Freitagsgeschichten zum Wachbleiben: ... und das dritte Kind läuft mit
By Alva Sokopp
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Alva Sokopp
Alva Sokopp ist je nach Betrachtungsweise Situations-Autorin, Mutter von drei Mädchen, gelegentlich Bloggerin und vieles mehr.
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Freitagsgeschichten zum Wachbleiben - Alva Sokopp
Inhaltsverzeichnis
EINLEITUNG
Ein Hoch auf die Mütter
KOMMT DIR DAS BEKANNT VOR?
Liebeserklärung Stauraum
Barbiebuch 3.0
Irgendwann schlafen sie durch
Das beste Versteck
Fischers Fritz fischt …
Summ Summ Summ
Zart besaitet! Ich?
Die Pupsertät
Eine für alle? Oder eine gegen eine?
Der gefressene, imaginäre Schmetterling
Das Haushaltsduell
Grundvoraussetzung Kinderbetreuung: Kinder mögen
Die Be-steller-Autorin
Wozu Schule?
Wer isst was (nicht)?
Einer is(s)t glücklich. Zwei dürfen sich beschweren.
Herbert der Stein
Mama! Wie kannst du nur?
50 shades of toiletten
Ich will genau daaaaaaaas!
Die große Ausmalchallenge
Geheimnisvolle Schuhe
Pumuckline
Widewidewitt … und wie es mir gefällt
Schimpfwörter ohne Ende
Gehege für die Mama
Imaginäre Tiere – wie praktisch
Baby Nummer 4
Hund hallo! Meerschweinchen to go
Tante Susis Geschichten
Aufklärung für Anfänger
Aufklärung für Fortgeschrittene
Ich aseptiere mich
Geschwisterstreit
Piraten sind wir
A Häuserl im Wald
Piepsiiiiii!!!
SCHÖNHEIT, SCHLANKHEIT UND ANDERE NICHTIGKEITEN
Steck du das bitte ein
Es lebe der Sport! Nicht!
Ohne Brille geht die Mama nirgends hin, nirgends hin, nirgends hin …
Einhornyoga mit Glitzer
Spieglein, Spieglein … wo warst du?
Die uralte Tante Thea und ich
Junge Oma
Modeaffinität hat man, oder nicht
Radfahren macht … Spaß?
FEIERTAGE MAL ANDERS
Gefürchtete Muttertagskarten
Ich geh mit keiner Laterne
Häpppi Birthdäää tooo yuuuu und yuuuu
Schon wieder ein Regenbogen-glitzermuschelkranz
Und es gibt das Christkind doch! Noch!
Die verräterische Zahnfee
Als ich ein Kind war
Adventskranz mit Vokuhila
MERKFÄHIGKEIT! KOMM AUS DEM URLAUB ZURÜCK!!
Adieu Merkfähigkeit
Barbara … äh, kennen wir uns nicht?
Noch nie gesehen
Passwortdilemma
Man steckt nicht alles in den Mund. Gilt auch für Mütter.
SOMMER, SONNE, VIELE KINDER
Ich packe meine Koffer
Alles langweilig
Oh du lieber Sommer
Echt jetzt? Ja, echt jetzt!
Stirnfransendilemma
Einleitung
EIN HOCH AUF DIE MÜTTER
Ich wurde unlängst nach einem Bild meines Arbeitsplatzes gefragt. Doch ich gehöre nicht zu den Menschen, deren Arbeitsplatz viel hermacht. Also weder liegt er in einer Finca auf Ibiza noch in einem grandiosen Haus am See.
Als ich unkommentiert das gewünschte Foto versendet hatte, erntete ich ein großes Fragezeichen. Erst verstand ich nicht warum, doch als der Empfänger mir schrieb: „Bitte ein Foto von deinem Schreibtisch, war alles klar. Ja konnte der Journalist denn den „Schreibplatz
nicht sehen? Auf dem Küchenregal stand doch der Computer, neben dem Müsli, den Bananen, der Küchenrolle und dem anderen Alltagswahnsinn, der zu dieser Familie gehört. Na sowas aber auch.
Ich verschickte dasselbe Foto noch einmal mit einem Hinweispfeil auf den Laptop links im Bild, der auf den Tischsets stand und erntete einen Smiley.
Denn um hier die ganze Wahrheit zu schreiben: Ich habe weder einen Arbeitsplatz noch einen Schreibtisch. Genau genommen habe ich überhaupt keinen eigenen Platz. Denn wir sind zu fünft und jeglicher Platz ist genauestens verplant und besetzt. Das meiste mit Kinderzeug.
Auch meine Arbeitszeit ist eine sehr flexible und müsste eigentlich Arbeitsgelegenheit heißen, denn ich arbeite, wenn sich gerade die Gelegenheit dazu bietet.
Manchmal, wenn die Große Hausübung macht, die Mittlere auf einem alten Computer Wörter nachschreibt und die Kleinste puzzelt, dann habe ich circa 15 Minuten Zeit, bevor eine von ihnen etwas braucht und einer anderen langweilig wird.
Mein Mann hat unlängst einen Satz getätigt, der in etwa diesen Wortlaut hatte: „Mann, zu Hause kann man ja nicht eine Sekunde in Ruhe arbeiten." Ja, stimmt.
Ich koche hin und wieder um 6.45 Uhr das Mittagessen, damit ich Zeit gewinne. Vorausgesetzt, die Wäsche hängt schon und ich habe auf Vorrat eingekauft. Denn um 12.45 Uhr hole ich die Mädchen ab und dann ist immer was los. Und einen Job habe ich ja auch noch.
Nur in den Pausen, in denen die Kinder alleine spielen oder malen – in denen entstehen dann meine Texte. Und auch die Bücher. Und manchmal nehme ich dafür sogar ein überschwemmtes Bad in Kauf. Übrigens: 90 Prozent von all dem Geschriebenen entsteht im Stehen. Soll auch gesünder sein. Und angeblich hat sogar Hemingway so geschrieben. Also es besteht die Hoffnung, dass das Stehen irgendwann Wirkung zeigt.
Und weil ich weiß, dass Mütter nun einmal oft so arbeiten, habe ich meine wundervolle Schwägerin Susi gefragt, wie ihre Illustrationen für meine Geschichten entstehen. Ich wäre überrascht gewesen, hätte sie dafür eine fixe Zeit oder einen fixen Ort genannt. Nein, sie malt genau wie ich auf Etappen. Neben Spielzeug wegräumen, kochen, Kindern beim Spielen helfen, Kinder abholen, Trotzphasen ertragen und sooo vielem mehr.
Und die Frage, die wir uns beide immer stellen, wenn wir aufeinandertreffen, ist: Wären wir auch so kreativ und würde uns genauso viel einfallen, wenn wir nicht in diesem„Alltags wahnsin nskinderundhaushaltsirrsinn" gefangen wären?
Wir werden es rausfinden, aber es wird wohl noch eine Weile dauern.
Darum: Ein Hoch auf alle Mütter (und Väter), deren Arbeitsplatz das Zuhause ist und an die, die zusätzlich noch zuerst den Laptop unter den Spielsachen und dem Stapel frischer Wäsche hervorkramen müssen!
Kommt dir das bekannt vor?
LIEBESERKLÄRUNG STAURAUM
Wenn die Wörter „viel Stauraum dieselbe Wirkung hatten wie eine zart gehauchte Liebeserklärung und man beinahe dieselbe Vorfreude empfand wie beim Bezug der ersten Wohnung. Und wenn die Frage:
Wie schaut denn das aus? der Frage: „Wie geht sich das aus?
wich, konnte man davon ausgehen, dass mindestens ein Kind im Spiel war.
Die Anschaffungen, wenn man Kinder hatte, waren vor allem zu Beginn teuer und platzintensiv. Beim ersten Mädchen kaufte ich alles, in der Hoffnung, es würde für irgendetwas helfen und weil ich dachte, das bräuchte ich. Unbedingt. Mein Mann schüttelte zwar stets den Kopf, wenn wieder irgendein „für die Entwicklung unseres Sprosses ach so wichtiges Teil" in unserer Wohnung stand, lag oder hing, doch traute er sich nichts zu sagen. Besser gesagt nichts mehr. Einmal hatte er es versucht und es endete in Unverständnis, Wut und Tränen. Meinerseits natürlich. Darum beschloss er wohl, sich rauszuhalten.
Trotzdem hatte ich damals noch irgendwie den Überblick über die vielen Dinge und vor allem war die Platznot nicht so spürbar. Nach dem dritten Mädchen überwogen nun aber plötzlich in unserer Wohnung die „raumfressenden Kindermöbeloderspieleteile". Selbst vor dem Auto machten sie nicht halt. Kindersitze größer als die Rückbank, Kinderwägen, Buggys, Spielsachen. Anfangs hatten wir noch einen Dreitürer, später einen Siebensitzer. Wobei die Kindersitze auch hier nebeneinander keinen Platz fanden und ich hinten in der Mitte eingequetscht unsere Ausflugsfahrten genoss. Ich saß im Schlachtschiff zwischen Kindern, Kuscheltieren und Kuscheldecken. Wie kuschelig.
Im Wohnzimmer fühlte ich mich irgendwann ebenfalls reichlich beengt. Da wir unsere Wohnung liebten, kam für meinen Mann und mich ein Umzug nicht in Frage. Das Kinderbuch „Mein Haus ist zu eng und zu klein" fiel mir ein. Da jammerte eine Frau, dass ihr Haus zu klein ist und ein weiser Mann riet ihr daraufhin, nacheinander ihre Tiere (Schwein, Kuh, Huhn …) ins Haus zu holen und anschließend alle auf einmal rauszuschmeißen. Das Ergebnis? Die Frau hatte das Gefühl, viel Platz zu haben. Und da ja Wahrnehmung vom subjektiven Empfinden geprägt ist, wollte ich es der Frau gleichtun. Nicht mit Tieren. Die hätte ich sicher nicht mehr weggeben dürfen. Nein, ich stellte die Möbel um und holte an sich brauchbares, aber sperriges Zeug aus dem Keller, das nicht dringend benötigt wurde, in die Wohnung. Nur für kurze Zeit natürlich.
Ich blickte einige Tage später auf unser zugerümpeltes Wohnzimmer und war stolz auf mich. Teil eins hatte ich mit Bravour gemeistert. Meine Kinder und mein Mann maulten zwar, weil alles so vollgestellt war, aber das war schließlich Teil des Plans. Noch ein paar Wochen und dann wollte ich mit dem „Rausschmeißen" anfangen. Ich schaute auf eine riesige Gehschule und einen Stubenwagen für die Kleinste. Einen Luftreiniger für die Gesundheit. Ein E-Piano für die zukünftige Musikausbildung unserer Kinder. Drei Wäscheständer, zwei davon neu. Ein leeres Regal. Das alles war zusätzlich zu dem schon bestehenden Mobiliar hinzugekommen. So und nun musste ich nur noch abwarten. In der Zwischenzeit benutzte ich alle Wäscheständer, wo ich sie doch schon da stehen hatte. Meine Töchter erfreuten sich am Klavier. Das Jüngste spielte gerne in der Gehschule und schlief im Stubenwagen. Der Luftreiniger machte die Luft sehr angenehm und das Regal war nur einen Tag ein leeres gewesen. Wir gewöhnten uns nicht nur an die Dinge, wir konnten sie uns plötzlich nicht mehr wegdenken. So viel also zu meinem Plan.
Das Rausschmeißen musste warten. Aber wenn wir diese Dinge dann irgendwann aus der Wohnung verbannt hatten, ja wenn! Dann hatten wir richtig viel Platz.
BARBIEBUCH 3.0
Ich liebte das Vorlesen für meine Kinder. Als das erste noch klein war, suchte ich die Bücher für sie aus. Ich ließ mir viel Zeit, um hübsche und auch inhaltlich und stilistisch „wertvolle" Bücher auszusuchen. Auch die Illustrationen waren dabei sehr wichtig.
Dann kam mein Mädchen in den Kindergarten und Barbie fand Einzug in unser Haus. Gleich mehrfach und in allen Spielbereichen. So bekam mein Schatz zum Geburtstag von einer Freundin ein Barbiebuch über Glitzerfeen. Die Geschichten darin waren nahezu sinnbefreit und nicht lustig. Auch wenn man viel Humor besaß, blieben sie einfach nur furchtbar. Aber das Schlimmste daran war nicht einmal der Inhalt. Nein, offensichtlich war die Originalsprache des Buches Englisch und um Kosten zu sparen, wurde der Text vermutlich in eine Übersetzungsmaschine gegeben. Darum ergaben manche Sätze weder Sinn noch waren sie grammatikalisch richtig. Mein Kind liebte das Buch. Immer und immer wieder musste ich die „Fünf-Minuten-Barbie-Geschichten" lesen, die nebenbei bemerkt auch niemand in fünf Minuten lesen konnte.
Irgendwann konnte ich die Texte sogar auswendig. Ich las schon vollautomatisiert und berichtigte die Sätze oder ließ welche weg.
Als ich es gar nicht mehr aushielt, ließ ich das Buch verschwinden. Nach ein paar Tagen Geraunze war es zum Glück vergessen. Was war ich glücklich!
Als mein zweites Kind im Kindergarten von ihren Freundinnen von der „fabelhaften Barbie-Welt der Glitzerfeen hörte, war das Buch bei mir längst in Vergessenheit geraten. Nicht so bei meinem größeren Mädchen. Sie erzählte ihrer mittlerweile ebenfalls „barbieinfiltrierten
Schwester, was für ein wunderbares Buch wir dereinst hatten. Sie schilderte es in den buntesten Farben, so lange, bis sich die kleinere Schwester das Buch zum Geburtstag wünschte. Ich kramte das Ungetüm, das ich einem Impuls folgend damals nur versteckt und nicht weggeworfen hatte, unwillig aus der Abstellkammer und der Zirkus begann von Neuem.
Ich las abends wieder die schrecklichen Geschichten vor und selbst das große Töchterlein folgte gespannt. Mit dem eklatanten Unterschied, dass es mir nicht mehr möglich war, „textsparend zu lesen oder Sätze zu korrigieren, denn die Große konnte ja bereits lesen. „Mama, da hast du etwas ausgelassen. Mama, da steht aber etwas anderes. Mama, die Geschichte müsste viel länger sein …
Hilfe! Das Buch war schon so zerlesen, dass Seiten herausfielen, die immer wieder von meinen Töchtern liebevoll geklebt wurden.
Wir hatten ca. 150 Bücher und trotzdem schaffte es genau dieses in regelmäßigen Abständen in die Endrunde zum Abendlesen. Aber eines hatte ich mir geschworen: Beim nächsten „Verschwinden des Buches sollte es kein Revival geben. Und das musste geschehen, bevor die Kleinste im „Barbiealter
war. Denn eine dritte Runde „Glitzerfeen" überstand ich