Der Raubzug der Baggara: Erzählung aus "Sand des Verderbens", Band 10 der Gesammelten Werke
Von Karl May
Der Raubzug der Baggara: Erzählung aus "Sand des Verderbens", Band 10 der Gesammelten Werke
Von Karl May
Beschreibung
"Der Raubzug der Baggara" ist eine Kurzgeschichte. Sie wurde bereits in "Sand des Verderbens" (Band 10 der Gesammelten Werke) veröffentlicht.
Über den Autor
Karl May (1842-1912) war ein deutscher Schriftsteller, der vor allem durch seine Abenteuerromane bekannt wurde, die in der ganzen Welt spielen. Er begeistert bis heute Groß und Klein.
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Der Raubzug der Baggara - Karl May
DER RAUBZUG DER BAGGARA
1. Der ‚Vater des Windes‘
Wir hatten einen anstrengenden Ritt hinter uns, denn wir kamen vom Dar Abu Uma herüber, das über siebenhundertundfünfzig Kilometer vom Nil entfernt ist, und mussten höchstens noch eine halbe Tagereise bis zu seinem westlichen Arm, dem Bahr el Abiad, machen. Wenn ich sage ,wir‘, so meine ich außer mir meinen tapferen Diener und Begleiter Ben Nil und einen echten Fori-Neger namens Marrabah. Dieser hatte das Gelübde getan, allein nach Mekka zu pilgern, und uns gebeten, ihn mitzunehmen, weil er bei uns Sicherheit vor den Sklavenjägern erwartete. Ich hatte ihm diese Bitte erfüllt, und da er die Gegend bis zum Nil genau kannte, so konnte er uns als Führer von Nutzen sein. Marrabah war als armer Teufel nur mit einem baumwollenen Hemd bekleidet und saß auf unserem Lastpferd, das während dieses Rittes kein Gepäck zu tragen hatte. Von seinen Waffen, einem alten Messer und einem noch älteren Spieß, war ich überzeugt, dass sie keinem Menschen schaden würden, da ihr Träger und Besitzer sich schon am ersten Tag als ein zwar guter Kerl, aber außerordentlicher Hasenfuß entpuppt hatte. Ben Nil und ich ritten junge kräftige Fadasihengste, Pferde, die im tiefen Wüstensand große Schnelligkeit entwickeln und im Wasser wie die Fische schwimmen.
Seit heute früh hatten wir den jetzt wasserlosen Nid en Nil weit von uns zur rechten Hand und so nahm ich an, dass wir den Bahr el Abiad ungefähr in der Gegend der Insel Abu Nimul oder der Mischrah[1] Om Oschrin erreichen würden. Die Gegend war eben; zur Regenzeit grünende Steppe, bot sie uns jetzt als kahle, ausgetrocknete Fläche nicht einen einzigen Grashalm, über den sich unsere Augen hätten freuen können. Dazu brannte die Sonne mit einer so verzehrenden Glut auf uns hernieder, dass wir um die Mittagszeit Halt machten, um den Pferden Erholung zu gönnen und die größte Tageshitze vorüberzulassen.
Wir saßen still beisammen und aßen einige Datteln. Da deutete Ben Nil gegen Osten und sagte:
„Effendi, da draußen am äußersten Horizont sehe ich einen weißen Punkt. Ob das wohl ein Reiter ist?"
Da ich der angegebenen Richtung den Rücken zukehrte, stand ich auf und drehte mich um.
„Siehst du ihn?", forschte er weiter.
„Ja", antwortete ich, „der Punkt, den du meinst, bewegt sich auf uns zu. Was so hell schimmert, ist ein weißer Burnus. Die Bewegung ist so rasch, dass es nur ein Reiter sein