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Teufelsblüten: Meierhofers achter Fall. Österreich Krimi
Teufelsblüten: Meierhofers achter Fall. Österreich Krimi
Teufelsblüten: Meierhofers achter Fall. Österreich Krimi
Ebook232 pages2 hours

Teufelsblüten: Meierhofers achter Fall. Österreich Krimi

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About this ebook

Ausgerechnet während der weltberühmten Wachauer Marillenblüte stehen Meierhofer und sein Team vor einem neuen Fall. In einem Marillengarten wird die Leiche eines jungen Mannes gefunden, einen blühenden Marillenzweig im Mund, an dem ein Kärtchen mit einer ominösen Botschaft hängt. Drei Fragen beschäftigen die Ermittler besonders: Handelt es sich bei dem Toten tatsächlich um einen aufstrebenden Influencer? Welche Bedeutung haben der Marillenzweig und die drei Worte darauf? Und wie hoch ist die Gefahr, dass der Täter erneut zuschlägt?

LanguageDeutsch
Release dateApr 16, 2020
ISBN9783990740934
Teufelsblüten: Meierhofers achter Fall. Österreich Krimi
Author

Lisa Gallauner

Lisa Gallauner wurde 1978 in St. Pölten geboren. Sie ist verheiratet und hat einen Sohn. Ende der 90er Jahre ließ sie sich an der PÄDAK Krems zur Diplompädagogin für Englisch, Musik und evangelische Religion ausbilden. Später sollte auch noch die Diplomausbildung für Informatik folgen. 2008 erschien ihr erstes Kinderbuch, seit damals schreibt sie, neben ihrer Arbeit als Lehrerin an einer Neuen Mittelschule, unaufhörlich. Teufelsziel ist der siebte Band der Krimireihe mit Chefinspektor Meierhofer.

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    Book preview

    Teufelsblüten - Lisa Gallauner

    kann!

    Vorwort

    Als 2010 »Teufelsstimmen«, der erste Meierhofer-Fall, erschien, dachte ich nicht im Traum daran, dass der Kremser Kriminalbeamte das Zeug zum Reihen-Star haben könnte. Doch dank Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, feiert Meierhofer heuer seinen 10. Geburtstag. Noch vor einigen Wochen hatte ich ein genaues Bild von diesem runden Geburtstag vor mir. Ein rauschendes Fest sollte es werden, eine gebührende Feier im Rahmen einer wunderschönen Buchpräsentation. Nun ja, es sollte anders kommen als gedacht. Nie hätte ich für möglich gehalten, dass ein im Sommer 2019 geschriebener Krimi zum Zeitpunkt seines Erscheinens, also nur wenige Monate später, plötzlich so weit entfernt von der Lebensrealität sein könnte. Ich hoffe aber, dass es Meierhofer und seinem Team gerade deshalb gelingt, Sie ein wenig von der momentanen Situation abzulenken. Vielen Dank, dass Sie Meierhofer seit zehn Jahren die Treue halten und bleiben Sie gesund!

    Lisa Gallauner

    Kapitel 1

    Himmlisch, dieser Anblick. Die Abertausenden Marillenbäume, die in voller Blüte stehen. Der berauschende Duft des Frühlings, den die prachtvollen rosa-weißen Knospen ausströmen. Dieses Versprechen, das sie in sich tragen, von Leben, Liebe, Freude, Schönheit und Genuss. Ein neuer Sommer wird kommen, die Hitze, die einen spüren lässt, dass man da ist, voll und ganz im Hier und Jetzt, sie ist beinahe schon greifbar.

    Traurig eigentlich, dass er das nicht mehr erleben kann, dass er nie wieder Hitze fühlen wird. Er, er ist gerade dabei, sein Leben auszuhauchen. In diesem magisch frühlingshaften Moment verlässt ihn der letzte Rest Wärme. Der ewige Winter breitet sich in ihm aus. Umso grotesker mutet der blühende Marillenzweig an, den man ihm zwischen die mittlerweile blau gefärbten Lippen gelegt hat. Diese Blüten, sie sind ein Geschenk des Bösen. Einige wenige Teufelsblüten inmitten des himmlisch rosa-weißen Meers.

    *

    »Wo kommen denn all diese Wiener her?! Gibt’s in unserer Bundeshauptstadt keine Bäume, oder macht es den Leuten einfach grundsätzlich Spaß, am Wochenende den Wachauer Verkehr lahmzulegen? Mag schon sein, dass die Marillenblüte was Besonderes ist, aber diese Kolonnen, das ist ja nicht mehr normal?! … Avanti! Avanti! Jetzt leg’ endlich einen Zahn zu, du Schleicher!« Wütend betätigte Staudinger die Hupe seines schicken Sportwagens, was ihm einen mahnenden Meierhoferischen Blick einbrachte und Eva Brombspeidel ein amüsiertes Lachen entlockte.

    »Ui, ui, ui, Chef, ich glaube, unser lieber Stefano hat ein kleines Aggressionsproblem. Vielleicht sollten wir ihm in Zukunft während der Marillenblüte Baldriantropfen in den Tee schütten. Autogenes Training und Yoga helfen auch, hab’ ich mal gehört«, wandte sich die junge Revierinspektorin nun direkt an den impulsiven Halbitaliener.

    »Geh, hab’ mich gern, Eva«, murmelte der beleidigt.

    »Immer«, erwiderte die Angesprochene grinsend.

    Meierhofer beschloss einzugreifen, bevor die Stimmung ernsthaft zu kippen drohte. Er räusperte sich hörbar und meinte dann: »Kinder, jetzt beruhigt euch wieder, sonst gibt’s später kein Eis! … Also ernsthaft, ihr benehmt euch wie renitente Teenager, so was hält mein altes Herz beim besten Willen nicht mehr aus … Wir sind auf dem Weg zu einem Tatort, nicht in den Osterurlaub, also reißt euch bitte zusammen!«

    Staudinger stieg gehorsam vom Gas, schaffte so ein wenig Abstand zum Wiener Kombi vor ihnen und fragte dann: »Was wissen wir eigentlich über den Toten?«

    Meierhofer zuckte mit den Schultern. »Zum momentanen Zeitpunkt noch nicht recht viel. Er wurde heute Morgen von einer Gruppe amerikanischer Touristen gefunden. Anscheinend wollten sie den Sonnenaufgang im blühenden Marillengarten genießen, dabei sind sie im wahrsten Sinne des Wortes über den Toten gestolpert. Alles, was mir die Kollegen bis jetzt über ihn sagen konnten, ist, dass es sich um einen jungen Mann zwischen zwanzig und dreißig handelt, dass er unter einem Marillenbaum liegt und dass er massiv nach Alkohol riecht. Außerdem hat er einen Marillenzweig im Mund.«

    »Einen Marillenzweig?!«, entfuhr es Staudinger und Brombspeidel zeitgleich.

    »Allerdings. Das ist auch der Grund, warum wir gerufen wurden. Von diesem Zweig abgesehen, deutet nämlich nichts auf Fremdverschulden hin«, fuhr der Chefinspektor fort.

    »Inwiefern deutet ein Marillenzweig auf Fremdverschulden hin?«, hakte Brombspeidel skeptisch nach.

    »Na ja, an den Zweig hat jemand einen kleinen Zettel gebunden.« Meierhofer legte extra für Staudinger, der nicht unbedingt für seine Geduld bekannt war, eine Kunstpause ein.

    Es dauerte auch nicht lange, bis der Gruppeninspektor die gewünschte Reaktion zeigte: »Himmel, Hans, jetzt sag’ schon, was auf dem Zettel steht! Es steht doch was darauf, oder?!«

    Dem Chefinspektor kam ein breites Grinsen aus.

    »Natürlich steht was darauf, Stefano. Etwas, woraus ich aber beim besten Willen nicht schlau werde.«

    Meierhofer zog sein Smartphone aus seiner Hosentasche und hielt es dem Gruppeninspektor unter die Nase. Der Umstand, dass sie momentan ohnehin im Stau steckten, machte es diesem leichter, sich voll und ganz dem Foto zu widmen, das sein Chef ihm präsentierte. Auch Brombspeidel nutzte den aktuellen Verkehrsstillstand, um sich abzuschnallen und sich anschließend neugierig über den Beifahrersitz zu beugen.

    Auf dem Foto, das man dem Chefinspektor vom Tatort gesandt hatte, war ein kleines beigefarbenes Kärtchen zu sehen, das jemand gelocht und mit braunem Spagat an einen mit Marillenblüten übersäten Zweig gebunden hatte. Drei in kräftigem Orange geschriebene und durch Pfeile miteinander verbundene Worte hoben sich vom blassen Hintergrund der Karte ab.

    »Krass, und was genau soll uns das jetzt sagen?«, meinte die Revierinspektorin flapsig.

    »Madonna, Eva, kannst du bitte aufhören, wie eine Sechzehnjährige zu reden!«, herrschte ein immer noch gereizter Staudinger sie an, bevor er sich erneut dem Foto zuwandte und mithilfe zweier Finger die schnörkelige Schrift ein wenig näher heranzoomte.

    Teufelsblüten -> Teufelsfrüchte -> Teufelstod

    »Teufelsblüten, Teufelsfrüchte, Teufelstod … Was immer das auch zu bedeuten hat, wir werden alles daransetzen, es herauszufinden, nicht wahr, Hans?«, meinte er schließlich, bevor er kaum merkbar aufs Gaspedal stieg, um im Schritttempo dem Wiener Kombi durch die üppig blühende Wachau hinterherzuschleichen.

    *

    Als sie endlich an ihrem Zielort am südlichen Donauufer angekommen waren, blieb Meierhofer beim mühsamen Ausstieg aus Staudingers schnittigem tiefergelegten Sportwagen für einen Augenblick die Luft weg. Nicht, weil es fast an Aerobic grenzte, wie er sich verdrehen und in die Höhe hieven musste, um in die Vertikale zu kommen, sondern, weil der Anblick der Hunderttausenden Marillenblüten um ihn herum schlichtweg atemberaubend war. Kein Wunder, dass es unzählige Menschen aus allen Teilen der Welt auf sich nahmen, an einem Aprilwochenende wie diesem ein wenig im Stau zu stehen, wenn sie dafür mit einem derartigen Erlebnis belohnt wurden. Selbst als erklärter Wintermensch musste er eingestehen, dass es etwas Inspirierendes hatte, der Natur beim Wachwerden zuzusehen, noch dazu, wenn dieses Erwachen derart fulminant vor sich ging.

    »Wow, das ist echt geil, da krieg ich gleich Gusto auf Marillenknödel.« Auch die aus dem tiefsten Waldviertel stammende Eva Brombspeidel schien Gefallen an der Wachauer Marillenblüte zu finden. Ihre Wortwahl jedoch löste erneutes Augenverdrehen beim halbitalienischen Gruppeninspektor aus. Ein wenig giftig entgegnete er: »Ich muss zugeben, die blühenden Marillenbäume sind ganz nett, aber wer mal die Mandelblüte in Italien erlebt hat …«

    »Mandelbäume findest du hier in der Wachau auch, Schlauberger«, gab Brombspeidel zurück. »Und außerdem …«

    »Schluss damit! Was ist denn heute nur mit euch los?!«, polterte Meierhofer dazwischen. »Mir ist durchaus bewusst, dass so ein Einsatz am Sonntagvormittag nicht gerade das ist, was ihr euch unter entspannender Wochenendgestaltung vorgestellt habt, aber euer unprofessionelles Verhalten geht überhaupt nicht! Ein wenig mehr Pietät wäre durchaus angebracht!«

    »’tschuldige, Hans, heute ist einfach nicht mein Tag«, murmelte Staudinger.

    »Sorry, Chef, aber ich bin massiv unterzuckert. Bin noch nicht zum Frühstücken gekommen«, meinte Brombspeidel indessen zerknirscht.

    Erneut kämpfte der Chefinspektor gegen ein Schmunzeln an. Mit seinen nun beinahe sechzig Jahren sah er vieles entspannter. Dinge, die ihn früher ehrlich aufgeregt hätten, amüsierten ihn heute nur noch. Außerdem konnte er seinen beiden Kollegen einfach nicht böse sein. Zu sehr waren ihm die zwei mittlerweile ans Herz gewachsen. Im Grunde gehörten sie zu seiner Familie, also dem nicht blutsverwandten Teil, wenn man so wollte.

    »Ich mach’ euch einen Vorschlag. Wir bringen das jetzt unaufgeregt hinter uns und gönnen uns danach in einem Wachauer Kaffeehaus einen Latte Macchiato und ein schönes Stück Mehlspeise, in Ordnung?«, schlug er lächelnd vor.

    Staudinger grinste: »Den Latte Macchiato kannst du dir behalten, Hans, aber gegen ein Stück Kuchen hätte ich nichts einzuwenden.«

    »Nur eines?! Also, ich brauch mindestens zwei!«, protestierte die junge Revierinspektorin mit gespielter Entrüstung.

    Meierhofer nickte zufrieden. »Gut, dann hätten wir das also geklärt. Nun aber zu Essenziellerem. Da drüben ist das Absperrband, ich nehme also an, dass wir dort unsere Leiche finden.«

    »Sind Sie die Herren«, der uniformierte Kollege, der plötzlich wie aus dem Nichts vor ihnen stand, räusperte sich kurz, »sorry, die Damen und Herren von der Kriminalpolizei? Der Tatort ist dort hinten. Am äußersten Zipfel des Marillengartens, wenn man so will. Folgen Sie mir, bitte!«

    Je näher Meierhofer und sein Team dem Ort des Geschehens kamen, desto stärker war die Anspannung zu spüren, die in der Luft lag. Bis die Stille plötzlich durch ein entrüstet gebelltes »Hey, dude, we wanna move on! If we don’t hurry, we’ll miss the mini-cruiser. The tickets were pretty expensive, so make haste!« unterbrochen wurde.

    »Das sind die amerikanischen Touristen, die den Toten gefunden haben«, erklärte der uniformierte Polizeibeamte mit hochrotem Kopf. »Sie sind wohl schon etwas ungehalten, weil wir sie bis zu Ihrem Eintreffen hierbehalten wollten. Wenn ich sie richtig verstanden habe, haben sie eine Donau-Kreuzfahrt gebucht und Sorge, nicht rechtzeitig nach Krems zu kommen. Dabei legt das Schiff erst um zwölf Uhr ab, ich hab’ extra beim Schifffahrtszentrum angerufen und nachgefragt.«

    Der Chefinspektor ignorierte die letzten Worte des uniformierten Kollegen, da er seinen Blick nicht mehr von dem wenden konnte, was im wahrsten Sinne des Wortes vor ihnen lag, am Fuße eines prächtig blühenden Marillenbaums. Der auf dem Rücken liegende Tote war ein äußerst attraktiver junger Mann: groß, durchtrainiert, haselnussbraunes kurzes Haar, ein gepflegter Hipster-Bart und geschmackvoll sportliche Kleidung – wäre er nicht tot gewesen, man hätte denken können, er posierte für ein Modeshooting.

    »Mein Gott«, flüsterte Brombspeidel.

    »Al diavolo!«, entfuhr es Staudinger.

    Nur Meierhofer sagte nichts. Auch wenn er sich nie so ganz an Situationen wie diese gewöhnen würde, hatte er in seinem langen Berufsleben nun schon viele schockierende Tatorte erlebt. Von abgebrüht war er zwar zum Glück noch meilenweit entfernt, aber eine gewisse Gelassenheit, eine ihm neue Unaufgeregtheit hatte sich in den letzten Monaten verstärkt bei ihm eingestellt. Ob das an der immer greifbareren Nähe der Pension lag?

    »Noch wissen wir nicht, wer der Tote ist«, riss der uniformierte Polizeibeamte den Chefinspektor aus seinen Gedanken. »Er trägt weder einen Ausweis bei sich noch sonst irgendetwas Persönliches, das auf seine Identität schließen lassen würde. Von den hier am Tatort Anwesenden kennt ihn auch keiner. Ich hoffe, es ist in Ordnung, dass wir Sie gleich verständigt haben. Die Sache mit dem Zettel ist uns spanisch vorgekommen … Wobei es bis auf dieses eine Detail aussieht, als wäre er an einer simplen Alkoholvergiftung gestorben. Also eher nach einem tragischen Unfall als nach Mord oder Totschlag.«

    Ohne auf die Worte seines Gegenübers einzugehen, näherte sich Meierhofer vorsichtig dem Toten. Bis ihn ein »Halt, Hans! Nicht ohne Schuhüberzieher und Handschuhe!« kraftvoll am Weitergehen hinderte.

    Lächelnd drehte sich der Kriminalbeamte um.

    »Gregor, du Spurensicherer meines Vertrauens, wo kommst du denn her?! Schön, dich zu sehen, wie geht’s deiner Familie?«

    »Danke, alles bestens, Hans, aber lenk’ nicht vom Thema ab! Wie oft hab’ ich dir schon gesagt, dass du nicht einfach ohne Schutzkleidung einen Tatort betreten kannst?! So eine Tatortkontamination ist echt nicht zu unterschätzen!«

    Erneut amüsiert lächelnd, zog sich der Chefinspektor folgsam die blauen Schuhüberzieher an und schlüpfte dann in ein Paar Einweghandschuhe. Er kannte kaum jemanden, der seinem Beruf mit einer derartigen Leidenschaft nachging wie Gregor. Kein Wunder, dass er beim Thema Tatortkontamination immer ein wenig übers Ziel hinausschoss. Korrekt ausgestattet, wandte Meierhofer sich dann wieder dem Toten zu. Als er auf der Höhe dessen Kopfes angekommen war, ging er in die Hocke, um den auffällig schönen Marillenzweig, den man dem jungen Mann in den Mund gesteckt hatte, näher betrachten zu können. Ihn und das vom vorderen Ende baumelnde beige Kärtchen, das in natura viel größer aussah, als der Kriminalbeamte es nach Betrachten des Fotos erwartet hatte.

    Teufelsblüten -> Teufelsfrüchte -> Teufelstod

    Enttäuscht stellte der Chefinspektor fest, dass die drei Worte nicht, wie er gehofft hatte, mit der Hand geschrieben worden waren, sondern dass es sich um eine verschnörkelte Computer-Schriftart handelte. Schade, das würde die Suche nach dem Täter nicht gerade einfacher machen.

    »Was denkst du, Chef, haben wir es hier mit Mord zu tun?«, durchbrach Brombspeidel unerwartet die kurzzeitig eingetretene Stille.

    Meierhofer nickte langsam.

    »Mein Bauch meint Ja, Eva. Mein Bauch meint Ja.«

    Kapitel 2

    »Himmel! Ist das … nein, das kann nicht wahr sein, Clément LeStyler?!«

    Dr. Ulrich Fläderers Stimme verriet eine Mischung aus Erstaunen, Entsetzen und tiefer Bestürzung. Der junge Gerichtsmediziner war soeben am Tatort eingetroffen und kniete nun wie versteinert neben dem Toten.

    »Clément LeStyler?!«, entfuhr es den drei Kriminalbeamten zeitgleich.

    Das brachte wieder Leben in Dr. Fläderer. Aus jeder Pore seines Körpers offensichtliche Geringschätzung ausdünstend, entgegnete er impulsiv: »Sie wollen mir nicht ernsthaft weismachen, dass keiner von Ihnen Clément LeStyler kennt? Leben Sie etwa auf dem Mond?!«

    Das synchrone Brombspeidel-Staudinger-Meierhoferische Kopfschütteln brachte den Gerichtsmediziner endgültig aus der Fassung. Der Chefinspektor konnte sich nicht daran erinnern, ihn jemals zuvor so emotional erlebt zu haben.

    »Clément LeStyler ist eine niederösterreichische Internet-Ikone: erfolgreicher Influencer, Künstler, Fotograf und ein absolutes Role Model für alle, die sich mit Clean Eating, Fitness und Lifestyle beschäftigen. Er ist einer der wenigen, die erfolgreich den Sprung aus der Provinz ins internationale Online-Business geschafft haben.«

    »Clean was, bitte?« Meierhofer hatte zwar schon einige Male mitbekommen, wie sein Enkel Lukas über sogenannte Influencer gesprochen hatte, fing mit dem Begriff aber nicht allzu viel an.

    Dr. Fläderer musterte den Neunundfünfzigjährigen für einen Moment, bevor er schließlich abschätzig antwortete: »Also, dass Sie nichts mit Clean Eating am Hut haben, sieht man Ihnen leider nur allzu deutlich an, Herr Meierhofer.«

    Auch wenn ihm klar war, dass er gerade beleidigt worden war, beschloss der Kriminalbeamte, nonchalant über den Dingen zu stehen. Dr. Ulrich Fläderer und er würden wohl nie beste Freunde werden, aber das war zum Glück auch gar nicht nötig. Hauptsache, sie kamen beruflich halbwegs miteinander klar.

    »Nun gut, Sie sind sich also, wenn ich Sie recht verstanden habe, sicher, dass es sich bei unserem Toten um diesen Clément LeStyler handelt, Herr Doktor?«, hakte er, den letzten Kommentar des Gerichtsmediziners ignorierend, nach.

    Der nickte zustimmend.

    »Allerdings, das bin ich. Wobei Clément LeStyler natürlich ein Künstlername ist.«

    »Ah geh, was Sie nicht sagen.« Der dezente Zynismus in Meierhofers Stimme war beim besten Willen nicht zu überhören. Dennoch tat Dr. Fläderer so, als ob er den Chefinspektor nicht wahrgenommen hätte. Leidenschaftlich erklärte er: »Cléments bürgerlichen Namen kennt keiner. Den hält er bewusst geheim. Genau wie seinen Wohnort, was aber durchaus verständlich ist – wer hat schon Lust auf ungeplante ausufernde Fan-Aufläufe. Und glauben Sie mir, die hätte es mit Sicherheit gegeben. Bei der enormen Menge an Followern, die Clément hat.«

    Follower, noch so ein Wort, mit dem man in den Medien momentan ständig konfrontiert wurde, das Meierhofer aber dennoch seltsam fremd war.

    Nun schaltete Staudinger sich ein: »Wenn dieser Mann hier wirklich ein erfolgreicher Influencer war, wie kann

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