Erste Liebe - erstes Leid: Dr. Norden Extra 22 – Arztroman
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About this ebook
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
»Bist du das, Jessi?« rief Claudia Varnhagen, als sie die Tür zufallen hörte. »Ja, ich bin's«, kam die Antwort. Claudia stellte fest, daß die Stimme ihrer Tochter freudlos klang. Jessica ließ sich auch nicht blicken. Claudia hörte, daß sie die Treppe hinaufging. Gleich darauf fiel ihre Zimmertür zu. Was ist nur mit dem Mädchen los, dachte sie. Seit dieser Spanienreise ist überhaupt nicht mehr mit ihr zu reden. Dabei hatte Claudia erwartet, daß ihre lebensfrohe und so vielseitig interessierte Tochter gar nicht genug von dieser Studienreise erzählen würde. So verschlossen und schweigsam hatte sie Jessica noch nie erlebt. Mit ihrem Mann war darüber nicht zu reden. In dem Alter hätten sie alle Flausen, hatte er gemeint, und wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er diese Reise nie erlaubt, aber sie mußte ja ihren Kopf durchsetzen und dann steckte man sich eben hinter die Mami. Es war nicht so, daß Olaf Varnhagen ein konservativer Vater war, aber er meinte, Jessica vor allen Widrigkeiten des Lebens beschützen zu müssen. Da sie zum ersten Mal allein verreist war, hatte er keine Kontrolle gehabt und das wurmte ihn. Nun, allein war Jessica nicht verreist, sondern mit einer Gruppe junger Leute, die wie sie am Anfang ihres Studiums standen. Claudia hatte behauptet daß sie sich eingehend über die Mitreisenden informiert hätte und nichts an ihnen auszusetzen wäre. »Paps, ich bin zwanzig und kein Baby mehr«, hatte Jessica gesagt.
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Erste Liebe - erstes Leid - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Extra
– 22 –
Erste Liebe - erstes Leid
Patricia Vandenberg
»Bist du das, Jessi?« rief Claudia Varnhagen, als sie die Tür zufallen hörte.
»Ja, ich bin’s«, kam die Antwort.
Claudia stellte fest, daß die Stimme ihrer Tochter freudlos klang. Jessica ließ sich auch nicht blicken. Claudia hörte, daß sie die Treppe hinaufging. Gleich darauf fiel ihre Zimmertür zu.
Was ist nur mit dem Mädchen los, dachte sie. Seit dieser Spanienreise ist überhaupt nicht mehr mit ihr zu reden. Dabei hatte Claudia erwartet, daß ihre lebensfrohe und so vielseitig interessierte Tochter gar nicht genug von dieser Studienreise erzählen würde. So verschlossen und schweigsam hatte sie Jessica noch nie erlebt. Mit ihrem Mann war darüber nicht zu reden.
In dem Alter hätten sie alle Flausen, hatte er gemeint, und wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er diese Reise nie erlaubt, aber sie mußte ja ihren Kopf durchsetzen und dann steckte man sich eben hinter die Mami.
Es war nicht so, daß Olaf Varnhagen ein konservativer Vater war, aber er meinte, Jessica vor allen Widrigkeiten des Lebens beschützen zu müssen. Da sie zum ersten Mal allein verreist war, hatte er keine Kontrolle gehabt und das wurmte ihn.
Nun, allein war Jessica nicht verreist, sondern mit einer Gruppe junger Leute, die wie sie am Anfang ihres Studiums standen. Claudia hatte behauptet daß sie sich eingehend über die Mitreisenden informiert hätte und nichts an ihnen auszusetzen wäre.
»Paps, ich bin zwanzig und kein Baby mehr«, hatte Jessica gesagt. »Schau dir mal andere Mädchen in meinem Alter an, was die schon alles hinter sich haben.«
Er hatte ja Vertrauen zu ihr, und so hatte er seinen Widerstand aufgegeben, aber nun war sie verändert zurückgekommen und er machte sich auch Gedanken. Aber er wollte es nicht zugeben. Jessica wollte erwachsen sein, also wollte er sie auch nicht mehr als sein kleines Mädchen betrachten.
Er winkte ab, als Claudia sagte, daß Jessica immer komischer würde. »Ich mische mich nicht mehr ein. Ich bin nicht der Buhmann, so nanntest du mich doch. Ich war gegen die Reise, und wenn da etwas passiert ist, kann ich es auch nicht mehr ändern. Vielleicht ist sie unglücklich verliebt. So was soll doch auch vorkommen.«
»Sie könnte sich aussprechen«, meinte Claudia leicht gereizt.
»Du bist die Mutter«, erklärte er. »Ich sehe mir jetzt das Fußballspiel an.«
»Das ist ja auch viel wichtiger als deine Tochter«, sagte Claudia zornig.
»Sie ist auch deine Tochter, mein Schatz, und du warst für die Reise.« Das mußte er ihr jetzt doch hinreiben.
Vielleicht würde Rolf etwas bei Jessi erreichen, dachte Claudia. Sie verstand sich mit ihrem Bruder einmalig gut. Aber Rolf war zur Zeit in England. Er hatte ein Stipendium für die Business School bekommen. Vermißte Jessica ihn etwa so sehr, daß sie auch nicht mehr gern zu Hause war? Oder war sie tatsächlich verliebt und fürchtete, daß ihre Eltern mit ihm nicht einverstanden sein würden?
Claudia faßte sich ein Herz und ging hinaus zu Jessicas Zimmer, weil sie noch immer nicht herunterkam. Leise öffnete sie die Tür. Schreckensstarr verhielt sie den Schritt, denn Jessica lag regungslos auf ihrem Bett. Unwillkürlich stieß Claudia einen schrillen Schrei aus, aber Olaf hörte sie nicht, denn er saß vor dem Fernsehapparat und verfolgte interessiert das Fußballspiel.
Claudia stolperte beinahe, als sie zum Bett hastete, fühlte Jessicas Puls und wurde etwas ruhiger, als sie diesen spüren konnte, wenn auch nur schwach.
Sie streichelte Jessicas Gesicht, es fühlte sich nicht heiß an und war sehr blaß. Sie sagte ihren Namen, aber das Mädchen rührte sich nicht.
Claudia zwang sich zur Ruhe, ging hinunter und griff zum Telefon. Sie rief Dr. Norden an. Er war nicht mehr in der Praxis, aber sie hatte seine Privatnummer und wußte, daß sie ihn im Notfall erreichen konnte. Es war ein Notfall!
Fee Norden war am Telefon. Sie kannten sich gut, und Claudia fand gleich ein geneigtes Ohr. »Regen Sie sich nicht auf, Frau Varnhagen, mein Mann wird gleich kommen«, sagte Fee.
Claudia ging ins Wohnzimmer, rüttelte ihren Mann am Arm. »Jessi ist ohnmächtig«, sagte sie.
Sein Kopf fuhr herum, und fassungslos starrte er sie an. »Wieso?« stieß er hervor.
»Den Grund weiß ich auch nicht. Sie liegt bewegungslos auf ihrem Bett. Ich habe Dr. Norden schon angerufen.«
Jetzt war ihm das Fußballspiel gleichgültig. Er sprang auf und lief hinaus und die Treppe hinauf.
Doch auch ihm gelang es nicht, Jessica aufzuwecken. Doch schon wenig später kam Dr. Norden, zuverlässig wie immer. Sein Erscheinen wirkte beruhigend.
Er kannte Jessica. Er kannte sie als ein sehr natürliches, sportliches Mädchen, das die Pubertät bereits hinter sich hatte. Allerdings hatte sie zu den Spätentwicklern gehört in physischer Beziehung, nicht in geistiger. Sie war hellwach und vielseitig interessiert, aber auch praktisch veranlagt.
»Seit dieser verdammten Reise ist sie verändert«, platzte Olaf Varnhagen heraus.
»Du sollst nicht fluchen«, mahnte Claudia.
»Wenn es doch so ist. Ich war von Anfang an dagegen.«
»Ich werde sie jetzt untersuchen«, sagte Dr. Norden, »aber Anzeichen für eine Infektionskrankheit sehe ich nicht.«
»Geh du besser hinaus«, sagte Claudia zu ihrem Mann. »Dr. Norden braucht Ruhe. Schau dir dein Fußballspiel an.«
»Als ob mir das wichtiger wäre«, brummte er, aber er ging.
»Jessi war zwei Wochen in Spanien auf einer Studienreise mit Freunden«, erklärte Claudia. »Mein Mann hatte was dagegen und schiebt nun ihr verändertes Benehmen auf diese Reise.«
»Wie verändert ist sie?« fragte Dr. Norden.
»Sie zieht sich zurück, ist verschlossen, geht Gesprächen aus dem Wege. Eben ganz anders, als es früher war.«
»Dann mag Ihr Mann nicht im Unrecht sein. Hat sie vielleicht eine Enttäuschung erlebt?«
»Ich weiß es nicht. Sie hat ja fast nichts erzählt. Wir haben schon überlegt, ob sie unglücklich verliebt ist. Aber eigentlich hat sie nie Interesse für einen bestimmten Mann gezeigt. Meinen Sie etwa, daß sie schwanger ist?«
»Das ist sie mit Sicherheit nicht. Es gibt keine Anzeichen, daß sie schon einmal intime Beziehungen hatte.«
»Überhaupt nicht?« fragte Claudia. »Ist das nicht ungewöhnlich? Sie ist zwanzig. Und heutzutage sind die jungen Leute doch schon früher dran. Aber ich denke, daß sie mit mir darüber gesprochen hätte. Wir waren eigentlich immer sehr offen, auch wenn es um Sex geht…«
Claudia war eine moderne, tolerante Mutter. Weder ängstlich, noch neigte sie zu Übertreibungen.
»Was könnte sie sonst noch für Kummer haben? Wie klappt es mit dem Studium? Hat sie vielleicht Bedenken, die richtige Wahl getroffen zu haben?«
»O nein, das bestimmt nicht. Sie wollte schon immer Architektur studieren, deshalb sind ihr ja solche Studienreisen auch so wichtig. Es kann doch nicht sein, daß sie Rolf so vermißt?«
»Darüber würde sie doch bestimmt sprechen. Kennen Sie ihre Freunde?«
»Flüchtig,