Der Betrug: Mami Classic 26 – Familienroman
By Gloria Rosen
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Gräfin Silvia parkte ihren weißen Sportwagen vor der Freitreppe des Schlosses Sarenberg und stieg schnell aus. Sie nahm ihre Sporttasche sowie ihren Tennisschläger vom Rücksitz und eilte blindlings die Stufen hinauf. Dabei wäre sie um ein Haar mit ihrem Mann zusammengeprallt. Unbemerkt war Frederik Graf von Sarenberg aus dem Portal getreten. Er wich rasch zur Seite. »Du scheinst es ja sehr eilig zu haben«, bemerkte er stirnrunzelnd, »weil du den Wagen nicht in die Garage gefahren hast. Hast du schon wieder eine weitere Verabredung getroffen?« »Nein. Ich möchte nur so schnell wie möglich unter die Dusche. Mir klebt der Tennis-Dress förmlich am Leib.« »War das Match so anstrengend? Du hast sicherlich wieder auf der ganzen Linie gesiegt, nicht wahr?« »Ganz im Gegenteil. Ich habe jedes Spiel verloren. Heute war wirklich mein Pechtag.« Sie schwang den Tennisschläger leicht hin und her. »Und der Tag ist noch nicht zu Ende. Da kann noch einiges geschehen«, orakelte der dreiunddreißigjährige Graf, wobei eine feine Melancholie sein Gesicht umschattete.
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Der Betrug - Gloria Rosen
Leseprobe:
Für sie ist die Welt nicht mehr heil
LeseprobeDiese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren: Denise von Schoenecker verwaltet das Erbe ihres Sohnes Nick, dem später einmal, das Kinderheim Sophienlust gehören wird.
Mami Classic
– 26 –
Der Betrug
Gloria Rosen
Gräfin Silvia parkte ihren weißen Sportwagen vor der Freitreppe des Schlosses Sarenberg und stieg schnell aus. Sie nahm ihre Sporttasche sowie ihren Tennisschläger vom Rücksitz und eilte blindlings die Stufen hinauf. Dabei wäre sie um ein Haar mit ihrem Mann zusammengeprallt.
Unbemerkt war Frederik Graf von Sarenberg aus dem Portal getreten. Er wich rasch zur Seite. »Du scheinst es ja sehr eilig zu haben«, bemerkte er stirnrunzelnd, »weil du den Wagen nicht in die Garage gefahren hast. Hast du schon wieder eine weitere Verabredung getroffen?«
»Nein. Ich möchte nur so schnell wie möglich unter die Dusche. Mir klebt der Tennis-Dress förmlich am Leib.«
»War das Match so anstrengend? Du hast sicherlich wieder auf der ganzen Linie gesiegt, nicht wahr?«
»Ganz im Gegenteil. Ich habe jedes Spiel verloren. Heute war wirklich mein Pechtag.« Sie schwang den Tennisschläger leicht hin und her.
»Und der Tag ist noch nicht zu Ende. Da kann noch einiges geschehen«, orakelte der dreiunddreißigjährige Graf, wobei eine feine Melancholie sein Gesicht umschattete.
Die um vier Jahre jüngere Silvia horchte auf. »Stimmt etwas nicht?« erkundigte sie sich beunruhigt. »Du wirkst heute so ungewöhnlich ernst.«
»Das ist schon seit einiger Zeit der Fall. Du hast es nur nicht bemerkt. Dir ist so vieles entgangen.« Er betrachtete forschend ihre Miene. »Falls du Zeit für mich hast, würde ich dich gern in meinem Arbeitszimmer sprechen.«
Silvia zuckte zurück. Wenn er sie in diesen Raum zitierte, ging es meist um wichtige Angelegenheiten, die nicht immer erfreulicher Art waren. Am besten brachte sie es gleich hinter sich. »Könnte ich vorher noch kurz duschen? Es dauert nur zehn Minuten.«
»Laß dir ruhig ein wenig länger Zeit. Ich habe noch eine kurze Besprechung mit dem Gärtner.«
Trotzdem befand er sich bereits im Arbeitszimmer, als Silvia nach einer knappen Viertelstunde dort eintrat.
Der Graf stand am Fenster und schaute hinaus. Jetzt wandte er sich um. Tiefer Ernst prägte seine Gesichtszüge. Er wies einladend auf die lederbezogene Sesselgruppe. »Setzen wir uns doch.«
Silvia wurde immer mulmiger zumute. Sie ließ sich leicht in einen der tiefen Sessel fallen und schlug die schlanken Beine graziös übereinander. Abwartend blickte sie auf ihren Mann, der hinter einem Sessel stehenblieb und die Hände in die Rückenlehne verkrampfte.
Ohne Vorwarnung sagte er. »Ich werde Eric diesmal auf seiner Forschungsreise begleiten.«
Der Satz stand unheilverkündend im Raum.
So sah es jedenfalls Silvia, die ihren Mann anstarrte, als sei er ein Geist. Ihre Lippen formten mehrmals nur das eine Wort: »Nein!«
Frederik belehrte sie indessen, daß sein Entschluß unumstößlich war. »Ich wollte mich längst einmal Eric anschließen, weil mich seine Berichte über fremde Zonen restlos begeisterten. Wir hatten bereits ein gemeinsames Unternehmen geplant. Doch dann lernte ich dich kennen, und wir heirateten. Da dachte ich nicht mehr an meinen damaligen sehnlichen Herzenswunsch. Nun möchte ich ihn mir jedoch erfüllen. Eric…«
»… wird es nicht zulassen, daß du ihn begleitest. Ich werde ihn anrufen. Am besten jetzt gleich.« Silvia sprang aufgeregt auf. Die Farbe kam und ging in ihrem Gesicht. Sie wollte das Zimmer verlassen, doch Frederik versperrte ihr den Weg.
Er griff nach ihren Händen und umspannte sie mit festem Druck. »Das Telefonat ist zwecklos. Eric befindet sich längst in Rio de Janeiro, um die nötigen Vorbereitungen für die Expedition zu treffen. Ich…«
»Nein, das ist nicht wahr. Ausgerechnet Brasilien. Dort, wo…« Sie konnte nicht weitersprechen, ihr Körper wurde von wildem Schluchzen geschüttelt. Bruchstückweise drangen ihr dabei die Worte über die Lippen. »Der brasilianische Urwald ist meinen Eltern zur Todesfalle geworden. Er wird auch dich verschlingen. Das kann ich nicht ertragen. Das nicht.«
Behutsam führte Frederik sie zum Sessel zurück. Sanft drückte er sie nieder. »So beruhige dich doch. Ich weiß um meine Verantwortung dir und dem Schloßgut gegenüber. Niemals würde ich mich in Gefahr begeben. Eric hat mir versichert, daß die Entdeckungsreise nicht gefährlich ist. Wir begeben uns in keine unerforschten Gebiete wie deine Eltern. Außerdem wollten sie stets Neuland erforschen, während es Eric nur darum geht, Volksgruppen in fremden Ländern näher kennenzulernen und ihre Lebensweise zu ergründen. Das weißt du doch selbst. Schließlich hast du vor unserer Heirat bei ihm gearbeitet.«
Es gelang ihm schließlich, sie einigermaßen zu beruhigen. Er holte ihr einen Kognak, der ihr guttat.
Aus tränenumflorten Augen blickte sie zu ihm auf. »Bleib hier. Ich liebe dich und brauche dich mehr als Eric und alles auf der Welt.« Sie wischte sich über die Augen. »Liebst du mich nicht?«
Er wandte das Gesicht zur Seite, damit sie seinen gequälten Gesichtsausdruck nicht bemerkte. »Wir haben aus großer Liebe geheiratet, uns aber in letzter Zeit entfremdet. Die einstigen Gemeinsamkeiten schrumpfen immer mehr zusammen. Was ist aus unserer glücklichen Zweisamkeit geworden?«
Er ging zum Fenster und blickte hinaus, als würde ihm die Natur die richtige Antwort geben.
»Liegt das allein an mir?« Ein sanfter Vorwurf schwang in Silvias Worten mit. »Du gehst doch ganz in deinen Gutsherrenpflichten auf.«
Er schnellte auf dem Absatz herum. »Und du stürzt dich von einem Vergnügen ins andere, anstatt dich auf deine mütterliche Seite zu besinnen. Wir sind jetzt vier Jahre verheiratet und noch ohne Nachwuchs. Ich hätte mich so sehr über ein Kind gefreut.«
Ein sinnender Ausdruck lag in seinen Augen.
»An mir liegt es nicht«, verteidigte sich Silvia und ließ ihren Kopf tiefbetrübt hängen. »Das Schicksal hat uns ein Kind versagt.«
»Du hast dem wohl ein bißchen nachgeholfen, weil du erst einmal dein Leben in vollen Zügen genießen möchtest. Ich kann das zwar verstehen, doch für mich und meinen Besitz steht ungeheuer viel auf dem Spiel. Er darf niemals in die falschen Hände geraten.«
»Was ist dir eigentlich mehr wert: meine Liebe oder Schloßgut Sarenberg?« brach es aus Silvia heraus.
»Beides«, war die spontane Antwort. »Es ist nur so schwer, beides unter einen Hut zu bringen.« Er stöhnte schwer auf und lief im Raum nervös hin und her. Dann blieb er vor Silvia stehen. »Ich halte die geplante Reise und die damit verbundene Trennung für ungeheuer wichtig. Unabhängig voneinander können wir über uns nachdenken und uns überlegen, wie wir unserer Ehe neue Impulse geben. Ich kann nur hoffen, daß du zu der Erkenntnis kommst, daß Mutterliebe viel glücklicher macht als all die schalen Vergnügungen, denen du nachläufst.«
»Aber das tue ich doch nur, weil ich selbst unglücklich bin, kein Kind zu bekommen. Ich war etliche Male bei Frauenärzten und Professoren, die mir allesamt bescheinigt haben, daß ich Mutter werden kann. Allerdings haben sie dringend geraten, ruhig abzuwarten und nichts erzwingen zu wollen, weil gerade dadurch die Gefahr entstehe, daß sich die gewünschte Schwangerschaft nicht einstellt.«
»Abwarten! Abwarten!« begehrte der sonst so besonnene Graf ungehalten auf. »Als ob mir noch viel Zeit bliebe. Victor hat bereits den zweiten Sohn vorzuweisen und wird den Vorteil hundertprozentig nutzen. Nicht auszudenken, wenn er sein Ziel erreicht.«
Silvia horchte betroffen auf. Instinktiv spürte sie, daß ihr Mann ein unheilvolles Geheimnis mit sich trug. Sie