Der Seiltänzer
Von Thorolf Kneisz
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Über dieses E-Book
Andererseits lässt sich mit Hilfe von Märchen vieles leichter sagen als mit trockenen analytischen Beschreibungen. In wenigen Worten kann in diesen Märchen mehr Inhalt versteckt sein als in vielen Romanseiten.
Die kleine Marie erfährt in Traumgesprächen mit einem zauberhaften Seiltänzer vieles von Lebensinhalten, von Schönheiten der Natur und auch von Liebe -mehr als mancher Erwachsene in vielen Lebensjahren erfährt.
Wie wertvoll kleine Geheimnisse sein können, erfährt sie im Traum. Und im täglichen Leben wird ihr bestätigt, dass die Erwachsenen lächeln, will sie von ihren Traumerlebnissen erzählen. Die Eltern können die schillernden Farben der Träume nicht erkennen, doch sie ahnen vorsichtig und rücksichtsvoll - und möchten nichts zerstören.
Am Ende verlieren sich die Träume. Der Seiltänzer nimmt Abschied, Tränen fließen und die Erinnerung an schöne Träume bleibt - als wunderschönes Geheimnis.
Thorolf Kneisz
1944 geboren in Weimar Jugend und Schulausbildung in Teltow bei Berlin 1964 Heirat und Übersiedelung nach Weimar Studium Fachgebiet Elektrotechnik, Konstruktion 1968 bis1970 Zwei Söhne bis 1990 Entwicklung von elektronischen Geräten 1991 bis 2006 selbständig im Bereich Wohn- und Möbeldesign, Produktdesign ab 2006 schriftstellerische Versuche / Computergrafik
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Buchvorschau
Der Seiltänzer - Thorolf Kneisz
Inhaltsverzeichnis
Das Mädchen und der Großvater
Der nächste Morgen
Die nächtliche Bekanntschaft
Das leere Bild
Der Tag
Das Wiedersehen
Der nächste Abend
Die dritte Begegnung
Der vergessene Gruß
Der Kinobesuch
Das Kornfeld
Der Sonntagmorgen
Ein schreckliches Erlebnis
Der nächste Morgen
Erinnerungen
Die Zeit bis zum Abschied
Die lange Winternacht
Am nächsten Morgen
Der Abschiedsgruß
Ein besonderer Tag ist heute. Die Mutter Marie`s hat Geburtstag – und wie jedes Jahr sind aus diesem Anlass Oma und Opa zu Besuch gekommen. Sie brachen deshalb ihren Urlaub an der See vorzeitig ab und da sie zurzeit kein eigenes Auto haben, hat der Vater Marie`s sie gestern am späten Abend abgeholt. Leider gab es großen Stau auf der Autobahn, so dass sie sehr spät eintrafen. Marie hatte sich vorgenommen, munter zu bleiben und lauschte in ihrem Bett ununterbrochen auf die bekannten Motorengeräusche, aber trotz des im Zimmer eingeschalteten Lichtes war sie eingeschlafen.
Erst am Morgen wurde sie durch das Klappern der Teller und Tassen in der Küche geweckt. Sofort war sie hellwach und wunderte sich, wieso die Nachttischlampe nicht mehr brannte, denn sie selbst konnte sie nicht ausgeschaltet haben. War die Mutter also doch bei ihr gewesen. Nun wird sie sich wieder die übliche Standpauke anhören dürfen - von wegen Energieverschwendung und so weiter. Aber heute ist ja Geburtstagsfeier, so dass es vielleicht nicht so schlimm wird.
Marie verschwindet schnell im Badezimmer, putzt sich die Zähne und noch im Nachthemd stürmt sie in das Gästezimmer, um die Großeltern zu überfallen. Dort findet sie nur den Opa, der leise schnarcht.
Marie piekt mit den Fingern in seine Fußsohle. Der Opa schreit auf und ist hellwach, lässt Marie unter seine Decke schlüpfen und beantwortet ihre Fragen. Nach wenigen Minuten schaut die Oma herein und ruft erstaunt:
„Ach, hier steckst du. Ich habe dich in deinem Zimmer gesucht!"
Noch während sie das sagt, ist Marie aus dem Bett gesprungen, auf die Oma zugelaufen und umarmt sie so heftig, dass sich beide auf das Bett fallen lassen müssen. Nun liegen sie alle drei in den weichen Federn und die Toberei beginnt, die, wenn es nach Marie gehen würde, den ganzen Vormittag anhalten könnte.
Die Mutter ruft aus der Küche:
„Beeilung! Der Kaffee wird kalt!"
Die Oma befreit sich als erste, springt trotz ihres Alters recht sportlich aus dem Bett und zieht Marie an ihren Füßen hinterher.
Der Opa verschwindet im Badezimmer und Marie zieht sich in ihrem Zimmer an, springt anschließend wie eine Wilde die Treppe herunter und gratuliert der Mutter zum Geburtstag.
Ein paar Minuten später sitzt die ganze Familie am Tisch und das gemeinsame Frühstück beginnt. Die Mutter Marie`s besteht darauf, dass erst der Frühstückstisch abgeräumt wird, bevor sie ihre Geschenke auspackt. Ordnung muss sein! Das ist ihr oberstes Gebot. Alle helfen, Marie am meisten, denn sie ist mehr gespannt als ihre Mutter. Schließlich erwartet sie, dass die Freude über ihr selbst gemaltes Bild alle anderen Geschenke, die in schön eingepackten Paketen versteckt sind, in den Schatten stellt. Tatsächlich greift die Mama sofort nach dem größten Geschenk, ihrem Bild, das sie gestern, bevor der Vater zu den Großeltern fuhr, mit dessen Hilfe in mehreren zusammengeklebten Bögen Geschenkpapier verpackt hat.
Der Papa hat ihr natürlich beim Einrahmen geholfen und gemeinsam, als die Mutter beim Einkaufen war, haben sie einen Platz im Flur ausgesucht, an dem es aufgehängt werden soll. Marie hat sich nicht getäuscht. Die Mutter freut sich riesig und bedankt sich mit Küsschen und Umarmung bei der Künstlerin.
Natürlich steht auch ein großer Blumenstrauß und eine brennende Kerze auf dem Geburtstagstisch. Während die Mutter die letzten Päckchen auspackt, verschwindet der Opa eilig aus dem Zimmer, kommt nach einigen Augenblicken zurück und überreicht Marie einen großen Zeichenblock, denn er weiß, dass Marie leidenschaftlich gern malt und sich die fantastischsten Sachen ausdenkt, um sie mit Stiften und Wasserfarben darzustellen.
Auch eine Packung neuer Buntstifte holt er aus seiner Jackentasche hervor und legt sie auf den Zeichenblock. Nachdem er Marie seine Bewunderung über ihr jüngstes Gemälde ausgesprochen hat, sagt er in einem geheimnisvoll flüsternden Ton:
„Marie, das sind Zauberstifte! Die Bilder, die du mit diesen Stiften malst, werden etwas ganz Besonderes sein."
Marie packt die Stifte aus, macht ein paar Striche vorsichtig auf den Rand des Zeichenblocks und schnalzt erstaunt mit der Zunge, denn so schöne Stifte hat sie tatsächlich noch niemals gehabt.
Aber Zauberstifte? Nein, das dürfte wohl leicht übertrieben sein. Sie antwortet misstrauisch:
„Das glaube ich nicht, dass Buntstifte zaubern können. Du machst doch schon wieder Unsinn mit mir! Vorhin im Bett - da hast Du mich auch zweimal veralbern wollen."
Der Großvater lächelt und hebt den Zeigefinger mit den Worten in die Höhe:
„Du wirst schon sehen, Marie!"
Mehr um den Opa zu trösten als selbst an ihre eigenen Worte zu glauben, sagt sie zu den Stiften:
„Ihr wartet schön mit dem Zaubern, bis ich Zeit für euch habe.
Dann will ich wissen, was ihr vielleicht doch für Hokuspokus machen könnt."
Mit einer stürmischen Umarmung bedankt sie sich für das Geschenk, nimmt die Schachtel mit den Stiften und den Zeichenblock und bringt beides hoch in ihr Zimmer. Am Schreibtisch nimmt sie die Stifte vorsichtig einen nach dem anderen aus der Pappschachtel und stellt sie in den Becher, der auf ihrem Schreibtisch steht.
An der Tür dreht sich Marie noch einmal um und ruft zurück:
„Was könnte euch mein Zauberopa schon beigebracht haben?"
Bis zum Mittagessen hilft Marie der Mutter und Oma in der Küche. Sie hat sich für das Geburtstagsessen etwas ganz Besonderes ausgedacht. Sie lässt sich den Kartoffelkorb geben, geht in den Garten und schält sie nicht nur, sondern schnitzt in jede Kartoffel ein anderes Gesicht. Natürlich wird sie aufpassen müssen, dass die Kartoffeln nicht zu weichgekocht werden, damit die Überraschung auf den Tellern auch gelingen kann. Das Kartoffelschälen ist eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen - gleich nach dem Malen kommt das.
Die beiden Männer sind unterdessen in die Stadt gefahren, um sich in einem Autohaus über die neuesten Modelle zu informieren, denn der Vater Marie´s möchte sich ein neues Auto zulegen.
Nach ein paar Stunden trifft man sich wieder am ausgezogenen Esstisch, löffelt die Suppe, bestaunt die kleinen Überraschungskartoffeln, von denen einige weniger gelungen sind als erhofft.
Andere dafür, vor allem, wenn geschickt ein paar Kleckse Sauce in die Vertiefungen für Augen oder Münder geträufelt werden, sorgen für riesiges Gelächter. Die Mutter mahnt zur Beeilung, da kaltes Essen nicht gut schmeckt.
Die Suppe findet Marie besonders gut aber mit dem Fleisch ist sie nicht zufrieden, so dass sie nur mit ihren Kartoffelfratzen spielt, gelangweilt auf ihrem Teller herumstochert und das meiste übrig lässt. Marie findet auch, dass das Essen viel