Wer hat das viele Geld?: Der Bergpfarrer 240 – Heimatroman
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Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
Ria Stubler stand in dem kleinen Vorgarten ihrer Pension und zupfte Unkraut. Gott sei Dank waren die Gewitter der letzten Tage endlich vorüber, und der Sommer in St. Johann zeigte sich wieder von seiner schönsten Seite! Die Wirtin betrachtete zufrieden das saubere Beet, in dem bunte Blumen leuchteten. Dann warf Ria einen Blick auf die Uhr. Mittag war schon vorüber. Eigentlich müsste die junge Frau schon da sein, die für zwei Wochen ein Zimmer gemietet hatte. Petra Lorenz kam aus München, und länger als zwei Stunden brauchte man von der bayerischen Landeshauptstadt nach St. Johann nicht. Die Wirtin ging hinein. Sie hatte sich gerade die Gartenschürze abgebunden und die Hände gewaschen, als es an der Haustür klingelte. Ria öffnete und lächelte die Frau an, die vor ihr stand. »Herzlich willkommen«, sagte sie. »Frau Lorenz, net wahr?« Ihr Gegenüber lächelte fast ein wenig scheu. Petra Lorenz hielt den Kopf gesenkt, als sie nickte, ihre Antwort kam wie ein Hauch über ihre Lippen. »Ja, genau.« »Na, dann kommen S' erst mal herein.« Ria ließ sie eintreten und nahm einen Schlüssel vom Brett, hinter dem kleinen Empfangstresen im Flur.
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Der Bergpfarrer (ab 375)
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Book preview
Wer hat das viele Geld? - Toni Waidacher
Leseprobe:
Elternlos – und doch geliebt
Leseprobe»Morgen früh beginnt für mich wieder der Alltag«, seufzte Peter Schellmann. »Da heißt es, am Zeichentisch zu stehen und die Pläne meines Chefs auszuarbeiten.« »Ist dein Chef ein Ekel?«, erkundigte sich Peters siebenjähriger Bruder Ulrich neugierig. »Nein, Herr Zinner ist kein Ekel. Im Gegenteil, er ist ausgesprochen freundlich. Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich in Oswald Zinners Bauun¬ternehmen untergekommen bin, obwohl …« »Obwohl – was?«, fragte Ulrich, als Peter stockte und nicht gesonnen schien weiterzusprechen. »Nichts«, entgegnete der junge Architekt einsilbig. Er fand, es hatte keinen Sinn, dem kleinen Bruder etwas vorzujammern. Während seines Studiums hatte er teils von kühnen Brückenkonstruktionen, die reißende Urwaldflüsse überspannten, geträumt, teils von atemberaubenden Prachtbauten, die weltweite Bewunderung und Anerkennung gefunden hatten. Natürlich hatte er schon damals gewusst, dass seine Chance, diese Träume zu verwirklichen, gering war, und war durchaus bereit gewesen, sich mit weniger anspruchsvollen Aufgaben zufriedenzugeben. Nur hätte er gern irgendeinen greifbaren Erfolg seiner Arbeiten gesehen. Oswald Zinners Bauvorhaben schienen jedoch über das Planungsstadium nicht hinauszukommen. Was will ich eigentlich?, fragte sich Peter. Die Firma war neu, erst vor kurzem gegründet.
Der Bergpfarrer
– 240 –
Wer hat das viele Geld?
Petra muss ihre Unschuld beweisen
Toni Waidacher
Ria Stubler stand in dem kleinen Vorgarten ihrer Pension und zupfte Unkraut. Gott sei Dank waren die Gewitter der letzten Tage endlich vorüber, und der Sommer in St. Johann zeigte sich wieder von seiner schönsten Seite!
Die Wirtin betrachtete zufrieden das saubere Beet, in dem bunte Blumen leuchteten. Dann warf Ria einen Blick auf die Uhr.
Mittag war schon vorüber. Eigentlich müsste die junge Frau schon da sein, die für zwei Wochen ein Zimmer gemietet hatte. Petra Lorenz kam aus München, und länger als zwei Stunden brauchte man von der bayerischen Landeshauptstadt nach St. Johann nicht.
Die Wirtin ging hinein. Sie hatte sich gerade die Gartenschürze abgebunden und die Hände gewaschen, als es an der Haustür klingelte. Ria öffnete und lächelte die Frau an, die vor ihr stand.
»Herzlich willkommen«, sagte sie. »Frau Lorenz, net wahr?«
Ihr Gegenüber lächelte fast ein wenig scheu. Petra Lorenz hielt den Kopf gesenkt, als sie nickte, ihre Antwort kam wie ein Hauch über ihre Lippen.
»Ja, genau.«
»Na, dann kommen S’ erst mal herein.«
Ria ließ sie eintreten und nahm einen Schlüssel vom Brett, hinter dem kleinen Empfangstresen im Flur.
»Ihr Zimmer liegt im ersten Stock«, erklärte sie. »Ich geh’ mal voran.«
Petra Lorenz nahm eine kleine Reisetasche auf, die sie zuvor abgestellt hatte und folgte der älteren Frau die Treppe hinauf.
»So, da sind wir schon.«
Ria schloss die Tür auf und ließ ihrem Gast den Vortritt. Dabei hatte sie Gelegenheit, Petra Lorenz mit einem raschen Blick genauer anzusehen.
Die junge Frau war etwa Mitte zwanzig, hatte kurzes dunkelbraunes Haar und eine schlanke Figur. Die Kombination aus legerer Jeans und einem locker fallenden Pulli stand ihr ausgezeichnet. Das Gesicht war oval, die Augen beinahe mandelförmig geschwungen, was ihr ein leicht exotisches Aussehen gab.
»Ich hoff’, es gefällt Ihnen?«
»Ja, es ist sehr schön«, antwortete Petra leise.
Ria Stubler erklärte ihr, zu welchen Zeiten es Frühstück gab, und dass der Zimmerschlüssel auch für die Haustür passe. Dann wünschte sie noch einen schönen Tag und ging hinaus. Als sie die Treppe hinabstieg, ging ihr das scheue Wesen ihres Gastes nicht aus dem Sinn. Freilich kam es vor, dass Menschen eher zurückhaltend waren, aber hier hatte man ja fast den Eindruck, die Frau wage gar nicht, lauter zu sprechen.
In den langen Jahren, in denen Ria nun schon ihre Pension betrieb, hatte sie die unterschiedlichsten Menschen kennen gelernt. Hochstapler und Betrüger waren darunter gewesen, aber auch Filmstars, sogar Grafen und die sogenannten einfachen Leute. Und die Wirtin hatte gelernt, hinter die Fassaden zu schauen. Ria hatte ein Gespür dafür, wenn jemand eine schwere Last mit sich herumschleppte. Oft reichte schon ein Gespräch aus, dass die Menschen sich ihr anvertrauten. Petra Lorenz gehörte ihrer Meinung nach eindeutig zu denen, die Hilfe benötigen, gleichzeitig aber auch nicht wagten, jemanden darum zu bitten.
Von diesen Gedanken ahnte die junge Frau in Zimmer elf der Pension Stubler nichts. Petra hatte ihre Tasche auf den Boden gestellt und ging zum Fenster. Sie hatte nicht gelogen, als sie sagte, dass das Zimmer sehr schön sei. Im Gegenteil, die typisch alpenländische Einrichtung, die rustikalen Holzmöbel, die Bilder mit den bäuerlichen Motiven an der Wand, das alles gefiel ihr wirklich und Petra war sicher, dass sie es hier aushalten konnte.
Sie zog den Vorhang beiseite, der die Nachmittagssonne aussperrte und öffnete das Fenster. Dann packte sie ihre Reisetasche aus und ging ins Bad, um sich frisch zu machen. Das kalte Wasser tat gut auf der Haut, und als sie die kurzen Haare durchgebürstet hatte, fühlte sich Petra schon viel besser.
Trotzdem hockte sie sich ein wenig ratlos auf das Bett, zog die Knie an und schlang die Arme um sich.
Nun war sie angekommen.
Doch was wollte sie eigentlich hier?
Von einem Urlaub konnte man wohl kaum reden. Urlaub, das war etwas, worauf man sich das ganze Jahr über freute, das man mit anderen teilte, etwas, woran man Spaß und Freude hatte.
Doch ihr ›Urlaub‹ war wohl eher eine Flucht gewesen, wenngleich sie auch wusste, dass sie nach den zwei Wochen zurückfahren und sich der Verantwortung stellen würde.
Ein tiefer Seufzer entrang sich ihr, als sie daran dachte, welch schwerer Verdacht auf ihr lastete, und sie keine Chance hatte, ihn zu entkräften und ihre Unschuld zu beweisen.
Alles, aber auch alles sprach gegen sie!
Würde sie überhaupt jemals wieder glücklich werden können?
So sehr Petra auch gegen die Tränen ankämpfte, sie weinte, und es wollte nicht aufhören. Erst nach einer ganzen Weile versiegte der Tränenstrom, und das Schluchzen ließ nach.
Endlich stand die junge Frau auf, ging noch einmal ins Bad und zog anschließend ihre Schuhe an. Als sie die Treppe hinunterging und das Haus verließ, begegnete ihr keine Menschenseele, und Petra Lorenz war auch ganz froh darüber.
*
»Das Rühren ist das Wichtigste«, erklärte Franz Thurecker seinen beiden Zuhörern. »Je kleiner der Bruch ist, um so fester wird nachher der Käse.«
Noch einmal prüfte der Senner die Körner in der Molke und nickte zufrieden. Er nahm ein großes weißes Tuch und steckte zwei Enden davon zwischen die Zähne, die beiden anderen hielt er mit den Händen fest und tauchte bis über die Ellenbogen in den Kessel hinein.
Lisa Neuhoff und Harald Claasen schauten fasziniert zu, wie Franz das prall gefüllte Tuch hochhob und die Molke ablaufen ließ. Dann brachte er das Tuch samt Inhalt mit einer geschickten Drehung über den Tisch hinter sich und platzierte es in eine Form. Ordentlich wurde der Käsebruch hineingepresst, und die Form mit einem Deckel versehen. Ein Gewicht sorgte dafür, dass die restliche Flüssigkeit ablief. Die Käseform hatte Löcher, und die ablaufende Flüssigkeit wurde in einer Kanne gesammelt, die unter dem Tisch stand. Franz verfütterte sie an die Kühe und Ziegen, aus deren Milch er seinen einzigartigen Bergkäse machte.
Der Senner deutete auf zwei andere Formen.
»Die beiden sind von gestern.«
Vorsichtig holte er die noch weichen Käselaibe aus der Form und ließ sie in ein Salzwasserbad sinken. Dort blieben sie