Wär' da doch ein Wiegenlied
Von Sophie Günther
()
Über dieses E-Book
Die Spannungen in ihrem Leben hat sie mit einer Psychose beantwortet. Mit Hilfe des Ehemannes und schließlich der Geburt der Tochter lernt sie verantwortlich damit umzugehen. Es begegnen ihr Merkwürdigkeiten, mit denen sie nie gerechnet hätte. Wie das Leben spielt....., oder spielen könnte. Dieses Buch macht "real", was die Psychose sich "ausgedacht" hat. Es ist ein Buch über die Zusammenkunft zweier Frauen.
Ähnlich wie Wär' da doch ein Wiegenlied
Ähnliche E-Books
Lernen mit ADHS-Kindern: Ein Praxishandbuch für Eltern, Lehrer und Therapeuten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenElf Masken Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch liebe Schnecken: Sammlung vieler schöner Gedichte einer schizophrenen Künstlerin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLehrbuch Biblische Seelsorge: Band 3: Psychologische Grundlagen für die Seelsorge Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSelbstsorge im Leben mit Demenz: Potenziale einer relationalen Praxis Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAlbtraum Traumgewicht: Mein Weg aus dem Dickicht von Essstörung und Therapien Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEntscheidung zum Leben: Mein Weg aus der Essstörung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMini-Kurs: Sprenge deine Ketten: Ins Handeln kommen und Träume leben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKinder und Jugendliche mit psychischen Auffälligkeiten in Schule und Kita: Klinische Psychologie für die pädagogische Praxis Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeilen mit Kunsttherapie: Ausdruckstherapie in der Praxis Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWenn plötzlich die Angst kommt: Panikattacken verstehen und überwinden Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die Abschaffung der Wochentage Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUltrakurzzeitpsychotherapie: Einfache Heilung von Ängsten, Depression und psychosomatischen Beschwerden mithilfe der psychoregulatorischen Satztechnik Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEssstörungen: Anorexie und Bulimie: Ein kognitiv-verhaltenstherapeutischer Leitfaden für Therapeuten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDEPRESSIONEN: 50 Tage in der Psychiatrie: Cluburlaub ist anders Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRabenschwarz: vivid lights Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchwarzer Riese Depression: Ein kleiner Ratgeber zur Überwindung von Depressionen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBesiege deine Flugangst Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJa-Ja-Effekt®: Vom Esszwang zu Frieden mit Körper und Essen - die ernährungspsychologische Anleitung aus der Esssucht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Wär' da doch ein Wiegenlied
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Wär' da doch ein Wiegenlied - Sophie Günther
Auftakt
Was ist das für eine Beule, die ich da habe? Und da noch eine und noch eine. Es sieht aus, als hätte ich die Beulenpest. Hab ich Flöhe, die Krätze, oder sonst irgendwas?
Wie ein reifer Pickel, haben alle Beulen einen Mittelpunkt. Jawoll, das sind Einstiche!
Aber woher? Ich nehme doch keine Drogen…
Nein, es werden Stiche eines Insektes sein. Was sonst…
Vielleicht bin ich allergisch.
Das ist ja ein Morgen heute…
Es tut weh, aber es juckt nicht.
Ich fühle mich ganz eigenartig. Was hat mein heutiges Gefühl mit Gestern zu tun?
Gestern war ich doch bloß bei diesem Selbstverteidigungskurs. Und ich habe ein Stück Holz zerschlagen. Damit wollte die Leiterin uns wohl das Selbstvertrauen stärken, oder uns testen, ob wir uns trauen laut zu schreien und Kraft anzuwenden.
Die Leiterin ist wahrscheinlich lesbisch. Ist sie in mich verliebt?
Von Männern hält sie jedenfalls nicht sehr viel.
Wir hatten doch eine Adressliste… Irgendwo habe ich die hingetan…
Ach ja, da liegt sie!
Im Suchen und Finden bin ich gut! Außer, ich finde einen besonders guten Platz, an dem ich etwas verstecke. Das dauert dann lange, bis ich es finde, weil ich das Versteck jedes Mal vergesse. Ich schaue an den ungewöhnlichsten Orten. Wenn ich es dann wieder finde, bin ich ganz stolz. Die Erinnerung, einen besonderen Ort für einen Gegenstand ausgewählt zu haben, ist mir beim Suchen gegenwärtig. Manchmal auch die Hintergedanken, die ich beim Verstecken hatte!
Als Kind habe ich einen Zettel, mit Wahrheiten über meine Familie, unterm Fußbodenbelag versteckt. Das war für später dort arbeitende Handwerker gedacht.
Wohnen tu ich dort nun schon lang nicht mehr. Mir ist es peinlich und ich würde lieber in das Haus fahren und den Zettel vernichten.
Ich rufe jetzt die Leiterin des Selbstverteidigungskurses an!
Ich: „Hallo Anja, bist Du es?"
Anja: „ Wer ist denn da?"
Ich; „Ich bin’s, Marie, von Deinem Kurs gestern!"
Anja: „Ach so ja. Guten Morgen."
Ich: „Sag mal, könntest Du für die Gruppe nicht noch mal so einen Kurs machen? Mir hat es so gut gefallen!"
Anja: „Könnte ich schon, aber ich kenne das: Erst wollen alle weitermachen und dann zerläuft das im Sande und keiner meldet sich mehr. Ihr müsst Euch selber drum kümmern und alles organisieren."
Ich. „Nie hätte ich gedacht, dass ich Holz zerschlagen kann!"
Anja: „Hast Du aber gemacht!"
Ich: „Ja, erstaunlich!"
Anja: „Und hat auch nicht wehgetan, wie Du erst dachtest, oder?"
Ich: „Überhaupt nicht! Da hat mir manches andere schon mehr wehgetan!"
Anja: „Zum Beispiel?"
Ich: „Da möchte ich jetzt nicht weiter drauf eingehen."
Anja: „Na gut. Es gibt halt einiges im Leben, was wehtun kann!"
Ich: „Ich habe übrigens etwas von gestern, was wehtut!"
Anja: „Ja?"
Ich: „Etwas wie Insektenstiche! Kann aber auch vom Holz kommen, das vielleicht gesplittert ist!"
Anja: „Aha."
Ich: „Ich fühle mich heute so eigenartig."
Anja: „Wieso?"
Ich:„Diese Entspannungsübung, die Du mit uns gemacht hast, am Ende des Seminars, kann, man davon nicht autistisch werden?"
Anja: „Ach was!"
Ich: Ich bin dabei eingeschlafen! Was, wenn ich nicht mehr aufgewacht wäre?
„…"
Anja: „Marie?"
Ich: „Ja?"
Anja: „Dir hat der Kurs doch gefallen, oder?"
Ich: „Ja, sehr gut!"
Anja:„Und Du kannst Dich auch noch an die Geschichte erinnern, die Du in New York erlebt hast, die wir nachgespielt haben?"
Ich: „Klar!"
Anja: „Marie, Du solltest vorbei kommen! Ich möchte nicht am Telefon weiterreden!"
Ich: „Ja ist gut. Das mache ich!"
Ich habe aufgelegt und muss mich erstmal anziehen.
Sie steht auf mich, ganz klar. Sie ist eine selbstbewusste Frau. Für ihren Körper hat sie einen Waffenschein, das hat sie uns erzählt.
Auch nach dem Kurs, habe ich gegen die keine Chance!
Wir kennen uns kaum und sie will, dass ich zu ihr nach Hause komme!
Wie gesagt: Die steht auf mich.
Was sage ich jetzt Emil, wohin ich gehe?
Wenn er von der Schule kommt, findet er einen Zettel, auf dem steht: „Bin bei einer neuen Freundin!"
So eine tolle Frau zur Freundin… Das wäre doch was!
Er wird bestimmt enttäuscht sein, dass ich weg bin!
Erst habe ich das ganze Wochenende beim Seminar verbracht und bin schon wieder weg.
Na, soll er sich einen runterholen.
Ich ziehe mir was Schwarzes an, wie immer !
Ich habe doch diese neuen Klamotten, die ich angezogen habe, als ich zu Heinz gegangen bin!
Da hat die eine von der Ausbildung mich gesehen und gemeint, sie habe mich nicht gerufen, weil sie den schönen Eindruck nicht unterbrechen wollte!
Das ist das Richtige!
Sehr ungewöhnlich, aber gut.
Ein Pantalon, darüber eine durchsichtige schwarze Hose und ein ebenfalls durchsichtiges Oberteil, mit einem Bustier drunter.
So rausgeputzt erwartet sie mich bestimmt nicht, weil ich sonst immer so unauffällig aussehe!
Ich lasse die Haare offen. Das mache ich so selten. Dabei habe ich schöne Haare. Meistens trage ich einen Dutt. Wie es sich für eine Tänzerin gehört.
Mein neues Haarwaschmittel macht die Haare ganz hell und glänzend.
So aussehend gehe ich die Straße runter. Ich fühle mich nicht ganz wohl, weil ich so auffällig bin und aus der Masse raussteche .Es ist aber so, dass ich weiß, dass ich gut aussehe.
Wenn meine Ausbildung vorbei ist und ich Künstlerin bin, werde ich immer so rumlaufen.
Anja wohnt in der Nähe des Maschsees. Ich erinnere mich noch von gestern, als die Kursteilnehmer bei ihr zu Besuch waren.
Grade komme ich an meiner alten Schule vorbei. So wie ich aussehe erkennt mich bestimmt Keiner. Ich habe erst vor kurzem mein Abitur geschmissen. Ich will nicht studieren, sondern Tänzerin werden. Ich werde Unterricht geben und auftreten!
Meine Erleichterung, nachdem ich die Schule schmiss, war enorm.
Jetzt bin ich bei Anja angekommen. Sie findet das Haus spießig, mit den Blumen im Vorgarten und dem Zaun. Ich finde es gemütlich. Also mir gefällt es.
„Willkommen in meinem Schrebergarten!" witzelt Anja und lässt mich rein. Ich sage, dass es mir gefiele. Sie winkt ab und bittet mich in die Küche.
Im Vorbeigehen werfe ich einen Blick in Ihr Wohnzimmer.
Es ist ihr einziges Zimmer. Sie hat ein Schlafsofa.
An den Wänden hängend und überall auf dem Boden verteilt, sind Kartons in Schuhkartongröße. Ich wundere mich, aber sage nichts.
Es sieht aus, wie lauter Teile einer Puppenstube. Irgendwas befindet sich innen drin, aber das kann ich nicht richtig erkennen.
Gestern war das noch nicht hier.
„Möchtest Du einen Ingwertee? fragt mich Anja. „Kenne ich nicht.
sage ich. „Ich habe hier frischen Ingwer, den schneide ich in Würfel und mit Honig und heißem Wasser, lasse ich ihn zehn Minuten ziehen. Das weckt die Lebensgeister."
„Ich hätte lieber einen Kaffee… sage ich. „Gut. Wie trinkst Du ihn? Milch und Zucker?
fragt sie mich.
„Nur Milch bitte! Zucker nehme ich nur, wenn der Kaffee mir nicht schmeckt!" antworte ich.
Sie sagt: „Ok. Achtest Du auf Deine Figur? Musst Du wohl als Tänzerin… „Nein, nein. Ich esse Unmengen. Ich bin gar nicht satt zu kriegen. Das liegt an dem hohen Verbrauch durch das Training! Meine Lehrerin ist auch nicht so dünn!
werfe ich ein.
„Was soll das denn heißen? Du hast doch eine traumhafte Figur!" sagt Anja erstaunt.
„Danke! Du bist aber auch ganz schön durchtrainiert!" sage ich lachend.
„Ja, das mache ich aber nur nebenbei. Eigentlich will ich Kunst studieren!" sagt Anja.
„Ich habe mein Abitur grad geschmissen!" gestehe ich.
„Ich gehe zur Abendschule." sagt Anja.
„Und willst dann an die Kunsthochschule?" frage ich.
Lächelnd sagt sie: „Genau!"
„Ehrlich gesagt, war das auch mal ein Traum von mir! Ich habe mich aber für nicht gut genug gehalten! Jetzt werde ich halt Tänzerin!"
„Und bestimmt eine Gute!"
„Mal sehen!" Winke ich ab.
„Ich brühe den Kaffee frisch auf! Ich habe nämlich keine Kaffeemaschine." sagt Anja und hantiert mit dem Kaffee.
„Ja, ist gut! Kannst Du mir mal ein Bild von Dir zeigen?" frage ich.
„Ich mache Objekte! Schaukästen besser gesagt." erklärt sie.
„Aha! Das, was im Wohnzimmer steht?" frage ich.
„Ja, kannst gucken, wenn Du willst!" sagt sie und zeigt mit dem Finger in Richtung des Zimmers.
Jetzt gehe ich ins Wohnzimmer. Alles steht voll. Ich weiß gar nicht wie ich mich bewegen soll. Ich stoße mit dem Fuß gegen die Kästen und entschuldige mich. Ich bin verwirrt. So etwas habe ich noch nie gesehen. Alles ist so filigran. Eigentlich ähneln sich die Kästen alle!
Sie beinhalten Gebilde aus Pappe und alle möglichen