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Spanien mit dem Wohnmobil: Die schönsten Routen von den Pyrenäen bis an die Costa de la Luz
Spanien mit dem Wohnmobil: Die schönsten Routen von den Pyrenäen bis an die Costa de la Luz
Spanien mit dem Wohnmobil: Die schönsten Routen von den Pyrenäen bis an die Costa de la Luz
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Spanien mit dem Wohnmobil: Die schönsten Routen von den Pyrenäen bis an die Costa de la Luz

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About this ebook

Die Höhenzüge der Pyrenäen, das azurblaue Mittelmeer, der aufbrausende Atlantik, das eigenwillige Baskenland, die pulsierende Metropole Madrid oder die Gaudí-Hochburg Barcelona: Spanien hat unendlich viele Reise-Highlights zu bieten. Die schönsten Reiserouten für Wohnmobilisten zwischen Galizien und der Straße von Gibraltar hat Thomas Cernak nun in einem Wohnmobilführer vereint, Stellplatz- und Sightseeingtipps für alle Touren inklusive.
LanguageDeutsch
Release dateNov 13, 2019
ISBN9783734317941
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    Spanien mit dem Wohnmobil - Thomas Cernak

    Luarca – Asturiens schönste Hafenstadt

    Thomas Cernak

    SPANIEN

    MIT DEM WOHNMOBIL

    Die schönsten Routen von den Pyrenäen

    bis an die Costa de la Luz

    Wüstenstimmung auf Camping Los Madriles an der Costa Calida

    INHALT

    ZAUBERHAFTES SPANIEN

    DIE ROUTEN

    1DIE BILDERBUCHGEBIRGSLANDSCHAFTEN IM NORDOSTEN

    Große Pyrenäenfahrt mit Ziel Huesca, einst Hauptstadt von Aragonien

    2COSTA BRAVA UND COSTA DAURADA: MEHR ALS STRAND UND PARTY

    Vom Kloster Sant Pere de Rodes zur Römerstadt Tarragona

    3VON DEN BLAUEN BERGEN MURCIAS KOMMEN WIR

    Durch urwüchsiges Weinland zu den Überwinterungsplätzen an Spaniens weißer Küste

    4REIZVOLLE SCHÄTZE UNTER SPRÖDER OBERFLÄCHE

    Von der Costa Cálida und Costa de Almería nach Granada und in die Sierra Nevada

    5MAURISCHER GLANZ, EIN SILBERTÄSSCHEN UND DIE SONNENKÜSTE

    Ab Córdoba über die weißen Dörfer und Cádiz an die Costa del Sol

    6ÜBER ALLE BERGE ZUR KÜSTE DES LICHTS

    Auf der Ruta de la Plata ins spanische Rom und an die Strände der Provinz Huelva

    7AUF DEN SPUREN DES »RITTERS VON DER TRAURIGEN GESTALT«

    Zentralspanien: über Salamanca, Segovia, Madrid und Toledo in die Sierra de Gredos

    8DIE GIPFEL EUROPAS UND DIE STURMGEPEITSCHTE NORDWESTSPITZE

    Von den wilden Picos de Europa zu den Rías, tief ins Land reichende Meeresbuchten

    REISEINFORMATIONEN VON A BIS Z

    REGISTER

    P. S.

    STRASSENATLAS

    IMPRESSUM

    Hochgefühl: ganz oben im Valle de Hecho in den Pyrenäen

    »ZAUBERHAFTES SPANIEN

    Mächtiger Felsen Penyal d’Ifac vor Calp im Morgenlicht

    »Startplatz« Plaça de Catalunya in Barcelona, wo die Ramblas beginnen

    Die Mannigfaltigkeit Spaniens zieht jeden Besucher in den Bann. Beeindruckende Bergketten, wie beispielsweise die Sierra Nevada, durchziehen das Land. Urzeitliche Wassermassen schufen in den Picos de Europa gewaltige Täler. Von Gletschern geformte Canyons durchschneiden die Pyrenäen. Spanienweit sichern 15 Nationalparks und mehr als 200 Naturschutzgebiete das Überleben wilder Tiere, darunter Braunbären und Bartgeier. In den Felsspalten des Ordesa-Nationalparks blühen Edelweiß, Enzian und Orchideen neben rauschenden Kaskaden. Im Parc Nacional d’Aigüestortes glitzern rund 150 glasklare Gebirgsseen. Atlantik und Mittelmeer umspülen die Küsten. Eine unendliche Natur gibt es zu entdecken.

    Die Hauptsprache der Bewohner ist Kastilisch. Diesem Hochspanisch stehen Baskisch, Galicisch und Katalanisch gleichberechtigt gegenüber. Geselligkeit und Lebensfreude bilden die Basis, die alle Spanier verbindet. Fiestas – originell und einzigartig – füllen den Kalender; sie ehren die Schutzheiligen, begrüßen freudig die Jahreszeiten oder erinnern an düstere Ereignisse. Die mystischen, mit Inbrunst zelebrierten Prozessionen in der Karwoche (Semana Santa) erfüllen im ganzen Land die Herzen, nicht nur die der Gläubigen. Unzählige Menschen verfolgen sichtlich bewegt, wenn die Büßer unter ihren spitzen Kapuzenhüten und langen Gewändern barfuß durch die Straßen ziehen. Nicht nur die Schule ruht an diesen Tagen, sondern auch die Arbeit.

    Die Palmsonntagsprozessionen mit ihren Palmwedeln in Elche und in Córdoba – rund um die heiligen Mauern – gelten als die stimmungsvollsten Eröffnungsfeierlichkeiten. Am Tag und in der Nacht vermischen sich auf den Straßen die klagenden Klänge der Trommler und Bläser, die Farbigkeit des Blumenschmucks und die kunstvoll hergestellten Figurengruppen zu einem mitreißenden Gesamtkunstwerk. Laienbruderschaften, im 15. Jahrhundert gegründet, begleiten die Züge in Cáceres. Das Ende der Karwoche in Cartagena ist besonders ergreifend: Tausende versammeln sich, um gemeinsam für Maria ein Lied zu singen.

    WILLKOMMEN IM PARADIES

    Herzhafte (regionale) Spezialitäten verwöhnen nicht nur den Gaumen, sondern erfreuen auch das Auge. Spitzenweine erfahren international höchste Anerkennung. Zu beidem später mehr. Sonne und Strand sowie zahllose Kulturdenkmäler sind weitere Gründe, weshalb Jahr für Jahr Millionen Menschen aus aller Welt Spanien zu ihrem Urlaubsziel wählen. Stetig nimmt die Zahl jener zu, die das Land mit dem Wohnmobil bereisen. Speziell diese unabhängige Art des Unterwegsseins bietet die Möglichkeit, die wenig bekannten Regionen mit oftmals bescheidener touristischer Infrastruktur zu entdecken: den grünen Norden zum Beispiel mit seinen urigen Berg- und Fischerdörfern – oder die herb-schönen Gebirge im Süden mit zahlreichen Naturparks. Ganzjährig geöffnete Camping- und Stellplätze findet man nicht selten auch in entlegenen Winkeln. Daneben verbringen immer mehr Campinggäste aus nördlichen Breiten den Winter im fast durchweg warmen und sonnigen Süden – von der Costa del Azahar (»Orangenblütenküste«) bis zur Costa la Luz, der »Küste des Lichts«.

    Womöglich könnte es in den nächsten Jahren schwieriger werden, zum Überwintern die kostengünstigen Stellplätze zu nutzen. Einige Regionalregierungen, darunter die der andalusischen Gemeinschaft, arbeiten derzeit an einem neuen »Regulierungsrahmen für Wohnmobilbereiche«. Die Entwürfe sehen vor, dass die Stellplätze künftig genauen gesetzlichen Vorschriften entsprechen müssen; im Fokus stehen besonders der Umfang und die Qualität der Einrichtungen sowie die Mindestgröße der Parzellen. Gäste und Anbieter begrüßen in der Regel solche Standards. Auf großes Unverständnis bei vielen stößt jedoch der Plan, die maximale Aufenthaltsdauer generell auf 72 Stunden zu begrenzen. Es gibt auch Diskussionen darüber, ob es nur Campingplätzen erlaubt sein sollte, separate Wohnmobil-Stellplätze zu betreiben.

    Tintenfisch auf galicische Art im Restaurant Estrella del Mar in Boiro

    Seezungenfilet gefüllt mit Lachs – serviert im La Fosa, Calp

    Orangen in den Xardíns do Pazo Quiñones de León in Vigo

    VON FROSTIG BIS HITZIG

    Doch wenden wir uns den klimatischen Besonderheiten des faszinierenden Landes zu: Die meisten Niederschläge fallen im Winter, also in der Zeit der Langzeitaufenthalte. Der Regen beschränkt sich zwar gewöhnlich auf wenige Tage in den Übergangsperioden im Frühjahr um Ostern und im Spätherbst, kann aber sehr heftig ausfallen und zu Überschwemmungen führen – auch, weil der ausgetrocknete Boden kein Wasser aufnehmen kann. Die Monate von Oktober bis April eignen sich dennoch im Allgemeinen hervorragend, um bei bestem Ausflugswetter die küstennahen Gebiete zu erkunden.

    Berühmt-berüchtigt ist der Leveche im Frühsommer, ein heißer Wüstenwind aus Afrika, der die Temperaturen bereits im Mai auf 40 Grad Celsius hochschnellen lässt. Levante heißt ein Ostwind, der gelegentlich im Sommer an der Costa del Sol weht. Da er auf relativ kühles Wasser trifft, das vom Atlantik über die Straße von Gibraltar ins Mittelmeer einsickert, bildet sich teils dichter Nebel, der sich häufig erst gegen Mittag auflöst.

    Extreme Temperaturunterschiede kennzeichnen das Klima im zentralen Binnenland. Die Winternächte etwa in Salamanca (802 m ü. d. M.) sind oft bitterkalt, die Tage im Hochsommer in der Regel brütend heiß. Fast das ganze Jahr über fegen böige Winde über die ausgedörrten Flächen der Meseta, der kastilischen Hochebene, und wirbeln den Sand auf. Dieser dringt durch alle Dichtungen und Lüftungsgitter ins Fahrzeug. Ausnahmezeiten sind wieder die Wochen um Ostern, wenn nach ein paar Frühlingsschauern auf den Feldern und Weiden das erste zarte Grün sprießt – oder im November, wenn nach heftigen Gewittergüssen gelbe Blümchen das Land überziehen.

    Die perfekte Welle – entdeckt in Nerja an der Costa del Sol

    Dünen und Wälder an den Stränden in Isla Cristina

    Die eingangs erwähnten Pyrenäen trennen das spanische Festland vom übrigen Europa. Das landschaftliche Spektrum reicht von den schneebedeckten Gipfeln im Norden und Süden über die grünen Gebirgswiesen in Asturien und den Orangenhainen an der Südostküste bis zur graubraunen Tabernas-Wüste bei Almería. Diese bot des Öfteren die Kulissen für Westernfilme, darunter Klassiker wie »Für eine Handvoll Dollar« und »Spiel mir das Lied vom Tod«. Madrid ist die höchstgelegene europäische Hauptstadt (655 m ü. d. M.) – Spanien ist nach der Schweiz, Österreich und Norwegen das gebirgigste Land auf dem Kontinent. Vor dem Eisenbahnzeitalter war es leichter, Waren nach Südamerika zu verschiffen, als sie auf dem Landweg von den Küsten nach Madrid zu transportieren.

    MENSCH UND NATUR

    Das Festland umfasst eine Fläche von 492 463 Quadratkilometern. Die Gesamteinwohnerzahl beträgt gegenwärtig rund 46,5 Millionen. Die Bevölkerungsdichte liegt bei 93 Einwohnern pro Quadratkilometer, wobei sich die Menschen sehr unterschiedlich verteilen. Beinah 80 Prozent der Spanier leben in mehr als 600 Ballungsräumen. Die drei größten Städte sind Madrid mit 3,17 Millionen, Barcelona und Valencia mit 1,6 Millionen beziehungsweise 790 000 Einwohnern. Bis zur Besiedlung durch die Römer bedeckten großräumig Pinien- und Eichenwälder das Land. Diese machen heute nur noch fünf Prozent der Gesamtfläche aus. An diesem Rückgang entscheidend mitgewirkt haben der Holzeinschlag zur Erzverhüttung und für den Schiffsbau sowie die Rodung zur Schaffung von Acker- und Weideland.

    Im kühlen und feuchten Nordwesten trifft man in den Wäldern heute überwiegend auf Eichen, Buchen und Kastanien. Stein- und Korkeichen, Ginster und immergrüne Hartlaubgewächse bestimmen die Vegetation im Süden. Überreste aus den einstigen Wäldern formen im Südosten die Macchia, ein dichtes Gestrüpp, unter anderem bestehend aus Baumheide und Johannisbrotsträuchern. Der Olivenbaum ist nicht nur typisch für Andalusien, sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich bis Navarra im Norden. Feigenbäume und Feigenkakteen sind weitere weitverbreitete Kulturpflanzen. In den bewässerten Huertas gedeihen im großen Stil Orangen und Pfirsiche. Eine exotische Frucht des Südens ist die Chirimoya, auf Deutsch Zuckerapfel genannt. Der im Sommer prächtig blühende Oleander und stattliche Palmen säumen die Promenaden am Mittelmeer.

    Nostalgischer Geschenkeladen in der Hauptstadt (Calle de la Cruz)

    Infolge des jahrhundertelangen Raubbaus wurde auch die Artenvielfalt der Tierwelt stark reduziert. Des Öfteren sieht man auf dem Land Nester von Weißstörchen auf halb verfallenen Kirchtürmen. Landestypische Spezies sind Ginsterkatze und Ägyptischer Mungo. Die Wasserknappheit ist für Mensch und Tier ein fast allgegenwärtiges Problem. Manche Arten wie Großer Zackenbarsch sind im Mittelmeer selten geworden. Der Atlantik hingegen verfügt nach wie vor über vergleichsweise gute Fischbestände.

    ETWAS ÜBER DIE ANFÄNGE

    Bereits vor etwa 800 000 Jahren zogen Jäger und Sammler über die Iberische Halbinsel. Deren Name stammt von den Iberern, einer prähistorischen Volksgruppe. Sie kamen wahrscheinlich aus Nordafrika und siedelten im Süden und Osten. Aus der Zeit um 16 000 vor unserer Zeitrechnung stammen die berühmten farbigen Bisondarstellungen in der Höhle von Altamira in Kantabrien. Vor ungefähr 7000 Jahren kam ein nicht näher bekanntes neolithisches Volk ins Land, vor etwa 2100 Jahren folgten die Phönizier, danach die Griechen und Karthager.

    Die Römer erkämpften sich die Vorherrschaft im Zweiten Punischen Krieg (um 218 v. Chr.). Sie hatten es besonders auf die Bodenschätze abgesehen. Ob sie tatsächlich Edelmetalle wie Silber abbauten, ist unklar, wenngleich sie eine ihrer Handelsstraßen Ruta de la Plata (»Silberweg«) tauften. In jedem Fall aber bauten sie riesige Aquädukte, wie zum Beispiel in Segovia, dazu Städte mit prächtigen Theatern und Tempeln – die großartigsten Bauwerke hinterließen sie in Mérida, heute Hauptstadt der Extremadura – und in Tarragona an der heutigen Costa Daurada.

    FRÜHE HOCHKULTUR

    Nach dem Untergang des Römischen Reichs im 5. Jahrhundert erlangten vorübergehend die Westgoten die Macht. Sie waren jedoch schlecht organisiert, was den Mauren aus Nordafrika in die Hand spielte. Deren Macht und Einfluss konnte sich im 8. Jahrhundert fast vollständig über die Halbinsel ausbreiten. Die Araber und Berber schufen in »Al-Andalus« eine der ersten frühmittelalterlichen Zivilisationen in Europa. In Córdoba bildete sich ein mächtiges Kalifat, in dem Wissenschaft und Künste prächtig gediehen.

    Gleichzeitig führten sie neue Pflanzen ein, dazu das Wasserrad – und revolutionierten so die Landwirtschaft. Zu Beginn des 11. Jahrhunderts setzte der Niedergang des Kalifats ein. Dieses zerfiel allmählich in kleine Königreiche, »taifas« genannt. Christliche Enklaven rückten zudem nach Süden vor. Die Heirat von König Fernando II. von Aragón und Königin Isabel I. von Kastilien im Jahr 1469 vereinte beide Länder und ebnete den Weg zum spanischen Nationalstaat. Granada – die letzte maurische Bastion – fiel 1492 nach zehn Jahren Krieg. Im gleichen Jahr entdeckte Kolumbus die Neue Welt.

    WIE GEWONNEN, SO ZERRONNEN

    In den darauffolgenden fünf Jahrzehnten eroberten die Konquistadoren – finanziert von den »Katholischen Königen« – nacheinander die heutigen Länder Mexiko, Peru und Chile. Gierig zerstörten sie die hoch entwickelten Reiche der Azteken und Inkas. Massiv gebaute, aber schwer steuerbare Galeonen transportierten riesige Mengen an erbeutetem Gold und Silber nach Spanien. Dieser Reichtum hielt nicht lange an: Carlos I. und sein Sohn Felipe II. führten kostspielige Kriege, wie etwa gegen die Türken. Mit dem Edelmetall kam auch bis dahin unbekanntes Gemüse ins Land, zum Beispiel die zum Anbau bestimmten Kartoffeln oder Mais. Tabak und Kakaofrüchte wurden hingegen weiter in Südamerika angepflanzt.

    1605 erschien der erste Teil von Cervantes Roman »Don Quijote«. Die Veröffentlichung läutete Spaniens Glanzzeit ein, die von künstlerischem Schaffen geprägt war. 14 Jahre später begannen die Arbeiten für den Bau der berühmten Plaza Mayor in Madrid. Wegweisende Maler wie Velázquez bildeten auf beeindruckende Weise das Leben am Hof ab, während El Greco, der aus Kreta stammte, religiöse Szenen in seinem ganz eigenen Stil darstellte. Doch wirtschaftlich folgte schon bald der Niedergang des Landes, begleitet vom schwindenden Einfluss in Europa nach den verlorenen Kriegen gegen die Niederlande und Frankreich. Die Zerstörung der französisch-spanischen Flotte in der Schlacht von Trafalgar im Jahr 1805 bedeutete auch das Ende der spanischen Seemacht.

    In Galicien blühen in den Gärten überall die Kamelien.

    NICHT ENDEN WOLLENDE FEHDEN

    1807 folgte die Besetzung durch die Franzosen. In Madrid entbrannte Widerstand, der sich auf weitere Orte ausbreitete. Zu Hilfe kamen englische und portugiesische Truppen unter der Führung des Herzogs von Wellington. Die Franzosen unterlagen 1813 in der Schlacht bei Vitoria. Ein Jahr zuvor war in Cádiz eine neue liberale Verfassung für Spanien ausgerufen worden. Der Sieg über Frankreich einte das Land nur kurz. Auch erlangten während der französischen Besatzung viele amerikanische Kolonien Spaniens ihre Unabhängigkeit. Ein neuer Konflikt zwischen Linken und Konservativen prägte zudem das gesamte 19. Jahrhundert sowie auch zwei Karlistenkriege. Das Parlament rief 1873 die Erste Republik aus, die aber nur ein Jahr bestand. Bald gingen auch Kuba, die Philippinen und Puerto Rico ihre eigenen Wege.

    Zu Anfang des 20. Jahrhunderts schwelte die Rivalität zwischen dem linken und konservativen Lager weiter. Der baskische und der katalanische Separatismus wurden stärker. Spanien beteiligte sich nicht am Ersten Weltkrieg. Aus den Wahlen 1931 ging eine Regierung aus Republikanern, Sozialisten und Zentristen hervor; sie gewährten den Frauen das Wahlrecht und den nach Autonomie strebenden Katalanen ihr eigenes Parlament. Darüber hinaus wurde die Scheidung legalisiert und der Katholizismus als Staatsreligion abgeschafft. Doch nur zwei Jahre später errangen bei den Wahlen die Rechten die Mehrheit, woraufhin die Gewalt eskalierte. Katalonien rief seine Unabhängigkeit aus und Arbeiterräte übernahmen die Macht im bergbaugeprägten Asturien.

    Eingangstür Haus Escoffet in Cadaqués; es zählt zum katalanischen Kulturerbe.

    SPANIENS SCHRECKENSJAHRE

    Die spanische Fremdenlegion – geführt von den Generälen Franco und Astray – ging massiv gegen die asturischen Arbeiter vor. Die Spaltung in Linke und Rechte ging somit weiter. Die Wahlen am 16. Januar 1936 gewann knapp die republikanische Volksfront. Im Juli des gleichen Jahres erhoben sich nationalistische Generäle gegen die Regierung, wieder dabei: Francisco Franco. Mit ihm an der Spitze begann der grausame, drei Jahre dauernde Bürgerkrieg. Nachdem Franco die Republikaner geschlagen hatte, baute er seine Macht durch sein autoritäres Regime weiter aus. Trotz der guten Beziehungen zu Berlin und Rom blieb Spanien auch im Zweiten Weltkrieg weitgehend neutral.

    Nach 1945 war das faschistisch geführte Land vollkommen isoliert. Doch Franco gelang rasch die Annäherung an die USA: 1950 wurden die UNO-Sanktionen gegen Spanien aufgehoben, fünf Jahre später erfolgte die Aufnahme in die Staatengemeinschaft. Um gegen die sozialen Missstände zu kämpfen, riefen später Studenten und Separatisten lautstark zu Streiks und Revolten auf. 1959 war das Gründungsjahr der ETA, der baskischen Untergrundbewegung. Kurz darauf gab es die ersten offiziellen Programme, die den Tourismus am Mittelmeer fördern sollten. Der in den 1960er-Jahren einsetzende Massentourismus und die Geldüberweisungen der spanischen Gastarbeiter aus Mitteleuropa führten zu einem großen wirtschaftlichen Aufschwung.

    Als Franco 1975 starb, übernahm König Juan Carlos I. die Regierungsgeschäfte. Der Monarch begann sofort mit der Wiedereinsetzung der Demokratie. Bereits 1977 fanden die ersten demokratischen Wahlen seit 1936 statt. Die daraufhin ausgearbeitete Verfassung räumte den Regionen eine gewisse Unabhängigkeit ein. Basken und Katalanen wählten ihre Regionalparlamente; daneben entstanden 17 Autonome Gemeinschaften.

    Mandelblüte in der Sierra de la Muela bei Cartagena

    EIN PAAR KURZPORTRÄTS

    Das dicht besiedelte Herzstück Kataloniens ist das sogenannte Katalonische Längstal mit Wirtschaftsstandorten wie Girona. Tourismus, Obst- und Weinanbau, Fahrzeugbau, Möbelherstellung, Textil- und Lederfabrikation sind die wichtigsten Zweige. Erstklassige Campingplätze reihen sich am Mittelmeer, besonders in der flachen, feinsandigen Bucht von Roses an der nördlichen Costa Brava auf. Wohnmobilstellplätze gibt es aufgrund strenger Umweltgesetze nur selten. Diese führen auch dazu, dass sich die Planfeststellungsverfahren zur Erweiterung der Campingplätze oft über viele Jahre hinziehen.

    In den Pyrenäen leben seit jeher vergleichsweise wenig Menschen. Die Berge gehören noch immer größtenteils der Natur. Ziemlich menschenarm zeigt sich auch die Nachbarregion Aragonien. Ihr höchster Pyrenäengipfel ist der 3404 Meter hohe Pico de Aneto. Einzig in lang gestreckten Oasen am Fluss gedeihen in nennenswertem Umfang Mandeln, Oliven und Wein.

    Die Comunidad Valenciana verläuft in einem schmalen Küstenstreifen vom Ebro-Delta bis zur Segura-Mündung. Künstliche Wasserläufe durchziehen ihn schon seit der Antike und machen die Region zu einer der fruchtbarsten Landschaften in Spanien. Die Huertas sichern mehrere Ernten pro Jahr. Neben Getreide und Gemüse kommt Reis zum Anbau, die Grundlage der berühmten Paella, die in Valencia zum ersten Mal zubereitet wurde.

    Auf Valencia folgt im Süden Murcia. Hitze und Trockenheit haben diese Region über viele Monate im Jahr fest im Griff. Bewässerte Obst- und Gemüsegärten stehen einer wüstenhaften Steppe gegenüber.

    NATUR- UND KULTURDENKMÄLER

    Andalusien bildet die südlichste Gegend der Iberischen Halbinsel; sie verkörpert in der Vorstellung vieler Menschen das klassische Spanien. Hitzeflirrende Hochsteppen, schneebedeckte Gebirgsspitzen und fruchtbare Flussoasen liegen oft nah nebeneinander. Dort erhebt sich in der Sierra Nevada der höchste Gipfel auf dem spanischen Festland, der Cerro de Mulhacén (3482 m). Ein bislang von Wohnmobilreisenden dort wenig beachtetes, wunderbares Naturschauspiel stellt die intensive Blattfärbung im November dar – besonders ausgeprägt um das Bergstädtchen Güéjar Sierra bei Granada. Doch neben diesem bekannten großen Nationalpark hält Andalusien noch eine ganze Reihe von Schutzgebieten bereit, angefangen im Westen beim großen Parque Nacional de Doñana und dem Parque Natural Los Alcornocales über die Sierra de Grazalema bis zum Cabo de Gata an der Südostspitze Spaniens. Weite, weitgehend unverbaute Strände reihen sich fast durchgängig an der Costa de la Luz in der Provinz Huelva aneinander.

    Mönchsgeier kreisen über einem Felsen im Monfragüe-Nationalpark.

    Als die größten Attraktionen gelten freilich die Zeugnisse einer glanzvollen Vergangenheit, die im einzigartigen maurischen Säulenwald der Mezquita in Córdoba sowie in den mächtigen Türmen und zauberhaften Höfen der Alhambra in Granada gipfeln.

    SCHAFHERDEN NEBEN HOHER KUNST

    Die Extremadura ist größtenteils trocken und steinig. Nur in den Tälern des Tajo und des Río Guadiana gedeihen Feigen, Oliven und Wein. Getreide wächst nur um Cáceres, berühmt ist die Schweinezucht in den Laubwäldern im Norden. Schäfer treiben ihre Herden seit Urzeiten im Herbst von der Meseta hinunter in die Extremadura mit ihren recht milden Wintern. Die Hochfläche Meseta (»große Tafel«) prägt weite Teile Zentralspaniens.

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