Die Überraschung hat einen Namen: Mami 1973 – Familienroman
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Mit schnellen, sicheren Schritten ging Iris Stetten durch das Lokal. Vor einem Fenstertisch blieb sie stehen. Überrascht sah sie auf die wartende Freundin. »Wow! Neue Haarfarbe, neue Frisur?« Rica Rombach überging die Frage. Sie schaute zunächst auf ihre Uhr, dann auf die sportliche junge Frau, die jetzt Platz nahm. »Wir waren um sieben verabredet, jetzt ist es 38 Minuten später«, stellte sie vorwurfsvoll fest. »Entschuldige, in der Redaktion war wieder mal die Hölle los. Nur weil ein amerikanischer Politiker heute abend überraschend nach Berlin kam, mußten wir das Titelblatt umstellen. Die Nachricht mußte unbedingt auf die erste Seite. Nichts hat mehr gepaßt. Die übrigen Meldungen mußten gekürzt werden, ein Bild flog raus und das alles nach Feierabend.« »Ich wäre beinahe wieder gegangen.« »Weil du dir überhaupt nicht vorstellen kannst, was in einem solchen Fall abgeht. Da gleicht die Redaktion einem Bienenstock, in den jemand einen Stein geworfen hat. Du lachst, aber das ist überhaupt nicht spaßig.« Iris zog die Mappe mit den Speisekarten zu sich her. »Ich kapiere ohnehin nicht, wie du es in diesem bescheuerten Laden aushältst.«
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Die Überraschung hat einen Namen - Susanne Svanberg
Leseprobe:
Ein Traum wird wahr
LeseprobeMichaela Dornberg ist mit ganzem Herzen in die bezaubernde Welt des Sonnenwinkels eingedrungen, sie kennt die so sympathische Familie des Professors Auerbach mit dem Nesthäkchen Bambi inzwischen schon besser als jeder andere. Die geliebte kleine Bambi wird in den neuen Romanen für besondere Furore sorgen, und eine erfrischend engagierte junge Ärztin wird den Sonnenwinkel gehörig aufmischen.
Mami
– 1973 –
Die Überraschung hat einen Namen
Ein Findelkind im Hotel
Susanne Svanberg
Mit schnellen, sicheren Schritten ging Iris Stetten durch das Lokal. Vor einem Fenstertisch blieb sie stehen. Überrascht sah sie auf die wartende Freundin.
»Wow! Neue Haarfarbe, neue Frisur?«
Rica Rombach überging die Frage. Sie schaute zunächst auf ihre Uhr, dann auf die sportliche junge Frau, die jetzt Platz nahm.
»Wir waren um sieben verabredet, jetzt ist es 38 Minuten später«, stellte sie vorwurfsvoll fest.
»Entschuldige, in der Redaktion war wieder mal die Hölle los. Nur weil ein amerikanischer Politiker heute abend überraschend nach Berlin kam, mußten wir das Titelblatt umstellen. Die Nachricht mußte unbedingt auf die erste Seite. Nichts hat mehr gepaßt. Die übrigen Meldungen mußten gekürzt werden, ein Bild flog raus und das alles nach Feierabend.«
»Ich wäre beinahe wieder gegangen.«
»Weil du dir überhaupt nicht vorstellen kannst, was in einem solchen Fall abgeht. Da gleicht die Redaktion einem Bienenstock, in den jemand einen Stein geworfen hat. Du lachst, aber das ist überhaupt nicht spaßig.« Iris zog die Mappe mit den Speisekarten zu sich her. »Ich kapiere ohnehin nicht, wie du es in diesem bescheuerten Laden aushältst.« Rica, die verwöhnte Tochter sehr reicher Eltern, verdrehte die blauen Augen, deren Farbe durch entsprechende Lidstriche noch intensiver, noch auffälliger wurde.
»Weil mir die Arbeit Spaß macht. Ich mag meinen Job. Verstehst du?«
Rica zog gelangweilt die Schultern hoch. Sie war zwar schon 31 Jahre alt, zählte sich aber noch immer zu den Studenten. Zur Uni ging sie allerdings selten. Gearbeitet hatte sie auch noch nie. Dank der großzügigen Schecks ihres Vaters hatte sie das nicht nötig. Sie genoß das Leben.
Die gleichaltrige Iris dagegen arbeitete schon seit acht Jahren als Redakteurin, war tüchtig in ihrem Beruf und beliebt bei den Kollegen.
Trotz der unterschiedlichen Lebenssituation verstanden sich die beiden Frauen gut. Die gemeinsame Schulzeit und viele Erinnerungen an sorglose Jugendjahre verbanden sie.
»Lassen wir das«, bat Iris mit versöhnlichem Lächeln. »Das blonde Haar steht dir ausgezeichnet«, meinte sie mit neidloser Bewunderung. Rica war die Hübschere von ihnen, und Iris hatte noch nie den Versuch gemacht, ihr dieses Vorrecht streitig zu machen. »Und was steckt dahinter?« fragte sie, obwohl sie die Antwort schon kannte. Es war immer wieder dasselbe. Wenn Rica einen neuen Partner kennenlernte, veränderte sie ihren Typ.
»Was wohl? Ein neuer Mann«, informierte Rica die Freundin flüsternd. »Und was für einer! Wenn du ihn siehst, bekommst du weiche Knie. Ist übrigens ein Kollege von dir. Er arbeitet für die Deutsche Presseagentur in Peking.«
Diese Information interessierte Iris nicht so sehr. Sie dachte mehr über das Schicksal von Ricas vorherigem Freund nach. Daß Rica Freunde und Haarfarbe ständig wechselte, daran hatte sich Iris längst gewöhnt. Trotzdem hoffte sie, daß damit doch irgendwann Schluß sein würde. »Und was ist mit Hubert?« fragte sie deshalb. Aufmerksam beobachtete sie die Freundin.
Rica tat, als müsse sie sich besinnen. »Hubert?« Kokett, wie es ihre Art war, legte sie den Kopf schief. Das lockige blonde Haar fiel weit über ihre Schultern. »Der Depp wollte mich heiraten. Stell dir das mal vor! Da habe ich mit ihm Schluß gemacht.«
»Aber du hast ihn doch gern gehabt.« Iris klappte die umfangreiche Speisekarten-Mappe zu. Sie hatte sich zwischendurch für einen Salatteller entschieden.
»Puh« , stöhnte Rica und rümpfte die gepuderte Nase. »Soll ich wegen einem Typ auf alle anderen verzichten? Das kann ich noch lange haben. Ich genieße meine Freiheit, solange mir das Spaß macht. Und es macht mir sogar viel Spaß!« Jetzt kicherte Rica wie ein Teenager. »Wenn du Frederik Kampen siehst, wirst du mir recht geben. Er ist ein Mann, für den sich jede Sünde lohnt. Klingt abgegriffen, trifft aber auf ihn zu. Sieht verdammt gut aus, der Junge.«
»Wenn er in China arbeitet und lebt, werde ich ihn kaum zu sehen bekommen. Wie hast du ihn überhaupt kennengelernt?« Iris gab ihre Bestellung auf und lehnte sich dann entspannt zurück. Sie war in allen Dingen viel vernünftiger und besonnener als ihre Freundin.
Rica schätzte das an ihr. Sie mochte auch Iris’ Offenheit und ihre Zuverlässigkeit. »Am Flughafen. Wir wollten beide nach München. Er, um seine Mutter zu besuchen, ich, um ein paar neue Klamotten zu kaufen. Der Flug wurde um vier Stunden verschoben, weil mal wieder gestreikt wurde. Also saßen wir im First-Class-Warteraum und unterhielten uns. Du wirst es nicht glauben, es hat sofort gefunkt. Einfach klasse. Die vier Stunden vergingen wie wenige Minuten. Natürlich haben wir uns verabredet und sind in München miteinander ausgegangen. Dabei hat er mich dann nach Peking eingeladen.« Rica strahlte wie ein Kind vor dem Weihnachtsbaum.
»Fliegst du hin?« fragte Iris ein wenig distanziert.
»Logo. Und du kommst mit.«
»Wie stellst du dir das vor?« Iris schüttelte den Kopf mit dem kurzgeschnittenen dunklen Haar. »Ich bin nicht so unabhängig wie du. Zum einen habe ich meinen Job, zum anderen kann ich Jürgen nicht einfach allein lassen.«
»Moment mal. Zum einen steht dir Urlaub zu, und zum anderen kommt Jürgen auch mal ohne dich aus. Mein Gott, wie lange bist du denn schon mit diesem Computerfritzen zusammen?«
»Seit zehn Jahren«, antwortete Iris nicht ohne Stolz. Für sie war die Beständigkeit einer Beziehung ungeheuer wichtig.
Rica blies die Backen auf, daß sie aussah wie ein blondgelocktes Barockengelchen. »Mann, daß du das aushältst! Nichts gegen deine Gefühle, aber ich finde Jürgen reichlich farblos und langweilig. Er mag vielleicht ein guter EDV-Spezialist sein, aber von Frauen hat er null Ahnung.«
»Du meinst, weil er noch nie versucht hat, mit dir anzubändeln?« amüsierte sich Iris. »Ich mag ihn, und unsere Beziehung ist völlig in Ordnung.« So ganz sicher war sich Iris allerdings nicht. Neuerdings hatten sie häufig Meinungsverschiedenheiten. Doch darüber und vor allen Dingen über den Grund ihrer Streitigkeiten mochte Iris mit Rica nicht reden. Sie war viel zu oberflächlich und würde sie ohnehin nicht verstehen.
»Manchmal kommst du mir vor wie eine brave Ehefrau aus dem vergangenen Jahrhundert. Etwas grau, etwas verstaubt, aber würdevoll. Diese Masche ist so was von antiquiert! Warum brichst du nicht endlich aus und gestaltest dein Leben so wie es dir paßt? Ohne an Jürgen zu denken, ohne Rücksicht auf die Meinung deiner Kollegen zu nehmen?«
»In dieser Hinsicht sind wir grundverschieden. Also brauchen wir auch nicht darüber diskutieren.«
Das Essen wurde serviert, und Rica beschäftigte sich sofort mit dem Hummer auf ihrem Teller.
»Du kommst mit nach Peking. Basta«, bestimmte sie.
Iris betrachtete ihren Salat, auf den sie keinen Appetit mehr hatte. »Ich kann nicht«, behauptete sie wenig überzeugend.
»Das gibt’s doch nicht«, widersprach Rica mit vollem Mund.
»Wenn ich dich einmal um eine Gefälligkeit bitte, solltest du nicht nein sagen. Schließlich kennen wir uns schon seit unserer Sandkastenzeit. Die Penne haben wir gemeinsam hinter uns gebracht und die Diskonächte. Anfänglich haben wir auch die Studentenbude geteilt.