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Worpsweder Geschichten: Oder Wer über den Weyerberg geht, betritt bremischen Boden
Worpsweder Geschichten: Oder Wer über den Weyerberg geht, betritt bremischen Boden
Worpsweder Geschichten: Oder Wer über den Weyerberg geht, betritt bremischen Boden
Ebook115 pages1 hour

Worpsweder Geschichten: Oder Wer über den Weyerberg geht, betritt bremischen Boden

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About this ebook

Hermann Gutmann zählt zu den bekanntesten und beliebtesten Bremer Schriftstellern. Der 2013 verstorbene Autor zahlreicher Bücher – insbesondere über Bremen & umzu – ist berühmt geworden für seine spitze Feder und seinen generationsübergreifenden Humor.
Das Künstlerdorf Worpswede hat Hermann Gutmann seit seiner Jugend oft besucht und immer wieder neu für sich entdeckt. In seinen amüsant zu lesenden Geschichten erkundet er Vergangenheit und Gegenwart des einstigen Bauerndorfs am Fuße des Weyerbergs, rückt historische Ereignisse, Persönlichkeiten, Schriftsteller und Künstler ebenso ins rechte Licht wie dorfbekannte Originale – die natürlich auch Platt schnacken.
Gutmanns "Worpsweder Geschichte(n)" sind nach wie vor erfrischend originell und eine lesenswerte Lektüre für alle Worpswede-Fans und solche, die es noch werden wollen.
LanguageDeutsch
Release dateAug 31, 2020
ISBN9783837880564
Worpsweder Geschichten: Oder Wer über den Weyerberg geht, betritt bremischen Boden

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    Worpsweder Geschichten - Hermann Gutmann

    Worpsweder Geschichte(n)

    oder:

    Wer über den Weyerberg geht,

    betritt bremischen Boden

    3. Auflage 2020

    Titelillustration: Peter Fischer

    © 2020

    Edition Temmen e.K.

    28209 Bremen – Hohenlohestr. 21

    Tel. 0421-34843-0 – Fax 0421-348094

    info@edition-temmen.de

    www.edition-temmen.de

    Alle Rechte vorbehalten

    Gesamtherstellung: Edition Temmen

    Ebook - ISBN 978-3-8378-8056-4

    Print - ISBN 978-3-86108-169-2

    Inhalt

    Wie Worpswede ein Stück Bremen wurde

    Die Seeschlacht von Waakhausen

    Worpswede tritt auf die weltgeschichtliche Bühne

    Woher kommt der Name Worpswede?

    Das Lustschloss des Landgrafen

    Jürgen Christian Findorff – der »Vater« der Siedler

    Die alte Gesche

    Ein Vorwort zwischendurch

    Der Schwarze Vogt im Teufelsmoor

    Lüder und die Nixe

    Die Wette mit dem Teufel

    Besuch bei Beta Grotheer

    Kleine Bildungslücke

    Der stärkste Mann von Neu Sankt Jürgen

    Als der Strom ins Teufelsmoor kam

    Der »Hafen von Kiautschau« lag an der Hamme

    Neu-Helgoland

    Die Lebensweisheit des Maurers Gartelmann

    Die Entdeckung

    Verständnislos

    Professor »Spargelstecher«

    Farbenspiel

    Die Münchner störten

    Strafarbeit in der Kirche

    Unsympathische Katze

    Paulas Mutter

    Der Barkenhoff

    Wie Wilhelm Bartsch zur Malerei gekommen ist

    Tetjus Tügel und die Erholungsreise

    Große Worte liebte Tetjus Tügel nicht

    Der Bremer Bürgermeister residierte in Worpswede

    Bremen – nie gehört

    Am Rande

    Alte Zeit

    Ein Spaziergang durch Worpswede

    Wie Worpswede ein Stück Bremen wurde

    Über den Riesen Hüklüt gibt es viele Geschichten. Eine ist schöner als die andere. Und gelogen sind sie alle.

    Aber darum geht es in diesem Falle gar nicht.

    Wenn alles Gelogene mit einem Schlag ver­schwän­de, mein Gott, wie langweilig wäre die Welt.

    In unserem Falle geht es darum, den Beweis dafür zu erbringen, dass Worpswede – die Worpsweder mögen das verzeihen – eigentlich bremisches Staatsgebiet ist.

    Aber nun klappen Sie das Buch doch nicht gleich wieder zu!

    Fangen Sie doch einfach mal an zu lesen. Sie müssen immer daran denken, dass das ja alles gar nicht so ernst gemeint ist.

    Also, der Riese Hüklüt, der schon sehr lange tot ist – wenn er überhaupt gelebt hat –, war ein schrecklicher Kerl. Der konnte eine Herde von tausend Ochsen in einen Sack stecken und in seine Höhle schleppen, wo er sie dann in aller Ruhe verzehrte.

    Als er nun eines Mittags versehentlich einen Menschen gefressen hatte, der ihm zwischen die Zähne geraten war, konnte er sein Glück gar nicht fassen. Menschenfleisch, so stellte er fest, war das Leckerste, das er je in seinem Leben genossen hatte. Fortan wollte er sich keine Ochsen mehr in die Pfanne hauen – er wollte nur noch Menschen.

    Hüklüt wohnte irgendwo in Niedersachsen. Man sagt, er habe eine Höhle im Harz besessen. Vielleicht war es die Heimkehle, die mit 1.700 Metern Länge auch heute noch die größte Höhle im Harz ist, denn er war ein riesiger Kerl. Wenn Hüklüt einen Ausflug unternahm, trug er Sieben-Meilen-Stiefel. Da kann man sich ungefähr vorstellen, dass der Weg vom Harz bis an die See für ihn ein Katzensprung gewesen ist.

    So kam er auch in die Gegend von Bremen. Dort hatten sich zu jener Zeit – es muss wohl so um die Mitte des 3. Jahrhunderts gewesen sein – die Sachsen niedergelassen, die von Schleswig-Holstein her an die Weser gekommen waren. Und die Sachsen waren skrupellos. Sie übernahmen das Kommando über das Land, und die Oberkommandierenden nannten sich Herzöge.

    Für die Chauken, die an der Weser und bis nach Friesland zu Hause waren, wirkte sich das sehr negativ aus. Einige von ihnen mochten unter den Sachsen nicht mehr in ihrer Heimat leben und packten ihre Koffer. Andere duckten sich und blieben, vermischten sich mit den Sachsen – wie das so ist im Leben – und bald sprach kein Mensch mehr von ihnen.

    Doch die Chauken, also die, die geblieben waren, standen nicht nur vor dem Problem, sich mit den Sachsen arrangieren zu müssen, sie mussten sich – wie allerdings auch die Sachsen selbst – vor dem Riesen Hüklüt in Acht nehmen.

    Beide Völker, Chauken und Sachsen, versuchten gemeinsam, den ekelhaften Riesen loszuwerden, was ihnen aber nicht gelang. Immer wieder unternahm er seine Ausflüge vom Harz an die See, und wer den Mut hatte, dem Riesen ans Leder zu gehen, der wurde verschluckt wie eine Fliege.

    Eines Tages nun kam der junge Fischer Dietrich von einer großen Fahrt zurück. Ob er nun Chauke war oder Sachse, spielt für uns keine Rolle. Tatsache ist, dass man ihm am abendlichen Lagerfeuer von dem Unglück erzählte, mit dem das Land und seine Menschen bestraft worden waren.

    Dietrich hörte zu und grübelte die ganze Nacht. Am nächsten Morgen wandte er sich dann – wie es sich gehört, mit allem Respekt – an den Sachsenherzog Rugbrok, denn er hatte, wie er sich ausdrückte, einen Kriegsplan mit ihm zu besprechen.

    Nach dem Gespräch ließ der Herzog überall im Land verbreiteten, dass er ein großes Fest veranstalten werde.

    Die Kunde verbreitete sich schnell, zumal der Herzog mit Einladungen nicht pingelig war. Wenn man so will, bekam eigentlich jeder im Land eine Einladung.

    Auch Hüklüt hörte von dem Fest, und obwohl er keine Einladung bekommen hatte, machte er sich auf den Weg. Er wollte sich ungeladen einen »kulinarischen Abend« gönnen.

    Auf dem Fest, das zunächst sehr fröhlich begonnen hatte, wurde es sehr still, als der Riese erschien. Hüklüt tat, als merke er das nicht, ließ sich ein Fass Bier bringen und machte – wie zufällig – die Bekanntschaft mit dem Fischer Dietrich. Der hatte das allerdings geschickt eingefädelt.

    Dietrich ließ sich auch nicht gleich verputzen. Zunächst bewunderte er den mächtigen Riesen und errang mit allerlei Tricks und Schöntuerei das Wohlwollen des Ungeheuers.

    Hüklüt war so von Dietrich angetan, dass er ihn kurzerhand entführte. Er spielte mit dem Fischer, wie die Kinder heutzutage mit Bleisoldaten, Puppen oder dem Computer spielen. Eines Tages ließ er sich von Dietrich beschwatzen, einen Ausflug nach Bremen zu unternehmen.

    Was die beiden in Bremen getrieben und erlebt haben, wissen wir nicht. Wir wissen nur, dass der Fischer seinem ungehobelten Begleiter den Rat gab, recht viel Sand von der Bremer Düne einzusammeln, denn

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