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Straße der Toten: Die großen Western 291
Straße der Toten: Die großen Western 291
Straße der Toten: Die großen Western 291
Ebook132 pages1 hour

Straße der Toten: Die großen Western 291

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About this ebook

Der Autor steht für einen unverwechselbaren Schreibstil. Er versteht es besonders plastisch spannende Revolverduelle zu schildern und den ewigen Kampf zwischen einem gesetzestreuen Sheriff und einem Outlaw zu gestalten. Er scheut sich nicht detailliert zu berichten, wenn das Blut fließt und die Fehde um Recht und Gesetz eskaliert.
Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen).

Der Wind von Südwesten umfächelte ihn schon seit Stunden. Mit jeder Meile, die der Mann weiterritt, war es heißer geworden. Jetzt trug der Wind feinkörnigen Staub mit sich, der sich mit dem leichten Schweißfilm auf dem Gesicht des Reiters vereinigte und eine dünne Kruste bildete. Er hatte einen langen Ritt hinter sich, aber er wirkte nicht ein bißchen müde. Ohne das Land ringsum unbeobachtet zu lassen, waren seine Blicke meist auf den Boden gerichtet. Er folgte der Wagenspur seit zwei Tagen. Die Furchen, die die breiten, eisenbeschlagenen Räder auf dem harten Boden hinterlassen hatten, waren deutlicher als am Vortage. Er wußte, daß er aufgeholt hatte. Das Land um ihn her war karg und öde. Hier und da wucherten Kreosotsträucher, im Norden erstreckte sich ein dicht verfilzter Brasadagürtel, im Süden buckelten sich sandige Hügel. Es gab kein Wasser. Seit gestern hatte er sein Pferd nicht mehr getränkt. Er veränderte seine Haltung viele Stunden nicht. Als er den Kopf hob und zum Himmel schaute, war die Sonne weit nach Westen gerückt. Er warf einen langen Schatten, als er die nächsten Hügelkämme erreichte. Der Wind wehte noch immer, er brachte den scharfen Geruch eines niedergebrannten, kaum erloschenen Feuers mit sich. Don Banteen stieg ab. Er führte den braunen Morgan am Zügel hinter sich her. In einer Bodenfalte ließ er den Hengst stehen, zog den Spencer-Karabiner aus dem Scabbard am Sattel und ging allein weiter. Er war über mittlerer Größe, hatte breite Schultern und schmale Hüften.
LanguageDeutsch
PublisherKelter Media
Release dateJun 23, 2020
ISBN9783740967406
Straße der Toten: Die großen Western 291

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    Straße der Toten - John Gray

    Die großen Western

    – 291 –

    Straße der Toten

    Sie sagen, dass sie Frieden mit den Indianern wollen – aber sie denken nur an ihr Gold

    John Gray

    Der Wind von Südwesten umfächelte ihn schon seit Stunden. Mit jeder Meile, die der Mann weiterritt, war es heißer geworden. Jetzt trug der Wind feinkörnigen Staub mit sich, der sich mit dem leichten Schweißfilm auf dem Gesicht des Reiters vereinigte und eine dünne Kruste bildete.

    Er hatte einen langen Ritt hinter sich, aber er wirkte nicht ein bißchen müde. Ohne das Land ringsum unbeobachtet zu lassen, waren seine Blicke meist auf den Boden gerichtet.

    Er folgte der Wagenspur seit zwei Tagen. Die Furchen, die die breiten, eisenbeschlagenen Räder auf dem harten Boden hinterlassen hatten, waren deutlicher als am Vortage. Er wußte, daß er aufgeholt hatte.

    Das Land um ihn her war karg und öde. Hier und da wucherten Kreosotsträucher, im Norden erstreckte sich ein dicht verfilzter Brasadagürtel, im Süden buckelten sich sandige Hügel. Es gab kein Wasser. Seit gestern hatte er sein Pferd nicht mehr getränkt.

    Er veränderte seine Haltung viele Stunden nicht. Als er den Kopf hob und zum Himmel schaute, war die Sonne weit nach Westen gerückt.

    Er warf einen langen Schatten, als er die nächsten Hügelkämme erreichte. Der Wind wehte noch immer, er brachte den scharfen Geruch eines niedergebrannten, kaum erloschenen Feuers mit sich.

    Don Banteen stieg ab. Er führte den braunen Morgan am Zügel hinter sich her. In einer Bodenfalte ließ er den Hengst stehen, zog den Spencer-Karabiner aus dem Scabbard am Sattel und ging allein weiter.

    Er war über mittlerer Größe, hatte breite Schultern und schmale Hüften. Seine Bewegungen waren geschmeidig. Er trug ein ausgeblichenes Kattunhemd, abgewetzte Körperhosen und fast kniehohe Mokassins. Um seine Hüften wand sich ein breiter Gürtel, an dem rechts ein Halfter mit einem langläufigen Army-Colt Kaliber 44 und links eine Schneide mit einem großen Bowiemesser hingen.

    Banteen ging gut zweihundert Yards zu Fuß, bis er den Wagen, dem er so lange gefolgt war, in einer Senke sehen konnte. Er stand neben einer Feuerstelle, in der die Scheite noch ein wenig glommen. Es war ein großer Studebaker-Schoner ohne Plane, der von einem Vierergespann gezogen wurde.

    Banteen zählte neun Männer, zwei Mexikaner und sieben Indianer. Er konnte nicht eindeutig bestimmen, welchem Stamm sie angehörten, dafür war er zu weit entfernt, und es war nicht mehr hell genug. Aber er hatte den Eindruck, daß sie verschiedener Herkunft waren. Es überraschte ihn nicht.

    Einer der Mexikaner saß auf dem Bock des Wagens. Er hatte einen wagenradgroßen Sombrero auf dem Kopf. Der andere stand vorn neben dem Gespann, zusammen mit einem hochgewachsenen, schlanken Indianer. Der Indianer trug ausgebeulte Kalikohosen und eine hüftkurze Leinenweste. Das Haar hatte er zu zwei Zöpfen geflochten, die unter einem Tuch hervorquollen, das er wie einen flachen Turban um den Kopf gewunden hatte.

    Hinter dem Wagen waren die übrigen sechs Indianer damit beschäftigt, flache, längliche Kisten und kleine Fässer abzuladen. Ein Dutzend Maultiere mit primitiven Packsätteln standen bereit, die Last aufzunehmen.

    Banteen beobachtete, daß der Indianer mit den Zöpfen dem Mexikaner vor ihm mehrere kleine Leinenbeutel gab, als der Wagen entladen war. Der Mexikaner steckte die Beutel weg und stieg sofort auf den Bock. Der Indianer mit den Zöpfen rief den anderen offenbar einige Anweisungen zu. Sie schwangen sich auf ihre Pferde und ritten westwärts auf die Wüste zu, ohne sich noch einmal umzuwenden.

    Der Wagen setzte sich in Bewegung. Er fuhr einen leichten Bogen. Das rechte Hinterrad rollte durch die Feuerstelle und zermalmte die letzte, schwach glimmende Glut.

    *

    Der Mexikaner mit dem Sombrero hatte eine dünne schwarze Zigarre im Mund und rauchte. Der andere redete und lachte.

    Der Wagen rollte an dem Weidengehölz vorbei. Banteen hob den Spencer-Karabiner ein wenig an. Die Männer hatten ihn nicht gesehen, die Schatten waren zu dicht. »Buenas noches, ihr beiden«, sagte er.

    Dem Mann mit dem Sombrero fiel die Zigarre aus dem Mund. Er zerrte an den Zügeln. Der Wagen blieb stehen. Der andere hob langsam die Hände. Er grinste unsicher.

    »Sie haben uns erschreckt, Señor.«

    »Ich bedauere das zutiefst«, sagte Banteen. »Behalt die Hände oben, Freundchen.«

    »Was wollen Sie von uns, Señor? Wir sind zwei arme Peonen, von uns ist nichts zu holen.«

    Der Mann mit dem Sombrero sagte kein Wort.

    »Ich bin ein Wohltäter«, sagte Banteen. »Ich hab sofort gesehen, was ihr für arme Schweine seid. Ich dachte mir, ich lasse mein Herz sprechen und verschaffe euch eine warme Unterkunft mit einem weichen Strohsack und regelmäßigen, kräftigen Mahlzeiten.«

    »Sie machen sich über uns lustig, Señor.« Der andere lachte. »Warum sollten Sie so etwas tun? Und wo wollen Sie uns das geben?«

    »In Fort Chadbourne«, sagte Don Banteen.

    »Fort Chadbourne?«

    »Genug geredet«, sagte Banteen. »Wir haben einen langen Weg vor uns. Werft eure Waffen hinten in den Wagen.«

    »Wir haben gar keine Waffen, Señor. Das alles muß eine entsetzliche Verwechslung sein.«

    Der schweigsame Mann mit dem Sombrero bückte sich plötzlich nach seiner Zigarre. Als sein Oberkörper sich wieder aufrichtete, hielt er eine schmale Stiefelpistole in der rechten Faust.

    Banteen hörte das Krachen des Schusses und blickte direkt in den Mündungsblitz, als er abdrückte. Die Kugel des Mexikaners zupfte an seinem Hemdkragen. Der Mexikaner wurde von dem Schuß aus dem Spencer-Karabiner getroffen. Der Aufprall des Geschosses riß ihn hoch und schleuderte ihn rücklings über die Bocklehne in den Wagenkasten. Der große Sombrero rollte bis zum Heck des Wagens.

    »Aber – Señor…« Der andere Mexikaner war aufgesprungen. Er reckte die Arme so hoch, als wolle er damit den Himmel stützen.

    Banteen drängte den Morgan dicht an den Wagen heran und stieg vom Sattel auf den Bock. Er stand jetzt keine zwei Schritt von dem anderen entfernt und konnte dessen Angst geradezu riechen. Der Mexikaner zitterte am gan­zen Körper. Er starrte auf den Spencer-Karabiner. Die Mündung zeigte auf seine Brust. »Bleib genauso stehen«, sagte Banteen. »Rühr dich nicht!«

    Er kletterte über die Bocklehne in den Wagenkasten. Er bückte sich und fuhr mit dem Zeigefinger der Linken über die rauhen Wagenbohlen. Als er sich aufrichtete, blickte er den Mexikaner wieder an und zielte weiter mit dem Gewehr auf ihn.

    »Waffenfett«, sagte er. »Pulverkrümel. Hast du etwa auch eine Pistole im Stiefel, du armer Peon?«

    »Nein, Señor, bestimmt nicht!«

    »Dafür hast du eine Menge Gold in den Taschen, wie?«

    »Sie kriegen alles, Señor. Schießen Sie nicht! Lassen Sie mich laufen!«

    »Für wen waren die Waffen und das Pulver, Mann?«

    »Für eine Indianerbande. Lassen Sie mich laufen, Señor!«

    »Für Niowa, nicht wahr?«

    »Ich kenne keinen Niowa, Señor.«

    »Die Armee ist sehr nervös«, sagte Banteen. »Vielleicht hängen sie dich in Fort Chadbourne auf, wenn dir bis dahin keine besseren Antworten einfallen. Ich bin sogar ziemlich sicher, daß sie das tun. Waffenhandel mit Indianern ist ein Verbrechen. Leg die Beutel auf den Bock, die du für die Ladung gekriegt hast!«

    Der Mexikaner gehorchte. Er hantierte mit der linken Hand. Die Rechte ließ er oben.

    Er legte drei Leinenbeutel auf die Bank des Bockes. Seine Hand zitterte dabei.

    »Mir kann niemand etwas tun, Señor«, sagte er. »Ich handle immer nur im Auftrag.«

    »Ich auch«, sagte Banteen. »Ist das nicht schön? Wir alle tun immer nur das, was man uns sagt. Ich arbeite im Auftrag von General James Henry Dexter, und der arbeitet nur im Auftrag, genau wie du, genau wie dein Freund. Aber der ist tot. Ich wäre an deiner Stelle nicht so sicher, daß dir nicht das gleiche passiert.«

    Er trat von hinten an ihn heran, beugte sich über die Bocklehne und tastete ihn ab. Außer einem Messer trug der Mexikaner keine Waffe.

    »Setz dich und nimm die Zügel.« Banteen kletterte wieder über die Bocklehne und blieb neben dem Mexikaner stehen. Er hob mit der Linken die Beutel an und wog sie in der Hand.

    »Wie oft habt ihr schon geliefert? Wieviel war es diesmal genau?«

    »Das dritte Mal, Señor«, sagte der Mexikaner. »Es sind jedesmal hundert Gewehre und hundert Pfund Pulver, dazu fünftausend Papierpatronen.«

    »Was für Gewehre?«

    »Sharps, die Modelle aus dem Krieg. Ausgemusterte Armeewaffen, aber tadellos in Ordnung.«

    »Davon bin ich überzeugt.«

    Banteen schwang sich vom Bock zurück in den Sattel und verstaute die Beutel in den Satteltaschen.

    »Fahr los«, sagte er. »Der Weg ist weit, und ich bin müde. Aber bilde dir nicht ein, daß du eine Chance hast, abzuhauen. Ich will dich lebend nach Fort Chadbourne bringen, aber ich kann auch zwei Tote hinschaffen.«

    »Jawohl, Señor. Schießen Sie bitte nicht, Señor.«

    Der Mexikaner bückte sich nach den Zügeln. Als der Wagen anrollte, hielt Banteen dicht neben dem Bock, während er den Wagen in Richtung Osten dirigierte. Ein fast voller Mond stand am Himmel, milchiges Licht lag über dem Land. Aus der Wüste im Westen klang noch immer das Heulen von Kojoten.

    *

    Die Bodendielen waren frisch gescheuert und glänzten, die Wände waren schneeweiß gekalkt. Die Kommandantur in Fort Chadbourne war der sauberste Raum im ganzen Fort.

    General James Henry Dexter blickte Don Banteen entgegen. Er war kein sehr großer Mann und von eher zierlicher Statur, aber er strahlte die

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