Besieg die dunklen Schatten: Digital Edition
By Rosalie Ash
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About this ebook
Dringend sucht Dominick Fleetwood eine Archivarin für sein imposantes Anwesen. Doch als sich Emily Stuart um den Job bewirbt, ist er überrascht: Statt einer biederen Bibliothekarin steht eine umwerfend attraktive Frau vor ihm. Und schon bald wohnen sie unter einem Dach...
Rosalie Ash
Sie hat bisher 21 erfolgreiche Romances geschrieben, wobei sie erst jetzt wieder richtig aktiv geworden ist, nachdem sie eine längere Pause vom Schreiben romantischer Stories gemacht hat. Rosalie Ash ist Mitglied der Society of Authors und der Romantic Novelists Association. Gelegentlich bewohnt sie auch ein Paralleluniversum in ihrer Fantasie, wo sie acht Stunden am Tag schreiben kann, ein perfektes Haus und eine farblich markierte Garderobe besitzt, Gourmet-Dinnerparties veranstaltet und immer noch Zeit findet, um stundenlang mit ihrer Tochter zu telefonieren, Wiederholungen von Friends zu gucken und online zu shoppen.
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Book preview
Besieg die dunklen Schatten - Rosalie Ash
IMPRESSUM
Besieg die dunklen Schatten erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH
© 1994 by Rosalie Ash
Originaltitel: „Vengeful Bride"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA
Band 1169 - 1996 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Übersetzung: Christa Krohn
Umschlagsmotive: Mehmet Yunus Yeşil / Thinstock
Veröffentlicht im ePub Format in 01/2015 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733787707
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY
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1. KAPITEL
Ihr zukünftiger Chef war groß, breitschultrig, ein dunkler Typ und attraktiv. Emily sah zu, wie er aufstand, um den riesigen Mahagonischreibtisch herumging und auf sie zukam, und einige Augenblicke lang drohte sie die Nerven zu verlieren.
„Miss Stuart, kommen Sie und setzen Sie sich." Seine Stimme klang angenehm, dunkel und verriet ein männliches Selbstbewusstsein, wie es nur in Familien entstehen konnte, die seit Generationen Reichtum und Macht besaßen. Emily holte tief Luft, als sie seinen warmen, kräftigen Händedruck spürte.
„Danke." Mit zitternden Knien setzte sie sich in den Sessel, den er ihr anbot. Sie schlug die Beine übereinander. Der Rock ihres violetten Wollkostüms kam ihr plötzlich zu kurz vor. Sie hatte das Gefühl, dass ihr Gegenüber ihr Unbehagen insgeheim amüsiert beobachtete.
„Möchten Sie Tee oder Kaffee?"
„Tee, bitte." Sie lächelte kühl. Nun hatte sie sich wieder unter Kontrolle. Die Entdeckung, dass Dominick Fleetwood eine faszinierende Mischung aus Mel Gibson und Kevin Costner war, hatte sie zuerst aus der Fassung gebracht, doch ihre Motivation war stark genug, sodass sie damit fertig werden konnte.
Er gab ihre Bitte an die ältere Haushälterin weiter, die sie auch hereingeführt hatte. Dann setzte er sich auf die Kante seines Schreibtischs und musterte Emily ausdruckslos.
„Sie sind geprüfte Archivarin?" Ihr fiel auf, dass seine Augen erstaunlich blau waren, als sein Blick dem ihrer täuschend sanften grauen Augen begegnete.
„Ja"
„So sehen Sie nicht aus."
Sie unterdrückte ein Auflachen. „Wie sieht denn eine Archivarin aus?", fragte sie ernst.
„Ich habe mir eine vertrocknete, flachbrüstige alte Jungfer vorgestellt, entgegnete er trocken. „Vermute aber, dass sich hinter Ihrer Brille und Ihrem Haarknoten eine Frau verbirgt, die man heiraten kann.
Der unverschämte Chauvinismus seiner Aussage raubte ihr fast den Atem. Glaubte er wirklich, dass sie den Job annehmen würde, wenn er sich solche Frechheiten herausnahm? Aber die Aussicht auf einen Job, der wie auf sie zugeschnitten war, und ein Geheimnis, das sie momentan noch nicht zu enthüllen beabsichtigte, hielten sie an ihren Sessel gefesselt wie eine Gefangene.
„Ob das nun als Kompliment oder als Beleidigung gemeint ist, brachte sie ruhig heraus, „ich tue Ihnen den Gefallen und ignoriere es.
Nachdenklich musterte er sie. Er hatte lange Wimpern, und sein Blick war beunruhigend durchdringend. Obwohl sie gefasst war, merkte Emily, wie sie nervös wurde, als sein Blick über ihr blasses Gesicht glitt, ihr kastanienbraunes Haar, das im Nacken zusammengehalten war, über ihr konservativ geschnittenes Kostüm, das nicht ihre weiblichen Kurven; ihre schmale Taille und ihre langen Beine verbergen konnte.
Sie hielt seinem Blick stand, registrierte das feine graue Tuch seines Anzugs, sein teures weißes Hemd. Sein Teint war fast so dunkel wie der eines Südländers. Er hatte volles, welliges schwarzes Haar, kurz geschnitten, nur im Nacken etwas länger. Es würde zu ihm passen, einen goldenen Ohrring zu tragen, dachte Emily spöttisch. Irgendwie hatte er die gefährliche Ausstrahlung eines Zigeuners, was nicht mit seiner gehobenen Herkunft in Einklang stand.
Plötzlich hatte sie das beklemmende Gefühl, dass er genau wusste, wer sie war, dass er genau wusste, warum sie so wild darauf war, Fleetwood Manor zu sehen … Schließlich war er ein brillanter Strafverteidiger, in London gefeiert als einer der jüngsten und scharfsinnigsten, die am Gericht tätig waren. Wurde den Strafverteidigern nicht nachgesagt, dass sie einen sechsten Sinn dafür hätten, die Gedanken und Motive eines Menschen zu erkennen? Alles über jeden zu wissen?
Doch das war verrückt. Dominick Fleetwood würde sich nicht an sie erinnern. Sie erinnerte sich ja auch nicht an ihn. Sie war zwar hier auf dem Besitz der Fleetwoods geboren, aber ihre Eltern waren fortgegangen, als sie fünf war. Und Dominick war damals wahrscheinlich auf einem Internat gewesen.
Außerdem, wie sollte er wissen, warum sie hier war, wenn sie es selbst nicht einmal wusste?
Die Hinweise, die sie aus den Erzählungen ihres Vaters gewonnen hatte, waren überzeugend, aber nicht zwingend.
„Ihnen ist doch klar, dass die Familienunterlagen in staubigen Kisten verwahrt werden, in Ecken, in denen Spinnen hausen?", fragte Dominick spöttisch.
„Davon gehe ich aus."
„Können Sie schwere Koffer voller Papiere heben?"
„Ja. Ich bin ziemlich kräftig."
„Fleetwood Manor befindet sich in einem bedauernswerten, renovierungsbedürftigen Zustand. Manches ist noch so, wie es im 15. Jahrhundert war, als das Haus gebaut wurde. Stört es Sie, allein auf dem Dachboden zu arbeiten?"
„Falls Sie meinen, ob ich Angst vor Geistern oder so etwas habe, nein, nicht im Geringsten. Geschichte und das Studium alter Häuser, alter Dokumente sind meine Leidenschaft", verriet sie begeisterter, als sie beabsichtigt hatte.
„Sie haben also vor, sich mit Ihrer Arbeit zu verheiraten, Miss Stuart?" Da war ein komischer Unterton in seiner Stimme, den sie nicht deuten konnte.
„Es gibt Schlimmeres. Auf jeden Fall bleibt eine Frau auf diese Weise Herr ihres eigenen Schicksals", entgegnete Emily ruhig. Warum ließ sie ihn so nah an sich herankommen? Dieses Interview verlief in keiner Weise so, wie sie es geplant hatte. Ihr fiel ein, dass Dominick den Ruf hatte, einer der ersten Strafverteidiger Englands zu sein, wenn man den Medien Glauben schenken sollte. Er war verschiedentlich charakterisiert worden als jemand, der die Geschicklichkeit im Umgang mit dem Florett auf der Ebene des Wortes mit der Schlauheit eines Wolfes verband.
Hatte sie wirklich geglaubt, ihn und damit die ganze arrogante, destruktive Familie Fleetwood hereinlegen zu können?
Sie biss sich auf die Lippe, wütend über ihre eigene Verletzbarkeit.
„Das klingt, als ob Sie schlechte Erfahrungen im Hinblick auf das Eheglück gemacht haben."
Unwillkürlich dachte Emily an ihre Eltern, doch sie zuckte die Schultern und lächelte unverbindlich.
„Ich bin nicht verheiratet gewesen, falls Sie das meinen."
Sie war hierhergekommen mit dem Vorsatz, ihm gleichgültig gegenüberzutreten, war kurz aus dem Gleichgewicht gebracht worden von seiner überwältigenden Erscheinung, doch ihn nicht zu mögen, würde ein Kinderspiel sein. Sie brachte ihm bereits einen grimmigen Zorn entgegen. Wie der Vater, so der Sohn, dachte sie finster. Herablassend gegenüber Frauen, gönnerhaft …
Die Tür ging auf, und die Haushälterin, eine angenehm aussehende grauhaarige Frau, brachte ein Tablett mit Tee und Gebäck herein. Als sie wieder allein waren, setzte Dominick sich hinter den Schreibtisch und lehnte sich lässig in seinem Ledersessel zurück. Er betrachtete Emily forschend.
„Also, erzählen Sie mir, warum Sie hierhergekommen sind und hier arbeiten wollen, sagte er ruhig. „Sie haben gerade Ihre Prüfung hinter sich und möchten mehr verdienen als das armselige Gehalt, das man sonst als Archivar bekommt. Ist das alles, oder steckt noch mehr dahinter?
„Wie ich schon sagte, ich liebe es, in alten Papieren herumzuwühlen und im Leben längst vergangener Generationen herumzustöbern. Was für Motive brauche ich sonst noch?"
„Es gibt wahrscheinlich genug Leichen im Keller der Fleetwoods, um ein Skandalblatt monatelang mit Material zu versorgen", meinte er langsam und betont unbeteiligt.
Emily spürte, dass sie rot wurde. Leichen im Keller? Was für eine Untertreibung …
„Klingt ganz so, als ob mir der Job sehr viel Spaß machen wird, Mr Fleetwood, meinte sie sanft und hoffte, ihr beiläufiger Tonfall würde ihn davon abhalten, sie weiter ins Kreuzverhör zu nehmen. „Oder … soll ich Sie mit ‚Sir Dominick‘ ansprechen?
„Nein. Ich nehme hier nur die Aufgaben eines Vertreters wahr, antwortete er gelassen. „Bis mein älterer Bruder Richard ausfindig gemacht werden kann.
„Oh, ja …" Es war durch alle Zeitungen gegangen. Die Suche nach dem vermissten Baronet, nach dem älteren Bruder, der automatisch den Titel und Besitz erben würde.
Vielleicht war es ihr leichtes Zögern oder nur ihr schlechtes Gewissen, doch er sah sie durchdringend an.
„Emily Stuart … Er wiederholte langsam ihren Namen. Plötzlich runzelte er noch mehr die Stirn. „Sie sind nicht zufällig mit den Stuarts verwandt, die hier vor Jahren gearbeitet haben? Sie hatten eine Tochter, die Emily hieß.
Emily sah ihn einige Sekunden lang stumm an. Ihr Magen zog sich zusammen. Es hatte keinen Sinn, es zu leugnen. Sie musste ihm die Wahrheit sagen.
„Ja. Meine Eltern haben hier gearbeitet."
„Ich erinnere mich an Sie, sagte Dominick gelassen. „Jack Stuart war der Wildhüter, nicht wahr? Und zwar ein sehr guter. Ich weiß noch, wie mein Vater es bewunderte, dass er dafür gesorgt hat, dass im Frühling pro Woche zweitausend Rebhühner schlüpften, damit sie dann für die Jagd im Herbst zur Verfügung standen.
„Ja …" Emily wurde rot und fühlte, wie Ärger in ihr aufstieg. Es bestand kein Grund, warum ihr die Vergangenheit peinlich sein sollte, Sie war schließlich erst fünf Jahre alt gewesen, als sie fortgingen.
„Ich kann mich kaum noch an die Zeit erinnern, als wir hier gelebt haben. Aber mein Vater hat mir Geschichten über Fleetwood Manor erzählt …" Sie zögerte. Ihr Vater hatte es immer so romantisch dargestellt, war so eingetaucht in die Vergangenheit voller Geister und Legenden. Als sie Kind war, hatten sich viele ihrer Fantasien an diesen Ort geknüpft …
„Geschichten?", hakte Dominick nach.
„Darüber, wie Wilderer bei Vollmond gestellt wurden, solche Sachen …" Sie lächelte leicht. Es waren immer melodramatische, abenteuerliche Geschichten gewesen. Diese Vorliebe ihres Vaters war einer der Gründe, warum sie sich für Geschichte interessierte. Doch jetzt, da ihr Vater tot war, hatte Fleetwood Manor eine andere Bedeutung in ihrem Leben bekommen …
Ihre Gedanken drehten sich im Kreis, während sie äußerlich ruhig zu wirken versuchte. Dominick hatte herausgefunden, wer sie war, aber was war schon dabei? Sie war Jack und Amy Stuarts Tochter. Konnte er daraus irgendwelche Schlüsse ziehen?
Es war unmöglich zu erraten, was Dominick dachte. Wie viel er wusste. Er erinnerte sich offenbar noch an ihre Eltern, aber das bedeutete nicht, dass er über alles Bescheid wusste, was sich zwischen seinem Vater und seinen diversen Angestellten abgespielt hatte … Sie musste sich davor hüten, in Panik zu geraten.
„Wie interessant", sagte Dominick schließlich. Er nahm einen Kugelschreiber und spielte damit herum. Sein Blick war nachdenklich.
„Inwiefern?"
„Warum haben Sie nicht gesagt, dass Sie als Kind hier gelebt haben?"
Eine völlig verständliche Frage, sagte Emily sich streng. Und sie hatte keine besonders gute Antwort parat. Ihr Hals fühlte sich plötzlich trocken an, und sie musste schlucken. Mit einem leichten Schulterzucken meinte sie abwehrend: „Das hat doch nichts mit der Qualifikation für diesen Job zu tun!"