Starke Seiten - Wintersport
By Egon Theiner, Trixi Schuba, Jens Weißflog and
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Mit Texten aus den Büchern "Die Kür meines Lebens" von Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Trixi Schuba, "Roadbook" von Freeride-Superstar Eva Walkner, "Weißflog" von Skisprung-Legende Jens Weißflog, "Ausdauernd erfolgreich" von Kombinations-Star Mario Stecher und "Marcel Hirscher", der autorisierten Biografie vom größten Alpin-Skirennfahrer aller Zeiten.
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Book preview
Starke Seiten - Wintersport - Egon Theiner
Weltcup-Sieg
Starke Seiten!
Mit einigen E-Books, die herausragende Persönlichkeiten vor den Vorhang holen und spannende Geschichten erzählen, will der egoth Verlag seinem selbstgewählten Leitmotiv gerecht werden.
Unsere Bücher erzählen, fesseln, wühlen auf. Sie wollen einen Beitrag zur Reflexion bieten. Sie sollen wertvoll sein.
Sie alle haben aber mit Sicherheit eines: starke Seiten.
Viel Spaß beim Lesen!
Egon Theiner
www.egoth.at
„Es ist die erste Goldmedaille für Österreich"
Als der erste Teil der Olympischen Eiskunstlauf-Wettbewerbe vorüber war, wusste ich, dass nichts mehr passieren konnte – oder formulieren wir es eine Spur vorsichtiger (denn Eis ist rutschig): dass eigentlich nicht mehr viel passieren konnte. Ich war als Favoritin auf Gold nach Japan gekommen und ich rechnete nicht groß herum. Klar war, dass ich die beste Pflicht meines Lebens laufen musste, um einen großen Vorsprung auf die unmittelbare Konkurrenz, voraussichtlich Janet Lynn und Karen Magnussen, herauszuholen. Dann könnte ich auch gelassen in den Kürteil gehen.
Als die Eiskunstlauf-Wettbewerbe starteten war Karl Schranz schon wieder in Österreich und das Team in Japan noch immer ohne Gold. Annemarie Moser hatte bis zu meinem Auftritt Silber in der Abfahrt (hinter Marie-Theres Nadig aus der Schweiz) gewonnen, einen Tag nach meinem Triumph holte sie einen weiteren zweiten Platz, im Riesentorlauf, erneut hinter der Eidgenossin. Allerdings sei schon auch erwähnt, dass das österreichische Alpinteam aufgrund der Diskussionen um Abreise und Boykott in Zusammenhang mit der Sperre von Karl Schranz an einigen Trainingstagen nicht dabei war. Der 7. Februar 1972 wurde jedenfalls der einzige Tag im gesamten Sportjahr, an dem Österreich olympisches Gold bejubeln konnte. Das Transparent im Stadion „Trixi, bring du das Gold!", aufgehängt von österreichischen Fans und Funktionären, war eine vorausschauende und auch eintreffende Vorhersage.
Die Wertungsrichter waren Michele Beltrami aus Italien, Valentin Piseev aus der UdSSR, Walburga Grimm aus der DDR, Ingegerd Lago aus Schweden, Hans Kutschera aus Österreich, Joan MacLagan aus Kanada, Marcella Willis aus den USA, Ryuichi Obitani aus Japan und Klara Kozapi aus Ungarn. Ich kannte sie in ihrer Gesamtheit nicht sehr gut und konnte mir deswegen kein Bild machen, wer mich und meinen Stil nun denn mochte und wer weniger. Doch nach der ersten Pflichtaufgabe jubelte ich innerlich: Es lief gut! Nach sechs Figuren kam ich auf 1247,0 Punkte und meine vermeintliche große Widersacherin Janet Lynn lag mit 1074,6 Punkten schon weit zurück. Zweite nach der Pflicht war Julie Lynn Holmes (USA), dritte Karen Magnussen (CAN). Ich blickte auf die Anzeigetafel und mir schoss durch den Kopf, dass ich bei der Kür zwei- oder dreimal stürzen könnte und es würde sich dennoch immer noch ausgehen! Ich wollte 120, 140 Punkte Vorsprung haben. Ziel erreicht!
Die Kür durfte in den 1960er und 1970er Jahren individueller gestaltet und gelaufen werden als heute. Mit der Choreographie und der Musik von „Man of la Mancha fühlte ich mich wohl und ich lief eine sichere, souveräne Kür, die gefüllt war mit einer Vielzahl von Elementen: Doppellutz, Doppelflip, dazwischen ein einfacher Rittberger, noch ein Doppellutz, ein Axel-Paulsen, ein doppelter Toeloop, eine eingesprungene Waage, ein paar Pirouetten, ganz zum Schluss eine rasante Spitzpirouette. Eva Pawlik kommentierte für das österreichische Fernsehen: „Sie läuft ganz ruhig, ohne Nervosität. Sie hat alles ganz richtig gemacht, ist taktisch ganz richtig gelaufen. Es ist die sicherste Olympia-Goldmedaille für Österreich.
Meine A- und B-Noten lagen allesamt zwischen 5.5 und 5.7 (auf einer Skala bis 6.0) und waren somit gut. Pawlik: „Es ist die erste Goldmedaille im Damen-Einzellauf seit 1924, seit Herma Szabo. Und dann sagte die Kommentatorin, die im Gegensatz zu den heutigen Reportern sachlich, nüchtern und empathisch sprach, aber ohne dabei ihre Stimme zu überschlagen oder in patriotisch angehauchte Jubelstürme auszubrechen, ein Wort, das sich als falsch herausstellen sollte. „Es ist die erste Goldmedaille für Österreich bei diesen Spielen. Ohne Gold fahren wir nicht mehr nach Hause.
Alles richtig, aber: Es blieb die einzige Goldmedaille für Rot-Weiß-Rot.
Magnussen wurde Zweite, Lynn schob sich noch auf den dritten Rang vor. Das große Duell ist ausgeblieben und die US-Amerikanerin gestand sich die Niederlage auch schon nach der Pflicht ein.
Heute meint Lynn: „Klar hätte ich auch Olympiasiegerin werden wollen, das war unser beider Ziel. Doch mein Trainer und meine Eltern haben mich dazu erzogen, immer das Beste zu geben und dabei Spaß und Freude zu haben. Dann würden die Medaillen schon von alleine gekommen. Nach der Pflicht wusste ich, dass die Goldmedaille 1972 vergeben war und ich war ob dieses Umstandes auch wirklich enttäuscht. Doch als tiefgläubige Person und mit einem ehrlichen Gebet zu Gott nahm ich mir vor, bei der Kür die bestmögliche Leistung anzustreben, einerlei ob ich nun auf das Podest kommen könnte oder nicht. Medaillengewinne spielten für mich in diesem zweiten Teil keine Rolle mehr."
Wenn man heute die Aufzeichnungen von vor rund 45 Jahren ansieht, erkennt man, wie sehr sich der Eiskunstlauf weiterentwickelt und die Olympischen Spiele sich gewandelt haben. Wer heute bei den Damen nicht alle Sprünge dreifach oder bei den Herren vierfach steht, mischt in der höchsten Liga sicher nicht mit. Die Spiele von Sapporo