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Star Trek - Voyager 14: Architekten der Unendlichkeit 1
Star Trek - Voyager 14: Architekten der Unendlichkeit 1
Star Trek - Voyager 14: Architekten der Unendlichkeit 1
Ebook256 pages2 hours

Star Trek - Voyager 14: Architekten der Unendlichkeit 1

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About this ebook

Admiral Kathryn Janeway ist besorgt über das Krenim-Imperium und seine Fähigkeit, die Zeit nach Lust und Laune umzuschreiben. Auf Captain Chakotays Vorschlag hin befiehlt sie jedoch, die Aufmerksamkeit auf einen einzigartigen Planeten zu richten. Auf dieser ansonsten unbewohnbaren Welt existieren mehrere Biosphären, von denen jede eine unterschiedliche Atmosphäre enthält – alles deutet darauf hin, dass einst andere intelligente Wesen auf der Oberfläche gelebt haben. Doch schon bald wird ihr klar, dass die Geheimnisse, die auf dieser Welt vergraben liegen, Teil eines viel größeren Rätsels sind – eines, das auf die Existenz einer Spezies hindeutet, deren Macht, die Galaxis umzugestalten, selbst die der Krenim klein erscheinen lässt.
LanguageDeutsch
PublisherCross Cult
Release dateFeb 3, 2020
ISBN9783966580083
Star Trek - Voyager 14: Architekten der Unendlichkeit 1
Author

Kirsten Beyer

Kirsten Beyer was a cocreator of the acclaimed hit Paramount+ series Star Trek: Picard, where she served as writer and supervising producer for season one and a coexecutive producer for season two. She has also written and produced Star Trek: Discovery and is currently a coexecutive producer on Star Trek: Strange New Worlds. She is the New York Times bestselling author of the last ten Star Trek: Voyager novels, including 2020’s To Lose the Earth, for which she was the narrator of the audiobook edition. She contributed the short story “Isabo’s Shirt” to Star Trek: Voyager: Distant Shores Anthology. In 2006, Kirsten appeared at Hollywood’s Unknown Theater in their productions of Johnson Over Jordan, This Old Planet, and Harold Pinter’s The Hothouse, which the Los Angeles Times called “unmissable.” She lives in Los Angeles.

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    Star Trek - Voyager 14 - Kirsten Beyer

    1

    SHUTTLE VAN CISE

    »Sie glauben nicht ans Lügen?«

    »Zeitverschwendung.«

    »Selbst um jemanden nicht zu kränken?«

    Ensign Aytar Gwyn zuckte mit den Schultern. »Wie soll das helfen? Wenn man jemanden nicht genug respektiert, um ihm die Wahrheit zu sagen, warum dann überhaupt was sagen?«

    Lieutenant Devi Patel stockte kurz über den Proben, die sie an der kleinen Wissenschaftsstation des Shuttles analysierte. »Letzte Woche haben Sie Gaines gesagt, dass Sie zölibatär lebten. Das war gelogen.«

    »Nicht in dem Moment.«

    »Sie sind das vergangene Jahr mit der halben Flotte in die Koje gestiegen. Was ist am armen Gaines so abstoßend?«

    »Wenn Sie das nicht wissen, probieren Sie es doch, Devi. Er ist offensichtlich einsam.«

    »Auße…tea… an Va… …ise

    Gwyn hatte das Shuttle auf Lieutenant Harry Kims Befehl in den Orbit dieses unbewohnten Felsens gebracht und blieb im Orbit, während sie seine und Sevens Lebenszeichen überwachten. Sie veränderte die automatische Einstellung des Empfängers des Shuttles, um Kims Nachricht deutlicher zu empfangen. »Was können wir für Sie tun, Lieutenant Kim?«

    »Sie können damit anfangen, sich an die Kommunikationsvorschriften zu halten, Ensign«, antwortete Kim barsch.

    Gwyn sah Patel an, hoffte, in ihr eine Verbündete für ihre Gereiztheit zu finden. Die zusammengekniffenen Lippen und großen Augen der Wissenschaftsoffizierin waren eine stumme Aufforderung, Kims Tadel ernst zu nehmen und sich entsprechend zu verhalten. Gwyn verdrehte die Augen, bevor sie antwortete. »Natürlich, Sir. Entschuldigen Sie. Lieutenant Patel ist fast fertig mit ihrer Analyse der Proben Nummer …«

    »Sechzehn bis zwanzig«, warf Patel hastig ein.

    »Und?«, wollte Kim wissen.

    »Alle fünf Proben bestätigen die vorherigen Messungen und Sevens Hypothese, Lieutenant«, ergriff Patel das Wort. »Sie weisen zwei verschiedene Isotope auf, aber das Atomgewicht deutet auf zuvor nicht erfasste, superschwere …«

    »Da soll mich doch der Schlag treffen«, fiel ihr Kim deutlich zufrieden ins Wort.

    »Wir haben auch eine unerwartete Molekularstruktur entdeckt und das Vorhandensein mehrerer anderer gewöhnlicher Elemente und Isotope.«

    »Wissen Sie, ob es sich dabei um Zerfallsnebenprodukte handelt?«

    »Noch nicht, Sir. Wir müssen weiterführende Analysen durchführen, sobald wir wieder auf der Voyager sind.« Patel schwieg kurz, dann fragte sie: »Wissen Sie schon, wie sie es nennen wollen?«

    »Wir sollten darüber gründlich nachdenken«, antwortete Kim. »Immerhin ist es ein brandneues Element.«

    Gwyn schaltete den Kommunikationskanal kurz stumm und sagte zu Patel: »Ich wette eine Woche Holodeckprivilegien, dass es am Ende Sevenofninonium heißen wird.«

    Patel verkniff sich das Lachen. Gwyn wollte gerade den Kanal wieder öffnen, als Sevens Stimme durch das Shuttle hallte. »Unwahrscheinlich, Ensign Gwyn, aber wir werden Ihren Vorschlag an die Abteilung für angewandte Chemie der Föderation weitergeben.«

    Panik ergriff die Pilotin. Bei einer erneuten Überprüfung der Kontrollen bemerkte sie, sie hatte den Kanal gar nicht geschlossen. Stattdessen hatte sie unbeabsichtigt die Signalstärke erhöht. Also hat Seven den Scherz gehört.

    Gwyn schüttelte wegen ihres Fehlers frustriert den Kopf. Sie fühlte sich schon seit ein paar Tagen ein wenig neben der Spur; seit die Flotte das System mit dem Planeten Sormana verlassen hatte. Allem Anschein nach brachte dieser Nachmittag keine Verbesserung, was das anging.

    Zu Gwyns Überraschung sah Kim davon ab, sie dafür zurechtzuweisen. »Wir sind bald so weit, wieder an Bord zu beamen. Außenteam Ende.«

    Dann erst sagte Patel: »Danke, Gwyn. Fast hätten Sie uns beiden einen Verweis eingebrockt. Legen Sie es darauf an?«

    Gwyn seufzte. »Ich glaube nicht, dass Seven beleidigt ist. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es möglich ist, sie zu beleidigen. Und Kim ist schon seit Wochen mies gelaunt. Nichts, was ich sage oder mache, wird daran etwas ändern. Das ist weder meine Schuld noch Ihre. Aber nur weil er gerade eine schwierige Zeit durchmacht, heißt das nicht, dass wir anderen unser Gesicht mit Chiicsel bedecken, uns Soegh in die Haare schmieren und schwarze Maeltisa-Umhänge tragen müssen.«

    »Ja, die kompletten kriosianischen Trauerbräuche einzuhalten, wäre ein bisschen übertrieben. Aber ganz normal freundlich zu sein und es nicht darauf anzulegen, ihn zur Weißglut zu treiben, wäre bestimmt eine gute Idee.«

    »Das mit dem Sevenofninonium war nicht darauf angelegt. Es lag geradezu auf dem Präsentierteller. Irgendjemand musste es sagen.«

    Trotz allem konnte sich Patel ihr Schmunzeln nicht verkneifen. »Es ist nur natürlich, dass eine ehemalige Borg, jetzt eine mit Caeliar-Catomen aufgewertete Missionsspezialistin, die zufällig wie eine Mischung aus einer griechischen, thettinischen und hyliatischen Göttin aussieht, diejenige ist, die ein brandneues Element entdeckt.«

    »Selbstverständlich«, pflichtete ihr Gwyn bei.

    »Wie oft hat sie jetzt schon ganz alleine das Universum gerettet?«

    »Nach dem fünften Mal habe ich aufgehört zu zählen … oder nach dem sechsten Mal? Jetzt seien Sie aber nicht verbittert, nur weil sie hübsch ist, Devi. Das ist unter Ihrer Würde.«

    »Keine Bange, bin ich nicht. Mich verbittert die Tatsache, dass sie, obwohl sie nie auf der Sternenflottenakademie war, keine Angehörige der Sternenflotte ist, keinen offiziellen Rang mit den dazugehörigen Pflichten und Rechten hat, immer die erste Person an Bord der Voyager ist und sein wird, an die sich Captain Chakotay wendet, wenn er die Lösung für ein wissenschaftliches Problem nicht bereits auf der Anzeige seiner Konsole sieht.«

    »Und an wen sollte er sich sonst wenden?«

    »An seine Wissenschaftsoffizierin«, antwortete Patel, wobei sie Gwyn gegen den Oberarm boxte.

    »Autsch! Ich weiß. Ich wollte Sie nur etwas aufziehen.« Reflexartig hielt sie sich den Oberarm. »Das hat wehgetan.«

    »Tut mir leid«, behauptete Patel, aber es war offensichtlich, dass es das nicht tat.

    »Wissen Sie, wenn Sie Ihren Hintern nach da draußen schieben und selbst ein brandneues Element entdecken, wird sich daran vielleicht etwas ändern«, schlug Gwyn vor.

    Patel verstaute den tragbaren Magnetpartikel-Bildgeber und ließ sich neben Gwyn in den Navigationssitz fallen. »Nein, wird es nicht«, widersprach sie ernst.

    Gwyn sah Patel mit stillem Mitleid in die Augen. Mehrere der Führungsoffiziere der Voyager, darunter Captain Chakotay, die Commander Tom Paris und B’Elanna Torres und Lieutenant Harry Kim, hatten Jahre zusammen auf der Voyager verbracht, um durch den Delta-Quadranten zurück nach Hause zu kommen, nachdem sie während ihres Jungfernflugs dank einer fremden Technologie ans andere Ende der Galaxis geschleudert worden waren. Seven of Nine (tertiäres Attribut von Unimatrix 01), Geburtsname Annika Hansen, jetzt einfach nur Seven, war ungefähr nach der Hälfte der Strecke während einer der vielen schrecklichen Begegnungen zwischen der Voyager und den Borg zu ihnen gestoßen. Diese Jahre hatten eine einzigartige Verbindung zwischen den Männern und Frauen geschmiedet, die zu dieser Zeit an Bord gewesen waren.

    Gwyn war sich nicht sicher, ob sie sieben Jahre opfern würde, abgeschnitten von den Ressourcen der Föderation und der Sternenflotte, sich unbekanntem Weltraum und feindlichen Spezies stellen wollte, um Mitglied in diesem exklusiven Klub zu werden. Aber sie konnte auch nicht die Stärke dieser Verbindung ignorieren oder die Tatsache, dass es das Leben und den Dienst für diejenigen schwieriger gestaltete, die man nach der Rückkehr der Voyager in den Alpha-Quadranten dorthin versetzt hatte.

    Nach der ersten Nachrüstung der Voyager diente Patel drei Jahre lang als Captain Chakotays Wissenschaftsoffizier an Bord, bevor Seven als Missionsspezialistin wieder Teil der Besatzung wurde. Aber kaum dass die ehemalige Borg-Drohne an Bord gewesen war, hatte sich Captain Chakotay stets an sie gewandt, sobald die Situation etwas schwieriger wurde. Gwyn glaubte nicht, dass Chakotay an Devi oder ihren Fähigkeiten zweifelte. Aber Seven war und würde immer Seven sein. Sie gehörte zu den ältesten und engsten Freunden des Captains und war unbestreitbar brillant. Weder Devi noch sonst irgendwer würde da jemals mithalten können, und sie sollten es auch gar nicht erst versuchen. Wie Gwyn sollte sie einfach den Kopf unten und ihre Akte sauber halten und auf den Tag hoffen, an dem sie auf einem traditionelleren Sternenflottenschiff dienen konnte, wo Rang und Erfahrung mehr zählten als persönliche Beziehungen. Egal wie sehr sie, Patel oder sonst eines der neuen Gesichter in der Full-Circle-Flotte es sich auch wünschten, sie würden nie Teil des inneren Kreises der Voyager sein, und schon der Versuch war »verlorene Liebesmüh«, wie Gwyns Mutter zu sagen pflegte.

    »Sie haben noch etwas weniger als zwei Jahre auf dieser Mission, Devi. Das ist eine Menge Zeit, um dem Captain zu beweisen, dass Sie genauso einfallsreich, brillant und notwendig wie Seven sind.«

    Patel betrachtete Gwyn lange. »Darum lügen Sie also nicht«, stellte sie schließlich fest. »Sie sind verdammt schlecht darin.«

    »Bin ich wirklich«, gab Gwyn zu. »Meine Mutter hat immer die Wahrheit gewusst, sobald sie mir ins Gesicht gesehen hat. Ich musste nicht einmal was sagen.«

    Die junge Wissenschaftsoffizierin sah durch die Sichtluke zu dem Planeten unter ihnen. Aus dem Orbit wirkte der Großteil der Oberfläche rötlich braun und schon auf den ersten Blick unwirtlich.

    »Was denken Sie, was mit Kim nicht stimmt?«, fragte Patel schließlich.

    »Schwer zu sagen. Aber müsste ich Latinum darauf setzen, würde ich wetten, es hat mit Lieutenant Conlons Versetzung auf die Galen zu tun.«

    »Ich weiß nicht. Ich konnte nie wirklich herausfinden, ob es zwischen ihnen ernst war.«

    Gwyn warf Patel einen zweifelnden Blick zu. »Nicht?«

    Zur Antwort schüttelte Patel den Kopf.

    »Wenn ich so darüber nachdenke, Devi, Sie und Aubrey sollten auf alle Fälle miteinander zu Abend essen. Sie sind wie füreinander geschaffen.«

    »Warum?«

    »Sie sind beide völlig ahnungslos, sobald es sich um etwas handelt, das nicht zum Lehrstoff der Akademie gehört hat.«

    Nach einem verblüfften Moment erklärte Patel: »Soll ich Ihre Ehrlichkeit als Zeichen dafür werten, wie sehr Sie mich respektieren?«

    »Ja.«

    »Dann will ich jetzt nicht mehr mit Ihnen reden.«

    »Wie lange?«

    »Mindestens, bis wir wieder auf der Voyager sind.«

    »Das ist ein ganzer Tag.«

    »Genau.«

    »Und ab wann?«

    Patel beschäftigte sich damit, auf ihrem Padd Notizen zu machen.

    »Jetzt?«

    Schweigen.

    »Ernsthaft?«

    Noch mehr Schweigen.

    Gwyn seufzte. Ganz eindeutig neben der Spur.

    OBERFLÄCHE, NAMENLOSER ZIRKUMBINÄRER PLANET

    Lieutenant Harry Kim stand bis zur Hüfte zwischen feinen, grasähnlichen Halmen, die den Boden bedeckten, so weit das Auge reichte. Die zarten Halme waren weiß, und auf seiner schwarzen Uniformhose hafteten reichlich klebrige Pflanzenteile.

    Das endlose Feld war eine Illusion. Tatsächlich befand sich Kim einundfünfzig Kilometer vom Zentrum eines Biodoms entfernt, einem von Unbekannten geschaffenen und von atemberaubend beeindruckender, fremder Technologie am Leben gehaltenem sphärischen Feld. Dieser Biodom stellte zusammen mit sechsundvierzig anderen die einzigen bewohnbaren Gebiete auf diesem namenlosen Planeten dar, der in einem von vielen Sektoren des Delta-Quadranten lag, die die Borg einst für sich beansprucht hatten.

    Trotz der außergewöhnlichen Eigenschaften des Biodoms hatte Kim den Großteil des Tages damit verbracht, das Gebilde vor ihm zu untersuchen. Mit fast acht Metern Höhe und in manche Richtungen vierzehn Metern Tiefe glich es Dutzenden miteinander verflochtenen Tentakeln, die aus dem Boden sprossen. Alle unterschieden sich in Länge und Dicke, und ihre Verteilung wies kein erkennbares Muster auf. Aber wie viele herausragende Skulpturen vermittelte es einem das Gefühl von Bewegung, etwas Wogendes trotz ihrer Bewegungslosigkeit, das etwas Hypnotisierendes hatte.

    Das Gebilde war nicht mehr intakt. Ein paar der »Ranken« waren unregelmäßig abgebrochen. Von anderen fehlten große Stücke. Was vielleicht einmal der obere Abschnitt gewesen war, lag jetzt mehrere Dutzend Meter entfernt, fast völlig verborgen im weißen Gras.

    Seven interessierte sich nicht im Geringsten für den Dom oder die beeindruckenden Eigenschaften des Gebildes. Sie war nur aus einem Grund hier: um Proben dessen zu sammeln, was Patel eben als bislang unbekanntes Element identifiziert hatte. Da die schwierige Arbeit hinter ihnen lag und Lieutenant Patel bestätigt hatte, was Seven seit den Tiefenscans ihrer astrometrischen Sensoren des ungewöhnlichen Planeten außerhalb der habitablen Zone des Binärsystems vermutet hatte, sollte Kim mehr als bereit sein, auf das Shuttle zurückzukehren.

    War er aber nicht.

    Captain Chakotay würde von ihrem Bericht begeistert sein. Zurzeit war es für Kim fast das Wichtigste, dem Captain diese Reaktion zu entlocken. Chakotay sagte, er hätte seinem Sicherheitschef und taktischen Offizier seine Fehlentscheidung während ihrer letzten Mission vergeben. Besonders, da er wusste, was der Grund für dieses Fehlverhalten gewesen war.

    Kim konnte dasselbe von sich nicht behaupten.

    Tage wie dieser, voller Zielstrebigkeit und Entdeckung, waren das Einzige, was zwischen ihm und dem Abgrund lag. Er war dankbar dafür und freute sich gar nicht darauf, dass der Tag bald zu Ende gehen würde, oder auf den Flug an Bord des Shuttles zurück zur Voyager. Gwyn würde sich weiter gerade noch annehmbar verhalten, aber nur gerade so. Beim Start der Flotte vor etwas über einem Jahr war sie noch der grünste aller Ensigns gewesen, und obwohl sie ihr Können als Pilotin immer wieder unter Beweis gestellt hatte – würdig, um Tom Paris’ Platz am Steuer der Voyager einzunehmen –, ließ ihr Taktgefühl zu wünschen übrig.

    Patel konnte übertrieben professionell sein. Manchmal fiel es Kim schwer zu glauben, dass sie keine Vulkanierin war. Ihre Haltung und ihr stoisches Auftreten, sogar ihr feines schwarzes Haar und der strenge Schnitt, erinnerten ihn an einige vulkanische Offiziere, mit denen er gedient hatte. Patel war menschlich. Es schien nur so, als wollte sie nicht, dass irgendwer das bemerkte.

    Und Seven würde … einfach Seven sein. Sie würde ihre Zeit damit verbringen, Berechnungen anzustellen und Experimente mit ihrem Sevenofninonium zu planen. Dank Ensign Gwyn würde Kim nie wieder anders an das neue Element denken können, egal was sich die Behörden der Föderation, deren Aufgabe es war, solche Entdeckungen zu benennen, für eine Bezeichnung ausdenken würden.

    Was bedeutete, Kim wäre mit seinen Gedanken alleine; das war im Moment das Letzte, was er wollte.

    Seven riss ihn aus seinen Gedanken. »Ich habe meine abschließenden Scans beendet, Lieutenant. Sollen wir das Shuttle für den Rücktransport kontaktieren?«

    »Sind Sie sicher, dass Sie sich keinen der anderen Biodome ansehen wollen?« Aber noch während er fragte, wusste Kim, was sie antworten würde.

    »Die Wahrscheinlichkeit, dass wir das letzte Mal auf dieser Welt sein werden, ist sehr gering. Captain Chakotay wird bestimmt weitere Nachforschungen anstellen wollen.«

    »Also nein?«, fragte Kim fast schon frotzelnd.

    Während ihrer Anfangstage als Besatzungsmitglied auf der Voyager hätte Seven den Kommentar einfach ignoriert und das Shuttle gerufen. Sie befestigte den Trikorder an ihrem Gürtel und sagte: »Wir haben allerdings noch keine visuellen Messergebnisse vom Rand dieses Biodoms. Der nächste befindet sich in weniger als einem Kilometer Entfernung, Richtung Südsüdost von dieser Position.«

    Diese schlichte Geste rührte Kim auf seltsame Art. Es gab keinen Grund, den Rand des Biodoms visuell zu erfassen. Genauso könnten sie ihn mit den Sensoren des Shuttles abtasten. Seven wusste das. Sie tat es für ihn. Irgendwann während der vergangenen Jahre hatte sie ein viel besseres Gespür für die Gefühle ihrer Freunde entwickelt und zeigte sehr viel mehr Geduld mit ihnen als damals, als sie ihre ersten Schritte zurück zur Menschlichkeit gemacht hatte.

    »Klingt gut«, stimmte Kim zu.

    Ein paar Minuten lang gingen sie in angenehmes Schweigen gehüllt. Seven überprüfte gelegentlich ihren Trikorder, um sicherzustellen, dass ihre Richtung stimmte. Die Konfiguration des unsichtbaren Energiefelds, das für das Fortbestehen dieses Biodoms zuständig war, ähnelte dem der anderen auf der Oberfläche. Dieser hatte einen Durchmesser von etwas mehr als hundert Kilometern, vergleichsweise klein. Die meisten Biodome wiesen eine Version einer Stickstoff-Sauerstoff-Atmosphäre auf, eine riesige Fülle an Pflanzen, Wasserquellen und andere Strukturen, die teilweise aus Sevens neuem Element bestanden. Die Dome regulierten auch den Lichteinfall und das Strahlungsniveau und wirkten so den Gefahren entgegen, wenn die Rotation des Planeten sie in Richtung des Binärsterns brachte. Es gab keine anderen Lebensformen und keinen offensichtlichen Hinweis darauf, wer die Dome errichtet hatte. Das war die Definition von »fremde neue Welten«, für deren Entdeckung man die Sternenflotte ins Leben gerufen hatte.

    »Ich hätte angenommen, Sie wollten so bald wie möglich zur Flotte zurückkehren«, sagte Seven schließlich in dem offensichtlichen Versuch, ihm auf den Zahn zu fühlen.

    »Ich glaube nicht, dass sich in den letzten Tagen irgendwas geändert hat.«

    Das hohe Gras wurde etwas spärlicher, und Seven blieb stehen, um sich den weißen Staub von ihrer schwarzen Uniformhose zu wischen.

    »Auch wenn ich Ihren Wunsch verstehe, Konfrontation zu meiden, halte ich das nicht für eine brauchbare Langzeitstrategie.«

    »Ich rechne nicht mit einer Konfrontation, sobald wir zurück sind.«

    Seven sah Kim unumwunden in die Augen. Ihre neu gewonnene Geduld neigte sich sichtlich ihrem Ende.

    Kims Nacken wurde eigentümlich heiß. Ein paar Sekunden lang schaffte er es nicht, einen vernünftigen Gedanken zu fassen. Als er tief durchatmete, klang das Gefühl ab und ließ den Lieutenant erschüttert zurück. »So viel also zur ärztlichen Schweigepflicht.«

    »Counselor Cambridge hat mir gegenüber nichts über Lieutenant Conlons Zustand erwähnt«, stellte Seven

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