Wir sind für dich da, Annalena!: Sophienlust - Die nächste Generation 13 – Familienroman
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Denise hat inzwischen aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle geformt, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt.
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.
»Papierservietten, Mineralwasser, Milch, Schokolade…« Nick von Wellentin-Schoenecker überlas den Einkaufszettel, den seine Mutter Denise für ihn geschrieben hatte, und warf dabei immer wieder einen prüfenden Blick in seinen Einkaufswagen. Alles war da – fehlte nur noch das Hundefutter. Geschickt manövrierte Nick seinen gut gefüllten Einkaufswagen weiter durchs Gedränge und bog kurz vor dem Kassenbereich zu den Regalen mit Tiernahrung ab. Erleichtert stellte er fest, dass der Andrang in dieser Abteilung weniger stark war. Zwar waren etliche Katzenbesitzer gerade emsig damit beschäftigt, die besten Happen für ihre Lieblinge auszusuchen, aber vor dem Regal mit dem Hundefutter war es ausgesprochen ruhig. Außer Nick stand dort nur ein schmales, zierliches Mädchen, dessen lange blonde Haare zu einem dicken Zopf geflochten waren. Es musterte eingehend die Dosen mit Nassfutter und wählte schließlich Geflügel, Rind und Wild, drei große Dosen von jeder Sorte. Während die Kleine die Dosen vor sich auf den Boden stellte, sah sie sich immer wieder scheu um. Zu ihrer Erleichterung schien sich aber niemand um sie zu kümmern. Schließlich schickte sie noch einen letzten prüfenden Blick in die Runde, dann ließ sie ihren viel zu großen Rucksack von den Schultern gleiten und verstaute in Windeseile die Futterdosen darin. Umständlich nahm sie den Rucksack wieder auf. Er war so schwer, dass sie unter seinem Gewicht beinahe in die Knie ging. Endlich hatte sie es geschafft und wischte sich aufatmend die schwitzenden Hände an ihrer Jeans ab. Erst jetzt fiel Nick auf, dass das Mädchen keinen Einkaufswagen bei sich hatte. Und dann diese beinahe ängstlichen Blicke! Nick wagte kaum, seinen Gedanken zu Ende zu führen: War die Kleine, die vielleicht acht oder neun Jahre alt sein mochte, gezielt mit dem Rucksack in den Supermarkt gekommen, um zu stehlen? Sosehr Nick sich auch bemühte, ihm wollte keine andere Erklärung für das Verhalten des Mädchens einfallen. Während er noch hin und her überlegte, griff die Kleine hastig nach ein paar Tüten mit weichen Hundeleckerbissen. So schnell sie konnte, stopfte sie sie in die reichlich ausgebeulten Taschen ihrer Jeansjacke.
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Sophienlust - Die nächste Generation
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Wir sind für dich da, Annalena! - Carolin Weißbacher
Sophienlust - Die nächste Generation
– 13 –
Wir sind für dich da, Annalena!
Ein verzweifeltes Mädchen findet das Glück in Sophienlust
Carolin Weißbacher
»Papierservietten, Mineralwasser, Milch, Schokolade…« Nick von Wellentin-Schoenecker überlas den Einkaufszettel, den seine Mutter Denise für ihn geschrieben hatte, und warf dabei immer wieder einen prüfenden Blick in seinen Einkaufswagen.
Alles war da – fehlte nur noch das Hundefutter.
Geschickt manövrierte Nick seinen gut gefüllten Einkaufswagen weiter durchs Gedränge und bog kurz vor dem Kassenbereich zu den Regalen mit Tiernahrung ab.
Erleichtert stellte er fest, dass der Andrang in dieser Abteilung weniger stark war. Zwar waren etliche Katzenbesitzer gerade emsig damit beschäftigt, die besten Happen für ihre Lieblinge auszusuchen, aber vor dem Regal mit dem Hundefutter war es ausgesprochen ruhig.
Außer Nick stand dort nur ein schmales, zierliches Mädchen, dessen lange blonde Haare zu einem dicken Zopf geflochten waren. Es musterte eingehend die Dosen mit Nassfutter und wählte schließlich Geflügel, Rind und Wild, drei große Dosen von jeder Sorte.
Während die Kleine die Dosen vor sich auf den Boden stellte, sah sie sich immer wieder scheu um. Zu ihrer Erleichterung schien sich aber niemand um sie zu kümmern. Schließlich schickte sie noch einen letzten prüfenden Blick in die Runde, dann ließ sie ihren viel zu großen Rucksack von den Schultern gleiten und verstaute in Windeseile die Futterdosen darin. Umständlich nahm sie den Rucksack wieder auf. Er war so schwer, dass sie unter seinem Gewicht beinahe in die Knie ging.
Endlich hatte sie es geschafft und wischte sich aufatmend die schwitzenden Hände an ihrer Jeans ab.
Erst jetzt fiel Nick auf, dass das Mädchen keinen Einkaufswagen bei sich hatte.
Und dann diese beinahe ängstlichen Blicke!
Nick wagte kaum, seinen Gedanken zu Ende zu führen: War die Kleine, die vielleicht acht oder neun Jahre alt sein mochte, gezielt mit dem Rucksack in den Supermarkt gekommen, um zu stehlen?
Sosehr Nick sich auch bemühte, ihm wollte keine andere Erklärung für das Verhalten des Mädchens einfallen.
Während er noch hin und her überlegte, griff die Kleine hastig nach ein paar Tüten mit weichen Hundeleckerbissen. So schnell sie konnte, stopfte sie sie in die reichlich ausgebeulten Taschen ihrer Jeansjacke.
Abschließend warf sie noch einmal einen raschen, vorsichtigen Blick hinter sich – und entdeckte Nick.
Der Schrecken, beobachtet worden zu sein, stand der Kleinen ins Gesicht geschrieben.
Einen Moment lang machte sie Miene fortzulaufen, tat es dann aber doch nicht. Stattdessen richtete sie ihre klaren grauen Augen groß und bittend auf Nick, während ihre Lippen stumm ein paar Worte formten.
Nick schluckte.
An der diebischen Absicht der Kleinen gab es keinen Zweifel mehr, und doch benahm sich das Mädchen nicht wie eine wirkliche Diebin. Die Kleine wirkte eher wie ein verzweifeltes Kind, das in einer Notlage war und keinen Ausweg sah.
Sie brauchte Hilfe. Und sie schien ihm zu vertrauen.
Spontan machte Nick einen Schritt auf das Mädchen zu.
»Hab keine Angst«, begann er. »Du musst das Hundefutter nicht stehlen. Ich bezahle es für dich. Egal, wie viel du brauchst. Du kannst…«
Weiter kam er nicht.
Ehe er es sich versah, tauchte wie aus dem Nichts ein großer, vierschrötiger Mann in schwarzer Jeans und kurzärmeligem schwarzen T-Shirt auf und packte das Kind grob an den Oberarmen. »Na, du trauriges Früchtchen! Habe ich dich auf frischer Tat ertappt! Das wird Konsequenzen haben, das verspreche ich dir! Noch so jung und schon kriminell! Ich werde dafür sorgen, dass du im Erziehungsheim landest!«
Bei dem Wort ‚Erziehungsheim‘ wurde das schmale blonde Mädchen von einer Sekunde auf die andere leichenblass. »Nein, kein Erziehungsheim. Bitte, bitte. Ich wollte doch nur… Ich habe nichts für mich selbst genommen, wirklich gar nichts. Obwohl ich Hunger habe. Alles, was in meinem Rucksack ist, ist nur für Prinz. Er versteht es doch nicht. Er kann doch nichts dafür. Er ist…« Die Kleine versuchte, sich dem Griff des Hausdetektivs zu entwinden, doch der Mann hielt sie fest wie in einem Schraubstock und war auch nicht gewillt, sie weiter zu Wort kommen zu lassen.
»Von was für einem Prinzen redest du da? Denkst du, er kommt mit seinem Schimmel und rettet dich vor der Polizei und dem Erziehungsheim? Spar dir deine komischen Geschichten. Die interessieren niemand. Und mich schon gar nicht. Du kommst jetzt mit in mein Büro, verstanden? Dort packen wir deinen Rucksack aus, und ich hole die Bullen. So nennt ihr Gesindel die Polizisten doch. Stimmt’s oder habe ich recht?« Er schüttelte die Kleine und schaute sie aus zusammengekniffenen Lidern böse an. »Wenn die Polizei erst da ist, wirst du schon sehen, was die mit dir machen.«
»Bitte lassen Sie die Polizei aus dem Spiel. Die Kleine… sie ist doch noch ein Kind. Sie macht sich Sorgen um ihren Hund. Und sie hat Angst. Bitte lassen Sie sie gehen«, konnte Nick nun nicht mehr an sich halten. »Ich bezahle das Hundefutter. Ich komme für alles auf. Aber lassen Sie die Kleine um Himmels willen gehen.«
Der Hausdetektiv stampfte auf Nick zu, wobei er das Mädchen einfach mit sich zog. »Den Teufel werde ich tun. Wer sind Sie überhaupt? Stecken Sie mit der da etwa unter einer Decke?«
Der Hausdetektiv baute sich vor Nick auf, als hätte er die Absicht, ihn tätlich anzugreifen.
Nick holte tief Atem, wich aber nicht zurück.
»Sie hätten einschreiten können. Stattdessen haben Sie diesem Satansbraten seelenruhig beim Klauen zugeschaut«, ereiferte sich der Hausdetektiv weiter, ohne auf eine Antwort von Nick zu warten. »Am besten, ich nehme Sie gleich mit. Womöglich sind Sie ja mit diesem Früchtchen da verwandt. Der große Bruder… oder etwas in der Art. Ich werde es herausfinden, darauf können Sie wetten. Ob sie nur als Zeuge oder auch als Mittäter infrage kommen, überlasse ich dann der Polizei.« Er drehte sich wieder zu dem Mädchen herum. »Und du…« Wütend zerrte er der Kleinen den Rucksack vom Rücken. »Wie heißt du überhaupt? Deine Eltern werden sich freuen, wenn sie erfahren…«
Der Rucksack war schwerer, als der Hausdetektiv angesichts der zarten Figur des Mädchens vermutet hatte. Es hätte nicht viel gefehlt, und er wäre ihm entglitten. Spontan griff er mit der anderen Hand nach.
Das Mädchen nutzte die Gunst des Augenblicks sofort.
Den Rucksack in den Händen des völlig verblüfften Hausdetektivs zurücklassend, rannte die Kleine los, als liefe sie um ihr Leben.
Klein und zierlich wie sie war, fiel es ihr nicht schwer, zwischen den Besuchern des Supermarkts ihren Weg nach draußen zu finden.
Der Hausdetektiv setzte ihr nach, aber für ihn war inmitten der vielen Menschen, die sich mit ihren hoch aufgetürmten Einkaufswägen im Kassenbereich sammelten, kein Durchkommen. Und für seine wütenden ‚Haltet die Diebin‘- Rufe erntete er nur verständnislose Blicke und teilweise sogar Gelächter.
Nick, der mittlerweile einen XXL- Sack Hundetrockenfutter eingeladen hatte und seinen Einkaufswagen nun ebenfalls in Richtung Kassenbereich schob, hatte die Flucht des blonden Mädchens so gut es ging verfolgt.
Er war sich ziemlich sicher, dass das Kind den Ausgang des Supermarkts ohne weiteren Zwischenfall erreicht hatte.
Im Stillen hoffte er, die Kleine würde draußen auf ihn warten. Sie hatte doch nun kein Futter für ihren Hund. Vielleicht konnte er…
»Sie da! Hiergeblieben!« Der zornige Befehl des Hausdetektivs traf Nick wie ein Blitz aus heiterem Himmel. »Sagen Sie mir, wer dieses Kind ist. Sie kennen das Mädchen doch, oder?«
Nick schüttelte den Kopf. »Nein, tut mir leid. Ich kenne das Kind nicht. Ich… ich wollte der Kleinen nur helfen. Weil ich annahm, dass sie in einer schlimmen Lage ist.«
»Ja, ich weiß. Sie wollten das Hundefutter bezahlen«, bemerkte der Detektiv mit spöttisch verzogenen Lippen. »Wegen der schlimmen Lage Ihres Schützlings. Natürlich. Sie sind wohl so eine Art Seelsorger. Oder Kinderpsychologe. Oder einer von diesen notorischen Gutmenschen und Weltverbesserern, die ständig allen anderen beweisen müssen…« Der Detektiv verstummte mitten im Satz und