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Bruckmann Reiseführer Sizilien: Zeit für das Beste: Highlights, Geheimtipps, Wohlfühladressen
Bruckmann Reiseführer Sizilien: Zeit für das Beste: Highlights, Geheimtipps, Wohlfühladressen
Bruckmann Reiseführer Sizilien: Zeit für das Beste: Highlights, Geheimtipps, Wohlfühladressen
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Bruckmann Reiseführer Sizilien: Zeit für das Beste: Highlights, Geheimtipps, Wohlfühladressen

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About this ebook

Handverlesene Autoren-Tipps und Empfehlungen für eine individuelle Reiseplanung, über 400 inspirierende Fotos sorgen nicht nur für eine stressfreie Planung, sondern auch für einen entspannten Urlaub in Sizilien.
Caltagirone - Keramik und eine berühmte Treppe. Trapani - Salinen und das Meer. Noto - Barockpracht im Süden. Und über allem thront fauchend der Ätna. Dieser Reiseführer bringt Sie zu den 50 größten Attraktionen und den absoluten Geheimtipps auf Sizilien, natürlich alle von den Autorinnen persönlich getestet und für gut befunden.
So entdecken Sie neben den Highlights auch jede Menge Geheimtipps, die Ihren Urlaub unvergesslich machen. Und es bleibt dabei immer Zeit für authentische Restaurants oder Hotels und die besten Shopping-Hotspots.
LanguageDeutsch
Release dateJul 30, 2019
ISBN9783734317712
Bruckmann Reiseführer Sizilien: Zeit für das Beste: Highlights, Geheimtipps, Wohlfühladressen

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    Bruckmann Reiseführer Sizilien - Anita Bestler

    eröffnet.

    PALERMO UND UMGEBUNG

    1Historischer Stadtkern

    Im Zentrum der Macht

    2Die Altstadtviertel

    Kirchen, Kunst und multikulturelle Märkte

    3Zwischen Oper und Viale della Libertà

    Die edle Neustadt

    4Außerhalb der Altstadt

    In den Bergen und am Meer

    5Monreale

    Der Berg des Königs

    Boote in der Cala, dem alten Hafen von Palermo.

    1 Historischer Stadtkern

    Im Zentrum der Macht

    Die Hauptstadt Siziliens fasziniert mit ihrem morbiden Charme, ihrer riesigen Altstadt (UNESCO-Weltkulturerbe) mit arabisch-normannischen Bauten, mittelalterlichen Palästen, barocken Kirchen, interessanten Museen und bunten Märkten. Am besten erkundet man die Altstadt vom historischen Stadtkern aus, in dem sich mit dem Normannenpalast, der Kathedrale und dem Rathaus die Zentren der politischen und religiösen Macht befinden.

    Der spanisch-katalanische Portikus an der Südseite der Kathedrale.

    Der Ursprung der Stadt geht auf das 8. und 7. Jahrhundert v. Chr. zurück, als phönizische Händler auf einer von den Flüssen Kemonia und Papireto umgebenen, felsigen Landzunge einen Handelsstützpunkt gründeten. Der älteste Kern, die Paleapolis, befand sich zwischen der Anhöhe, auf der sich heute der Normannenpalast erhebt, und der Kathedrale. Bis zur arabischen Eroberung 831 war zis, die »Blume«, – wie die Phönizier ihre Siedlung damals nannten – nicht weiter bedeutend. Erst die Araber werteten den Ort zum Sitz ihres Emirats auf. Damit entwickelte sich Balarm, wie die Stadt nun hieß, zu einer der prächtigsten Metropolen der gesamten arabischen Welt.

    Barocke Pracht in der Jesuitenkirche Casa Professa.

    Die Glanzzeit setzte sich nach der normannischen Eroberung 1072 fort, Palermo wurde jetzt sogar Sitz eines wohlhabenden Königreichs.

    Da die Araber in der Stadt blieben und für die Normannen arbeiteten, entstanden im 12. Jahrhundert orientalisch anmutende Bauwerke, deren schönste Vertreter sich im historischen Stadtkern befinden.

    Vom Palazzo Reale zur Kathedrale

    Nach dem Besuch des Normannenpalastes (um 1130, später erneuert) mit der Hofkapelle gelangt man, über das Renaissance-Stadttor Porta Nuova (1583), zur ältesten Straße Palermos, dem Corso Vittorio Emanuele. Der obere Teil dieser Hauptstraße wird von den Einheimischen noch heute cassaro genannt, lag doch hier während der arabischen Herrschaftszeit das befestigte Viertel Al-Qasar mit seiner Burg. Am palmenbestandenen Stadtpark Villa Bonanno vorbei geht es weiter zur monumentalen Normannenkathedrale (1179–1185) mit den berühmten Königs- und Kaisergräbern. Vor allem für Schwaben zählt der Porphyr-Sarkophag von Friedrich II. von Hohenstaufen (1194 bis 1250), einem der wichtigsten Kaiser des Mittelalters, in der Kathedrale zum Pflichtprogramm! Auch der astronomische Meridian (1798), die Kapelle der Santa Rosalia sowie die juwelenbesetzte Krone von Friedrichs Frau Konstanze in der Schatzkammer sind einen Blick wert.

    Von den Quattro Canti zum Rathaus

    Vorbei am Bronzedenkmal Kaiser Karls V. (1630) sind es nur wenige Schritte zum Herzen der Altstadt, dem Barockplatz Quattro Canti (1609–1620). Die Kreuzung entstand, als die im Jahre 1600 fertiggestellte Via Maqueda den Cassaro schnitt. Der spanische Vizekönig Vigliena beauftragte den Florentiner Architekten Giulio Lasso (ca. 1565–1617) mit der Gestaltung des Platzes. Dieser schuf – orientiert an der Piazza Quattro Fontane in Rom – vier identische, mit Brunnen und Statuen versehene, nach innen schwingende Fassaden.

    Die Quattro Canti bildeten lange Zeit das Zentrum der Stadt, treffen sich doch hier alle vier historischen Altstadtviertel.

    Nicht verpassen

    NORMANNENPALAST

    Seit fast 900 Jahren stellt der Palazzo dei Normanni das Zentrum der politischen Macht Siziliens dar: Einst regierten hier die Normannenkönige, später die Vizekönige der Spanier und Bourbonen und heute befindet sich das sizilianische Parlament im Palast. Zu besichtigen sind: die punischen Mauern und die Krypta, die Hofkapelle König Rogers II., der Herkulessaal, der Saal der Vizekönige, das pompeijanische Schlafzimmer, der Windsaal, der Saal des Roger sowie die königliche Palastkapelle mit ihrer kunstvoll geschnitzten und bemalten arabischen Muqarna-Decke sowie ihre byzantinischen Mosaiken.

    Complesso Monumentale Palazzo Reale. Cappella Palatina: Mo–Sa 8.15–17.45 Uhr, So 8.15-10 Uhr, 11.15–13 Uhr. Mura Puniche, Parlamento, Sala di Ruggiero: Fr–Mo 8.15–17.45 Uhr: Piazza del Parlamento 1, Tel. 334/899 69 92, www.federicosecondo.org

    Fassade des Palazzo Napoli am Barockplatz Quattro Canti.

    Vom Barockplatz ist es nicht mehr weit zum Palazzo Pretorio (1470), dem Rathaus. Davor thront der von Francesco Camilliani (1530–1576) in Florenz aus Carrara-Marmor erbaute Pretoria-Brunnen (1552–1555), einer der schönsten Renaissance-Brunnen Italiens. Die damals recht prüde Stadtbevölkerung war von der Nacktheit der Brunnenfiguren – alles Wesen aus der römischen Mythologie – so empört, dass sie den Brunnen Fontana della Vergogna, »Schandbrunnen«, nannte.

    Drei rote Kuppeln zieren das orientalisch anmutende Kirchlein San Cataldo, welches sich Maio di Bari Mitte des 12. Jahrhunderts hat erbauen lassen.

    Hinter dem Rathaus, an der Piazza Bellini, empfiehlt sich der Besuch der byzantinischen La Martorana (um 1143), die Georg von Antiochien (um 1100–1149), der »Emir der Emire« des Königs Roger II., als Privatkirche bauen ließ. 1433 ging die Kirche an einen Benediktinerinnenorden über, der sie umbauen ließ. Heute wird in der Martorana aber wieder byzantinisch zelebriert, gehört sie doch der italo-albanischen Gemeinde. Gleich nebenan befindet sich die Kirche San Cataldo (gegen 1159), welche Georg von Antiochiens Nachfolger, Maio di Bari (gestorben 1160) bauen ließ.

    GUT ZU WISSEN

    DIE EINTRITTE GEHEN INS GELD …

    In einer Kulturregion wie Sizilien locken viele Museen mit interessanten Sehenswürdigkeiten, sodass Kunstfreunde am Ende einen großen Teil ihres Reisebudgets für Museumseintritte auszugeben haben. Die einst in ganz Italien praktizierte Freikartenregelung für Pensionäre wurde abgeschafft. Nur noch Jugendliche unter 18 Jahren erhalten in staatlichen Museen bei Vorlage ihres Ausweises Ermäßigungen bis hin zu Freikarten.

    Infos und Adressen

    Mythologische Figuren am Pretoriabrunnen.

    SEHENSWÜRDIGKEITEN

    Cattedrale Maria SS. Assunta. Mo–Sa 7–19 Uhr, So 8–13 und 16–19 Uhr, Corso Vittorio Emanuele, Tel. 091 61 61 692, 329/397 75 13.

    Chiesa della Martorana/Chiesa Santa Maria dell’Ammiraglio. Mo–Sa 9.30–13 Uhr, 15.30 bis 17.30 Uhr, So 9–10.45 Uhr, Piazza Bellini 3, Tel. 345/828 82 31.

    Chiesa di San Cataldo. Mo–So 9.30–12.30 Uhr, 15–18.30 Uhr, Piazza Bellini 3, Tel. 091/611 81 68, 091/61 61 692, www.amicimuseisiciliani.it

    ESSEN UND TRINKEN

    Trattoria di Cascinari. Einheimischenlokal mit palermitanischer Küche. Unbedingt reservieren! Di–So mittags, Mi–Sa auch abends. Via D’Ossuna 43/45, Tel. 091/651 98 04.

    Caffè del Kássaro. Preisgünstiges Mittagslokal mit hervorragenden Pastagerichten. So Ruhetag, Corso Vittorio Emanuele 390, Tel. 334/368 12 60 oder 389/981 33 62.

    Pasticceria Cappello. Besonders »göttlich« ist die sette veli-Torte, eine Schokotorte, von Maestro Cappello selbst erfunden! Mi Ruhetag, Via Colonna Rotta 68, Tel. 091/48 96 01.

    ÜBERNACHTEN

    Casa Parco d’Orleans. Reizende Ferienwohnung beim Normannenpalast mit Balkon zum Park. Tel. 339/660 06 12, www.sizilienreisen.com

    Hotel Centrale. Zum edlen Hotel umgebauter Palast. Tel. 091/33 66 66, www.centralepalacehotel.it

    Private Ferienwohnungen. Günstige Altstadt-Apartments. www.private-ferienwohnungen-palermo.de

    EINKAUFEN

    Mercato delle Pulci. Antiquitäten und Kunsthandwerk. Mo–Sa ca. 9–20 Uhr. Piazza Papireto.

    VERANSTALTUNGEN

    Festa della Santa Rosalia. Beim Patronatsfest der heiligen Rosalie findet ein Festumzug statt, den ein tolles Feuerwerk krönt. In der Nacht zum 14. Juli.

    Esszimmer der Ferienwohnung Parco d’Orleans.

    2 Die Altstadtviertel

    Kirchen, Kunst und multikulturelle Märkte

    Ein großer Teil der Altstadt wurde während des Zweiten Weltkriegs beschädigt oder zerstört. Wer es sich leisten konnte, zog an den Stadtrand. In der Altstadt blieben die Armen, zu denen sich im Laufe der Jahre Immigranten aus vielen Ländern der Welt gesellten. Mitte der 1980er-Jahre begann die Restaurierung und die Reichen kehrten in die Adelspaläste des centro storico zurück. Noch heute begegnet dem Besucher hier ein kunterbuntes Völkergemisch.

    Multikulturell: Auf den Stadtmärkten gibt es sizilianische, indische, pakistanische und afrikanische »Supermercati«.

    In der Altstadt mit ihren verwinkelten Gassen konzentrieren sich die interessantesten Museen, Kirchen und Palazzi sowie die orientalisch anmutenden Märkte. Da Palermo über eines der größten Altstadtzentren Europas verfügt, durchstreift man ein Viertel nach dem anderen, am besten übrigens zu Fuß. Parkplätze sind nämlich nur schwer zu finden.

    Auch wenn sie noch grün sind, sind sie schon reif, diese sizilianischen Salattomaten.

    Capo oder Monte di Pietà

    Ursprünglich war die Gegend ein Sumpfgebiet jenseits des Flussbettes des später unterirdisch in den Hafen abgeleiteten Papireto. Als Palermo in der Zeit der Araber auf 300 000 Einwohner anwuchs, entstand hier – außerhalb des befestigten Stadtkerns Al-Qasar – das bevölkerungsreiche Viertel Harat-as-Saqalibah sari al Qadi. In der Normannenzeit konzentrierten sich im Seralcadio, wie die Gegend dann genannt wurde, die in der Stadt verbliebenen Muselmanen. Der Seralcadio, in dem vornehmlich Händler und Handwerker wohnten, dehnte sich allmählich bis zum Hafen aus. Der obere Teil des Viertels wurde jetzt Caput Seralcadi, also höchster Punkt des Seralcadi, genannt. Daraus wurde später Capo.

    Der Stadtteil ist das traditionelle Marktviertel Palermos. Zwar ist der Fleischmarkt verschwunden, doch die malerische Textilstraße der Via S. Agostino, der pittoreske Lebensmittel- und Gewürzmarkt Capo sowie der Möbelmarkt der Via Panneria sind geblieben. Wichtigstes Bauwerk ist das Augustinerkloster, welches dank reicher Stiftungen zweier Adelsfamilien am Ende des 13. Jahrhundert als eines der ersten Klöster der Stadt entstand. Für die arme Bevölkerung spielte hier früher der Monte di Pietà (1591), die Pfandleihanstalt, eine große Rolle. Und dann befanden sich im Capo angeblich auch noch die Treffpunkte der Beati Paoli, der Sekte der Rächer hilfloser Witwen und armer Waisen.

    Am besten beginnt man die Erkundung des Capo an der Via S. Agostino. An der Ecke Via Maqueda/ Via S. Agostino oder an einem Straßenstand bietet ein Straßenverkäufer Sfincione feil, die palermitanische Pizza. In dem engen Gässchen bekommt man dann von sizilianischen, indischen, pakistanischen und chinesischen Händlern alles, was das Herz begehrt: Schuhe, Unterwäsche, Socken und schöne Stoffe. Angekommen an der Kreuzung zur Via S. Spirito, bietet sich ein Besuch der mittelalterlichen Klosterkirche S. Agostino mit ihrem barocken Interieur an. Bemerkenswert sind die Stuckfiguren, mit denen das nach einem Brand zerstörte Innere der Saalkirche Anfang des 18. Jahrhunderts erneuert wurde. Hübsch ist auch der aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts stammende Kreuzgang nebenan, mit dem gotischen Eingang zum Kapitelsaal.

    Von hier aus ist es nicht mehr weit bis zur Via Porta Carini, welche den berühmten Capo-Markt mit seiner großen Vielfalt an Lebensmitteln, vor allem aber an Gewürzen, beherbergt. Wer den Capo an einem Vormittag besucht, sollte unbedingt einen Blick in das barocke Innere der ehemaligen Benediktinerinnenkirche Chiesa dell’Immacolata Concezione (1604–1612) werfen.

    Nicht verpassen

    BALLARÒ: BUNTES MARKTTREIBEN

    Am Eingang des Ballarò-Marktes am Corso Tukory staut es sich bei den großen Fischständen: frischer Schwertfisch, Langusten, Calamari, Tintenfisch, Meerbarben und Goldbrassen, Muscheln … Auf dem Markt wird verkauft, was hier produziert wird und gerade reif ist: grüne Zucchini, lilafarbene Auberginen, gelber Blumenkohl, saftige Orangen, leckere Erdbeeren, fast weiße Bergpfirsiche, süße Melonen und Weintrauben. Durch enge Gässchen gelangt man – vorbei am Karmeliterkonvent (1626–1667) mit seiner majolikaverzierten barocken Kuppelkirche – zur Piazza Ballarò, dem Herzen der Albergheria. Dort stärkt man sich am besten in einer der traditionellen Tavernen.

    Ballarò-Markt. Mo–So durchgehend, Mi und So nachmittags geschl. Zugang zum Markt über die Piazza Ballarò oder die Ecke Corso Tukory/ Via Birago.

    Detail an der Fassade der Kathedrale von Palermo.

    Die gotische Kirche Santa Maria della Catena ist ein Hauptwerk des Architekten Matteo Carnilivari.

    Albergheria

    Weitere volkstümliche Stadtviertel, die sich in arabischer Zeit außerhalb des Al-Qasar entwickelten, waren der Harat-masgid-Ibn-Saqlab, in dem die jüdische Bevölkerung lebte, und der angrenzende Harat-al-Gadidah. Die Bezirke lagen jenseits des Kemonia-Flusses, der im 16. Jahrhundert zugeschüttet wurde, weil er häufig über das Ufer trat. Im 10. Jahrhundert wuchs das Gebiet weiter an, zur heutigen Albergheria. Auch wenn in der Barockzeit einige Aristokraten hier Palazzi bauten, blieb die Albergheria vornehmlich ein Händler- und Handwerkerviertel. Zwar hat sie sich immer noch nicht völlig von den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs erholt, ist aber heute – vielleicht gerade deshalb – der ursprünglichste Altstadtteil.

    Die Fresken im Tonnengewölbe von Il Gesù sind modern.

    Der Spaziergang startet an der Via Birago, am Eingang des Ballarò-Marktes. Der Bummel durch die engen Marktstraßen endet an der Piazza Ballarò, dem Zentrum des Viertels. Von dort geht es – beim afrikanischen Friseur vorbei – zur Chiesa del Gesù (1564–1577). Von außen wirkt die Kirche schlicht, das Innere begeistert den Besucher mit reichen barocken Marmorinkrustationen. Aus gutem Grund gilt die Jesuitenkirche, an deren Innenausstattung lokale Handwerker über 100 Jahre lang gearbeitet haben, als prächtigste Barockkirche Siziliens. Ungefähr hier begann früher die Giudecca, das ehemalige Judenviertel. Allerdings sind heute, nach der Judenvertreibung durch die Spanier im Jahre 1492, kaum noch Spuren davon erhalten.

    Nun geht es zurück zur Piazza Ballarò, um auf Goethes Spuren den kleinen Vicolo Conte Cagliostro zu besuchen. Hier wurde Europas berühmtester Hochstapler, Graf Alessandro di Cagliostro (1743 bis 1795), geboren. Von dort ist es über die Via Porta di Castro nicht mehr weit zur Chiesa San Giovanni degli Eremiti (1130–1148). Das profanisierte Kirchlein, welches König Roger II. (1095–1154) für Benediktinermönche bauen ließ, entzückt nicht nur durch seine orientalischen roten Kuppeln, sondern auch durch den romantischen Kreuzgang und die üppige Vegetation.

    Loggia

    Der antike Hafen Palermos, dessen Einfahrt die Normannen mit einem Castello a mare (die Ruinen stehen noch) schützten, reichte weit in die Stadt hinein. Als die Cala immer mehr versandete – heute ist sie nur mehr ein kleiner Jacht- und Fischereihafen –, entstand hier im 12. Jahrhundert das Viertel Loggia. Hier waren die Quartiere der Händler aus den großen italienischen Seerepubliken. Mit der Bucceria, heute Vucciria, entstand ein Stadtmarkt. Im Viertel lebten aber nicht nur Händler, sondern auch Ordensgemeinschaften wie die Dominikaner und Oratorianer. In der Barockzeit entstanden in der Loggia die schönsten Oratorien der Stadt, von außen schlichte Privatkirchlein, deren Pracht sich erst innen entfaltet.

    Frühaufsteher beginnen die Erkundung des Stadtviertels, indem sie den Fischern der Cala beim Ausladen ihrer Ware zusehen. Über die Via Cassari geht es anschließend zur Piazza Caracciolo, dem Zentrum des Vucciria-Marktes und von dort weiter zur Piazza San Domenico, welche von der Barockfassade der Dominikanerkirche (1458, später erneuert) beherrscht wird. Diese Kirche stellt das Pantheon Siziliens dar, weil hier viele wichtige Persönlichkeiten der Insel – etwa der ehemalige italienische Ministerpräsident Francesco Crispi (1819–1901) – bestattet liegen, und seit 2015 auch der von der Mafia ermordete Richter Giovanni Falcone (1939–1992). Auf der Rückseite der Kirche befindet sich der Zugang zum reich ausgeschmückten Oratorio del S.S. Rosario (1573 bis 1627), welches von der Rosenkranzkompanie, einem Zusammenschluss der reichsten Händler und Handwerker der Stadt, finanziert wurde.

    Geheimtipp

    VOLKSTÜMLICHES PUPPENTHEATER

    Das Puppenspiel blickt in Sizilien auf eine fast 200-jährige Geschichte zurück: Erste Puppentheater entwickelten sich bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Mit den Geschichten um Orlando und Rinaldo, die beiden tapferen Paladine Karls des Großen, boten die Puppenspieler der einfachen Bevölkerung ein willkommenes Freizeitvergnügen. Jede Woche wurde ein neues Abenteuer der vom Volk geliebten Helden präsentiert, und zwar unter lautstarker Beteiligung der Zuschauer.

    Teatro dei Pupi Argento. Via Pietro Bonello 1, Tel. 339/132 27 79, argentopupi@libero.it

    Cuticchio. Via Bara all’Olivella 95, Tel. 091/32 34 00, www.figlidartecuticchio.com

    Museo Internazione delle Marionette A. Pasqualino. Mo–Sa 9–13 Uhr, 14.30–18.30 Uhr, So 10–13 Uhr, Piazzetta A. Pasqualino 5, Tel. 091/32 80 60, www.museomarionettepalermo.it

    Puppenspieler Vincenzo Argento, der ältesteste »puparo« Palermos.

    Von hier ist es nicht mehr weit zum Oratorio di S. Cita (2. Hälfte 17. Jh.) mit Giacomo Serpottas (1656–1732) meisterhafter Schlacht von Lepanto. Nicht zu Unrecht wird der Stuckateur als »palermitanischer Bernini« bezeichnet. Überquert man die Via Roma, gelangt man zum ehemaligen Oratorianerkonvent (1598–17. Jh.), der heute das archäologische Museum beherbergt. Hier befinden sich die berühmten Metopen von Selinunt. Gleich nebenan lädt die Via Bara all’Olivella zum Bummel durch kleine Kunsthandwerksboutiquen ein.

    Einfach gut!

    STREET FOOD PROBIEREN

    Für den kleinen Hunger zwischendurch bieten friggitorie (Frittierbuden), rosticcerie (Rostbratereien) und Imbiss-Stände den cibo di strada (Straßengerichte) an; dazu gehören in Palermo, »der« fingerfood-Metropole Siziliens, pani cà meusa (Milzbrötchen), pannelle (Kichererbsenfladen), stigghiole (gerösteter Lammdarm), frittula (gekochte und frittierte Kalbfleischreste), sfinciuni (Pizza mit Tomaten und Zwiebeln) oder auch quarumi (mit Gemüse gekochtes Kalbinnereien). Auf der ganzen Insel gibt es leckere arancini di riso, welche al sugo (Reisbällchen mit Hackfleischsoße) oder al burro (mit gekochtem Schinken und Mozzarella) zu haben sind. Die leckeren snacks gehören zur lokalen Esskultur und sollten deshalb unbedingt mal ausprobiert

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