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Hot, wet & shaking.: Wie ich lernte über Sex zu sprechen. Roman
Hot, wet & shaking.: Wie ich lernte über Sex zu sprechen. Roman
Hot, wet & shaking.: Wie ich lernte über Sex zu sprechen. Roman
Ebook159 pages2 hours

Hot, wet & shaking.: Wie ich lernte über Sex zu sprechen. Roman

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About this ebook

Als junge, queere und beHinderte Frau nähert sich Kaleigh Trace ihrer eigenen Sexualität und lässt die Leser*innen mit unbeirrter Direktheit, Ehrlichkeit und viel Humor daran teilhaben.

Dabei spricht sie offen und ehrlich Dinge an, über die wir meist beschämt schweigen: absurde und peinliche, un- aber auch angenehme Situationen, über- und untertroffene Erwartungen, wie wir sie alle kennen.

Mit ihrem Buch stellt sich Kaleigh Trace gegen einengende, "gephotoshopte", konventionelle Vorstellungen von Sex, Lust und (Schönheits-)Ideale, die der freien Entwicklung und Entfaltung von Sexualität im Weg stehen.

Traces Erzählungen bieten den Leser*innen die Möglichkeit, sich selbst in diesen Geschichten wiederzufinden und darin zu bestärken, offen(er) über die eigene Sexualität zu sprechen.

Ein ehrliches, humorvolles und zugleich empowerndes Buch..

"Die Lektion von Trace ist also nicht weniger relevant für eine nicht beHinderte Person - dass jede Person ihre Sexualität auf eigene Weise erkunden muss, um herauszufinden, was ihr gefällt." Pickle Me This
LanguageDeutsch
Release dateFeb 17, 2020
ISBN9783944666716
Hot, wet & shaking.: Wie ich lernte über Sex zu sprechen. Roman

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    Book preview

    Hot, wet & shaking. - Trace Kaleigh

    DANKSAGUNGEN

    EINE EINLEITUNG, LIEBE*R LESER*IN

    Liebe*r Leser*in,

    Ich möchte ehrlich sein und etwas beichten:

    Ich habe keine Ahnung, was ich hier tue.

    Ich habe keine Ahnung, wo ich anfangen soll.

    Ich bin mir nicht sicher, ob ich eine Expertin bin. Ich bin mir nicht sicher, ob ich eine Autorin bin. Ich bin mir nicht sicher, ob ich Memoiren in mir trage, oder irgendetwas, das es wert wäre, auf 200 Seiten festgehalten zu werden.

    Ich habe noch nie zuvor ein Buch geschrieben.

    Wenn ich mir Menschen vorstelle, die Bücher schreiben, stelle ich mir Hemingway vor, wie er Löwen jagt und seine Füße bossmäßig auf einer Chaiselongue ablegt und mal ebenso an einem Nachmittag ein literarisches Meisterwerk an seiner Schreibmaschine hervorbringt. Oder ich habe Jeanette Winterson vor Augen, wie sie sich immer wieder ver- und entliebt und ihr Herzblut in ihre Arbeit fließen lässt. Dabei gelingen ihr unglaubliche Sätze, die einen als Leser*in zum Heulen bringen, während du unter der grauen Wolkendecke Englands hockst. Ein*e Schriftsteller*in sieht aus wie Leonard Cohen in einem dreiteiligen Anzug, über dessen Lippen reine Poesie strömt. Oder wie Michael Ondaatje, der uns die Geschichte von Toronto und dessen Einwander*innen lehrt. Agatha Christie, wie sie in ihrem Boudoir tippt und tippt und tippt. Oder Charles Bukowski, der sein Hirn und seine Werke mit Schnaps befeuert.

    Ich bin nichts dergleichen. Ich bin weitaus unordentlicher und die Stadt, in der ich lebe, ist sehr viel einfacher. Hier gibt es keine Löwen. Ich trage auch keinen Anzug, sondern die gleiche Unterwäsche wie gestern und eine Jeans mit Flecken. Ich rauche weder eine Zigarette, noch trinke ich ein Glas Wein. Wenn ich betrunken bin, falle ich einfach um und pinkle mir manchmal ein bisschen in die Hose. Rauchen löst bei mir Asthma aus. Auf meinem Schreibtisch stehen lediglich dieser Laptop und ein mittlerweile schimmeliger Joghurtbecher, ein paar Tassen mit Kaffeesatz von letzter Woche und ein kleines Knäuel aus Fusseln und Kaugummipapier, das ich in meiner Jackentasche gefunden habe. Das Zimmer hier hat keine Fenster. Und komisch riecht es auch.

    Diese Umstände, die meinen Alltag beschreiben und dabei so unromantisch sind, sorgen dafür, dass ich nervös werde und mich schlecht vorbereitet fühle. Dieser Ort hier fühlt sich nicht perfekt genug an, um ein Buch zu schreiben. Meine Lebenserfahrungen erscheinen mir nicht spannend genug, um sie zu erzählen. Meine Unterwäsche ist zu schmutzig. Meine Haare sind eine Katastrophe.

    Und trotzdem muss ich irgendwo anfangen. Denn meiner bereits erwähnten Unsicherheiten zum Trotz gibt es auch einiges, das ich mit Sicherheit weiß.

    Beginnen möchte ich mit Folgendem:

    1. ICH BIN EINE (VERDAMMT STARKE) FRAU MIT BEHINDERUNG

    Und das fast solange ich mich erinnern kann. 1995 waren meine Familie und ich in einen Verkehrsunfall verwickelt. Bei diesem Unfall zog ich mir eine schwere Rückenmarksverletzung zu. Die Ärzt*innen diagnostizierten eine Querschnittslähmung und so verbrachte ich einen Teil meiner Kindheit im Rollstuhl. Allerdings sind Kinderkörper dank ihrer enormen Willenskraft zu unglaublichen Leistungen fähig. Innerhalb eines Jahres saß ich nicht mehr im Rollstuhl, sondern stolperte und schlitterte und kämpfte mir den Weg frei, um so zu sein, wie alle anderen Kinder auch. Heute schlendere ich ziemlich stolz durch die Gegend. Es sieht ein wenig so aus, als würde ich unentwegt tanzen. Mit meinem wackeligen Gang gelange ich überall hin, wo ich hinmuss: Treppe rauf, Treppe runter und weiter weg. Ich liebe meinen Körper: Meine Oberschenkel, die scherenartig aneinander reiben, meine Füße, die zueinander zeigen und übereinander stolpern, meine breiten Schultern, die mich auffangen, wenn ich strauchle und falle.

    Diesen wunderschönen und beHinderten Körper zu haben, mit und in ihm zu leben und dadurch aus der Norm zu fallen, hat mich unwiderruflich geprägt. BeHindert zu sein prägt jede einzelne Erfahrung mit jeder Person, jeder Straßenecke, jedem Gebäude und jeder Treppe. So werde und wurde ich immer daran erinnert, dass mein Körper anders ist als „normale" Körper, dass es mir körperlich unmöglich ist, den hegemonialen Standards zu entsprechen. Da passe ich nicht hinein, weil meine Beine es nicht zulassen. Meine kaputte Wirbelsäule versperrt mir den Weg.

    Ich kann nicht durch die Stadt laufen, ohne beHindert zu sein, und genauso wenig kann ich ein Buch schreiben, ohne beHindert zu sein. In diesem Buch wird es nicht um mein „Durchhaltevermögen gehen, nicht um meinen „Mut und/oder meine „Tapferkeit". Diese Begriffe haben sich mit ihrer implizit herablassenden Art noch nie wie Freunde angefühlt. In diesem Buch wird es vielmehr um mich gehen, darum, wer ich bin. Ich bin eine Frau, ich bin beHindert und ich bin eine passionierte Eier-Esserin, um nur einige von vielen Eigenheiten zu nennen. Diese Eigenschaften überschneiden sich, bewegen sich in- und auseinander, durchkreuzen sich und erinnern mich und mein Universum unentwegt an ihr Existieren. Ich kann nicht nicht über sie sprechen. Ich kann nicht nicht über sie schreiben.

    2. ICH BIN EINE SEX-POSITIVE SEX-LEHRERIN

    Sex, Sex, Sex. Das ist irgendwie mein Ding. Und zwar sieht das folgendermaßen aus: Ich gebe Blowjob-Workshops. Im Ernst. Ich bin Blowjob-Master, eine Expertin, ich gehöre zu den Besten der Besten. Einmal im Monat wedle ich mit einem großen Silikonschwanz vor einer Gruppe herum und werde für diesen Spaß auch noch bezahlt.

    Aber das vereinfacht das Ganze zu sehr. Ich schätze, Blowjob-Expertin zu sein klingt zunächst nach einer ziemlich speziellen Sache, eine, die außerhalb meines derzeitigen Arbeitsumfeldes (ich arbeite in einem Sexshop) nicht unbedingt von Nutzen ist. Diese besondere Qualifikation mag den Eindruck erwecken, ich sei vulgär (was möglich ist). Vielleicht denkst du deshalb, dieses Buch sei nichts für dich. Und vielleicht ist es das auch nicht, insbesondere dann nicht, wenn du zu meiner Familie gehörst und ein Buch über mein Sexleben zu lesen wahnsinniges Unbehagen in dir auslöst (nachvollziehbar, und in diesem Falle solltest du sofort aufhören!). Aber tatsächlich könnte dieses Buch auch genau das Richtige für dich sein. Und genaugenommen könnte das auch für Blowjob-Kurse gelten. Denn als sex-positive, feministische Sex-Lehrerin dreht sich nicht alles nur um Blowjobs. Ich mache nur Spaß.

    Wenn ich diese Kurse gebe, wenn ich im Laden bin und den ganzen Tag über Sex spreche, wenn ich einen Blogpost über Sex schreibe, dann spreche ich nicht nur über die praktische Seite. Ich spreche auch nicht zwangsläufig darüber, wie viel Spaß Sex macht; auch wenn ich das manchmal durchaus tue. Ich drücke mich nicht zwangsläufig explizit aus, obwohl, gelegentlich schon. Was ich vielmehr zu tun versuche, wenn ich also immer und immer wieder über Sex spreche, ist, diese langweiligen und unterdrückerischen Vorstellungen aufzubrechen, die uns über die feine Art des Fickens vermittelt wurden.

    Über Sex zu sprechen ist wichtig, schließlich leben wir in einer Welt, die davon durchtränkt ist. Sex ist überall. Sex ist in der Seitenleiste der Webseite, die du dir ansiehst. Er ist auf Reklametafeln, die sich entlang der Straßen in der Stadt ziehen. Er ist in Werbepausen und in Handlungsverläufen. Er ist der Höhepunkt, das finale Ziel, das Resultat, das Problem und die Lösung. Und trotz seiner konstanten und unausweichlichen Präsenz ist das Bild, das wir von Sex aufgezwungen bekommen, ein gleichermaßen langweiliges wie exklusives.

    Wenn ich alles glauben würde, was ich sehe, dann würde ich glauben, dass nur dünne Menschen Sex haben. Nur Männer mit Bauchmuskeln treiben es. Nur Frauen mit großen Titten bumsen. Nur Männer und Frauen treiben es miteinander. Sex ist etwas für Heterosexuelle und findet immer nur zwischen zweien statt, nie mit mehr und nie mit weniger. Sex ist etwas für weiße Leute. Sex ist etwas für schöne Leute. Sex ist etwas für nichtbe-Hinderte, was für junge Menschen. Sex ist spontan. Sex beinhaltet Penetration. Sex dauert ungefähr 4,2 Minuten. Sex findet in Schlafzimmern statt und zwar abends. Sex ist vorhersehbar.

    Wie unglaublich langweilig. Was diese heimtückischen Bilder von Sex jedoch aussparen, sind die unter anderem besten Sachen daran. Wovon wir nichts hören, ist, dass Sex versaut sein kann und subversiv und auf spaßige und einvernehmliche Art sehr, sehr unanständig. Wir sehen nicht, wie Menschen zur Sache kommen, deren Körper nicht den normschlanken Vorstellungen entsprechen. In der Regel sehen wir nicht, wie es Menschen mit BeHinderungen treiben, weder in ihren Rollstühlen noch in ihren Betten. In den Mainstream-Medien werden People of Color nur selten sexy dargestellt, ohne zeitgleich als exotisch und andersartig zu gelten. Genauso wenig sehen wir faire und gleichberechtigte Abbildungen von Frauenkörpern, wie sie in all ihrer üppigen Schönheit Lust verspüren. Männerkörper werden ausschließlich sexuell dominant, leistungsfähig und selbstsicher dargestellt. Wir sehen keine Körper, die sich weigern, sich diesem gender-binären System anzupassen. Und wir sehen auch nicht, dass Sex komisch und peinlich sein kann. Wir sehen keinen Sex, in dem eine Person aus Versehen furzt. Kacke und Pisse gibt es in intimen Situationen nicht. Dieser Moment, in dem wir bemerken, dass die Position, in der wir uns gerade befinden, nicht funktioniert, wir plötzlich mit den Beinen über unseren Köpfen stecken bleiben, wir stolpern und fallen oder würgen und kotzen oder stocken oder Dinge in die falsche Öffnung stecken. All das wird rausgeschnitten und gephotoshopt, aus unseren empfindlichen Realitäten verbannt.

    Aber so funktioniert Sex nun mal nicht. Sex ist komisch und wunderbar, versaut und peinlich, pervers und queer und kann einvernehmlich zwischen allen möglichen Leuten stattfinden, egal wo und wann. So sieht die Realität des Aktes aus, mit dem wir uns als Gesellschaft so sehr beschäftigen.

    Als sexpositive, feministische Sex-Lehrerin spreche ich ständig über Sex im wahren Leben. Und ich habe festgestellt, dass Leuten das sehr peinlich ist. Anscheinend möchte niemand über die verzwickten, menschlichen albernen Dinge sprechen, die nun mal passieren, wenn wir versuchen, unsere Körper miteinander zu verbinden. Und aus diesem Grund spreche ich immer lauter und lauter und LAUTER. Ich werde dann noch versauter. Ich versuche Grenzen zu überwinden. Ich möchte noch frecher werden, denn ich bin der Überzeugung, dass dieses peinlich berührte Schweigen, das unser aller Sexleben umgibt, letztlich dazu geführt hat, dass wir alle schlechten Sex haben. Das ist auch der Grund dafür, warum wir über die Sexualität anderer urteilen. Warum wir unfähig sind, die Körper und die Grenzen anderer zu respektieren. Das ist der Grund dafür, warum wir nicht wissen, was Einverständnis bedeutet, und weshalb sexualisierte Gewalt und Vergewaltigungen stattfinden. Warum Homofeindlichkeit fortbesteht und Transfeindlichkeit existiert.

    Ich behaupte nicht, dass die Welt ein besserer Ort wäre, wenn wir offen über Muschi-Fürze, abspritzen und Butt-Plugs sprächen, dass dann niemand verletzt würde und wir alle in einer herrlichen Utopie lebten, voller enthusiastischer, einvernehmlicher Orgien, bei denen wir alle jedes Mal kämen. Das wäre unrealistisch. Allerdings glaube ich fest: je mehr wir über das sprechen, was uns unangenehm ist, desto weniger werden wir uns mit der Zeit dafür schämen und stattdessen alle etwas offener für Neues werden – für neue Möglichkeiten und neue Arten der Lust. Außerdem wird Sex dann mehr bedeuten, als bloß einen Penis in eine Vagina zu stecken. Und Schönheit wird mehr bedeuten, als nichtbeHindert, jung und weiß zu sein. Sexuelle Autonomie und sexueller Ausdruck werden etwas sein, zu dem wir alle berechtigt sind. Und Einverständnis wird etwas sein, mit dem wir uns alle bestens auskennen. Diese Hoffnungen sind es, weshalb ich unentwegt über Sex spreche. Laut. Aus Prinzip.

    Das soll heißen, dass ich kein Buch schreiben kann, ohne nicht auch über Sex zu schreiben. Und ich kann nicht über Sex schreiben, ohne seine komischen, flapsigen und absurden Facetten.

    3. ES BEGANN ALS BLOG UND JETZT IST ES DIESES BUCH (!)

    Anscheinend reichte es nicht aus, jeden Tag bei der Arbeit

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