Moderne Kommunikation: Virtuelles Chaos
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About this ebook
Die Autorin beleuchtet die von Paul Watzlawik entwickelten -Fünf Axiome der Kommunikation- unter heutigen Maßgaben und beleuchtet, warum Internet-Kommunikation oft nicht funktioniert.
Nicole Diercks
Nicole Diercks wurde 1967 in Hamburg geboren und verbrachte ein viertel Jahrhundert in Bayern, wo sie 'Entwicklungshilfe' machte :-D. Sie arbeitet als selbstständige Erfolgs-Beraterin, Kompetenz-/ Bewerbungs-Trainerin und Coach. Natürlich gehört auch, und das sogar vornehmlich, die Beziehung zum Lebenskonzept. Insbesondere dieses Feld ist von vielen sensiblen Störungen betroffen, weswegen Nicole Diercks dieses Thema als Autor, Coach und Therapeut gleichermaßen stark im Fokus hat. Als Provokations-Therapeutin begleitet sie auch Opfer aus persönlichkeitsgestörten Beziehungen.
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Book preview
Moderne Kommunikation - Nicole Diercks
Moderne Kommunikation
Virtuelles Chaos
Paul Watzlawik
Tod der Werte
Warum Beziehungen nicht mehr gehen
Gewalt gegen Frauen
Gewalt gegen Männer
Neue Männer braucht das Land
Impressum
Virtuelles Chaos
Kommunikation der Moderne
Virtuelles Chaos
Kluge Menschen empfinden inzwischen oftmals die zwischenmenschliche Kommunikation als sehr belastend. Auch wenn man sich selber einer konkreten Ausdrucksweise, gezielter Wortwahl, präziser Artikulation bedient, wird man heutzutage nicht mehr verstanden. Mancher von denen weigert sich auch schon oft, sich ständig zu wiederholen oder immer noch neue Simultan-Übersetzungen zu bereits vollkommen konkret Formuliertem abzugeben. Man fragt sich als Denkender immer häufiger: „Was bitte war daran jetzt bitte nicht auf Anhieb zu verstehen?! Das Problem liegt meiner Meinung nach daran, das - gerade die neuen Leute - aber auch viele alte - alle gefickt sind von Google und Alexa. Die haben alle irgendwie ein neues Gen: „Selber denken - warum noch mal?!
Alles, was sich nicht beim einmaligen, spontanen Hindenken und geistigen drüber hinweg schrapen sofort einwandfrei entbietet, wird mit ??? zurück gebombt: „Annahme verweigert!"
Auch Witze werden heute nicht mehr verstanden, und wenn man selber Charme, Hintersinn und Mutterwitz besitzt, muss man erkennen, dass dies den meisten Leuten heutzutage, und insbesondere den jungen, in erschreckender Weise völlig abgeht. Witze oder Hintersinnigkeiten laufen komplett ins Leere oder werden sogar als Angriffe erlebt. Jugendliche verstehen heute keine verbalen Abwege, Wortwitze oder Doppelsinnigkeiten mehr, denn das würde ja auch bedeuten, dass sie das Gesagte decodieren müssten - etwas sie, warum auch immer, jedoch heute nicht mehr können. Einen Witz zu verstehen heißt: frei zu sein im Kopf, Platz zu haben einen Gedanken sich bewegen zu lassen, zu sehen, wie der zur Tür raus will, es nicht schafft, und dann voll auf den Rücken fällt: Ha, ha, ha! Das verstehen die modernen Menschen nicht mehr, denn dann müssten sie ja selber denken. Das habe ich auch daran erkannt, dass Echo zum Beispiel als Witz des Tages immer wieder „Klein Fritzchen-Witze erzählt. Die gehören in eine Altersklasse, da waren die Siebziger-Kinder fünf bis zehn – und ehrlicherweise waren die schon damals nicht besonders komisch, sondern eher platt. Genausowenig komisch wie die Pest der Häschenwitze: Kommt ein Häschen zum Schlachter: „Hattu kalte Platte?
„Ja, klar „Muttu Mütze anziehen!
Nicht witzig. Darüber lacht man heute wieder, weil es zu mehr anscheinend nicht mehr reicht ...
Es ist nicht nur eine andere Art zu kommunizieren, es ist eine völlig andere Art leben zu müssen. Und ich sage „zu müssen", weil niemand, der aktiv an der Gesellschaft teilnehmen will, sich diesem Fortschritt entziehen kann. Er muss die neuen Medien nutzen, und er wird in ihren unguten Sog hineingezogen werden, egal wie ehrgeizig, altmodisch und funktional er selber auch noch kommunizieren mag!
Damals haben wir uns einfach gegenseitig angerufen, uns hoffentlich dann auch irgendwann erreicht, haben sorgsam alles vereinbart, sind zusammen die möglichen störenden Eventualitäten durchgegangen, und dann war das fest ausgemacht. Wir haben uns an einem bestimmten Ort, zu einer bestimmten Zeit verabredet, und da war Pünktlichkeit dann nicht nur ein Muss, sondern als Bestandteil unser aller Erziehung somit jedem auch ein wichtiges persönliches Anliegen. Ein gelungenes Treffen war immer mit einer gewissen Überwindung, Anstrengung, und auch manchmal tatsächlich etwas Glück verbunden. Trotzdem haben 95% aller Verabredungen damals auf Anhieb geklappt! Wir hatten noch Respekt vor Lebenszeit, Zusagen und Zuverlässigkeit. Das ist heute hingegen vollkommen verschwunden! In aller Regel erhalten Wartende zwei Minuten nach dem Treffen die Nachricht: „Verspäte mich um fünf Minuten!" Und nach wieder fünf Minuten, poppt schon die nächste Verspätungs- Meldung auf ... Weil, wenn man schon zu spät kommt, ist es auch schon völlig egal, wie lange – soweit der gültige Duktus heute. Warum soll man sich auch bitte bemühen den Bus zu kriegen, wenn man sich mit einer einzigen Whatsapp die ganzen lästigen Anstrengungen auch ersparen kann …?! Und es klappt, denn alle spielen mit!
Unterwegs überhaupt erreichbar zu sein oder mal telefonieren zu können, war damals ein Luxus, den man sich nur in, hoffentlich nicht demolierten, hoffentlich gehenden, hoffentlich nicht nur mit Karte funktionierenden, hoffentlich nicht besetzten, stinkenden Telefonzellen gönnen konnte, in denen sich, innerhalb von nur drei Minuten, komplett die Scheiben beschlugen. Darum stand wahrscheinlich auch draußen in einer Sprechblase dran: „Fasse Dich kurz!" Ging ja auch gar nicht anders … Und wenn man dann die zuhause sorgsam auf den Zettel gekrickelte Nummer nicht wiederfinden oder korrekt lesen konnte, war man in aller Regel völlig verloren. Denn irgendein liebender Mitbürger hatte die entsprechende Seite sicherlich schon für sich selber aus dem Telefonbuch herausgerissen – falls das keimige Ding nicht sowieso schon abgebrannt, ersäuft oder anderweitig völlig zerstört worden war …
Der Eintritt der neuen Kommunikation in unser aller Leben hat die gesamte Art wie wir kommunizieren verändert, indem seine Benutzer die Regeln kurzerhand auf das gesamte Leben ausgedehnt haben. Die Sprache ist schon heute, nur zwanzig Jahre nach dem Beginn der virtuellen Realität, völlig verflacht und verarmt. Einige Menschen kommunizieren schon digital nur noch mit Emoticons, und machen damit dann im echten Leben gleich mal weiter, indem sie eine Äußerung mit „grins" kommentieren. Sie haben uns also ein Emoticon spendiert … wie süß.
Und der Tod der Kommunikation, ist meiner Meinung nach auch die herrschende Schnelligkeit. Man muss dazu allerdings konstatieren: „Erleichtertes Antworten erschwert das Antworten! Und zwar, weil wir wegen der trügerischen Geschwindigkeit entweder zu kurz, zu schnell oder gar nicht mehr antworten! Diese Bedienungsfehler machen nicht nur die Geschwindigkeitsvorteile hinfällig, sondern stören oder zerstören sogar die Kommunikation teilweise auch ganz. Die mögliche Geschwindigkeit lässt uns viel unbedachter antworten, als noch bis vor einiger Zeit. Außerdem stehen wir alle unter dem namenlosen Echtzeit-Druck, insbesondere, wenn unser „online
-Status ständig sichtbar ist. Wieso liest der das jetzt nicht?! Wieso sagt der dazu jetzt nichts?! Wir können uns das in Messenger-Zeiten heute nicht mehr erlauben eine Nachricht noch nicht gelesen oder gar nicht erst gekriegt zu haben!
Ich denke, darüber besteht für niemanden mehr ein Zweifel: Wir leben heute in einer völlig anderen Welt, als noch vor 20 Jahren! Der moderne Mensch hat sich rückhaltlos dem Internet anheim gegeben, und sich ihm bereits völlig versklavt, doch er begreift oder beherrscht diese neue Welt überhaupt nicht! Und so, wie er es heute benutzt, funktioniert es nicht,