Arme reiche Fanny: Toni der Hüttenwirt Classic 33 – Heimatroman
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Liebe und Gefühle, nach Heimat und bodenständiger Natur bildet Kern und Botschaft dieser unvergleichlichen Romanserie.
Tonis Eltern, Xaver und Meta Baumberger, standen auf der Straße vor ihrem Wirtshaus und ihrer Pension und winkten einem Geländewagen nach. Toni und Anna waren von der Berghütte heruntergekommen. Sie hatten nach der Schule mit den Bichler-Kindern, Franziska und Sebastian, bei den Eltern gegessen. Jetzt waren sie alle auf dem Weg nach Kirchwalden. Sie wollten einkaufen. Die beiden Bichler-Kinder, die seit dem tragischen Unfalltod ihrer Eltern eine neue Heimat auf der Berghütte bei Toni und Anna gefunden hatten, brauchten neue Kleider und Schuhe. »Es ist schön zu sehen, wie glücklich die beiden sind, Xaver. Da wird es mir jedes Mal ganz warm ums Herz, wenn ich die vier zusammen sehe.« »Ja, des nimmt alles einen guten Weg, Meta! Wenn ich die Franzi und den Basti so betrachte, dann kommen mir oft Erinnerungen an unseren Buben, den Toni. Mei, des sind schöne Erinnerungen an die Zeit, wie der so klein gewesen war, wie der Basti jetzt ist.« »Und an unser Madl, die Maria«, fügte Meta hinzu. »Schade, daß sie net in Waldkogel wohnen tut, unsere liebe Ria.« »Da ist nix dran zu ändern. Hauptsache, des Madl ist glücklich mit ihrem Mann. Sie tut uns ja oft besuchen. Der Toni und die Anna wollen gegen Abend bei ihr vorbeifahren. Da wird sie sich sicher freuen.« »Ja, das wird sie.
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Arme reiche Fanny - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt Classic
– 33 –
Arme reiche Fanny
Ein Madl verschließt sein Herz
Friederike von Buchner
Tonis Eltern, Xaver und Meta Baumberger, standen auf der Straße vor ihrem Wirtshaus und ihrer Pension und winkten einem Geländewagen nach.
Toni und Anna waren von der Berghütte heruntergekommen. Sie hatten nach der Schule mit den Bichler-Kindern, Franziska und Sebastian, bei den Eltern gegessen. Jetzt waren sie alle auf dem Weg nach Kirchwalden.
Sie wollten einkaufen. Die beiden Bichler-Kinder, die seit dem tragischen Unfalltod ihrer Eltern eine neue Heimat auf der Berghütte bei Toni und Anna gefunden hatten, brauchten neue Kleider und Schuhe.
»Es ist schön zu sehen, wie glücklich die beiden sind, Xaver. Da wird es mir jedes Mal ganz warm ums Herz, wenn ich die vier zusammen sehe.«
»Ja, des nimmt alles einen guten Weg, Meta! Wenn ich die Franzi und den Basti so betrachte, dann kommen mir oft Erinnerungen an unseren Buben, den Toni. Mei, des sind schöne Erinnerungen an die Zeit, wie der so klein gewesen war, wie der Basti jetzt ist.«
»Und an unser Madl, die Maria«, fügte Meta hinzu. »Schade, daß sie net in Waldkogel wohnen tut, unsere liebe Ria.«
»Da ist nix dran zu ändern. Hauptsache, des Madl ist glücklich mit ihrem Mann. Sie tut uns ja oft besuchen. Der Toni und die Anna wollen gegen Abend bei ihr vorbeifahren. Da wird sie sich sicher freuen.«
»Ja, das wird sie. Ihr Mann Rolf wird bald Urlaub bekommen. Dann kommen sie alle zusammen nach Waldkogel. Eine Woche wollen sie bei uns hier unten bleiben und eine Woche wollen sie rauf auf die Berghütte.«
»Ich freue mich schon!« bemerkte Meta Baumberger glücklich. »Die Franzi und der Basti, die tun sich freuen auf die Kinder von der Ria. Hast ja gesehen, wie gut sich die vier verstanden hatten, als die Ria mit ihrer Familie vor zwei Wochen zu Besuch war. Die Franzi tut des kleine Madl richtig bemuttern und der siebenjährige Roman, der weicht net von Bastis Seite. Es ist ganz so, als wären sie verwandt.«
»Für mich gehören die Bichler- Kinder zur Familie.«
»Für mich doch auch!«
Sie gingen hinein. Es war Ruhetag. Das bedeutete aber nicht, daß Meta und Xaver keine Arbeit hatten. Nur die Wirtsstube war an diesem Tag für Gäste geschlossen. Die Pensionsgäste wurden aber versorgt.
Meta und Xaver tranken in der Küche einen Kaffee. Die Gäste waren alle auf Bergwanderungen und würden erst am Abend wiederkommen. So nahmen sich die beiden Baumberger etwas Zeit für sich, bevor sie weitermachen wollten. Auf Meta wartete Gartenarbeit. Xaver wollte die Bierzapfanlage im Keller unter dem Schankraum reinigen.
Die beiden hörten, wie ein Auto auf dem Hof hielt und hupte.
»Wer kann des sein?« fragte Xaver und stand auf.
Er ging hinten zur Küchentür hinaus, die auf eine kleine Terrasse führte und von der man in den Garten gelangte.
Da kam auch schon ein Mann um die Ecke.
»Mei, Walter! Grüß Gott! Des ist ja eine Überraschung!«
»Grüß Gott, Xaver!«
Die beiden Männer schüttelten sich herzlich die Hand und lagen sich für einen Augenblick in den Armen. Xaver Baumberger und Walter Murbach waren seit Kindertagen gute Freunde. Walter war in Waldkogel aufgewachsen. Sie waren zusammen in die Schule gegangen. Walter war ein begeisterter Trompetenspieler. Als junger Mann war er Mitglied im Musikverein von Waldkogel. Einmal im Jahr trafen sich die Musikvereine zu einem großen Fest der ganzen Region. Auf so einem Festival hatte Walter Murbach ein fesches Madl kennengelernt. Elvira war die Hoferbin und hatte nur noch jüngere Schwestern, die bereits alle verheiratet waren. Sie hatten auf Höfe eingeheiratet. Elvira und Walter verliebten sich und heirateten noch im gleich Jahr. Walter zog fort von Waldkogel. Aber die Freundschaft von Xaver und Walter hielt auch über die Jahre und einer Entfernung von mehr als einhundert Kilometern.
»Des ist ja eine wirkliche Überraschung, Walter! Komm rein! Willst was essen? Hast Lust auf ein schönes Bier?«
Die beiden Männer betraten die Küche. Meta freute sich ebenso über den Besuch wie ihr Mann. Sie erkundigte sich sofort nach Elvira und den beiden Kindern, Paul, dem ältesten und dem Madl Fanny.
Walter legte ab und setzte sich zu den beiden an den Küchentisch.
Meta briet ihm Bratkartoffeln. Dazu gab es Schweineleber mit vielen Äpfeln und Zwiebeln. Als Beilage tischte Meta grünen Salat aus dem eigenen Garten auf. Xaver zapfte zwei Bier. Die Männer prosteten sich zu.
»Wie geht es bei euch? Was machen die Kinder?« fragte Walter.
»Den Toni und die Anna, die hast gerade verpaßt. Die sind erst vor ein paar Minuten nach Kirchwalden gefahren.«
»Dann habe ich sie unterwegs gesehen. Ich habe mir gedacht, des muß doch der Toni sein mit seiner Familie, als mir der Geländewagen unterwegs begegnete.«
»Ja, des waren sie bestimmt. Der alte Alois macht heute mittag die Berghütte. Sie mußten zum Einkaufen in die Stadt. Weißt, die Bichler- Kinder sind im Wachsen, die brauchen neue Sachen.«
Walter trank einen Schluck Bier.
»Ihr habt es gut! Beide Kinder sind verheiratet. Die Ria ist glücklich mit ihrem Rolf und den beiden Kindern. Der Toni, dem schaute das Glück förmlich aus den Augen, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe.«
»Ja, ja! Das Glück wohnt wirklich auf der Berghütte. Es ist eingezogen, als der Toni die Anna hinaufgebracht hat. Jetzt leben sie mit den Bichler- Kindern und dem alten Alois zusammen wie eine große Familie«, sagte Xaver Baumberger.
Walter schwieg einen kleinen Augenblick. Dann sagte er leise:
»Enkelkinder sind bei uns auf dem Murbachhof noch net in Sicht. Wie des mal werden soll? Wer weiß? Des tut mir wirklich Sorgen machen. Unser Großer, der Paul, der hat zwar ein Madl. Es ist ein liebes Madl. Es tut nebenan auf dem Nachbarhof leben. Aber der Paul will sich wohl mit dem Heiraten Zeit lassen. Ihn tut des mit seiner Schwester Fanny sehr belasten.«
»Ist des immer noch so schlimm mit der Fanny?« seufzte Meta voller Anteilnahme.
»Ja, ja! Da hat sich seit meinem letzten Besuch net viel geändert. Eigentlich gar nix. Wie lange ist des jetzt her, seit ich euch besucht habe, des ist doch im letzten Winter gewesen, oder?«
»Ja! Du hast uns gleich im neuen Jahr besucht«, ergänzte Xaver.
Walter Murbach aß langsam weiter. Zwischendrin trank er immer wieder einen Schluck Bier. Xaver und Meta Baumberger warfen sich Blicke zu. Sie wollten den Freund nicht bedrängen. Aber sie sahen, wie der Kummer auf seiner Seele lastete.
Walter war fertig mit dem Essen. Xaver schenkte ihm einen Schnaps ein.
»Prosit!«
»Wohl bekomm’s!«
Sie tranken die Gläser aus.
»Walter, du bist doch net zufällig vorbeigekommen oder? Mir scheint, als hättest du etwas auf dem Herzen.«
»Dir kann man auch nix verbergen, Xaver, wie?«
»Schwerlich! Dazu kennen wir uns zu lange.«
Walter trank noch einen Schluck Bier. Er mußte sich die Kehle anfeuchten. Wie ein dicker Kloß saß ihm der Kummer im Hals und schnürte ihm alles ab.
»Es ist eben die Fanny, die mir so einen Kummer macht.«
»Ja, ist des denn noch net besser geworden mit ihrem Bein?«
»Doch, des Bein ist besser! Aber des Madl hat sich verändert. Es geht net aus. Immer ist es daheim. Die Fanny geht zu keinem Fest. Sie geht net Tanzen, wenn am Samstagabend die Musik aufspielt. Sie trifft sich kaum noch mit ihren Freundinnen. Besuchen tut sie sie nie. Wenn die net zu uns auf den Hof kommen würden, dann würde die Fanny sie wohl gar nimmer sehen. Des Madl, des zieht sich immer mehr zurück.«
Meta und Xaver waren erschüttert.
»Des ist ja schrecklich! Das arme Madl.«
»Ja, und auch die ganze Familie tut drunter leiden, auch wenn niemand was sagt. Unser Bub, der Paul, der hat ein schlechtes Gewissen, wenn er mit seinem Madl zum Tanzen geht. Die Elvira will auch nur noch selten mit mir mal zu einem Fest gehen, weil sie des Madl net allein lassen will.«
»Ja, mei! Wenn sich des Bein gebessert hat, warum zieht sich denn die Fanny so zurück? Sie kann doch wieder laufen oder?«
»Sicher kann sie laufen! Nur wenn sie viel gelaufen ist, dann kann es sein, daß ihr des Bein ein bissel weh tut. Der Doktor sagt, des sei nix Schlimmes. Des wäre nur Muskelkater. Die Muskeln müßten sich wieder aufbauen. Die Fanny dagegen behauptet dann, daß sie hinken tut. Aber erkennen können ich und meine Elvira des net.«
Meta schüttelte vor Kummer den Kopf.
»Des ist ja wirklich schlimm anzuhören. Des klingt, als wäre der Schmerz innerlich. Ich meine damit, daß des seelisch ist.«
»Des tut der Doktor auch sagen.«
Meta schüttelte den Kopf.
»Des ist ja wirklich schrecklich! Des arme, arme Madl! Was muß des Kind leiden!« sagte Meta Baumberger. In ihrer Stimme lag so viel Mitleid.
»Da muß man was machen können! Gegen alles ist ein Kraut gewachsen. Des tut unsere