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Tanzbären und Stabpuppen: Vom alltäglichen, politischen und religiösen Wahnwitz
Tanzbären und Stabpuppen: Vom alltäglichen, politischen und religiösen Wahnwitz
Tanzbären und Stabpuppen: Vom alltäglichen, politischen und religiösen Wahnwitz
Ebook345 pages3 hours

Tanzbären und Stabpuppen: Vom alltäglichen, politischen und religiösen Wahnwitz

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About this ebook

Alltäglich fährt man mit der Bahn, sitzt in überfüllten Abteilen, schlängelt sich durch enge U-Bahn-Gänge, sieht fern, hört Nachrichten, liest Zeitungen und Zeitschriften, auch mal ein Buch - und ärgert sich. Warum? Weil man unentwegt auf Unverschämtheiten, Unhöflichkeit, Gedankenlosigkeit, Dummheit, auf Unwahrheiten und tradierte, eingeübte, spontane Verdummung und gesellschaftliche Zustände trifft, in denen Menschen wie dressierte Tanzbären agieren.
Der gesellschaftliche Umgang miteinander unterliegt heute ähnlichen Regeln wie sie das berühmte Brettspiel 'Mensch ärgere dich!' bestimmen. Herauskicken ist angesagt, neudeutsch: mobben, das Übertrumpfen, das Nicht-zum-Zug-Kommen-Lassen. Auf dem wirklichen Spielfeld werden viele von wenigen herausgekickt und herumgeschubst. Den Spielpüppchen bleibt ihre sich wiederholende Buntheit und die Befriedigung ihrer erzeugten Sucht nach immer Neuem, nach Neuigkeiten, nach Konsum, Sex, nach Ablenkung durch technische Spielereien.
Drei Jahre sind seit der letzten Auflage vergangen. Da wurde es Zeit, die Texte einmal zu überprüfen, mit der Wirklichkeit abzugleichen. Was hat sich in den letzten Jahren getan?
Erschreckend viel und erschreckend wenig zugleich.
Die Rechtsradikalität hat in vielen Ländern zugenommen, die Rechten sind auf dem Vormarsch, und ihr Marsch erinnert an 1933, auch ihre Slogans sind alt: Deutschland den Deutschen, der Klimaschutz dümpelt vor sich hin, Millionen von Hektar Waldes werden gerodet, um billige, aber profitträchtige Produkte auf den Markt zu werfen, kriegerische Auseinandersetzungen und Bedrohungen haben sich vermehrt, die Gleichgültigkeit ebenso, die Spaltung gesamter Bevölkerungsschichten einiger Länder vergrößerte sich, Meinung wurde immer mehr zur Wahrheit, und dabei wird die eigene bis aufs Blut verteidigt, die des anderen bis aufs Blut bekämpft, manche Medien haben ihren Verdummungsfeldzug fortgesetzt und scheinen ihn zu gewinnen, andere fallen selbst in Europa rechten Machenschaften zum Opfer.
Deshalb finden sich in dieser 2. Ausgabe nur einige Änderungen, ein paar Beiträge wurden gestrichen, ein paar hinzugefügt, andere etwas verändert oder erweitert. Manche wollte ich entfernen, aber sie weigerten sich, meinten, sie seien zwar alt, aber noch immer aktuell - ich gab ihnen Recht.
Denn geblieben ist auch die Konzentration auf das eigene Ich, vermehrt haben sich die Egomanen und Egoisten auf der allgemeinen und der politischen Ebene.
LanguageDeutsch
Release dateMar 30, 2020
ISBN9783750492271
Tanzbären und Stabpuppen: Vom alltäglichen, politischen und religiösen Wahnwitz
Author

Norbert Gramer

Dr. Norbert Gramer, Jahrgang 1951, lebt in Remagen am Rhein. Künstlerischer Werdegang: Durch eine gestalterische und grafische Ausbildung, Studien an alten Meistern (René Magritte, Salvador Dalí, Max Ernst, Albrecht Dürer) sowie amerikanischen Illustratoren und englischen Natur- und Tiermalern mit verschiedensten Techniken vertraut. Seine Bilder finden sich beispielsweise in öffentlichen Gebäuden wie dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit sowie in privaten Sammlungen in der Bundesrepublik, Großbritannien, Frankreich und den Vereinigten Staaten. Die meisten seiner Bilder beschäftigen sich mit der Einschränkung, dem Verschwinden und der Zerstörung der natürlichen Lebensräume unterschiedlichster Tierarten, aber auch mit dem Menschen als Verursacher der Umweltzerstörungen. Nicht nur schränkt er seinen eigenen und den natürlichen Lebensraum anderer Lebewesen durch Verstädterung, Landgewinnung und Verschmutzung ein, sondern sein geistiger engt sich parallel dazu in einem selbstverschuldeten Prozess ein, indem er sich den politischen, religiösen und medialen Zwängen ergibt. Wissenschaftlicher Lebensweg: - Studium der Sozialpädagogik an der Fachhochschule Düsseldorf - Studium der Philosophie, der Neueren deutschen Literaturwissenschaft und Erziehungswissenschaft an der Universität Bonn, Abschluss: Magister Artium - Promotion bei Professor Baumanns an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn im Fach Philosophie (Thema der Dissertation: Mitleid in der Ethik. Zu Geschichte und Problem eines vernachlässigten Prinzips); Nebenfächer: Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Erziehungswissenschaften Publikationen: - Zeit im Grünen. Collagierte Reflexion einer Reise, Pegasus, 1995. - Sonettenkränze und andere Gedichte aus einem geordneten Leben, Dohr, 1993. - Tanzbären und Stabpuppen. Vom alltäglichen, politischen und religiösen Wahnwitz, E-Book und Printbuch, BoD, 2016. - Ohne Gewalt. Geschichte und Bestimmung einer Ethik ohne Religion. E-Book, 2012 (Neuauflage geplant) - Schattenspiele. Imaginierte Talkshow zur Entbehrlichkeit der Religionen. E-Book. 2014 (Neuauflage geplant). - Anthologie: Jahrhundert der Migration. Gedichte, Erzählungen & Berichte. Stadt Bonn (Hg.), 2000. - Kiwiwi entdeckt seine Welt. E-Book und Printbuch, BoD, 2021 (Bilderbuch für Kinder). - Wie male ich ein realistisches Tieraquarell. Von der Skizze zum Aquarell, (E-Book und Printausgabe). - Rezensionen und Artikel für die pädagogische Zeitschrift "engagement".

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    Book preview

    Tanzbären und Stabpuppen - Norbert Gramer

    Für Christa, Irina, Eliana & George

    Das ist drin:

    VORWORT

    „… UND RAUS BIST DU" - STATT EINER

    EINLEITUNG

    ALLTÄGLICHES ODER „ICH, ICH, ICH VOR DU"

    UNTERWEGS

    KRIEGSSCHAUPLATZ ODER WIEDER IN DER HEIMAT

    THE LAND OF THE FREE – EIN FRÜHER ABSTECHER

    APROPOS VERKEHR – DER LETZTE TANZ AUF DEM VULKAN

    HOHLE GASSE

    UNTERWEGS: NEHMEN SIE PLATZ, WENN’S DENN SEIN MUSS

    IMMER NOCH UNTERWEGS: EINMAL INS HIRN UND ZURÜCK

    GEDANKENLOSER DRECK

    MOBILER DRECK

    ANDERER DRECK: STADTGEFLÜSTER

    JETZT WIRD’S RICHTIG HÄSSLICH

    GESENKTES HAUPT UND BLINDER BLICK

    „TOUR DE … - SANS ÉGARDS"

    MEDIALES UND ANDERES AUS DER WELT VON KITSCH, KULTUR UND (UN)BILDUNG

    DUMM, DÜMMER 1: EIN HORRORTRIP DURCHS TVVORABENDPROGRAMM

    DUMM, DÜMMER 2: NOCH EIN HORRORTRIP

    FORTSETZUNG 3: DIE UNERTRÄGLICHE DUMMHEIT DES SEINS

    „I HAVE A DREAM …" I

    GEDRUCKTE BEGLEITER

    SPRACHLOS I - ÜBER SPRACHE

    VON KUNST UND KITSCH 1 - UND GESCHMIERE

    VON KUNST UND KITSCH 2 - UND FALSCHEN TÖNEN

    MEDIALE MASTURBATION

    MÄCHTIGE RANDSTIMMEN

    BEMERKUNGEN ZUM ÖFFENTLICH-RECHTLICHEN

    VERSÖHNLICHES: SPIEGELUNGEN UND VORHERSAGEN

    ETWAS (NICHT NUR) DEUTSCHES

    „WIR SIND DIE BESTEN" – SCHON IMMER UND IMMER WIEDER

    KURZ UND BÜNDIG & CO

    BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND - DEUTSCHLAND -

    …SCHLAND

    DAS LAND DER ANGSTHASEN UND JAMMERLAPPEN

    „DEUTSCHLAND, DEUTSCHLAND …" UPS

    SPRACHLOS II - ANSPRUCH UND WIRKLICHKEIT

    NICHTS NEUES AUS DER BANANA-BILDUNGS-REPUBLIC

    DIE ERLÖSUNG: DIGITALISIERUNG

    DIE SCHÖNE HELENA

    „WER SOLL DAS BEZAHLEN …?" - DER (UN)WERT ODER (PREIS) DES MENSCHEN

    VON FAULEN UND … ANDEREN

    DAS HAT MICH NICHTS ANZUGEHEN - DER KROPF

    WAS ODER WER UNS BEWEGT – MUNTERES ALLERLEI

    TANZBÄREN - MODERN UND AUFGEKLÄRT

    GIER, DUMMHEIT, UNTÄTIGKEIT

    BEWEGT VON HELDEN, PROMIS, HECKEN …

    VON OMAS UND MOTORRÄDERN

    ALS ODER SCHÖNER, SCHNELLER, BESSER

    ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT: GRÜßE AUS 1984

    VOLLE HOSEN WOHIN

    DREIGESTIRN ODER DREIFALTIGKEIT

    TOTALITÄRE SPLITTER UND SPLITTERCHEN

    MAULKORB FÜR DIE DEMOKRATIE

    VON KOPFTÜCHERN, GLATZKÖPFEN, GUMMIBÄRCHEN UND „NUN SAG, WIE HAST DU’S MIT DER RELIGION?"

    MIT VOLLDAMPF IN DIE VERGANGENHEIT

    UNWORT DES JAHRES: „GUTMENSCH"?

    HÜLLEN

    GUMMIBÄRCHEN - DIE WEICHEN TEUFELCHEN

    „I HAVE A DREAM …" II

    DAS DING MIT DER MÜNDIGKEIT UND IHRER ANTIPODIN: DIE DUMMHEIT

    VON SCHARFEN KLINGEN UND BÖSEN SCHWEINEN

    SYMBOLISMUS

    BOLLWERK DER DEMOKRATIE?

    TRADITIONEN UND EIN TRICHTER FÜR DIE DUMMEN

    ENTLEERTER LÜGENSTUHL

    DIE KINDER HABEN KEINE CHANCE

    MORALISTENPACK

    QUALITÄTSMERKMALE

    DIE VERSTECKTEN DUMMMACHER

    STICHWORT RATTENFÄNGER - ODER „RETTET DIE WERTE!"

    „ARMAGEDDON" - ODER: VERDUMMUNG KENNT KEINE GRENZEN

    UND SIE LEBEN DOCH: DIE UNSTERBLICHEN, DIE UNAUFLÖSBAREN

    ES GEHT UM NICHTS - ODER ALLES

    BLUTIGE TRADITION

    AUF DER HIMMELSLEITER

    DIE MACHT DER – NICHT NUR - ROTRÖCKE

    APHORISTISCHES ZU EINER URALTEN LEBENSLÜGE

    „WAS FÜRN TICKER IST EIN POLITIKER …?" POLITIK ODER WIE VERBLÖDE ICH DAS VOLK

    EINE KAPITELVERBINDUNG: „JESUS PLUS NOTHING "

    „GEORGIA ON MY MIND" ODER AUGE UM AUGE: WIE RELIGION POLITIK BEHERRSCHT

    JARGON DES HASSES ODER SPRACHE TÖTET

    „SELBSTVERSCHULDETE UNMÜNDIGKEIT"

    POLITISCH KORREKT I - VON „I’S UND „…INNEN

    POLITISCH KORREKT II - „ZEHN KLEINE …"

    TALKTALKTALK - NUR ICH HAB RECHT

    DÜNNES STIMMCHEN

    POLITIK UND PRESSE - EINE UNGLÜCKLICHE LIAISON ODER FOX-NEWS GRÜßEN

    PUBLIKUM: PROPAGANDAOPFER? ZWISCHEN POLITIK UND PRESSE

    RESPEKT. RESPEKT! RESPEKT?

    DIE UNERTRÄGLICHKEIT POLIT-GESCHWÄTZES 1: SICHERN DER SICHERHEIT

    UNBELEHRBARKEIT - VON WIRTSCHAFTLICHEN UND POLITISCHEN AUTISMEN

    „WIR SCHAFFEN DAS! ..."

    AUCH „DICKE LUFT" UND DÜNNES GE(WISSEN)

    VON BÖCKEN UND GÄRTNERN – EIN GESCHICHTCHEN AUS DER NICHT FERNEN VERGANGENHEIT

    USA, ZUM ERSTEN: VON TEE, BLUT UND NIGGERN: DUMMHEIT HAT EINEN NAMEN: TEA PARTY

    USA, ZUM ZWEITEN: DIE UNERTRÄGLICHKEIT POLIT-GESCHWÄTZES 2: HEILIGER WAHLKAMPF

    DEMOCRACY BYE BYE

    LEERE SPRÜCHE DIN A 0 UND TEURER

    WIR KOCHEN UNS MEIN SÜPPCHEN - UND DAS MEINER FREUNDE

    BÄUMCHEN, BÄUMCHEN WECHSLE DICH

    LÜGENBARONE

    „FREIHEIT HOAßT …

    DAS C-SYNDROM ODER DAS DING MIT DER WÜRDE

    MAULKORB, GEFÄNGNIS UND TOD

    DUMMHEIT, DIE ERSTE: EIN LAND VERDUMMT

    DILETTANTEN SPIELEN GROßE POLITIK

    GEFANGENE DES ALLTAGSWAHNS I

    GEFANGENE DES ALLTAGSWAHNS II: POLITISCHE SCHLAGLICHTER – EIN LÄNDERALLERLEI

    POLITISCHES MONOPOLY: GEHE AUF LOS UND WERDE EXPORTSIEGER

    KAPITELSCHLUSS: NICHTS VERSÖHNLICHES

    CHRONIK EINES SCHEITERNS SEIT 1992 DICKE LUFT IN HOHLEN KÖPFEN

    I BIS ∞

    SEITENSPRUNG I

    SEITENSPRUNG II

    SEITENSPRUNG III

    THIS IS THE END

    „SAME PROCEDURE …" NEIN: ENTHUSIASMUS IN PARIS

    NUR ZUR ERINNERUNG: DICKE LUFT GIBT ES IMMER NOCH, AUCH WENN KEINER MEHR DARÜBER SPRICHT

    „DIE GUTEN INS TÖPFCHEN, DIE SCHLECHTEN INS KRÖPFCHEN" – NOCH VOR GRETA

    … ZU ZEITEN GRETAS UND VERPASSTE CHANCEN

    MADRID COP 2019 ODER ERSATZCHILE

    … NACH GRETA

    „ELENDE SKRIBENTEN"

    FRÜHER WAR ALLES …

    „DAS HAT DOCH NOCH KEINEM GESCHADET ..."

    DUMMHEIT, DIE ZWEITE: DIE VERMEINTLICHEN PROVOKATEURE

    DUMMHEIT, DIE DRITTE: WÜHLTISCHE

    HIRNGESPINSTE ZWISCHEN BUCHDECKELN

    DER ALPTRAUM DER SCHICKSALSHAFTIGKEIT

    PRO-RELI UND AGNOSTISCHE HINTERTÜREN

    TROST ALS PREIS DER LÜGE

    TRISTESSE VERSUS ERLÖSUNG (NUR FÜR DIE RICHTIGEN)

    ICH GLAUBE, ALSO BIN ICH - ODER NICHT?

    DAS LETZTE - NEIN, DER LETZTE: BEWEIS

    DAS LETZTE - RESIGNALOG?

    FÜR KRITISCHE NACHLESER: LITERATUR FÜR UNVERFÜHRTE UND SOLCHE, DIE ES WERDEN WOLLEN

    Vorwort

    Drei Jahre sind seit der letzten Auflage vergangen. Da wurde es Zeit, die Texte einmal zu überprüfen, mit der Wirklichkeit abzugleichen. Was hat sich in den letzten Jahren getan?

    Erschreckend viel und erschreckend wenig zugleich.

    Die Rechtsradikalität hat in vielen Ländern zugenommen, die Rechten sind auf dem Vormarsch, und ihr Marsch erinnert an 1933, auch ihre Slogans sind alt: Deutschland den Deutschen, der Klimaschutz dümpelt vor sich hin, Millionen von Hektar Waldes werden gerodet, um billige, aber profitträchtige Produkte auf den Markt zu werfen, kriegerische Auseinandersetzungen und Bedrohungen haben sich vermehrt, die Gleichgültigkeit ebenso, die Spaltung gesamter Bevölkerungsschichten einiger Länder vergrößerte sich, Meinung wurde immer mehr zur Wahrheit, und dabei wird die eigene bis aufs Blut verteidigt, die des anderen bis aufs Blut bekämpft, manche Medien haben ihren Verdummungsfeldzug fortgesetzt und scheinen ihn zu gewinnen, andere fallen selbst in Europa rechten Machenschaften zum Opfer.

    Schlechte Aussichten für die Zukunft.

    Nur kleine Lichtblicke gibt es: Jugendliche trotzten Trump und protestierten, wenn auch ergebnislos, gegen die Waffenverliebtheit ihrer Mitbürger und die Waffenlobby, andere Jugendliche gehen auf die Straße und demonstrieren für Klimaschutz und gegen untätige und unfähige Politiker.

    Deshalb finden sich in dieser Ausgabe auch nur wenige Änderungen, ein paar Beiträge wurden gestrichen, ein paar hinzugefügt, andere etwas verändert oder erweitert. Manche wollte ich entfernen, aber sie weigerten sich, meinten, sie seien zwar alt, aber noch immer aktuell – ich gab ihnen Recht.

    Die verbliebenen spiegeln das Jetzt, das in großen Teilen schon Vergangenheit war und das möglicherweise auch das Morgen sein wird.

    Ein kurzer Hinweis zum grammatischen Genus der verwendeten personenbezogenen Nomen: In den meisten Fällen benutze ich das Maskulinum; ich könnte auch, um alle politisch korrekt zu befriedigen ein * oder ein / oder ein _ einfügen, das machte mir keine Mühe – aber das Visuelle leidet darunter enorm. Ich bitte vorab dafür nicht um Entschuldigung.

    2020

    „… und raus bist du" - Statt einer Einleitung

    Stell dir vor, lieber Leser, du wärest ein rotes, grünes, schwarzes oder gelbes Plastikspielpüppchen, oder - in der Luxusversion – Holzspielpüppchen, dann wäre der tiefere, natürliche, gleichsam genetische Sinn deines Lebens, dass du auf einem Spielfeld herumgeschoben und von Zeit zu Zeit herausgeworfen wirst. Das ist auch das Ziel eines der populärsten Gesellschaftsspiele in der Bundesrepublik. Das auf dem indischen Spiel Pachisi beruhende, dann über ostasiatische Länder und die Mauren nach England gelangte, Anfang des 20. Jahrhunderts von Josef Friedrich Schmidt umgearbeitete Spiel Mensch ärgere Dich nicht ist heute als Brettspiel (das Brett ist in der Regel ein Karton) für vier oder sechs Personen – man kann es auch mit drei oder fünf spielen - und auch als kleine Reiseausgabe oder Online-Variante im Handel.

    Die Spielregeln sind gleich geblieben:

    „In diesem kurzweiligen Spiel geht es darum, seine eigenen Spielfiguren so schnell wie möglich von seinem eigenen Startfeld aus über eine Spielstrecke ins Ziel zu würfeln. Gleichzeitig versucht man, die Mitspieler zu ärgern und deren Spielsteine, so oft es geht, zu schlagen, damit sie wieder von vorn anfangen müssen.

    Die weißen Felder des Spielbretts stellen die Laufbahn dar, die alle Spielfiguren zurücklegen müssen. Auf den farbigen Spielfeldern mit dem Buchstaben A beginnen die Spielsteine der jeweiligen Farbe ihren Weg über die weißen Felder. Auf den B-Feldern warten die Figuren auf ihren Einsatz. Die Felder a, b, c, und d stellen das Ziel jeder Farbe dar. Wer seine vier Spielsteine als erster nach Hause gebracht hat, gewinnt das Spiel.

    Der Spieler, der an der Reihe ist, würfelt und setzt seinen Spielstein um die gewürfelte Anzahl in Pfeilrichtung auf der Laufbahn weiter vor. Eigene und fremde Steine können übersprungen werden, die besetzen Felder werden aber mitgezählt.

    Wer mehrere Spielsteine auf der Laufbahn stehen hat, kann sich aussuchen, mit welchem Stein er weiterzieht.

    Wer mit dem letzten Punkt seiner Augenzahl auf ein Feld trifft, das von einer fremden Spielfigur besetzt ist, schlägt [kickt] diese Figur und setzt seinen eigenen Stein auf ihren Platz. Geschlagene Steine werden auf die B-Felder ihrer Farbe gestellt. Die Steine, die auf den B-Feldern stehen, können nur mit einer 6 ins Spiel gebracht und damit auf das Anfangsfeld A gesetzt werden."

    Das Spiel lässt sich nach diesen Grundregeln spielen oder nach einer der zahlreichen Varianten.

    Ähnliche Regeln bestimmen heute den gesellschaftlichen Umgang miteinander. Herauskicken ist angesagt, das Übertrumpfen, das Nicht-zum-Zug-Kommen-Lassen. Im Spiel sind alle mehr oder weniger gleichberechtigt, jeder hat vier Spielpüppchen, ein Würfel entscheidet über die Spielzüge; auf dem wirklichen Spielfeld werden meistens viele von wenigen herausgekickt und herumgeschubst, den Part des Würfels übernehmen Manager, Wirtschaftsmagnaten, Politiker, Finanzzocker, Systemisches, Alternativloses, das B-Feld heißt Harz IV, Alter, Abstammung, Geschlecht oder was sonst noch zum Ausschluss aus der Erwerbsgemeinschaft und Gesellschaft führen könnte. Dabei übernehmen die Gekickten auch gerne mal das Kicken selbst, man kennt das ja vom Hühnerstall. Im Grunde aber spiegelt das Jahrhunderte alte Spielbrett die gesellschaftlichen Zustände einer so genannten modernen Demokratie wider, in der die freie Markwirtschaft die Freiheit korrumpiert und abgeschafft hat: Die Spielpüppchen werden nach Würfels Belieben bewegt, gekickt, ins Abseits gestellt. Bunte, sich frei wähnende Huxley’sche Epsilons, bunte Spielpüppchen, nicht wie im Roman Brave New World schon als Embryonen manipuliert, sondern indoktriniert und konditioniert durch verdummende Medien, bildungsfernes Umfeld, Gleichgültigkeit und eine Politikerund Wirtschaftskaste, die die Dummen braucht, um weiterhin ihr habgieriges Machtspiel, das nicht Mensch ärgere dich nicht heißt, spielen zu können. Den Püppchen bleibt ihre sich wiederholende Buntheit und die Befriedigung ihrer erzeugten Sucht nach immer Neuem, nach Neuigkeiten, nach Konsum, Sex, nach Ablenkung durch technische Spielereien, die immer neue Reizfluten erzeugen, oder ihr Hass auf andersartige Püppchen.

    Auf der Strecke bleibt das Selbst-Denken: Auch das wird rausgekickt und ins B-Feld verbannt. Die Püppchen denken, was sie denken sollen.

    Dieses Buch fordert dazu auf, sich zu ärgern, nicht wegzuschauen, wenn es um die kleinen Unverschämtheiten und die überwältigenden Ungerechtigkeiten in dieser Welt geht. Es bietet ein Kompendium alltäglicher aber auch hochpolitischer und gesellschaftlicher Begebenheiten, individueller und gesellschaftlicher Schwächen, Unsinnigkeiten und einer selbstverordneten Unmündigkeit, die man hinnimmt und an denen alle teilhaben. Diese werden nicht auf belehrende, sondern auf satirische und ironische, teilweise tief ernste, immer episodenhafte, manchmal sich wiederholende Weise dargestellt.

    Dabei nimmt es sowohl schon vergangene als auch aktuelle Begebenheiten auf und zeigt auf diese Weise, dass weder Politiker oder diejenigen, die die Gesellschaftsfäden und daran die Bevölkerung in der Hand haben, noch die Bürger etwas aus der Geschichte gelernt haben. Diese lassen sich vielmehr wie Tanzbären an der Nase herumführen, fallen auf die politischen, religiösen und medialen Verführer herein, denken, sie wären frei, hielten die Fäden in ihren Händen, und werden doch am Stäbchen vorgeführt.

    Alltägliches oder „Ich, Ich, Ich vor Du"

    UNTERWEGS

    Kriegsschauplatz oder wieder in der Heimat

    Zurück. Entspannt. Die Gedanken hängen noch an Stränden, Bergseen, ruhigen Spaziergängen, gemütlichen Fahrten durch bezaubernde oder atemberaubende Gegenden – vorbei.

    Ein überholender BMW, dicht gefolgt von einem ehrgeizigen Golf und einem selbst bei 180 Std/km lichthupenden Audi jagen sich über die dritte Fahrspur der Autobahn, blinken jeden Trödler, also Richtgeschwindigkeitsfahrer, von ihrer Spur – spätestens dann ist gewiss: Man ist wieder im Land der Freien, der libidinös mit ihrem Auto Verbandelten.

    In Deutschland, dem Land der unseren, dem Land mit unserem Volk, wird vieles reguliert. Baum und Strauch im Garten müssen wissen, dass sie nur eine bestimmte Höhe erreichen dürfen oder eine zu große Annäherung an das Territorium des Nachbarn nicht erlaubt ist; Die Schrägen und Farben der Dächer, die Größe und Dicke der Fenster, die Entweichung der Warmluft, die notwendigen Umweltschutzbestimmungen sind festgeschrieben. Bauvorschriften sind wie ein Korsett, reglementieren jeden Zentimeter eines Baus.

    Ein kompliziertes Abgaben- und Steuergeflecht durchdringt jeden noch so kleinen Verdienst, je größer der Verdienst, oder besser Gewinn, desto größer allerdings sind auch die Löcher im Geflecht.

    Das gesamte Leben ist eingezwängt in ein umfassendes administratives Regelwerk, es gleicht den Vorschriften einer rigiden, fundamentalistischen Religion mit fleißigen Beamten als Wächter.

    Nur der Straßenverkehr – aber auch die Vorschriften, die erwirken sollen, dass Fahrzeuge nicht zu viel Umweltschaden anrichten – gleicht einem ungezügelten Paradies, in dem es ein paar unverbindliche Leitlinien gibt. Produzenten dürfen ungestraft lügen und betrügen, die Politik hält eine schützende Hand über sie; die Konsumenten dürfen die gefühlte letzte Freiheit im sonst durchgeregelten Leben ausleben und ihre innersten Bedürfnisse befriedigen: Sie rasen, beleidigen, bedrängen, filmen und fotografieren Unfallverletzte oder –tote, behindern und belästigen Rettungskräfte und verteidigen die Freiheit, auf der Straße so zu sein, wie sie wollen - rücksichtslos.

    Da wünscht sich so mancher eine ruhige Bahnfahrt – oder, in das andere Land der Freiheit, in das vielbesungene „Land of the free".

    The Land of the free – ein früher Abstecher

    „Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein, sang einst Reinhard Mey. Um die Freiheit über den Wolken zu erleben, muss man heute erst einmal durch den Sicherheits-Check. Und wenn man in das „Land of the free reisen möchte, geht es nicht, ohne die Freiheit zuerst einmal bis zur Unfreiheit zu verstümmeln. „Gut, dass die so genau untersuchen, dann kann nichts passieren", hört man Touristen, die zunächst einmal als potentielle Terroristen eingestuft sind, sich selbst beschwichtigen. Für diese scheinbare Sicherheit geben sie gerne ihre Freiheit und Würde auf. Algorithmen bestimmen, wer besonders durchsucht werden muss. Sie öffnen nicht nur ihre Taschen, Rucksäcke, Laptops und Smartphones, sondern ihr Innerstes, nur um die Freiheit über den Wolken und die eines Landes, das, tief verletzt, immer noch im Krieg gegen den Terrorismus sich befindet und seine Freiheit und Überzeugungen diesem opferte, zu genießen.

    Doch es ist die Freiheit, die nur sie meinen. Es ist die Freiheit, große, Benzin fressende SUVs oder sogar Trucks zu fahren. Die Freiheit, sich einen Präsidenten zu leisten, dessen Psychopathie das eigene Land und andere Staaten an den Rand des Abgrunds bringt – zum Wohl derer, die schon satt sind. Die Freiheit, auf alle internationalen Abkommen, die Menschenrechte oder allgemein anerkannte Konventionen zu pfeifen.

    Es ist aber auch das Land, in dem auf die Freiheit verzichtet wird, mit 180 oder 220 Std/km über Autobahnen zu rasen. Da gleitet man gelassen und ruhig dahin; und damit sind wir wieder bei der Bahnfahrt – halt, noch nicht.

    Apropos Verkehr – Der letzte Tanz auf dem Vulkan

    Klimatologen und Umweltschützer warnen, eindringlicher als in früheren Zeiten, vor der Erderwärmung, dem Ansteigen der Meeresspiegel, zunehmenden Unwettern, dem Abschmelzen der Eisschichten in der Arktis, in Grönland und der Antarktis, vor Flüchtlingsströmen und Ausdehnung der Wüsten. All diese Konsequenzen der Erwärmung der Erde wurden vorhergesagt, nein, nicht von Wahrsagern, die scheinen die heutigen Politiker und Konzernbosse und Industriemanager und manche zumindest bildungs- und lernresistente Bürger zu befragen, ob es denn wirklich so schlimm komme, nein, von anerkannten Wissenschaftlern, die schon ab den 1950er Jahren Szenarien aufzeigten, wie es zum Beispiel bei steigendem CO2-Verbrauch in einigen Jahrzehnten auf der Erde aussehen könnte.

    Sie wurden verlacht, nicht ernst genommen, Ergebnisse aus Unkenntnis und Profitgier angezweifelt und ignoriert. Heute weiß man mehr, die Konsequenzen werden immer sichtbarer, die Einsicht bleibt – trotz aller Bekundungen – gering, die Maßnahmen noch geringer.

    Manche denken auch: Jetzt erst recht, veranstalten wir eine Party auf dem Vulkan. Wenn es schon bald vorbei sein soll, will Ich noch einmal alles genießen.

    Da erscheint gleichzeitig zu einem Bericht der UNO, dass der CO2-Anstieg nicht gestoppt ist, sondern dass er sich wieder erhöht hat, die Nachricht, dass 2019 mehr als eine Million SUVs und Geländewagen verkauft wurden, ihr Marktanteil jetzt bei 30 Prozent liegt. Diese Wagen sind teilweise doppelt so schwer wie kleinere Wagen, verbrauchen zwischen 11 und fast 20 Liter pro 100 Kilometer, benötigen in der Herstellung mehr Rohstoffe als andere Fahrzeuge und erzeugen mehr Feinstaub. Aber der Verkaufstrend ist ungebrochen. Bis 2050 – ach, das ist doch das Jahr, in dem die EU ein CO2-freies Europa anstrebt – sollen mindestens 50 Prozent aller Automobile SUVs sein. Selbst wenn ein Teil dieser als E-Autos auf den Markt kommen, werden die Tonnen schweren und bis zu 500 PS starken Wagen Unmengen an Rohstoffen für die Herstellung der Batterien verschlingen, um deren Grundstoffe in Südamerika schon jetzt ein erbitterter Kampf tobt.

    „Sieben Kontinente, ein Planet" hieß eine Terra-X-Reihe, die vor einiger Zeit ausgestrahlt wurde – vom ZDF, gehört laut braunen und blauen Volksrettern zu den Staats- und damit Lügenmedien. Der erste Kontinent, der ausführlich vorgestellt wurde, war die Antarktis. Bezaubernde Bilder von Eislandschaften, faszinierenden natürlichen Schneeskulpturen und gefrorenen Szenerien, die die Schönheit des Kontinents zu erfassen suchten, wechselten sich ab mit Filmsequenzen, die die Fragilität des Kontinents und die Gefährdung der Fauna durch das Abschmelzen und Verschwinden des Eispanzers aufzeigten. Kurz nach der Ausstrahlung schien die Werbung für so genannte Expeditionskreuzfahrten zur Antarktis zuzunehmen. Führende Reedereien boten ausgiebige Fahrten von Argentinien zu ausgewählten Highlights der Antarktis an und lockten mit der Aussicht auf Abenteuer, dem Blick auf beeindruckende Eisberge und –landschaften, die Nähe zur antarktischen Tierwelt.

    Noch einmal einen letzten Blick auf eine Gegend der Erde werfen, an deren Zerstörung die vielen Ichs, die mit einem Drink auf dem Sonnendeck sitzen, beteiligt sind und die sie zu verantworten haben.

    Hohle Gasse

    Es gab eine Zeit – auch keine bessere -, da wurde man durch lautes Rufen erinnert: „Bitte erst aussteigen lassen! Heute sind wir ganz auf uns gestellt. Das heißt: Ein Zug läuft in einen Bahnhof ein, hält, die Türen, doppelt so breit wie früher, öffnen sich automatisch oder auf sanften Knopfdruck. Draußen, auf dem Bahnsteig, steht, in „epischer Breite, das Publikum - nein, dort stehen die nächsten Fahrgäste, lauernd, zuerst die, die auch zuerst in das Zugabteil wollen, sie geben ihren ersten Platz nicht freiwillig her, auch nicht für die Aussteigenden. Die zweite Reihe drängelt fordernd, die dritte und vierte weicher, die letzten wissen sowieso: es gibt keinen Platz mehr. Zwischen ihnen erkennt man auch eine Gasse für die, deren Fahrt hier zu Ende geht. Unerreichbar. Kampf ist angesagt, die ersten Reihen müssen erst mit Umhängetaschen, Rucksäcken, überschwappenden Kaffeebechern zum Aus- und Zurückweichen gezwungen werden. Auch sie sind bewaffnet. Wenn es regnet mit noch nassen Schirmen. Wenn es schneit, steckt jeder in seinem warmen gepanzerten Kokon, das Gässchen ist

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