Immer Ärger mit Jacky: Kinderärztin Dr. Martens 80 – Arztroman
By Britta Frey
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Kinderärztin Dr. Martens ist eine weibliche Identifikationsfigur von Format. Sie ist ein einzigartiger, ein unbestechlicher Charakter – und sie verfügt über einen extrem liebenswerten Charme. Alle Leserinnen von Arztromanen und Familienromanen sind begeistert!
»Was meinst du, Hanna«, fragte Bea Martens ihre Tochter mit ungewohnt verunsicherter Miene. »Soll ich nun zum Standesamt das Schwarze anziehen oder besser nicht? Wirkt es nicht zu pompös?« Innerlich lachte die zierliche blonde Kinderärztin, äußerlich bemühte sie sich jedoch um eine ernsthafte und äußerst interessierte Miene. Ein wahres Meisterstück an Verstellungskunst lieferte die Frau Doktor mit der jugendlichen Ausstrahlung da ab, obwohl die allgemein beliebte Disziplin Tarnung und Täuschung ja ansonsten nicht in ihre Trickkiste gehörte. Doch der Mama zuliebe gab sie sich einen Ruck, die tüchtige Hanna Martens, Klinikchefin und Kinderärztin, und tat so, als sei sie brennend an der Lösung des Garderobenproblems interessiert. »Mutti«, meinte sie und deutete auf das kleine Schwarzseidene, das auf einem der beiden Sessel der Sitzgruppe lag, »zieh das an. Darin fühlst du dich wohl, und es steht dir super.« »Super.« Die ältere Dame mit den grausilbermelierten dunklen Haaren lachte. »Du gewöhnst dir allmählich die Ausdrucksweise deiner Schützlinge an, Hannachen. Hört sich aber flott an.« »Freut mich, Mutti. Mir sind diese Erwachsenen nämlich ein Graus, die mittels der fetzigen Sprüche der Jugend ihr modisches Image aufpolieren oder sich gar bei den Jugendlichen sprachlich anbiedern wollen. Die machen sich doch nur lächerlich.« »Sehr richtig.« Die ältere Dame war nicht ganz bei der Sache, das war an der Art ersichtlich, wie sie die Nase krauste. Hanna kannte ihre Mutter, die seit geraumer Zeit bei ihr wohnte, natürlich bestens.
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Kinderärztin Dr. Martens
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Book preview
Immer Ärger mit Jacky - Britta Frey
Kinderärztin Dr. Martens
– 80 –
Immer Ärger mit Jacky
Sie mischt die Kinderklinik auf
Britta Frey
»Was meinst du, Hanna«, fragte Bea Martens ihre Tochter mit ungewohnt verunsicherter Miene. »Soll ich nun zum Standesamt das Schwarze anziehen oder besser nicht? Wirkt es nicht zu pompös?«
Innerlich lachte die zierliche blonde Kinderärztin, äußerlich bemühte sie sich jedoch um eine ernsthafte und äußerst interessierte Miene.
Ein wahres Meisterstück an Verstellungskunst lieferte die Frau Doktor mit der jugendlichen Ausstrahlung da ab, obwohl die allgemein beliebte Disziplin Tarnung und Täuschung ja ansonsten nicht in ihre Trickkiste gehörte.
Doch der Mama zuliebe gab sie sich einen Ruck, die tüchtige Hanna Martens, Klinikchefin und Kinderärztin, und tat so, als sei sie brennend an der Lösung des Garderobenproblems interessiert.
»Mutti«, meinte sie und deutete auf das kleine Schwarzseidene, das auf einem der beiden Sessel der Sitzgruppe lag, »zieh das an. Darin fühlst du dich wohl, und es steht dir super.«
»Super.« Die ältere Dame mit den grausilbermelierten dunklen Haaren lachte. »Du gewöhnst dir allmählich die Ausdrucksweise deiner Schützlinge an, Hannachen. Hört sich aber flott an.«
»Freut mich, Mutti. Mir sind diese Erwachsenen nämlich ein Graus, die mittels der fetzigen Sprüche der Jugend ihr modisches Image aufpolieren oder sich gar bei den Jugendlichen sprachlich anbiedern wollen. Die machen sich doch nur lächerlich.«
»Sehr richtig.« Die ältere Dame war nicht ganz bei der Sache, das war an der Art ersichtlich, wie sie die Nase krauste.
Hanna kannte ihre Mutter, die seit geraumer Zeit bei ihr wohnte, natürlich bestens. Und da das herzliche Einvernehmen der beiden unter der räumlichen Nähe nicht gelitten, Hanna ihre Mutter nach wie vor herzlich lieb hatte, eher noch mehr als vorher, als man getrennt gewesen war und sich nur selten gesehen hatte, griff die junge Frau natürlich ein und erkundigte sich freundlich, ob es noch irgendwelche Unklarheiten gäbe.
»Eigentlich nicht«, meinte Bea Martens tapfer, um gleich darauf mit verschmitztem Lächeln fortzufahren: »Na, ich sag besser die Wahrheit. Dir kann man ja doch nichts vormachen, gelt?«
»Nein, eine Kinderärztin ist wohl mit allen Ticks vertraut.« Hanna stimmte in das herzliche Lachen ihrer Mutter ein. »Also? Wo drückt dich der Schuh, Mutter? Sag’s mir lieber jetzt, denn wenn wir erst einmal in München sind, mag’s dafür zu spät sein.«
Bea stärkte sich mit einem Schluck Tee, ehe sie der Tochter ihre heimlichen Befürchtungen anvertraute.
»Ich mache mir jetzt doch Vorwürfe, Kind. Wegen München. Vielleicht hätte ich nicht darauf bestehen sollen, daß ihr mitkommt. Gut, Marion ist mein Patenkind und hat uns alle zu ihrer Hochzeit eingeladen. Aber jetzt kommen mir doch Bedenken…«
»Ob Kay und ich dich auch nicht blamieren, Muttchen?«
Bea legte die Hand auf die der Tochter. »Das hätte auch dein Vater sagen können. Er hat sich immer über meine Sorgen in letzter Minute amüsiert. Ich war nämlich schon früher so, Hannachen. Erst freue ich mich wie verrückt über eine Einladung, aber dann, wenn alle Vorbereitungen getroffen sind und es losgehen kann, kommen mir Bedenken. Ich weiß auch nicht, warum das so ist.«
»Es wird bestimmt alles klappen und wunderschön werden, Mutti. Wir fahren schließlich zu einer Hochzeit, nicht zu einer Beerdigung.« Hanna warf einen Blick auf das angespannte Gesicht Beas. »Kann es sein, daß mein geschätzter hochgelehrter großer Bruder Kay dir unsere Reise madig gemacht hat?«
Bea Martens widersprach prompt: »Aber nein, Hannachen! Kay würde es niemals darauf anlegen, mir eine Freude zu verderben.«
»Bewußt natürlich nicht, aber unbewußt kann er dich ganz schön beeinflussen, Mutti, gib’s zu.«
»Kay ist grundsätzlich einverstanden mit der Münchenreise. Seinerseits hörte ich nicht den geringsten Einwand.«
»Aber er hat sicherlich erwähnt, wie schwer es ihm fällt, die Klinik für eine schlappe Woche allein zu lassen, nicht wahr?«
»Nun ja… Doch ist das nicht verständlich, Kind? Sieh mal, die Kinderklinik ist euer Werk, ihr habt einen tadellosen Ruf zu verlieren, falls irgend etwas passieren sollte, was Gott natürlich verhüten möge.«
»Was soll passieren, Mutti?« Hanna begann, den Teetisch abzuräumen. »Die Klinik ist bei Klaus Mettner in den allerbesten Händen. Er ist ein erstklassiger Neurologe und Kays bester Freund obendrein. Wir fahren ja nicht einfach weg und überlassen unsere Klinik irgendeinem dubiosen Zauberkünstler.«
Die ältere Dame lächelte, zaghaft, aber immerhin.
»Auf Klaus verlasse ich mich hundertprozentig. Und dem Rest unseres Teams vertraue ich sozusagen blind. Für jeden würde ich die Hand ins Feuer legen, Mutti. So, das wär’s zum Thema Klinik.«
Bea betrachtete nachdenklich das Schwarzseidene auf der Sessellehne. »Meinst du, ich bin mit meinem grauen Spitzenkleid für den Abend richtig angezogen, Hannachen?«
»Du wirst der bedauernswerten Brautmutter in deinem grauen Spitzenkleid das Wasser abgraben, Mutti«, meinte Hanna lachend.
»Ich will dazu meine Perlenkette tragen, du weißt schon, die mit der Jugendstilschließe. Das ist doch in Ordnung, oder? Ach, Kind, ich weiß auch nicht, warum ich so nervös bin. So kenne ich mich gar nicht.«
»Stimmt. Möchtest du, daß ich dir ein leichtes Beruhigungsmittel gebe?« Hanna betrachtete ihre Mutter mit Sorge.
»I wo, damit fange ich bestimmt nicht heute an!« Bea winkte ab und erhob sich vom Sofa, schüttelte gleich die Kissen auf. »Meine Aufregung wird sich von allein geben, wenn wir erst im Auto sitzen.« Sie richtete sich auf und betrachtete ihr Werk.
Jolande Rilla, die Haushälterin Hannas, betrat das Wohnzimmer und nahm sich gleich des Schwarzseidenen an.
»Was gibt’s, Füchsin?« fragte die Kinderärztin.
Frau Rilla, die wegen ihrer prachtvollen roten Haare Füchsin genannt wurde, deutete auf ihre Armbanduhr. »Ich will ja nicht drängeln«, meinte sie, »aber es wird höchste Zeit für die Damen.«
»Wir sind an sich hier fertig«, meinte Bea. »Ich habe nur eine letzte Tasse Tee vor der langen Fahrt getrunken. Tee entspannt so wunderbar.«
»Wem sagen Sie das, ich bin ja auch so ’ne Teetante.« Jolande half der älteren Dame in den leichten Sommermantel, das Schwarzseidene noch immer über dem Arm.
»Wo ist denn unser Gepäck?« Hanna sah sich in der kleinen Diele ihrer Wohnung um. »Ich weiß genau, daß die beiden Koffer hier unter der Garderobe standen. Wie merkwürdig.«
»Dein Bruder hat sich der Koffer angenommen und sie schon mal im Wagen verstaut. Er war in Sorge, daß ihr nicht rechtzeitig loskommt«, teilte die Füchsin ihr augenzwinkernd mit.
Sie überreichte Hanna, mit der sie sich bestens verstand, eine Kühltasche. »Und hier ist ein kleiner erfrischender Imbiß für unterwegs. Laßt euch überraschen.«
»Das ist aber eine nette Überraschung, Füchsin!« rief Hanna. »Da bedanke ich mich aber schön im Namen der Reisegesellschaft.«
»Mußt du nicht, Hanna, es ist ja nur eine Kleinigkeit. Weil die Autobahn-Raststätten immer so voll sind. Und das Essen soll ja immer nicht besonders aufregend sein. Ich wünsche eine gute Reise und viel Spaß in München!«
»Jetzt fehlt nur noch der Dritte im Bunde«, lachte Hanna gutgelaunt, »dann könnten wir tatsächlich starten. Du meine Güte, ich glaube, der Start einer bemannten Mondrakete dürfte kaum aufregender verlaufen.«
*
»Ich komme, bin schon da!« Dr. Kay Martens verließ in großer Hast, sozusagen mit flatternden Rockschößen, die rechte, seine Hälfte des Doktorhauses, das die Geschwister erst im vorigen Jahr bezogen hatten.
Die letzten drei Tage waren von hektischen Vorbereitungen ausgefüllt gewesen. Erstaunlich, denn an sich war man in der Familie Martens so schwerfällig und unbeweglich nicht, daß eine viertägige Reise das Haus dermaßen in Aufruhr versetzen konnte.
Und bis zum Schluß hatte Kay noch Briefe diktiert und unterzeichnet, telefoniert und delegiert, abgesprochen und festgelegt.
Seine Schwester Hanna, kaum weniger bienenfleißig als ihr Bruder, bemerkenswert beständig und charakterfest, tat sich nicht so schwer mit dem Loslassen. Sie hatte rechtzeitig ihre Anordnungen getroffen, ihre Vertretung eingewiesen – und freute sich jetzt auf den kleinen Urlaub zwischendurch. Sie besaß die seltene Gabe des Abschaltenkönnens, sie engagierte sich zwar auch für die Belange der Klinik und war mit Leib und Seele Ärztin, doch sie bestand darauf, Anspruch auf ein Privatleben zu haben.
Jetzt schmunzelte sie über ihren Bruder, der tatsächlich nicht den Eindruck erweckte, als ginge er auf eine Vergnügungsreise.
»Wie gut, daß Hella Sanders Kays Koffer gepackt hat«, flüsterte Hanna ihrer Mutter zu. »Er hätte wieder die Hälfte vergessen.«
»Er hat aber auch den Kopf immer so voll, Hannachen. Vielleicht tun wir ihm gar keinen Gefallen, wenn wir darauf bestehen…«
»O doch, das tun wir, Muttchen. Unser zerstreuter Professor muß dringend mal ausspannen. Sieh ihn dir doch mal an, wie blaß und überanstrengt er aussieht. Ich wette, er kann sich nicht daran erinnern,