gedanken, gerade ihn zu heiraten, den gefürchteten Comte de Trouville, einen Mann, der zwei Frauen zu Grabe getragen hatte und in einem Ruf stand, der dem des Teufels gleichkam. Sogar als Edouard nach Schottland gereist war, um sie für sich zu beanspruchen, hatte der kleine Hitzkopf allen getrotzt.

    Sein Werben abgelehnt, in der Tat. Kein Wunder, dass Hume den Titel eines Gesandten trug.

    Edouard konnte wegen seines düsteren Rufs nur sich selbst Vorwürfe machen. Er hätte Lady Honors Meinung von ihm vielleicht ändern können, wenn er sich der Mühe unterzogen hätte, die Gerüchte zu zerstreuen, die ihn so gefürchtet erscheinen ließen.

    Weil er das nicht getan hatte, hatte die junge Frau ihr Schicksal in ihre eigenen Hände genommen, war nach Schottland geflohen und hatte einen anderen geheiratet. Insgeheim bewunderte er noch heute ihren Geist und ihren Mut, mehr noch als ihre unglaubliche Schönheit. In einem ungewöhnlichen Anflug von Sentimentalität hatte er eine Zeit lang geglaubt, sich in sie verliebt zu haben.

    Er war ihr gefolgt, um den Schotten zu erschlagen, den sie geheiratet hatte, mit der Absicht, Lady Honor zur Witwe zu machen. Vielleicht hätte er sie beide getötet, wenn er die Gelegenheit gehabt hätte. Stattdessen hatte er dem Schotten ein Schwert gegeben und ihm angeboten, um die Frau zu kämpfen.

    Sein plötzliches Niesen mitten in dieser Begegnung hatte die Angelegenheit entschieden. Flach am Boden zu liegen, mit der Klinge am Hals, trug beträchtlich dazu bei, den Feuereifer eines Mannes abzukühlen.

    Nun war er hier und ritt die Straße entlang neben dem Vater der Frau, diesem Elenden, und der Narr war eifrig bemüht, eine neue Verbindung vorzuschlagen. Da hätte er es vorgezogen, einen Angriff von Wegelagerern zu riskieren.

    Er hielt in seiner gedanklichen Hetzrede inne, weil ihm plötzlich ein Gedanke kam. Hume könnte ihm dennoch von Nutzen sein. Edouard brauchte jetzt Ländereien außerhalb Frankreichs. Ein Leben in den Niederlanden, auch wenn er dort die meisten seiner Handelsbeziehungen unterhielt, gefiel ihm nicht im Mindesten. Aber Schottland könnte ihm gefallen. Das, was er von dem wilden, freien Land gesehen hatte, hatte ihn beeindruckt.

    Edouard drehte sich im Sattel und erkundigte sich: „Wie ergeht es Eurer Tochter denn so?"

    Hume streckte die Brust raus. „Ah! Sie schenkte mir dieses Jahr einen Enkel. Und genau deshalb werde ich nun hinreisen. Geschäft und Vergnügen."

    „Einige Ländereien aus ihrer Mitgift befinden sich in Schottland, oder?"

    „Ja, sie bewohnt eine kleine Burg im Norden. Hume nahm einen reuigen Ausdruck an. „Ich bin immer noch der Ansicht, dass Ihr zumindest Anspruch auf ihre Mitgift gehabt hättet – als Abfindung für ihre Treulosigkeit. Honor selbst schlug dies als Entschädigung vor, wenn Ihr Euch erinnert.

    „Nein, die Ländereien gehören ihr. Edouard hielt nur einen Moment inne, bevor er hinzufügte: „Und dennoch, ich bin gewillt, genau diesen Besitz zu erwerben, wenn sie und ihr Gatte sich davon trennen wollen. Und natürlich nur, wenn die Güter meinen Bedürfnissen entgegenkommen.

    „Ich habe einen viel besseren Vorschlag, Mylord, wenn Ihr ihn bedenken mögt. Ihr könntet Ländereien haben, frei und ohne Mühen! Und dazu Einnahmen aus einer anderen Quelle!" Hume richtete sich im Sattel auf, wobei ein berechnendes Lächeln den Heiratsvorschlag in Erinnerung rief.

    „Ich zögere zu fragen, wie das vonstatten gehen soll", murmelte Edouard. Hume überhörte den spöttischen Unterton.

    „Wisst Ihr, ich habe eine Nichte, das einzige Kind meiner Schwester, die vor kurzem Witwe wurde. Anne war ein hübsches Mädchen, als ich sie zuletzt sah, und nun ist sie die Mutter eines vaterlosen Jungen von zehn Jahren. Euch beiden – und ebenso Euren Söhnen – wäre diese Verbindung von Vorteil. Und es würde mein Gewissen beruhigen im Hinblick auf die Treulosigkeit meiner Tochter, sagte Hume. „Ich werde meine Nichte mit jemandem verheiraten müssen, während ich in Schottland bin, und wer wäre geeigneter als Ihr? Ihr seht, wie das Schicksal hier mitgespielt hat?

    Schicksal. Auch wenn er diesen Mann nicht mochte, so fragte Edouard sich doch, ob Hume nicht Recht haben könnte.

    Seltsam, wie die Vorsehung den Baron und ihn zu diesem Zeitpunkt zusammengebracht hatte. Einem Zeitpunkt, da Edouard tatsächlich ein neues Zuhause brauchte, eine Frau und eine Mutter für seinen Sohn.

    Wenn diese Nichte von Hume irgendetwas von Lady Honor an sich hätte … nun, dann würde es ihm nichts ausmachen zuzuhören, was dieser alte Teufel zu sagen hatte.

    „Ihr könnt über sie verfügen? Was ist mit ihren Eltern?"

    „Sie starben vor einigen Jahren, Mylord. Ihr Sohn wird den Grundbesitz und die Lehen der Baincrofts erben, aber Anne stehen eigene Güter zu, die daran angrenzen. Ihr müsstet ein angemessenes Einkommen aus beiden Besitztümern erhalten. Darüber hinaus hättet Ihr wenigstens acht Jahre Zeit, um Eure Einkünfte zu vermehren, während Ihr die Ländereien ihres Sohnes an seiner Stelle verwaltet. Krieg hat weder den Grundbesitz der Baincrofts noch Annes Güter heimgesucht, und die Erträge sind hervorragend. Glaubt mir, diese Ländereien haben eine bessere Lage als die, die Ihr von meiner Honor und Alan von Strode erwerben wollt."

    Edouard verwarf den Gedanken nicht sofort. Keine Frau seit Lady Honor hatte ihm mehr als Gemahlin zugesagt. Diejenigen, die zur Auswahl standen, waren so ungeeignet, dass er seit geraumer Zeit gar nicht ans Heiraten gedacht hatte. Der französische Hof neigte dazu, Frauen wie seine Mutter anzulocken, verlebt, häufig den Bettgenossen wechselnd und machthungrig. Humes Vorschlag verlangte, näher begutachtet zu werden.

    „Ein zehnjähriger Junge, sagt Ihr, und sonst keine Kinder? Sie muss jenseits des Alters sein, um Nachkommen zu haben", erwiderte Edouard. Kein Mann wollte eine unfruchtbare Frau.

    Hume schien besorgt, als er sich mit den Fingern durch den Bart strich.

    „Anne ist siebenundzwanzig, glaube ich. Ja, das müsste stimmen, denn sie heiratete mit sechzehn. Sein Gesicht klärte sich auf. „Es war die Schuld ihres Mannes, dass sie keine Kinder mehr gebar. Dessen bin ich mir sicher. Er ging schließlich auf die sechzig zu.

    „Mag sein", erwiderte Edouard beiläufig, aber Humes Annahme machte Sinn. Sie hatte bereits einen gesunden Jungen zur Welt gebracht und könnte wahrscheinlich noch mehr Kinder mit einem jüngeren Mann haben. Der Gedanke, wieder Vater zu werden, gefiel Edouard.

    Die Aussicht, außerhalb Frankreichs Besitztümer zu haben, sagte ihm in diesem Augenblick noch mehr zu. Humes Angebot hatte etwas Verlockendes, wenn sich die Frau tatsächlich als geeignet erwies.

    Und der Baron hatte Recht, dass Henri eine Mutter brauchte. Das Leben auf seinem Gut unter unverheirateten Männern und am verdorbenen Hof hatte den Jungen zu einem richtigen Bengel werden lassen. Wenn er etwas feine Lebensart von einer weiblichen Hand erlernen könnte, würde das seine rauen Manieren glätten.

    Je mehr er darüber nachdachte, desto größer wurde sein Interesse. Er mochte Hume als Mensch nicht, aber dieser Mann hatte eine wunderbare Tochter gezeugt, die Edouard einst nicht hatte verlieren wollen. Sollte seine Schwester ein ebensolches Geschöpf hervorgebracht haben?

    „Beschreibt sie mir, ihre Warzen und alles", befahl er.

    Hume lachte. „Keine Warzen, Mylord. Anne ähnelt Honor äußerlich sehr. Ihre Haut ist zart wie die eines Pfirsichs. Ihr Haar wallt in feiner dunkler Fülle herab. Ihre Augen sind wie die tiefen, geheimnisvollen Wasser eines Hochland-Sees."

    Hume wird also poetisch, dachte Edouard bei sich. Er hörte belustigt zu, als der stolze Oheim fortfuhr: „Ich erinnere mich, dass ihre glänzende, wallende Haarpracht an ihrem Hochzeitstag ihr bis zu den Hüften fiel. Und an ihre außergewöhnlichen, leicht schräg gestellten Augen. Beide Mädchen haben das Gesicht meiner Mutter, die sich in ihrem Alter gut gehalten hat. Vom Temperament her ist Anne aber viel besser zu handhaben als meine Honor. Sie hat ihre Pflicht getan, so wie man es ihr auftrug, und sie wird es wieder tun."

    Edouard überlegte, welche Art von Überredung vonnöten gewesen sein mochte, um ein sechzehnjähriges Mädchen zu zwingen, einen Mann zu heiraten, der drei Mal so alt war wie es selbst. Aber Hume schien sich der Einwilligung der Frau gewiss, falls er, Edouard, sich für sie entscheiden sollte.

    Gesetzt den Fall, dass er dies tun würde, beschloss er, Sir Armand mit einem Schreiben zu seinem Verwalter in Paris zu schicken. Er würde dem Mann auftragen, sämtliche beweglichen Güter von den französischen Besitztümern nach Schottland zu verschicken.

    Sein bares Vermögen und seine Juwelen hatte er bei sich, für den Fall, dass sein königlicher Vetter sich entschließen sollte, seine Güter einzuziehen. Der Gewinn aus seinen Geldanlagen in den Niederlanden könnte leicht nach Schottland gebracht werden.

    Sogar wenn sich nichts aus einem Treffen mit Humes Nichte ergeben sollte, könnte er einen Wohnsitz bauen lassen oder erwerben und in recht angenehmer Weise in der Nähe Edinburghs leben.

    Je länger er darüber nachdachte, desto mehr hieß er die Abkehr von seinem früheren Leben willkommen. Ja, warum nicht neu in Schottland beginnen, befreit von den Intrigen und Machenschaften, die wohl notwendig waren, um eine Nische in den königlichen Zirkeln Frankreichs zu ergattern? Ein neuer Anfang würde ihm wirklich gefallen, ob er diese Schottin nun heiratete oder nicht.

    Bis jetzt hatte er nie ernsthaft darüber nachgedacht, wie leid er sein bisheriges Dasein war und wie nachteilig sich das Leben am Hof auf Henris Charakter auswirken könnte.

    Ja, die Vorsehung spielte hier sehr wohl eine Rolle.

    Hume rückte ungeduldig auf seinem Sattel hin und her. „Und, was sagt Ihr, Mylord?"

    „Nun gut, ich werde Eure Nichte treffen. Dann werden wir weitersehen. Aber ich warne Euch, ich möchte keine Frau, die nicht gewillt ist, meine Gemahlin zu werden. Falls ich mich entschließen sollte, um Lady Anne anzuhalten, so verbitte ich mir jeglichen Zwang Eurerseits, so wie Ihr es mit Eurer Tochter gemacht habt, Hume. Ist das klar? Er warf dem Mann einen warnenden Blick zu. „Keinen Zwang.

    Der Baron antwortete mit einem Lächeln. „Es wird keiner nötig sein, Mylord. Ihr werdet meiner Nichte gefallen, da bin ich mir sicher."

    Zwei Wochen später stand Lady Anne in der Halle von Baincroft Castle, entsetzt über den fürchterlichen Vorschlag ihres Oheims.

    Erneut heiraten? Nein, das konnte sie nicht hinnehmen, sie wollte es nicht.

    Sie verfluchte den Unseligen, der dem Oheim die Nachricht vom Tod ihres Mannes überbracht hatte. Obwohl ihr klar war, dass Neuigkeiten aus Schottland regelmäßig den französischen Hof erreichten, hatte Anne doch gehofft, der Tod eines unbedeutenden schottischen Edelmannes würde sich als zu unwichtig erweisen, um darüber zu berichten. Offenbar war das nicht so gewesen.

    „Der Comte de Trouville wird später eintreffen, da er die Ländereien Eurer Mitgift in Augenschein nimmt. Ich bin vorausgeeilt, um Euch vorzubereiten und Euch zu versichern, dass er vortrefflich ist! So überlegt doch nur, meine Liebe, sein Titel entspricht dem eines Earl, und Ihr werdet eine Comtesse, eine Gräfin!"

    Der Baron wollte ihre Hand nehmen, doch sie zog sie zurück. Dann wurde ihr klar, dass sie ihm ausgeliefert war, und sie überspielte ihre vorschnelle Geste mit einem gezwungenen Lächeln. Durch Widerstand konnte sie nichts erreichen.

    Zwar hatte sie ihren Oheim nur zwei Mal zuvor in ihrem Leben getroffen, aber es bestand kein Zweifel daran, dass er die Verwandtschaft allzu ernst nahm.

    „Ich weiß, was sein Titel bedeutet, Oheim. Aber ich versichere Euch, Robert und ich können Baincroft sehr wohl selbst verwalten. Er ist kein kleiner Junge mehr. Seine Leute lieben ihn und sind bereit, ihm zu dienen, trotz seiner Jugend. Ich habe wahrlich nicht die Absicht, wieder zu heiraten. Tragt es bitte mit Fassung, ich bitte Euch."

    Anne sah, wie augenblicklich der Zorn in ihm aufstieg. Sie konnte nicht vernünftig mit ihm reden, auch wenn sie noch so sanft sprach.

    „Mit Fassung? Der Baron spuckte zornig auf den Boden und warf ihr einen wütenden Blick zu. Wild fuchtelte er mit dem Finger vor ihrem Gesicht herum. „Hört mir zu, Anne, denn ich habe keine Zeit, Euch im Guten zu überreden oder Euch mit der Peitsche gefügig zu machen. Trouville ist der Vetter des französischen Königs. Ich brauche diese Verbindung, und ich dulde keinen Widerspruch Eurerseits. Wenn Ihr nur mit einem Wort, nur mit einem einzigen Blick den Antrag dieses Mannes ablehnt, so wird sich Euer Sohn mit mir auf dem nächsten Schiff in Richtung Frankreich wieder finden.

    Anne konnte einen entsetzten Aufschrei nicht unterdrücken.

    Er nickte und lächelte böse. „Ja, Ihr kamt mir wirklich wie eine Glucke vor, als Ihr von Eurem einzigen Küken spracht. Ihr werdet Euren kostbaren Robert nicht wieder sehen, wenn Ihr Euch widersetzt. Ich habe das Recht, den Knaben aufzuziehen, das wisst Ihr! Acht lange Jahre, bis er sein Erbe antreten kann, meine Liebe, bedenkt dies!"

    Sie schloss die Augen und kämpfte gegen ihre Wut an. Erst hatte ihr Vater sie gezwungen, MacBain zu heiraten, einen sehr viel älteren Mann, wohlhabender und verhasster als ihr eigener Vater. Elf Jahre lang hatte sie hier in der Hölle zugebracht. Elf Jahre, in denen sie dauernde Erniedrigung, manchmal Gewalttätigkeit ertragen musste. Und die fast neun Jahre, in denen sie ihren Sohn vor MacBains Augen verborgen gehalten hatte, hatten in ihr blanken Hass ausgelöst.

    Jetzt würde ihr Oheim sie geradewegs wieder in die Verzweiflung stürzen, der sie dank MacBains Tod vor kurzem entkommen war.

    Obwohl es sie ärgerte, dass sie sich erneut in eine Heirat fügen musste, war ihre größte Sorge, Robert bei sich zu behalten. Selbst wenn er es möglicherweise durchstehen würde, in der Fremde aufzuwachsen, so könnte sie ihn niemals in die Obhut ihres Oheims geben. Robert würde diese Zeit nicht überstehen.

    Sie könnte dem Oheim natürlich die Wahrheit sagen, und dann würde er ihn nicht mehr großziehen wollen. Aber wenn Dairmid Hume jemals Roberts Schwäche entdecken sollte, würde er ihrem Sohn niemals gestatten, Baincroft zu behalten. Ihr Oheim würde sich an den König wenden, damit die Ländereien ihm selbst als nächstem Verwandten Roberts zukämen.

    Er würde infrage stellen, ob ein tauber Junge, der kaum sprechen konnte, überhaupt sein Erbe verwalten könnte. Niemand, der etwas zu sagen hatte, würde sich für Roberts Rechte einsetzen. Jedes Gericht würde Lord Hume beipflichten.

    All dies wusste sie, denn es war kaum ein Jahr her, seit Gile MacGuinns Burg und Titel auf seinen jüngeren Sohn übergingen, weil der ältere, der noch keine achtzehn Jahre alt war, bei einem Unglück das Augenlicht verloren hatte. Der eigentliche Erbe war nun auf die Wohltätigkeit seines Bruders angewiesen. An diesen Vorfall musste Anne immerfort denken.

    Nur sie allein konnte das Geburtsrecht ihres Sohnes retten.

    Zum Glück erwies sich Roberts Behinderung als nicht sichtbar. Dennoch war es nicht einfach, Taubheit geheim zu halten. Anne hatte damit gerechnet, dass MacBain niemals öffentlich zugeben wollte, ein mit einem Makel behaftetes Kind gezeugt zu haben. Und sie hatte seine Hoffnung auf einen weiteren gesunden Sohn genährt. Nun, da der alte MacBain tot war, verließ sie sich auf ihre treuen Bediensteten, die ihr halfen, die Beeinträchtigung zu verbergen.

    Wenn das Geheimnis gewahrt blieb, konnte sie Baincroft für ihren Sohn behalten, bis dieser volljährig wäre. Bis dahin würde sie ihn mit so vielen Getreuen umgeben, dass niemand ihm sein rechtmäßiges Erbe streitig machen könnte. Und sie könnte Robert Bruce, seinem Lehnsherren, beweisen, dass sich der freie Grundbesitz ihres Sohnes über Jahre hinweg ertragreich unter dessen Sorgfalt entwickelt hatte, trotz seiner Taubheit.

    Zwar würde sie mit einer Heirat die Bedrohung durch ihren Oheim aus dem Weg räumen, diese indes nur durch eine neue ersetzen. Dieser Comte könnte genauso gut über Roberts Ländereien herfallen, indem er seinen Einfluss beim französischen König geltend machte. Obendrein würde er für diesen Diebstahl womöglich auch noch den Segen von Robert Bruce erhalten.

    Im günstigsten Fall hoffte sie, dass der französische Edle nur ihren angrenzenden Besitz und ihre Einkünfte daraus haben wollte. Sie musste herausfinden, wie die Dinge für sie standen.

    „Ihr erwähntet seine Nähe zum Königshaus. Wird der Comte bald nach Frankreich zurückkehren?"

    Hume sprach ruhiger, da er sich offenbar ihres Gehorsams sicher war. „Oh, natürlich wird er das. Trouville ist ein sehr bedeutender Mann, und Philipp wird ihn brauchen. Er ist der Ratgeber seines Herrschers, und außerdem nimmt Trouville stets als erster Kämpfer des Königs an Turnieren teil. Ich bin mir sicher, dass er bald zurückkehren muss."

    Anne nickte. „Ich verstehe und vermute, er hat lediglich vor, hier einen Besitz zu gründen, der ihm zusätzliche Einnahmen verschafft. Sehe ich das richtig?"

    „In der Tat. Was für einen Grund sollte er sonst haben? Es ist nicht so, dass er sich nach Euch als Frau sehnt!"

    Nun lächelte er sie an, so als hätte er ihr die ganze Zeit nicht gedroht. „Aber er wird Euch haben wollen, sobald er Euch sieht, meine Liebe. Wenn Ihr ihm eine gute Gemahlin seid, könnte er Euch sogar fragen, ob Ihr ihn an den Hof begleiten wollt. Mit Sicherheit der größte Traum einer jeden Frau. Es würde Euch dort gewiss gefallen."

    Sie wollte dafür sorgen, dass er sie hier ließe. Genau hier, damit sie und ihr Sohn so leben könnten wie bisher nach MacBains Tod. Sie würde Roberts Geheimnis um jeden Preis vor beiden Männern wahren, selbst wenn sie in die Heirat einwilligen musste.

    Dieser Comte konnte kaum schlimmer sein als MacBain, und sie könnte während seines Aufenthaltes hier alles ertragen. Alles, um die Unabhängigkeit und Sicherheit für ihren Sohn aufrechtzuerhalten. Wenn sie diesen Mann abwies, würde ihr Oheim ihr einen anderen suchen, einen, der für immer auf Baincroft bliebe. Und in der Zwischenzeit würde er Robert mitnehmen. Möge Gott verhindern, dass es dazu käme!

    Anne nickte kurz. „Nun gut, wenn Ihr versprecht, mir meinen Robert zu lassen, so werde ich es Euch zuliebe tun."

    „Das Versprechen gebe ich gern. Hume nickte zufrieden. „Ich wusste, Ihr würdet die Bedeutsamkeit der Lage erkennen.

    Schnell befahl Anne einer der Mägde, nach oben zu gehen, um das beste Gemach vorzubereiten und einen zusätzlichen Raum für den Oheim zu richten.

    Die Tür zur Halle wurde schwungvoll geöffnet. Ein robuster junger Bursche, der recht kostbare Kleidung trug, kam stolzen Schrittes herein, als ob die Burg ihm gehörte.

    Zwei Ritter folgten ihm, und ihre Sporen kratzten den Boden auf unter der dünnen Binsenschicht. Glänzende Helme mit metallisch-klirrenden Visieren ruhten jeweils in der Beuge ihres linken Armes. Mächtige Schwerter hingen in Scheiden an ihren Hüften. Die beiden boten einen Furcht erregenden Anblick. Anne widerstand dem Verlangen, einen Schritt zurückzuweichen.

    Der Junge blieb kurz vor ihnen stehen, verbeugte sich förmlich vor ihr und ihrem Oheim und verkündete: „Der Comte de Trouville, Mylady, Lord Hume."

    Anne erkannte sofort, welcher Ritter den Titel trug. Es musste der Dunkelhaarige sein. Wenn es nicht schon seine überlegene Haltung verraten hätte, so genügte doch seine außergewöhnliche Kleidung. Er trug einen knielangen Wappenrock, der tiefrot gefärbt und mit einem auffallenden Muster aus Schwarz und Silber verziert war. Sein Schwert hatte mehrere herrliche Juwelen am Knauf, und Anne konnte keinen einzigen Rostfleck an den Gliedern des Kettenhemdes erkennen. Nicht ein Körnchen Staub fand sich darauf.

    Sein Begleiter wirkte im Vergleich zu ihm geradezu blass. Er war blond, hellblau gewandet mit weißen Verzierungen, einen halben Kopf kleiner und nicht so stattlich gebaut. Selbst wenn er reich ausgestattet gewesen wäre, hätte Anne ihn niemals mit seinem Herrn verwechseln können. Er besaß nicht dessen gebieterische Ausstrahlung und Selbstsicherheit.

    Und dennoch, beide erschienen ihr so großartig und beeindruckend gekleidet, dass sie beinahe geneigt war zu fragen, wo das Turnier stattfinde.

    Ihr Oheim gab ihr einen kleinen Schubs. „Mylord, darf ich Euch meine Nichte Lady Anne vorstellen."

    Der Comte hielt dem Jungen die Rechte hin, damit dieser ihm den Handschuh abstreifte. Dann verneigte er sich galant, und Anne reichte ihm unwillkürlich die Hand. Er führte sie an die Lippen und ließ sie fast unmerklich über ihren Handrücken gleiten.

    „Willkommen auf Baincroft, Mylord", sagte sie, bemüht, nicht

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