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Ein Leben ohne Emotionen?: Der neue Sonnenwinkel 85 – Familienroman
Ein Leben ohne Emotionen?: Der neue Sonnenwinkel 85 – Familienroman
Ein Leben ohne Emotionen?: Der neue Sonnenwinkel 85 – Familienroman
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Ein Leben ohne Emotionen?: Der neue Sonnenwinkel 85 – Familienroman

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Im Sonnenwinkel ist eine Familienroman-Serie. Schauplätze sind der am Sternsee gelegene Sonnenwinkel und die Felsenburg, eine beachtliche Ruine von geschichtlicher Bedeutung.
Mit Michaela Dornberg übernimmt eine sehr erfolgreiche Serienautorin, die Fortsetzung der beliebten Familienserie "Im Sonnenwinkel". Michaela Dornberg ist mit ganzem Herzen in die bezaubernde Welt des Sonnenwinkels eingedrungen. Sie kennt den idyllischen Flecken Erlenried und die sympathische Familie Auerbach mit dem Nesthäkchen Bambi.

Roberta sah den Polizisten, die Taschenlampe, und da durchzuckte sie ein Gedanke, der kein guter war. Besonders nicht, wenn man sich nachts mutterseelenallein auf einem verlassenen Parkplatz befand, mit einem Polizisten wohlgemerkt. Roberta war nicht ängstlich, und selbst, wenn sie es wäre, wusste sie, dass man Angst niemals zeigen durfte. Angst war etwas, was viele Verbrecher beflügelte, ihnen ein Gefühl von Dominanz gab, weil sie meist selbst ein sehr gestörtes Selbstwertgefühl hatten. Moment mal! Wieso Verbrecher? Es war ein Polizist, der sich an ihrem Auto zu schaffen gemacht hatte. Das konnte sie allenfalls ungewöhnlich finden um diese Zeit, oder? Alle Müdigkeit war verflogen, Roberta ging einen Schritt näher an den Polizisten heran und erkundigte sich mit scharfer Stimme: »Was haben Sie an meinem Auto zu suchen?« Er leuchtete sie weiter an, das war unangenehm, Roberta trat einen Schritt beiseite. Er sagte: »Verkehrskontrolle.« Es war eine mehr als merkwürdige Situation, doch Roberta konnte nicht anders, sie musste lachen. Und irgendwie befreite es sie auch. »Hören Sie doch mit diesem Unsinn auf, Sie wollten mein Auto knacken, und ich bin dummerweise dazu gekommen.« Er war verblüfft, dann bemerkte er: »Polizeibeamte knacken keine Autos, die sorgen für Recht und Ordnung.« Das bestätigte Roberta. »Polizeibeamte ja, aber Sie sind kein Polizist.« »Bin ich«, beharrte er. Roberta nickte, doch das konnte er leider nicht sehen, weil er zum Glück den Strahl seiner Taschenlampe nicht wieder auf sie richten konnte, denn sie war einen weiteren Schritt beiseite getreten.
LanguageDeutsch
PublisherKelter Media
Release dateSep 15, 2020
ISBN9783740971441
Ein Leben ohne Emotionen?: Der neue Sonnenwinkel 85 – Familienroman

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    Ein Leben ohne Emotionen? - Michaela Dornberg

    Der neue Sonnenwinkel

    – 85 –

    Ein Leben ohne Emotionen?

    Es wird dir nicht gelingen!

    Michaela Dornberg

    Roberta sah den Polizisten, die Taschenlampe, und da durchzuckte sie ein Gedanke, der kein guter war. Besonders nicht, wenn man sich nachts mutterseelenallein auf einem verlassenen Parkplatz befand, mit einem Polizisten wohlgemerkt.

    Roberta war nicht ängstlich, und selbst, wenn sie es wäre, wusste sie, dass man Angst niemals zeigen durfte. Angst war etwas, was viele Verbrecher beflügelte, ihnen ein Gefühl von Dominanz gab, weil sie meist selbst ein sehr gestörtes Selbstwertgefühl hatten.

    Moment mal!

    Wieso Verbrecher?

    Es war ein Polizist, der sich an ihrem Auto zu schaffen gemacht hatte. Das konnte sie allenfalls ungewöhnlich finden um diese Zeit, oder?

    Alle Müdigkeit war verflogen, Roberta ging einen Schritt näher an den Polizisten heran und erkundigte sich mit scharfer Stimme: »Was haben Sie an meinem Auto zu suchen?«

    Er leuchtete sie weiter an, das war unangenehm, Roberta trat einen Schritt beiseite. Er sagte: »Verkehrskontrolle.«

    Es war eine mehr als merkwürdige Situation, doch Roberta konnte nicht anders, sie musste lachen. Und irgendwie befreite es sie auch.

    »Hören Sie doch mit diesem Unsinn auf, Sie wollten mein Auto knacken, und ich bin dummerweise dazu gekommen.«

    Er war verblüfft, dann bemerkte er: »Polizeibeamte knacken keine Autos, die sorgen für Recht und Ordnung.«

    Das bestätigte Roberta.

    »Polizeibeamte ja, aber Sie sind kein Polizist.«

    »Bin ich«, beharrte er.

    Roberta nickte, doch das konnte er leider nicht sehen, weil er zum Glück den Strahl seiner Taschenlampe nicht wieder auf sie richten konnte, denn sie war einen weiteren Schritt beiseite getreten.

    »Klar«, sagte Roberta, »wenn Sie Polizist sind, dann bin ich Angelina Jolie.« Zum Glück war ihr der Name rechtzeitig eingefallen. In der Welt der Stars und Sternchen kannte sie sich eigentlich nicht aus, auch wenn sie mal mit einem Filmemacher aus Hollywood liiert gewesen war. Doch das war gefühlte Ewigkeiten her und schon fast vergessen. Nein, Nicki hatte in epischer Breite die ganze Scheidungsschlacht von eben dieser Dame und Brad Pitt vor ihr ausgebreitet. Sie konnte sich jetzt aber auch keine Gedanken darüber machen. Sie befand sich in einer prekären Situation.

    Der Mann ließ die Taschenlampe sinken, Roberta atmete erleichtert auf.

    »Wie kommen Sie denn da drauf?«, erkundigte er sich, seine Stimme hatte an Selbstsicherheit verloren.

    Roberta gewann, wenigstens vorübergehend, Oberwasser.

    »An der Art, wie Sie die Taschenlampe gehalten haben, Sie haben sie hoch gehalten und vorne angefasst. Und das tut kein Polizist, der hält die Taschenlampe vor seinen Körper. Wenn Sie so eine Nummer abziehen wollen, müssen Sie sich gründlicher und besser vorbereiten. Ich rate Ihnen allerdings, es ganz zu lassen. Durch solche Typen wie Sie wird ein Berufsstand in Misskredit gezogen, weil nicht jeder Betroffene eine Anzeige macht, wenn ein Polizist in eine Straftat involviert ist. Man behält im Hinterkopf, dass die Polizei nicht immer Freund und Helfer ist, es bleibt ein schales Gefühl, und es wird über die Polizei nicht gut geredet. Also, lassen Sie es, verdienen Sie das Geld auf ehrliche Weise. Wir leben glücklicherweise in einem Land, in dem niemand gezwungen ist, auf Raubzug zu gehen.«

    Er war offensichtlich von ihren Worten zunächst einmal beeindruckt gewesen, überzeugt hatte sie ihn dennoch nicht, denn er machte ein paar Schritte auf Roberta zu. Sie bekam ein mulmiges Gefühl. Sie verschärfte den Tonfall ihrer Stimme: »Verschwinden Sie augenblicklich. Wenn ich auf den Knopf des Alarmgerätes drücke, das ich in meiner Tasche habe, wird es binnen kürzester Zeit hier von Sicherheitsbeamten wimmeln. Ich bin Ärztin, und …«

    Das war sie tatsächlich, doch sie war sich sicher, dass er davon keineswegs irritiert war, sondern dass das Wort Sicherheitsbeamte alle Alarmglocken bei ihm hatte angehen lassen. Er gab ihr einen Schubs, sodass sie Mühe hatte, sich auf den Beinen zu halten. Er murmelte etwas Unflätiges, dann verschluckte ihn die Dunkelheit der Nacht.

    Roberta befand sich allein auf dem nächtlichen Parkplatz, und sie musste erst einmal einen Augenblick innehalten, ehe sie mit zitternden Knien in ihr Auto einstieg.

    Das, was gerade geschehen war, war die Krönung eines arbeitsreichen Tages gewesen. Doch so etwas als Abschluss wünschte sich niemand. Eigentlich hätte sie jetzt stolz auf sich sein können. Immerhin war es ihr gelungen, einen Autodieb in die Flucht zu treiben. Dazu war sie jedoch viel zu müde, und sie klopfte sich auch nicht auf die Schulter, weil ihr das mit der Taschenlampe in den Sinn gekommen war. So verhielt es sich wirklich. Von selbst wäre sie niemals darauf gekommen, doch ihre Freundin Nicki hatte sie während eines Krimis irgendwann einmal darauf aufmerksam gemacht. Und tatsächlich hatten in den gut recherchierten Kriminalfilmen die Schauspieler es so gehandhabt. Doch weil sie es als Zufall abgetan hatte, hatte Nicki sich Unterlagen von der richtigen Polizei besorgt, und da war es tatsächlich so beschrieben worden, Polizisten hielten die Taschenlampe also vor den Körper. Sie würde es Nicki erzählen, und die würde sich freuen. Roberta war allerdings schon ein wenig verwundert, was man nicht alles in seinem Gehirn speicherte und es aus dem Verborgenen hervorholen konnte, wenn plötzlich die Notwendigkeit dazu bestand.

    Sie wartete noch einen Augenblick, dann fuhr sie los. Eigentlich konnte sie stolz auf sich sein. Heute war, abgesehen einmal von dem Zwischenfall eben, ein absolut erfolgreicher Tag gewesen. Britt Huber machte unter ärztlicher Aufsicht einen Alkoholentzug, und sie hatte vorhin unter Beweis stellen können, dass sie nichts verlernt hatte. Die von ihr in die Klinik eingewiesene Patientin, die sie glücklicherweise begleitet hatte, musste dringend notoperiert werden. Man konnte nicht auf das Eintreffen eines zweiten Arztes warten, und so hatte Roberta dem Chirurgen assistiert. Sie hatte es gut und richtig gemacht, und nach erfolgreichem Eingriff hatte der Chefarzt sie sogar gefragt, ob sie nicht in dem Krankenhaus anfangen wolle. Ein schönes Kompliment, aber das war etwas, was niemals für Roberta infrage käme. Sie liebte ihre Praxis im Sonnenwinkel über alles, die ihr auch alle Freiheiten ließ, so zu handeln, wie sie es für richtig hielt. Und für sie bedeutete das, ganz nahe bei ihren Patientinnen und Patienten zu sein. Das machte sie nicht reich, dadurch hatte sie nicht viel Freizeit, aber darauf zielte sie auch gar nicht ab. Um ein Vermögen anzuhäufen, deswegen war sie nicht Ärztin geworden und auch nicht, um die Menschen, die zu ihr kamen, ohne innere Anteilnahme, wie auf einem Fließband abzuarbeiten. Roberta nahm sich stattdessen Zeit, sie nahm sich die Zeit, die es brauchte, um die Patientinnen oder Patienten zu beruhigen und die ihr das Gefühl gab, alles getan zu haben, was notwendig war. Sie liebte ihren Beruf wirklich über alles, und sie hatte niemals etwas anderes werden wollen. Roberta hatte keine Ahnung, wie viele Menschen das von sich behaupten konnten. Sie konnte es, sie lebte ihren Traum mit ganzer Seele.

    Sie fuhr endlich los, langsamer als gewohnt, denn ein wenig lag ihr das gerade Erlebte schon in den Knochen. Es hätte auch ganz anders kommen, hätte gefährlich werden können. Auf was für Ideen manche Leute kamen. Ihr war nichts passiert, aber natürlich würde sie den Vorfall der Polizei melden. Auch wenn man selbst Glück gehabt hatte, kam es darauf an, andere Menschen zu schützen. Verbrechen lohnte sich nicht, und den Verbrechern musste unbedingt das Handwerk gelegt werden.

    Roberta hatte die Straße von Hohenborn in den Sonnenwinkel für sich allein. Es hatte sich nichts geändert. Offensichtlich blieben auch die Bewohner des Neubaugebietes abends lieber allein zu Hause, statt sich irgendwo zu vergnügen. Nun ja, mit dem Vergnügen hielt es sich auch in Hohenborn normalerweise in Grenzen, wenn nicht gerade jemand ein Gastspiel gab. Das waren dann hochkarätige Veranstaltungen, zumindest erzählte man sich das. Mitreden konnte Roberta da nicht, sie konnte an den Fingern ihrer Hand abzählen, wann sie mal etwas unternommen hatte.

    Sie hatte den Sonnenwinkel erreicht, parkte ihren Wagen vor dem Doktorhaus. Und es würde sich wohl niemals etwas ändern, ihr Herz wurde weit, ein warmes Glücksgefühl durchströmte sie. Ihre Praxis, ihr Haus, ihr Leben … Sie stieg aus, jetzt verspürte sie die Müdigkeit deutlich, dennoch wusste sie, dass sie nicht gleich einschlafen würde. Sie hätte Lust auf ein Glas Rotwein gehabt, doch um diese Zeit war das keine gute Idee, mit einem leckeren Kräutertee konnte man auch herunterkommen. Den würde sie sich kochen.

    Das Haus lag im Dunkel, aus dem Grau des Himmels zeigte sich ein zunehmender Mond, der sein kaltes, fahles Licht zur Erde schickte. Vorsichtig lugten ein paar Sterne hervor, ehe sie von den dunklen Wolken verschluckt wurden, ebenso wie der Mond.

    Einen Stern besaß sie wirklich, einen, der ihren Namen trug, den von Lars. Und auch wenn es im Leben nicht hatte sein sollen, auf diesem Stern waren sie für immer vereint, für alle Ewigkeit. Normalerweise fing Roberta spätestens bei diesem Gedanken an zu weinen. Sie tat es heute nicht. Dieser realistische Traum, der sich wie wirklich angefühlt hatte, saß ihr noch immer in den Knochen. So etwas wollte sie nicht mehr erleben, auch wenn es unglaublich schön gewesen war, Lars zu sehen, in seinen Armen zu liegen, seine Küsse zu spüren, seine unglaublich zärtlichen Worte zu hören. Der Preis, den sie danach gezahlt hatte, war einfach zu hoch gewesen. Sie war zutiefst erschüttert gewesen, und ihre Welt war in sich zu­sammengestürzt.

    Lars, die Liebe ihres Lebens, würde immer den wichtigsten Platz in ihrem Herzen behalten. Mittlerweile wusste sie allerdings, dass sie auch einen Platz freihalten musste für etwas Neues, was für sie noch kommen konnte. Das musste sie geschehen lassen. Wenn man nicht offen war, geschah auch nichts. Sie war durch viele dunkle Tunnel der Trauer gegangen. Doch wie lang ein Tunnel auch war, er führte immer irgendwann ins Licht zurück. Das sagte Roberta sich immer wieder, und es half ihr auch. Was sie getan hatte, war nicht normal gewesen und widersprach allem, was sie ihren Patientinnen und Patienten sagte, wenn die in ihren Grundfesten erschüttert worden waren.

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