Kyoto das Herz Japans: Paläste, Tempel, Schreine, Gärten
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About this ebook
Die alte Kaiserstadt Kyoto ist das kulturelle und spirituelle Herz Japans. Mit 1600 buddhistischen Tempeln, 400 Shinto-Schreinen, dazu Palästen und Gärten ist Kyoto so reich an Sehenswürdigkeiten wie keine andere Stadt der Welt. Dieser Band erschließt Kyoto durch Bild und Text.
Kyoto war von 794 bis 1868 Sitz des japanischen Kaisers. Hier entwickelten sich die Grundlagen Japans, hier wurden der Shinto als ursprüngliche japanische Religion und die vielfältigen Schulen des japanischen Buddhismus geformt, hier entstanden Ikebana und Teezeremonie, Zen-Meditation, Steingärten und vieles andere mehr. Auf die benachbarten Orte Nara, Uji und Otsu wird ebenfalls eingegangen. In Kyoto gibt es siebzehn Weltkulturerbestätten der UNESCO, in Nara noch einmal sieben weitere.
Dieser Band ist kein Reiseführer im üblichen Sinn, Hotelempfehlungen und Hinweise zu Verkehrsmitteln sind darin nicht zu finden. Wohl aber bietet der Band Hintergrundinformationen, wie sie sonst von keinem Reiseführer zu Japan eingebracht werden. Das Buch ist eine verständliche und dennoch fachlich differenzierte Einführung in diese Stadt. Ein klares Layout ermöglicht eine gute Lesbarkeit. Ein großer Bildanteil (233 Farbbilder und 243 s/w-Bilder) mit bis auf wenige Ausnahmen noch unveröffentlichten Bildern des Autors illustrieren die einzelnen Sehenswürdigkeiten. Extra-Seiten mit speziellen Themen ergänzen dies: japanischer Buddhismus, Shinto, Ikebana, Teezeremonie ...
Der Band ist eine Brücke zum Verständnis Japans und seiner langen Geschichte, Kultur und Religion. Für Japanreisende und für diejenigen, die an Ostasien, Japan, Buddhismus und Shinto interessiert sind, ist dieses Buch eine wichtige Hilfe:
Kyoto - das Herz Japans
Hermann-Josef Frisch
Hermann-Josef Frisch, Studium Theologie und Sinologie zeitweilig Lehrauftrag in Fachdidaktik Religion an der Universität Bonn 237 Buchveröffentlichungen in den Bereichen Religionspädagogik, Theologie, Religionswissenschaften 65 teilweise längere Reisen in die unterschiedlichsten Regionen Asiens, vor allem nach Ostasien und Südasien
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Book preview
Kyoto das Herz Japans - Hermann-Josef Frisch
Inhalt
Einführung
Japan – Land der aufgehenden Sonne
Kyoto – Residenz der Kaiser und Götter
Kyoto – Stadt der Tempel, Schreine, Gärten
Kyoto – das Herz Japans
Im Umkreis von Kyoto – Nara, Uji, Otsu
Kyoto – Paläste
Kaiserpalast – Kyoto Gosho
Kaiserliche Villa Katsura
Kaiserliche Villa Shugakuin
Kyoto – Tempel
EXTRA: Japanischer Buddhismus – ein Überblick
EXTRA: Buddhas, Bodhisattvas, Myoos, Götter
Rokkaku-do – Tendai, Jodo-Shinshu und Saigoku
EXTRA: Kado (Ikebana), Chado, Shodo
Ninna-ji – Shingon-shu und Kobo Daishi
Omuro-88-Tempel-Pilgerweg – Pilgern wie auf Shikoku
Tofuku-ji – Zen-Gärten im Südosten
Sennyu-ji – Esoterischer Buddhismus
Imakumano-Kannon-ji – der Bodhisattva Kannon
EXTRA: Der Bodhisattva Kannon
Honen-in, Anraku-ji, Reikan-ji – verträumte Tempel
Eikan-do – der Buddha, der zurückblickt
Nanzen-ji – Tempeldorf des Zen-Buddhismus
Jojakko-ji und Nison-in – Bergtempel in Arashiyama
EXTRA: Der Bodhisattva Jizo
Sanjusangen-do – 1001-mal Kannon
Rokuharamitsu-ji – elfköpfiger Kannon
Kennin-ji – Eisai und der erste Zen-Tempel
Shoren-in – der Palast wird zum Tempel
Shokuku-ji – Meditation und Kunstschätze
Chion-ji – eine Million Mal Nembutsu
Kurodani – Verehrung des Amida
Kodai-ji – Tempel der Witwe Nene
Yasaka-no-to – älteste Pagode in Kyoto
Yasaka Koshin-do – drei weise Affen und Stoffbälle
Daitoku-ji – ein Klosterdorf
Kurama-dera und Yuki-Schrein – synkretistischer Tempelberg
EXTRA: Goshuin – Segen empfangen
Kyoto – Schreine
EXTRA: Shinto – ein Überblick
Kibune-Schrein – drei Schreine für die Wasser-Kamis
Fushimi Inari-Taisha – 10 000 Torii
Schreine im Kaiserpalast – Shirakumo und Munakata
EXTRA: Ema – Votivtäfelchen
Shimogoryo – Trageschreine für die Kami
Otoyo-Schrein – Mäuse als Boten und Wächter
Kumano-Nyakuoji-Schrein – Yatagarasu, der dreibeinige Rabe
Okono-in – Schrein am Wasserfall
Nonomiya-Schrein – die Sonnengöttin Amaterasu
Heian-Schrein – 1100 Jahre Kyoto
Toyokumi-Schrein – Erinnerung an Toyotomi Hideyoshi
Yasuikonpira-gu – der Zettelberg der en-musubi
Yasaka-Schrein – Zentrum von Gion
Awata-Schrein – Familienschrein des Awata-Clans
Yoshida-Schrein – Ordination der Shinto-Priester
Aoi Matsuri – Prozession zum Stockrosenfest
Kyoto – Gärten
Shosei-en – eine Oase in der Großstadt
Toji-in – Garten in Zen-Tradition
Chishaku-in – der Meisho-Garten
Nanzen-ji – Subtempel Nanzen-in und Tenjuan
Bambuswald – Highlight in Arashiyama
Heian-Schrein – Shin-en, der Göttergarten
Chion-in – Yuzen-en und Hojo-en
Mimuroto-ji (Uji) – 20 000 Azaleen
Daitoku-ji – viele Klöster und viele Gärten
Botanischer Garten Kyoto – westlicher Gartenstil
Außerhalb von Kyoto
Mimuroto-ji (Uji) – Kannon hilft
Mampuku-ji (Uji) – Zentrum des Obaku-Zen
Ishiyama-dera (Otsu) – der Felsberg-Tempel
Hiyoshi-Taisha (Otsu) – Mutter der 3800 Hiyoshi-Schreine
Saikyo-ji (Otsu) – Zentrum des Tendai-shu
Omi-jingu (Otsu) – 2600 Jahre Japan
Mii-dera (Otsu) – der Drei-Quellen-Tempel
Kyoto – das Herz Japans
Register Sehenswürdigkeiten, Personen, Stichworte
Bildnachweis
Einführung
»Eine Reise nach Japan ist wie eine Reise zu einem anderen Planeten«, so lautet ein Spruch und er erscheint mehr als zutreffend. Denn in Japan ist nahezu jeder zuerst einmal Analphabet; nicht nur die chinesischen Schriftzeichen und die beiden Silbenschriften sind eine Barriere, sondern auch die geringen Sprachkenntnisse der Japaner. Auf den ersten Blick erscheint Japan unzugänglich und fremd: die Blumensteckkunst Ikebana und das Sumo-Ringen adipöser Männer, Steingärten und die Teezeremonie, extrem heiße Onsen-Bäder und roher Fisch, eine völlig andere Wohnkultur und eine Fülle traditioneller Verhaltensregeln, die für den Fremden jede Menge Fettnäpfchen bereithalten.
Doch dann bezaubert das Land: Die schon beeindruckende Natur von tropischen Stränden im Süden bis hin zu alpinen Bergen in der Mitte und im Norden wird ergänzt durch eine großartige Gartenwelt, die einen ob der Vielfalt und der Präzision ihrer Gestaltung staunen lässt: Landschaftsgärten, Wandelgärten, Wassergärten, Steingärten ... Hinzu kommt die Fülle historischer Bauten in der japanischen Holzständerbauweise mit rot gestrichenen Säulen, die die weit geschwungenen Dächer tragen; dazwischen nicht tragende Wände aus Holz oder Reispapier. Solche Bauten wurden oft vor mehr als tausend Jahren errichtet, dann immer wieder unverändert erneuert, sodass sie die alte Geschichte Japans aufzeigen. Dies sind Paläste, buddhistische Tempel, Shinto-Schreine, traditionelle Stadtviertel und Dörfer, dazu Villen des Adels und über die Landschaft verstreute religiöse Bauten, Denkmäler für die Großen des Volkes und vieles andere mehr.
In Japan gibt es so viel zu bestaunen, dass ein Reisender immer wieder unendlich viel Neues entdecken kann. Dieses Buch eröffnet einen Einblick in das Herz Japans, die kaiserliche Stadt Kyoto mit ihren profanen und religiösen Bauten und ihren Gärten.
Zur Sakura, der japanischen Kirschblüte, wird japanweit das Hanami ge feiert, das Kirschblütenfest.
Japan –
Land der aufgehenden Sonne
Japan schließt Asien im Osten ab, es hat deshalb nur die beiden Koreas und Russland, im Süden auch China als Nachbarn. Aus China über Korea kamen vielfältige Einflüsse: Schriftzeichen, Buddhismus, Teezeremonie und Bauweise von Tempeln und Palästen. Doch hat Japan diese Einflüsse weitergeführt zu eigenständigen Formen von Gesellschaft, Kultur und Religion.
Mit 378 000 km² ist Japan unwesentlich größer als Deutschland (357 000 km²), aber geografisch komplexer aufgestellt: Vier Hauptinseln (Honshu mit Tokyo und Kyoto, Hokkaido, Kyushu und Shikoku) gibt es, dazu fast 7000 kleinere Inseln. Japan ist ein Bergland am Rand einer Bruchzone zwischen der nordamerikanischen, eurasischen, philippinischen und pazifischen Platte; Erdbeben gehören in Japan zum Alltag; auch der höchste und heiligste Berg Japans, der Fujiyama (3776 m), ist ein Vulkan.
Aus diesem Grund ist die Bevölkerungsdichte sehr unterschiedlich: in den Städten hoch (Tokyo mehr als 15 000 Einwohner pro km²,, Berlin 4000, Köln 2700), in den Berggebieten niedrig. Insgesamt leben in Japan etwa 126 Millionen Einwohner (Deutschland 82,5 Millionen). Der Ursprung des japanischen Volkes ist nicht geklärt; der Hauptteil kam wohl vom ostasiatischen Norden (Sibirien, Altai), Teile aber auch von der pazifischen Inselwelt im Süden. Die Geschichte Japans verliert sich im Rückblick in Mythen; von der Jomon-Periode (10 000–300 v. Chr.) ist kaum etwas bekannt, auch vom legendären ersten Kaiser Jimmu (vermutet 660–585) nicht. In der Yayoi-Periode (300 v. Chr. – 300 n. Chr.), der Kofun-Periode (300–552) und in der Asuka-Zeit (552–710) entwickelt sich eine staatliche Ordnung mit Kaiserhaus und Adel, dazu der Shinto (vgl. Seite →). Auch kommt der Buddhismus ins Land. Die Nara-Zeit (710–794) ist ein erster kultureller Höhepunkt (vgl. Seite →ff.), gefolgt von der Heian-Periode mit Kyoto (alter Name Heian-kyo) von 794–1185. Kyoto bleibt auch danach Hauptstadt, aber die politische Macht wechselt zwischen Kaiser, Shogun (Militärregent) und Adel in den Perioden Kamakura (1192–1333), Muromachi (1333–1573), Sengoku (1477–1568), Momoyama (1568–1600). Ab 1603 wechselt der Shogun (vgl. Seite →) nach Edo, dem heutigen Tokyo. 1868 wird das Shogunat durch die Meiji-Reform beendet, auch der Kaiser residiert nun in Tokyo. Kyoto aber bleibt vor allem wegen seiner Tempel und Schreine das spirituelle Zentrum Japans.
Frauen in traditioneller Tracht im Kennin-ji
Kyoto –
Residenz der Kaiser und Götter
Die Metropolregion Tokyo-Yokohama mit ca. 37,5 Millionen Einwohnern ist das politische und wirtschaftliche Zentrum des Landes, seit 1868 auch Sitz des Kaisers; doch Kyoto war immer das spirituelle Herz Japans und wird es auch bleiben. Dabei sind die beiden Städte von völlig verschiedenem Charakter: Die dicht gedrängten Hochhausschluchten von Tokyo stehen gegen die nur mit zweigeschossigen Holzhäusern bebauten traditionellen Stadtviertel Kyotos – Steinwüste gegen Park- und Gartenlandschaft, Ökonomie gegen Kultur und Religion, Hektik gegen Verlangsamung, Moderne gegen Tradition, auch Verwestlichung gegen ursprünglich japanisches Leben. Natürlich hat auch Tokyo einige Tempel und Schreine, kulturelle Schätze besonders in den herausragenden Museen, aber in Kyoto lebt die Welt des Buddhismus und des Shinto in einem geradezu überbordenden Reichtum von Anlagen, Gebäuden und liebevoll gestalteten Arealen. Tokyo mag der Kopf Japans sein, Kyoto war und ist sein Herz.
Blick auf Kyoto von Osten aus (Kiyomizu-dera), links neben dem Kyoto Tower ist das gewaltige Gebäude des modernen Bahnhofs Kyoto
Kyoto hat eine Fläche von 828 km², davon liegen ca. 20 x 10 km im flachen Gebiet, das von den westlichen, nördlichen und östlichen Bergen eingefasst, nach Süden in Richtung des 40 km entfernten Osaka aber offen ist – dies ist das eigentliche Zentrum. In Kyoto leben etwa 1,46 Millionen Menschen, das macht eine Bevölkerungsdichte von etwa 1760 Einwohnern pro km² aus. Daran zeigt sich, dass Kyoto nicht mit den wuchernden Metropolen Asiens vergleichbar ist. Wegen der siebzehn Weltkulturerbestätten darf nur in wenigen Straßenzügen in Bahnhofsnähe höher gebaut werden. Vor allem in den Vierteln, die zu den Ostbergen (Higashiyama) aufsteigen wie Gion, finden sich schmale Gassen mit niedrigen Holzhäusern – das alte Japan wird gepflegt. Durch die großen Parks und Gärten der Tempel und Schreine, aber auch durch