Die einsame Schlossherrin: Fürstenkrone Classic 43 – Adelsroman
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In der völlig neuen Romanreihe "Fürstenkrone" kommt wirklich jeder auf seine Kosten, sowohl die Leserin der Adelsgeschichten als auch jene, die eigentlich die herzerwärmenden Mami-Storys bevorzugt.
Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit.
Leer ist das Schloß, gespenstisch leer, dachte Ilke, während sie die steinernen Stufen ins Kellergewölbe hinabstieg. Sie hielt einen fünfarmigen Kerzenleuchter in der Hand, und die Flammen warfen ihr Schattenbild bizarr an die Wand. Dieser Schatten war der einzige Gefährte der jungen Schloßherrin. Von fern hörte sie das Rauschen des Windes in den alten Park- und Waldbäumen – das einzige Geräusch ringsum. Ilke von Süderhoff war allein, wie so oft, und manchmal hatte sie das Gefühl, als bestehe ihre Ehe nur noch auf dem Papier. Georg ging seine eigenen Wege. Heute war er ausgeritten, ohne ihr zu sagen, wohin. Aus Verzweiflung hatte Ilke beschlossen, allein ein Glas Wein zu trinken, oder auch zwei, es sich behaglich zu machen – trotz allem. Sie erreichte den Weinkeller. Ihr Gesicht schimmerte im Kerzenlicht weich und gelöst. Während Ilke gedankenversunken an den Regalen entlangging, in denen unzählige Flaschen lagerten, bemerkte sie plötzlich, daß die Kerzenflammen aus unerklärlichem Grund heftig flackerten. Zugluft? Woher kam sie? Die Kellerfenster waren verschlossen. Jetzt brannten die Lichter wieder völlig ruhig. Ilke ging ein paar Schritte zurück – da! Die Flammen wurden zur Seite gebogen und erloschen fast, als die Schloßherrin sie näher ans Regal hielt. Jetzt spürte sie die Zugluft sogar schon auf den Wangen. Hatten die meterdicken Mauern einen Spalt? Das Schloß, obwohl über vierhundert Jahre alt, zeigte noch keine Spuren von Verfall, wirkte wuchtig und uneinnehmbar wie am ersten Tag.
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Die einsame Schlossherrin - Gisela Heimburg
Fürstenkrone Classic
– 43 –
Die einsame Schlossherrin
Als llke ein aufregendes Geheimnis entdeckte
Gisela Heimburg
Leer ist das Schloß, gespenstisch leer, dachte Ilke, während sie die steinernen Stufen ins Kellergewölbe hinabstieg. Sie hielt einen fünfarmigen Kerzenleuchter in der Hand, und die Flammen warfen ihr Schattenbild bizarr an die Wand. Dieser Schatten war der einzige Gefährte der jungen Schloßherrin.
Von fern hörte sie das Rauschen des Windes in den alten Park- und Waldbäumen – das einzige Geräusch ringsum.
Ilke von Süderhoff war allein, wie so oft, und manchmal hatte sie das Gefühl, als bestehe ihre Ehe nur noch auf dem Papier. Georg ging seine eigenen Wege. Heute war er ausgeritten, ohne ihr zu sagen, wohin.
Aus Verzweiflung hatte Ilke beschlossen, allein ein Glas Wein zu trinken, oder auch zwei, es sich behaglich zu machen – trotz allem.
Sie erreichte den Weinkeller. Ihr Gesicht schimmerte im Kerzenlicht weich und gelöst.
Während Ilke gedankenversunken an den Regalen entlangging, in denen unzählige Flaschen lagerten, bemerkte sie plötzlich, daß die Kerzenflammen aus unerklärlichem Grund heftig flackerten. Zugluft? Woher kam sie? Die Kellerfenster waren verschlossen.
Jetzt brannten die Lichter wieder völlig ruhig.
Ilke ging ein paar Schritte zurück – da! Die Flammen wurden zur Seite gebogen und erloschen fast, als die Schloßherrin sie näher ans Regal hielt.
Jetzt spürte sie die Zugluft sogar schon auf den Wangen. Hatten die meterdicken Mauern einen Spalt? Das Schloß, obwohl über vierhundert Jahre alt, zeigte noch keine Spuren von Verfall, wirkte wuchtig und uneinnehmbar wie am ersten Tag.
Besorgt tastete Ilke hinter das Regal, das wohl auch schon so alt wie das Schloß sein mochte. Das Holz machte einen eisenharten Eindruck.
Ihre Finger fuhren an einem der senkrechten Balken entlang und stießen gegen etwas Metallisches. Im gleichen Moment bemerkte die Schloßherrin, daß sich ein etwa meterbreiter Teil der Regalwand verschob. Sie stieß unwillkürlich dagegen.
Knarrend und ächzend öffnete sich die Holzkonstruktion, und eine schmale schwarze Öffnung kam zum Vorschein.
Ein Geheimgang!
Ilkes Herz begann aufgeregt zu flattern.
Sie umspannte den Leuchter fester und trat dicht an die Öffnung. Kühle Luft wehte ihr entgegen. Im flackernden Kerzenschein sah die junge Schloßherrin, daß eine schmale, sehr steile Treppe nach unten führte.
Aufgeregt, von einer kaum bezähmbaren Neugier geplagt, stieg Ilke die ersten Stufen hinab. Ein halb unheimliches, halb erregend gruseliges Gefühl überlief sie.
Da hörte sie hinter sich Knirschen und Knarren. Erschrocken blickte sie über die Schulter und sah, daß das Regal langsam zuschwang.
Eine Sekunde lang stand Ilke wie erstarrt. Dann drehte sie sich um und hetzte die Stufen wieder hinauf.
Zu spät! Die Geheimtür fiel mit einem Klacken zu.
Nervös tastete die Schloßherrin nach einer Innenklinke. Nichts! Sie leuchtete die Tür ab, sah aber nur festgefügte Holzbohlen, keinen Schlüssel, keinen Riegel, keinen Drücker.
Verzweifelt stemmte sie sich gegen das harte Holz, das nicht einen Millimeter nachgab. Ilke schrie auf. Ihre rechte Faust trommelte an die Tür, während sich die linke um den Leuchter krampfte.
All ihre Bemühungen waren vergeblich. Sie schrie laut um Hilfe, doch unvermittelt verstummte sie. Es war sinnlos. Die Aufwartefrau kam nur am Vormittag, ihre Haushälterin war verreist. Und Georg? Er war sicher noch nicht zurück, und wer weiß, wann er kommen würde!
Ilke fuhr heftig zusammen, als ein neuer Gedanke in ihr aufflammte. Ein panischer Gedanke! Würde man oben im Schloß ihre Schreie überhaupt hören? Diese dicken Mauern! Erstickten sie nicht jeden noch so gellenden Hilferuf?
Ilke spürte, wie es ihr eiskalt über den Rücken lief.
Sie trug ein Hauskleid aus sonnengelbem Samt mit großzügigem Dekolleté. Ein Kleid, um gemütlich am Kamin zu sitzen und ein Glas Wein zu genießen. Hier unten aber herrschte, obwohl im Park schon die Bäume blühten, eisige Kälte.
Fröstelnd zog Ilke das Kleid enger zusammen. Mit schreckgeweiteten Augen blickte sie in die Tiefe. Die Stufen verloren sich in der Finsternis.
Langsam setzte sich die Schloßherrin in Bewegung. Stufe für Stufe stieg sie abwärts, den Leuchter hoch erhoben.
Wohin mochte dieser Gang führen? Ins Freie? Ilke klammerte sich an diese Hoffnung. Sie ahnte nicht, daß sie einem Geheimnis auf der Spur war – einem seltsamen Geheimnis.
*
Georg von Süderhoff, Ilkes Ehemann, ritt mit hängenden Zügeln den Weg entlang, der sich unterhalb des Schlosses durch die weiten Wälder schlängelte.
Es war eine herrliche laue Mainacht. Die Sterne glänzten wie Diamanten, der Mond strahlte silberhell. Doch der Mann hatte keinen Blick für die erhabene Schönheit der Natur.
Plötzlich entdeckte er zu seiner Linken einen Schein. Er zog die Zügel straff und spähte in die Dunkelheit.
Zwischen den schwarzen Stämmen zuckte es rot.
Feuer!
Ein Waldbrand?
Georg von Süderhoff gab seinem Reittier die Sporen und sprengte quer durch den Wald auf das Feuer zu. Ein heftiger Schreck durchfuhr ihn, als er feststellte, daß tatsächlich das Unterholz brannte. Im Schein der Flammen sah er eine dunkle Gestalt, die mit einem großen Tannenast auf das Feuer einschlug, um es zu ersticken.
Eine Frau – eine schwarzgekleidete Frau!
Schwarz war auch ihr langes, offen auf die Schultern hängendes Haar, das ihr Gesicht wie ein Schleier verbarg.
Georg sprang aus dem Sattel und schlang die Zügel um einen in gebührender Entfernung vom Brandherd stehenden Baum. Dann brach er einen tief herabhängenden Ast ab und jagte auf das Feuer zu.
Die Frau blickte kurz auf. Sie mochte Mitte oder Ende der Zwanzig sein. Sie hatte ein interessantes, ein apartes Gesicht. Der Blick ihrer dunklen Augen traf den Mann wie ein Dolchstoß.
Ohne ein Wort zu sagen, begann er ebenfalls, mit großer Verbissenheit auf die Flammen einzudreschen. Eine Feuerzunge nach der anderen erlosch.
Den Zweig noch immer wild schwingend, näherte sich Georg allmählich der jungen Frau. Bald kämpften sie Seite an Seite gegen den wütenden Brand.
Die ausstrahlende Hitze trieb dem Mann den Schweiß aus allen Poren. Er warf der Frau einen Seitenblick zu.
Ihr Gesicht glänzte im roten Widerschein der Flammen.
»Wir schaffen es!« keuchte er. »Nur nicht nachlassen!«
»Ein Glück, daß Sie gekommen sind!« stieß sie hervor und schwang ihre Feuerpatsche noch schneller, noch wilder.
Und sie gewannen den Kampf gegen die gierigen, züngelnden Flammen. Schließlich stoben nur noch Funken, und verkohlte Holzreste rauchten.
»So, wir können wohl erst einmal verschnaufen«, meinte Georg aufatmend.
Die Unbekannte schlug lässig auf die letzten zuckenden Feuerspitzen, dann ließ sie den angesengten Ast fallen.
Langsam wandte sie sich dem Mann zu, mit den Bewegungen einer trägen Katze.
Georg registrierte, daß sie einen schwarzen Rollkragenpullover, eng anliegende Hosen und Lackstiefel trug.
Sie hob die Arme, legte sie mit einer geschmeidigen Bewegung um den Nacken des Mannes und küßte ihn. Küßte ihn mit so verzehrender Leidenschaft und Süße, daß Georg augenblicklich alle Anstrengungen und seine Erschöpfung vergaß. Sein Herz erzitterte, und sein Puls flog fiebrig.
Doch als er die Arme um den Rücken der Unbekannten legen wollte, wich sie zurück.
»Danke«, sagte sie mit dunkler Stimme. »Wenn Sie nicht gekommen wären, ich allein hätte es nie und nimmer geschafft.«
Georg räusperte sich verwirrt. »Wie konnte es denn passieren?«
»Ich hatte ein Lagerfeuer angezündet und bin dann in die Jagdhütte gegangen.« Sie deutete über die Lichtung. Georg erkannte die Umrisse eines kleinen Hauses, über dem sich Tannenwipfel bizarr gegen den mondhellen Himmel abzeichneten.
»Kommen Sie«, lockte die Frau. »Dort ist ein Bach, an dem wir uns waschen können.«
Sie faßte nach seiner Hand und zog ihn über die vom Mondschein gespenstisch erleuchtete Lichtung. Der Druck ihrer Finger wirkte prickelnd und erregend. Georg fühlte sich benommen.
Er hörte das Murmeln eines Baches und erblickte den schmalen Lauf, der über Felsgestein sprudelte. Die Schaumkronen zersplitterten wie pures Silber.
Die Unbekannte beugte sich nieder, schöpfte Wasser mit den hohlen Händen und wusch ihr Gesicht. Georg ging neben ihr in die Knie und tat das gleiche. Das eisige Wasser kühlte angenehm seine brennende Haut.
Die Frau richtete sich wieder auf und fuhr mit allen zehn Fingern ordnend durch ihre Haarmähne, strich sie zurück und schüttelte den Kopf wie ein wildes Pferd. Sie hatte ihr Gesicht dem Mond zugewandt und wirkte in dieser bleichen Beleuchtung noch hexenhafter als vor dem Feuer.
Sie lächelte undurchsichtig. »Wie darf ich mich bei meinem Retter bedanken?«
»Nun, Sie haben es ja schon getan«, erwiderte Georg mit trockenem Mund.
»Der eine Kuß? Sind Sie immer so bescheiden? Kommen Sie in meine Hütte.«
Wieder ergriff sie seine Hand und zog ihn die wenigen Schritte zu dem Holzhäuschen, dessen Fenster anheimelnd schimmerten.
Als sie eintraten, erblickte Georg einen sehr behaglich eingerichteten Raum. Kostbare kleine Wandteppiche hingen an den rohen Holzwänden. Auf dem Tisch brannte eine Petroleumlampe.
»Auf die Errungenschaften