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Er Raml el Helahk: Erzählung aus "Sand des Verderbens", Band 10 der Gesammelten Werke
Er Raml el Helahk: Erzählung aus "Sand des Verderbens", Band 10 der Gesammelten Werke
Er Raml el Helahk: Erzählung aus "Sand des Verderbens", Band 10 der Gesammelten Werke
Ebook61 pages49 minutes

Er Raml el Helahk: Erzählung aus "Sand des Verderbens", Band 10 der Gesammelten Werke

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About this ebook

Die Erzählung führt nach Nordafrika, wo sich Kara Ben Nemsi einer Handelskarawane anschließt. Dabei entlarvt er einen feindlichen Späher. Trotzdem wird dieser zum Karawanenführer bestimmt...
"Er Raml el Helahk" ist eine Kurzgeschichte. Sie wurde bereits in "Sand des Verderbens" (Band 10 der Gesammelten Werke) veröffentlicht.
LanguageDeutsch
Release dateAug 10, 2020
ISBN9783780213044
Er Raml el Helahk: Erzählung aus "Sand des Verderbens", Band 10 der Gesammelten Werke
Author

Karl May

Karl May wurde am 25. Februar 1842 als fünftes von vierzehn Kindern einer bitterarmen Weberfamilie in Hohenstein-Ernstthal in Sachsen geboren. Ein durch Not und Elend bedingter Vitaminmangel verursachte eine funktionelle Blindheit, die erst in seinem fünften Lebensjahr geheilt wurde. Nach der Schulzeit studierte May als Proseminarist an den Lehrerseminaren Waldenburg und Plauen. Seine Karriere als Lehrer endete bereits nach vierzehn Tagen, als die Anzeige durch einen Zimmergenossen wegen angeblichen Diebstahls einer Taschenuhr zu einer Verurteilung führte und May aus der Liste der Lehramtskandidaten gestrichen wurde. In der Folge geriet er auf die schiefe Bahn und verbüßte wegen Diebstahls, Betrug und Hochstapelei mehrere Haftstrafen. Von 1870 bis 1874 saß er im Zuchthaus Waldheim. Nach seiner Entlassung wurde er im Alter von 32 Jahren Redakteur einer Zeitschrift und begann Heimaterzählungen und Abenteuergeschichten zu schreiben. Sein stetes literarisches Schaffen war ungewöhnlich erfolgreich und machte ihn bald zum bedeutendsten Autor von Kolportageromanen und Trivialliteratur des 19. Jahrhunderts in Deutschland. Seine Abenteuerromane, die an exotischen Schauplätzen im Wilden Westen und im Orient spielen, wurden in 33 Sprachen übersetzt. Durch seine archetypischen Wildwest-Helden Winnetou und Old Shatterhand erlangte Karl May literarische Unsterblichkeit und wurde zum meistgelesenen Autor deutscher Sprache. Mays letztes Lebensjahrzehnt war von einer beispiellosen Hetze wegen seiner früheren Straftaten und vermeintlicher Unsittlichkeiten in seinen Kolportageromanen überschattet. Zermürbende Verleumdungs- und Urheberrechtsprozesse, in die er sich verstrickte, vermochten seinen tief verwurzelten christlichen Glauben, von dem sein literarisches Werk von Anfang an durchdrungen ist, aber nicht zu erschüttern. Mit den letzten beiden Bänden des Romans Im Reiche des silbernen Löwen und seinem dem Surrealismus nahestehende Symbolroman Ardistan und Dschinnistan schuf er in seinen letzten Jahren ein heute literarisch hochgeachtetes mystisches Spätwerk. Jubelnde Anerkennung erlebte er am 22. März 1912, als er auf Einladung des Akademischen Verbands für Literatur und Musik in Wien einen Vortrag Empor ins Reich der Edelmenschen hielt. Eine Woche später, am 30. März 1912, starb Karl May in seiner Villa Shatterhand in Radebeul bei Dresden an Herzversagen.

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    Er Raml el Helahk - Karl May

    DER SAND DES VERDERBENS

    1. In den Felsengrotten der Sahara

    Die Sonne hatte ihren Tageslauf fast vollendet. Darum lag ich nach der glühenden Hitze etwas entfernt vom Brunnen vollständig im Schatten meines Reitkamels, während sich die anderen Mitglieder der Karawane rund um das brackige, schlecht schmeckende Wasser niedergelassen hatten und den überschwänglichen Reden meines Châdim[1] Kamil lauschten.

    Ich konnte jedes Wort verstehen und hörte mit heimlichem Vergnügen, welche Mühe er sich gab, alle meine unzähligen guten Eigenschaften ins richtige Licht zu setzen.

    „Nicht wahr, du heißt Abram Ben Sakir und bist ein reicher Mann?, fragte er den neben ihm sitzenden Handelsherrn aus Mursuk. „Wie viel bezahlst du jedem deiner Begleiter auf dieser Reise für den Tag?

    „Zweihundert Kauris[2], antwortete der Gefragte bereitwillig. „Ist das nicht genug?

    „Für deinen Besitz, ja. Aber mein Sihdi[3] ist viel reicher als du. Er heißt Kara Ben Nemsi und in den Oasen seines Vaterlandes weiden 1.000 Pferde, 5.000 Kamele, 10.000 Ziegen und 20.000 Schafe, mit fetten Schwänzen, die ihm gehören. Er gibt mir täglich einen Abu ’n Nokta[4], sodass ich reicher als du sein werde, wenn ich von ihm in mein Duar[5] zurückgekehrt bin. Sag, was bist du gegen ihn?"

    Der Aufschneider log gewaltig, denn ich zahlte ihm nicht täglich, sondern wöchentlich einen Mariatheresientaler. Er bekam also nach deutschem Geld täglich ungefähr 50 Pfennig. Der reiche Handelsherr hob die Schultern.

    „Allah gibt und Allah nimmt, die Menschen können nicht alle gleich wohlhabend sein."

    „Du hast Recht", nickte Kamil, „und weil mein Herr der Liebling Allahs ist, hat er viel von ihm bekommen. Ahnst du vielleicht, wie berühmt der Name Hadschi Kara Ben Nemsi in allen Ländern und bei allen Völkern der Erde ist? – Er spricht alle viertausendundfünfzig Sprachen der menschlichen Zunge, kennt die Namen aller achtzigtausend Tiere und Pflanzen, heilt alle zehntausend Krankheiten und schießt den Löwen mit einer einzigen Kugel tot. Seine Mutter war die schönste Frau der Welt. Die Mutter seines Vaters wurde der Inbegriff der Tugenden genannt und die sechsunddreißig Frauen, die er besitzt, sind folgsam, lieblich und nach Ambra duftend wie die Blumen des Paradieses. Er hat die Heere aller Helden besiegt. Vor seiner Stimme zittert sogar der schwarze Panther, und wenn, um uns zu überfallen, die räuberischen Tuareg kämen, in deren Gebiet wir uns leider jetzt befinden, so genügte allein seine kleine Flinte, sie in die Flucht zu treiben. Blick hin zu ihm! Siehst du, dass er zwei Gewehre hat, ein großes und ein kleines? Mit dem großen schießt er eine ganze Kal‘a[6] über den Haufen und mit dem kleinen kann er hunderttausendmal schießen, ohne zu laden, darum wird es eine Bundukîjet el tekrâr[7] genannt. Fast wünsche ich, dass diese Halunken kämen, dann solltet ihr sehen..."

    „Sei still, um Allahs Willen!", unterbrach ihn der Schêch el Dschemâli[8] rasch. „Wenn du die Mörder herbeiwünschst, so kann es dem Scheїtan[9] leicht einfallen, sie wirklich herbeizuführen, und dann wären wir verloren!"

     „Verloren? Wenn mein Effendi hier ist und auch ich bei euch bin?"

    Er hätte in dem Ton wohl noch weitergesprochen, da aber deutete der Schêch el Dschemâli auf die Sonne.

    „Seht, ihr Männer, dass die Sonne den Himmelsrand berührt! Das ist die Stunde des Abendgebets. Gebt Allah Preis, Lob und Ehre!"

    Sie sprangen alle auf, tauchten ihre Hände ins Wasser, knieten dann, mit dem Gesicht gen Mekka gewendet, nieder und beteten unter den vorgeschriebenen Verbeugungen und Handbewegungen dem alten Schêch die heilige Fâtiha nach.

    Auch ich kniete währenddem im Sand und verrichtete mein christliches Abendgebet, natürlich ohne ihre Bewegungen nachzuahmen, denn ich hatte ihnen nicht verschwiegen, dass ich kein Mohammedaner sei. Ich war gestern, gleich nachdem ich mit meinem Kamil ihre Handelskarawane eingeholt hatte, so aufrichtig gewesen, ihnen das zu sagen, und sie hatten mir dennoch erlaubt, mich ihnen anzuschließen.

    Als das Gebet beendet war und wir uns von den Knien erhoben hatten, sahen wir von Norden her einen einzelnen Kamelreiter kommen. Sein Hedschîn[10] war ein vorzüglicher Schnellläufer, und seine Waffen bestanden aus einer langen, arabischen Flinte und zwei Messern, die er an Armbändern an seinen Handgelenken hängen hatte. Diese Art, die Messer zu tragen, ist für den Gegner sehr gefährlich: Man umarmt ihn im Ringkampf und sticht ihm

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