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Maria oder Fatima: Erzählung aus "Auf fremden Pfaden", Band 23 der Gesammelten Werke
Maria oder Fatima: Erzählung aus "Auf fremden Pfaden", Band 23 der Gesammelten Werke
Maria oder Fatima: Erzählung aus "Auf fremden Pfaden", Band 23 der Gesammelten Werke
Ebook48 pages40 minutes

Maria oder Fatima: Erzählung aus "Auf fremden Pfaden", Band 23 der Gesammelten Werke

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About this ebook

In einem Dorf wohnen Schiiten und Christen friedlich zusammen. Doch dann werden einige Dorfbewohner entführt. Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar versuchen sie zu befreien. Wird ihnen das gelingen?
"Maria oder Fatima" ist eine Kurzgeschichte. Sie wurde bereits in "Auf fremden Pfaden" (Band 23 der Gesammelten Werke) veröffentlicht.
LanguageDeutsch
Release dateAug 11, 2020
ISBN9783780213136
Maria oder Fatima: Erzählung aus "Auf fremden Pfaden", Band 23 der Gesammelten Werke
Author

Karl May

Karl May wurde am 25. Februar 1842 als fünftes von vierzehn Kindern einer bitterarmen Weberfamilie in Hohenstein-Ernstthal in Sachsen geboren. Ein durch Not und Elend bedingter Vitaminmangel verursachte eine funktionelle Blindheit, die erst in seinem fünften Lebensjahr geheilt wurde. Nach der Schulzeit studierte May als Proseminarist an den Lehrerseminaren Waldenburg und Plauen. Seine Karriere als Lehrer endete bereits nach vierzehn Tagen, als die Anzeige durch einen Zimmergenossen wegen angeblichen Diebstahls einer Taschenuhr zu einer Verurteilung führte und May aus der Liste der Lehramtskandidaten gestrichen wurde. In der Folge geriet er auf die schiefe Bahn und verbüßte wegen Diebstahls, Betrug und Hochstapelei mehrere Haftstrafen. Von 1870 bis 1874 saß er im Zuchthaus Waldheim. Nach seiner Entlassung wurde er im Alter von 32 Jahren Redakteur einer Zeitschrift und begann Heimaterzählungen und Abenteuergeschichten zu schreiben. Sein stetes literarisches Schaffen war ungewöhnlich erfolgreich und machte ihn bald zum bedeutendsten Autor von Kolportageromanen und Trivialliteratur des 19. Jahrhunderts in Deutschland. Seine Abenteuerromane, die an exotischen Schauplätzen im Wilden Westen und im Orient spielen, wurden in 33 Sprachen übersetzt. Durch seine archetypischen Wildwest-Helden Winnetou und Old Shatterhand erlangte Karl May literarische Unsterblichkeit und wurde zum meistgelesenen Autor deutscher Sprache. Mays letztes Lebensjahrzehnt war von einer beispiellosen Hetze wegen seiner früheren Straftaten und vermeintlicher Unsittlichkeiten in seinen Kolportageromanen überschattet. Zermürbende Verleumdungs- und Urheberrechtsprozesse, in die er sich verstrickte, vermochten seinen tief verwurzelten christlichen Glauben, von dem sein literarisches Werk von Anfang an durchdrungen ist, aber nicht zu erschüttern. Mit den letzten beiden Bänden des Romans Im Reiche des silbernen Löwen und seinem dem Surrealismus nahestehende Symbolroman Ardistan und Dschinnistan schuf er in seinen letzten Jahren ein heute literarisch hochgeachtetes mystisches Spätwerk. Jubelnde Anerkennung erlebte er am 22. März 1912, als er auf Einladung des Akademischen Verbands für Literatur und Musik in Wien einen Vortrag Empor ins Reich der Edelmenschen hielt. Eine Woche später, am 30. März 1912, starb Karl May in seiner Villa Shatterhand in Radebeul bei Dresden an Herzversagen.

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    Book preview

    Maria oder Fatima - Karl May

    KARL MAY

    MARIA ODER FATIMA

    REISEERZÄHLUNG AUS DEM ORIENT

    Aus

    KARL MAYS

    GESAMMELTE WERKE

    BAND 23

    „AUF FREMDEN PFADEN"

    © Karl-May-Verlag

    eISBN 978-3-7802-1313-6

    KARL-MAY-VERLAG

    BAMBERG • RADEBEUL

    Inhalt

    MARIA ODER FATIMA

    MARIA ODER FATIMA

    Wir, nämlich ich und mein treuer, langjähriger Begleiter, Hadschi Halef Omar, hatten die zwischen dem Kaspischen Meer und dem Urmia-See liegende Gegend durchstreift und waren dann über die türkische Grenze nach Rowandis gekommen, um von da aus in gerader Richtung nach Amadije zu reiten. Heute befanden wir uns im östlichen Teil des Tura-Ghara-Gebirges[1] und hielten auf einer kahlen Höhe, von der aus wir die Sonne untergehen sahen. Es war ziemlich kalt, denn wir befanden uns im Anfang Oktober, der zwischen jenen düsteren, wald- und wasserreichen Bergen rau aufzutreten pflegt.

    Es hat bis heute[2] wenige Europäer gegeben, von denen man sagen kann, dass sie den Mut besaßen, bis zu dem Tura-Ghara-Gebirge vorzudringen. Die Kurden, die es bewohnen, sind die bigottesten Muhammedaner, die man sich denken kann, räuberisch gegen jedermann und grausam gegen Andersgläubige. Wir beide jedoch waren wohlbewaffnet, hatten Erfahrung genug, und da ich ihrer Sprache in den zwei Hauptdialekten mächtig war, durften wir hoffen, heiler Haut davonzukommen.

    Die Sonne hatte den Gipfel des gegenüberliegenden Berges erreicht und senkte ihre Strahlenaureole langsam hinab, den Himmel mit glühenden Scheidegrüßen überzuckend. Es war ein Anblick, der zum Gebet stimmte. Ich dachte an das Ave-Läuten der Heimat und faltete die Hände. Halef tat dasselbe, er, der, als ich ihn kennenlernte, ein so strenger Muslim gewesen war und sich alle Mühe gegeben hatte, mich zu seinem Glauben zu bekehren.

    Da klang aus der Tiefe ein Ton, der mich erstaunt aufhorchen ließ. Es war die leise, aber doch vernehmbare Silberstimme eines Glöckchens, und kaum ließ sie sich vernehmen, so hörten wir in unserer Nähe eine andere, lautere Stimme:

    „Salâm iâ Marjam malânet et taufîk!"

    Dies heißt zu Deutsch: „Gegrüßt seist du, Maria, voll der Gnade!"

    Das war ja der Anfang des Ave Maria, des englischen Grußes, an den ich soeben gedacht hatte! Er wurde in arabischer Sprache vollständig gebetet, bis es zum dritten Mal erklang: „Hallak wa fi Sa’at el motina – jetzt und in der Stunde unseres Todes!"

    Ich möchte fast sagen: Ich war starr vor Überraschung. Dieses christliche Gebet hier, wo ich ausschließlich Muhammedaner wusste, und dazu in einer arabischen Mundart, die von anderwärts stammte! Meinem wackeren Halef erging es ebenso. Er sagte, als der Beter geendet hatte:

    „Hast du es gehört, Sihdi? Das war das Gebet der heiligen Jungfrau. Das ist ein Wunder hier! Wer mag es gesprochen haben?"

    „Werden es gleich erfahren", antwortete ich, während ich meinen Rapphengst nach der Gegend lenkte, in der die Stimme erklungen war. Dort war ein großer Felsblock. Auf der nach Westen gerichteten Seite, sodass er den Sonnenuntergang hatte sehen können, kniete der Beter, ein ärmlich gekleideter Greis, den Rosenkranz noch immer in den gefalteten Händen. Sein Anzug bestand aus einem kurzen Hemd und einer Hose, beides aus dünner, blauer Leinwand; die Füße waren nackt und auch der Kopf hatte keine Bedeckung. Das silberweiße Haar hing ihm lang über den Nacken herab, und von derselben ehrwürdigen Farbe war auch der Bart, der ihm bis auf die Brust reichte. Als er mich und Halef sah, sprang er erschrocken auf, so schnell es ihm sein hohes

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