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About this ebook

Toteau, Ende zwanzig, ist eine Frau, die nicht erwachsen wird. In der Großstadt lebend, stolpert sie von einer Beziehungskatastrophe in die nächste. Weil ihr Freund sie vor die Tür setzt, rächt sie sich am männlichen Geschlecht. Sie zeigt einen flüchtigen Bekannten an, weil dieser sie angeblich vergewaltigt hat. Als sie sich bei der Familie entschuldigen will, stellt sie fest, dass die Ehefrau froh ist, ihren Mann endlich los zu sein. Und während er seine Strafe absitzt, freunden sich die beiden Frauen an.

"4 ½" ist eine Art Liebesreigen, in dem die Protagonistin vor Lebenshunger umkommt. Arna Aley gelingt es, in analytischen Vor- und Rückblenden, mit beeindruckend eigenwilliger Sprachkraft Toteaus Beziehungskatastrophen ineinander zu verweben und dabei ein quirliges, lebendiges und unkonventionelles Portrait einer jungen Frau zu zeichnen.

Die Uraufführung des Stückes fand am Berliner Ensemble unter dem Titel "4 ½ Männer und ich" statt.
LanguageDeutsch
Release dateApr 20, 2020
ISBN9783961190027
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    4 1/2 - Arna Aley

    Arna Aley

    4 ½

    FELIX BLOCH ERBEN

    Verlag für Bühne, Film und Funk

    Inhaltsverzeichnis

    Title Page

    Personenverzeichnis

    Toteau und der Autodieb

    Almaz

    Joe

    SUPPENHUHNMIGRÄNE

    Mam

    Rafael

    Ray

    Anton Bruckner

    Samuel

    Die Aufseher

    Abspann

    Über die Autorin

    Über das Stück

    Impressum

    Personenverzeichnis

    Toteau, eine junge Frau, Ende zwanzig

    Almaz, eine Frau, Mitte dreißig, auch: Aufseherin

    Bo, ein Mann, Ende dreißig, auch: Rafael, Joe, Ray, Aufseher

    Toteau und der Autodieb

    Der Besuchsraum einer Haftanstalt.

    Samuel sagt, ich wäre wie ein erwachsen gewordenes Rotkäppchen: Das Lunchpaket hätte ich bei der Oma längst abgegeben, aber eine neue Aufgabe hätte ich von keinem zugeteilt bekommen. Ich wüsste nicht, wohin mit mir, sagt Samuel. Samuel ist ein Intellektueller.

    Er sagt, ich hätte immer noch Angst vor dem Wolf.

    Der, der mir gegenüber sitzt, heißt Joe, wenn er nicht isst, raucht er. Die Nichtraucherhand hat er auf seinen Sack gelegt. Ich habe es ihm verboten, mit seiner Raucherhand mein Gesicht anzufassen. Davon kriege ich Ausschlag. Wenn wir zu Hause wären, würde er meine Hand für seinen Sack benutzen. Er würde sich zurücklehnen, die Beine auseinander klappen und ein komisch weiches Gesicht machen.

    - Was hast du?

    Ich habe an Ray gedacht. Ray war vor Joe.

    Meine Mutter sagt, sie kann sich nicht für meine Probleme interessieren, weil sie die Männer, über die ich mit ihr reden möchte, nicht auseinander halten kann. Ich habe ihnen Beinamen gegeben, um es für sie einfacher zu machen. Sie interessiert sich trotzdem nicht für mich.

    Ray, der Fotograf.

    Kennst du Man Ray, Mam? Er war auch ein Fotograf. Ich dachte, so könntest du es dir besser merken.

    Ray ist ein Haute-Couture-Fotograf. In seinen Visionen aber nur. An die guten Couturiers käme er nicht ran, sagt er, und an die schlechten wolle er seine Zeit und die Materialien nicht verschwenden. Er würde gerne mit Yves Saint Laurent zusammenarbeiten, Yves Saint Laurent arbeitet aber nicht mehr.

    Am Anfang, als ich ihm zugelaufen bin, wie er sagte, habe er gedacht, ich wäre sein Engel, seine Rettung, ich würde ihm den Durchbruch bringen. Er hat mich auf einen Gipssockel gesetzt, Bruckners fünfte Sinfonie aufgelegt und wollte mit der Fotosession beginnen. Dann stellte sich heraus, mein Gesicht wäre nicht Brucknerreif. Es müsse reifen.

    Ich blieb auf dem Gipssockel, ohne das Recht abzustürzen. Nicht mal im Schlaf. Alle Rechte vorbehalten. Copyright: by Ray.

    Ist ein gefallener Engel nicht auch ein Engel, Ray?

    - Ein gefallener Engel passt nicht zu Bruckner, warum heißt du eigentlich Toteau?

    Passt das auch nicht zu Bruckner?

    Das passt aber zu meiner Mutter.

    Toteau.

    Ich habe den Gipssockel zu weißem Mehlpulver zerschlagen. Am gleichen Abend noch habe ich Joe kennen gelernt.

    Joe, der Tätowierte, Mam. Erinnerst du dich an ihn?

    Sie hat den Hörer neben das Telefon gelegt und wäscht das Porzellan-Kaffeegeschirr ab. Dafür braucht man die volle Konzentration. Dabei kann man nicht reden. Das wusste ich schon als Kind.

    Was ist mit ihm?

    Joe bewegte sich zwischen Bett und Herd. Zwischen Sex und Gekochtem. Egal was, Hauptsache gekocht. Hauptsache heiß und viel.

    Ich habe das Gekochte satt, Joe.

    Wir sitzen im Biergarten des Prater Restaurants. Ich und Joe. Es ist unser Abschiedsessen. Joe isst, ich will heulen. Oder zu dem Dicken im ärmellosen T-Shirt vom Nebentisch rübergehen und ihn anschreien: Es ist peinlich, Mann, deine auseinander gespreizten Beine sind peinlich, dein Lachen ist peinlich, deine Hand am Schenkel deiner Frau ist peinlich, deine ganze peinliche Familie ist peinlich: Frau, Kinder, Hund und du selbst! Du bist einfach peinlich!

    - Schmeckt es dir nicht, Toteau?

    Ich stehe auf, ich gehe zu dem Dicken an den Nebentisch rüber. Er lacht immer noch. Seine Kindern lachen auch, als Gegenleistung für die riesigen Eisbecher, die sie gerade aufgetischt bekommen.

    Seine Frau lacht auch.

    Ich bleibe vor ihm stehen.

    Was ist?

    Ich beuge mich langsam zu ihm und stecke

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