Touristische Routen: Tourismus kompakt
By Bente Timm
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About this ebook
Touristische Routen haben in Deutschland eine lange Tradition. Bereits vor 100 Jahren wurden die ersten mit dem Ziel gegründet, die touristische Wertschöpfung in der Destination zu steigern. Dieses Ziel gilt bis heute. Trotz der lange Historie gibt es kaum Literatur, die das Thema theoretisch beleuchtet sowie auf den aktuellen Routenbestand, Erfolgs- und Qualitätskriterien eingeht. Genau diese Lücke schließt Bente Timm. Ihr Buch hilft als kompakte Leitlinie bei der Entwicklung und dem Management.
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Touristische Routen - Bente Timm
Leni
1Was Sie vorher wissen sollten
Weltweit sind touristische Destinationen einem ständig wachsenden Wettbewerbsdruck ausgesetzt. Daher kommt dem Aspekt der Kooperation, in welcher die Ressourcen der einzelnen Akteure gebündelt werden, eine immer größere Bedeutung zu. Denn ein funktionierendes, destinationsinternes Netzwerk kooperativer Akteure kann zu nachhaltigen Wettbewerbsvorteilen in einer Destination und somit zur Steigerung der Wertschöpfung führen (Eisenstein und Koch 2015, 17f; Eisenstein 2014, 113ff).
Eine Möglichkeit der Kooperation bildet die gemeinsame Vermarktung einzelner touristischer Sehenswürdigkeiten und Attraktionen im Rahmen einer touristischen Route. Das Konstrukt der touristischen Routen ist jedoch schwierig zu fassen, da die ohnehin limitierte Fachliteratur zudem häufig veraltet ist. Bis heute ist die Diplomarbeit von Gabriele Müller aus dem Jahr 1994 eine viel zitierte Grundlage zum Thema (Birker, Bormann und Störk 2019, S. 7). Bereits bei der Bezeichnung von Routen herrscht Unklarheit, da unter anderem auch die Begriffe Ferienstraße, Kulturstraße und Themenstraße synonym verwendet werden (Müller 1994, S. 3). Auch die genaue Anzahl touristischer Routen in Deutschland ist unklar. Der DTV spricht 2017 von einer „nicht quantifizierbare[n] Anzahl touristischer Routen, wobei es nur wenige ins Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit geschafft haben […]" (Deutscher Tourismusverband e.V. 2017, S. 2).
Laut Müller (1994, S. 2) existierten 1994 über 150 Routen. Autoren bemängeln in diesem Kontext, dass es keine staatlich vorgeschriebenen Kriterien gibt, anhand welcher touristische Routen eindeutig identifiziert werden können (Becker 1994, S. 1; Müller 1994, S. 2). Derartige Kriterien wurden auch in den letzten 25 Jahren nach Müllers Veröffentlichung nicht festgelegt. Die Bandbreite der touristischen Routen erstreckt sich daher über kleinere lokale Themenrouten, welche vornehmlich Radfahrern als Ausflugsziel dienen, bis hin zu Routen, welche sich über mehrere Bundesländer erstrecken und überwiegend von Autofahrern und Wohnmobilisten genutzt werden. Dabei können die Routen sowohl linien- als auch kreisförmig konstruiert sein (Becker 1994, S. 2). Darüber hinaus bemerken einige Autoren, dass touristische Routen nicht einmal zwangsweise das Abfahren einer bestimmten Strecke implizieren, sondern es sich zunehmend um eine Vermarktung von Sehenswürdigkeiten unter einer gemeinsamen Dachmarke und dem symbolischen Begriff Straße oder Route handelt (Freericks und Brinkmann 2015, S. 242; Meyer-Cech 2004, S. 11).
Die Ziele, die mit der Implementierung und Vermarktung der touristischen Routen verfolgt werden, können sehr unterschiedlich sein, wobei in den Literaturquellen zum Thema jedoch vor allem die Steigerung touristische Wertschöpfung als Ziel definiert wird (Meyer-Cech 2004, S. 1; Becker 1994, S. 1,4; Müller 1994, S. 13). Schwierigkeiten ergeben sich dabei bei der Messung des Erfolgs bzw. dem Grad der Zielerreichung. Zum einen liegen häufig keine messbaren Daten wie Besucherzahlen vor, darüber hinaus mangelt es an umfangreichen Orientierungshilfen bzw. Leitfäden zur Erfolgssicherung (Birker, Bormann und Störk 2019, S. 104; dwif 2008, S. 170).
Birker, Bormann und Störk (2019, S. 104) prophezeien jedoch, dass Trägerschaften zukünftig immer mehr unter Druck geraten werden, das Bestehen touristischer Routen zu rechtfertigen. Zum einen stehen insbesondere rein touristische Auto-Routen hinsichtlich ökologischer Aspekte bereits seit Jahren in der Kritik (Demhardt 2000, S. 64; Müller 1994, S. 18; Becker 1994, S. 2f), zum anderen müssen durch Erfolgsnachweise auch bestehende und neue Mitglieder der Routen zur Mitarbeit überzeugt werden. Denn Mitglieder „investieren nur dann in die Route, wenn ihr Mitteleinsatz durch die Bestätigung des Erfolges und die Erreichung der gesetzten Ziele gerechtfertigt wird. (Birker, Bormann und Störk 2019, S. 105) „Aspekte wie faktenbasierte Evaluationsprozesse und objektivierte Möglichkeiten der Legitimation gewinnen mittlerweile in der Praxis der Destinationsführung und Tourismuspolitik zunehmen an Gewicht.
(Eisenstein 2017, S. 21f) Dies gilt auch im Falle touristischer Routen. Auch wenn Unklarheiten bezüglich Definition und Bezeichnung von touristischen Routen sowie wenig Grundlagen zur Bewertung des Erfolgs der Routen vorliegen, kann dennoch eine stetige Neuentwicklung touristischer Routen verzeichnet werden (Rössig 2008, S.