Mein kleiner Engel in Not: Dr. Brinkmeier Classic 25 – Arztroman
By Sissi Merz
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Max war damals nicht ganz im Frieden von zu Hause geschieden, und jetzt überlagern sich bei ihm verschiedene existentielle Gefühle.
In Afrika hat er eine wirkliche Lebensaufgabe gefunden. In der Heimat wird er dringend benötigt.
Die Ärztin, der seine große Liebe gilt, wirkt mit ihm gemeinsam auf der Missionsstation und ist inzwischen fest verwurzelt auf dem afrikanischen Kontinent.
Dr. Max Brinkmeier muß sich entscheiden – und Sie erwartet die spannendste, gefühlvollste Arztromanserie! Die beliebte Schriftstellerin Sissi Merz erreicht in diesen eindrucksvollen Romanen den Höhepunkt ihres Schaffens.
»Der Nächste bitte!« Christel Brenner, altgediente Sprechstundenhilfe im Doktorhaus von Wildenberg, bedachte Tina Brinkmeier, die Schwägerin des Landarztes, mit einem wohlwollenden Blick und fragte: »Ist denn alles in Ordnung mit dem kleinen Maxl? Lieb schaut er aus, ganz die Mama.« Die hübsche Bäuerin musste lächeln. »Na, ganz so lieb, wie er ausschaut, ist er heut net gewesen. Ich fürchte fast, er entwickelt Launen, hat net zum Doktor mitkommen wollen.« Christel erhob sich und trat neben Tina, um sich den kleinen Buben etwas genauer zu betrachten. Allerdings schien ihm das gar nicht zu behagen, denn sein weiches Gesichtchen verzog sich, und gleich erklang ein trotziges Brüllkonzert, das seinen Onkel auf den Plan rief. Dr. Max Brinkmeier freute sich stets, seinen Neffen zu sehen, der nach ihm benannt war. Sanft redete er auf das Baby ein, das sich daraufhin tatsächlich beruhigte. Tina und Christel maßen den jungen Mann mit dem sandblonden Haar fasziniert, dieser bat: »Komm nur mit ins Sprechzimmer, Tina. Ich glaub, er ist jetzt wieder friedlich.« »Wie macht er das bloß?«, sinnierte Tina und seufzte leise. »Ich wünschte, ich könnt' das auch. Wenn der Maxl jetzt das Zahnen anfängt, bedeutet das wieder schlaflose Nächte...« »Der Doktor hat ein besonderes Händchen für Kinder. Ich find' es jammerschad', dass er keine eigenen hat«, sagte Christel.
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Book preview
Mein kleiner Engel in Not - Sissi Merz
Dr. Brinkmeier Classic
– 25 –
Mein kleiner Engel in Not
Schwer krank sorgt Mona für Harmonie auf dem Hof
Sissi Merz
»Der Nächste bitte!« Christel Brenner, altgediente Sprechstundenhilfe im Doktorhaus von Wildenberg, bedachte Tina Brinkmeier, die Schwägerin des Landarztes, mit einem wohlwollenden Blick und fragte: »Ist denn alles in Ordnung mit dem kleinen Maxl? Lieb schaut er aus, ganz die Mama.«
Die hübsche Bäuerin musste lächeln. »Na, ganz so lieb, wie er ausschaut, ist er heut net gewesen. Ich fürchte fast, er entwickelt Launen, hat net zum Doktor mitkommen wollen.«
Christel erhob sich und trat neben Tina, um sich den kleinen Buben etwas genauer zu betrachten. Allerdings schien ihm das gar nicht zu behagen, denn sein weiches Gesichtchen verzog sich, und gleich erklang ein trotziges Brüllkonzert, das seinen Onkel auf den Plan rief. Dr. Max Brinkmeier freute sich stets, seinen Neffen zu sehen, der nach ihm benannt war. Sanft redete er auf das Baby ein, das sich daraufhin tatsächlich beruhigte.
Tina und Christel maßen den jungen Mann mit dem sandblonden Haar fasziniert, dieser bat: »Komm nur mit ins Sprechzimmer, Tina. Ich glaub, er ist jetzt wieder friedlich.«
»Wie macht er das bloß?«, sinnierte Tina und seufzte leise. »Ich wünschte, ich könnt’ das auch. Wenn der Maxl jetzt das Zahnen anfängt, bedeutet das wieder schlaflose Nächte...«
»Der Doktor hat ein besonderes Händchen für Kinder. Ich find’ es jammerschad’, dass er keine eigenen hat«, sagte Christel. »Dass die Julia aber auch net hat bleiben wollen! Es ist schon arg, wenn man im Leben auf das größte Glück verzichten muss...«
Sie spielte damit auf Dr. Julia Bruckner an, die große Liebe von Max Brinkmeier. Die beiden hatten zusammen in München Medizin studiert und sich bereits während des Studiums entschlossen, in die Entwicklungshilfe zu gehen. Für Max war dieser Entschluß nicht ganz einfach gewesen. Schließlich hatte sein Vater erwartet, dass er nach dem Studium die Landarztpraxis im schönen Wildenberg nahe Berchtesgaden übernahm. Dr. Josef Brinkmeier war sehr enttäuscht gewesen, als Max gen Afrika entschwebt war. Das Verhältnis der beiden hatte sich getrübt und es hatte zuletzt kaum noch Kontakt bestanden. Zehn Jahre lang hatten Julia und Max auf der Missionsstation Holy Spirit im ruandischen Hochland zusammen gelebt und gearbeitet. Sie hatten aus einer einfachen Station, in der die frommen Schwestern eines englischen Ordens Arme mit Essen und Kranke mit Medikamenten versorgten, ein funktionierendes Buschhospital gemacht. All ihre Kraft und Energie steckte in dem Projekt, das sie beide als ihre Lebensaufgabe betrachtet hatten. Dann war Josef krank geworden und konnte die Landarztpraxis in Wildenberg nicht mehr allein führen. Max hatte es als selbstverständliche Pflicht angesehen, heimzukehren und die Arbeit des Vaters weiterzuführen. Julia war dagegen gewesen, denn sie wollte Holy Spirit unter keinen Umständen verlassen. Der unabänderliche Abschied war für beide schlimm gewesen, Julia hatte die Trennung bald als so unerträglich betrachtet, dass sie Afrika verlassen hatte und nach Wildenberg gekommen war. Max hatte gehofft, dass sie bleiben, ihn heiraten und sein Leben wieder teilen würde. Doch es hatte sie erneut nach Holy Spirit gezogen. Diese Trennung war für den sensiblen Mann beinahe noch schwerer gewesen als die erste. Und obwohl es nicht den Anschein hatte, dass es für ihn und Julia noch eine gemeinsame Zukunft geben konnte, wollte er doch die Hoffnung nicht aufgeben. Sein treues Herz schlug für die Frau, die ihm die Einzige war...
»Ein strammer Bursch bist schon«, stellte der junge Landarzt nun fest, nachdem er seinen kleinen Neffen untersucht hatte. »Er ist gesund, das heißt, wir können impfen. Der Milchschorf ist auch gut abgeheilt. Wie schaut es mit den Zähnen aus? Na, da regt sich schon einiges. Ich geb’ dir eine Lotion, mit der kannst ihm den Gaumen einreiben, wenn es ihn gar zu sehr quält. Keine Sorge, das Rezept ist rein pflanzlich.«
»Stammt es vielleicht noch aus Afrika?« Tina, die gelernte Krankenschwester war, wusste um den reichen Fundus an alternativer Medizin, den Max von dort mitgebracht hatte.
»Freilich, wie fast all meine Pflanzenmedizin.« Dr. Brinkmeier lächelte ein wenig, während er die Spritze aufzog. »Wenn ich dran denk’, wie die Leut’ mich deshalb am Anfang angeschaut haben... Buscharzt haben sie mich hinter vorgehaltener Hand gescholten. Aber als sie gemerkt haben, was so ein unscheinbares Kraut oder eine eklig stinkende Frucht erreichen kann, dass sie manch chemische Keule in den Schatten stellt; ja mei, da waren die Ressentiments schnell vergessen.«
»Du hast die Wildenberger aber auch menschlich für dich eingenommen«, hielt Tina ihm entgegen. »Bist schon was Besonderes, Max, das kannst mir glauben. Ich will dir net schmeicheln, sag es nur, wie es nun mal ist. Im Spital bei uns hatten wir keinen wie dich. Und ich kenn’ auch niemanden, der ein Baby so spritzen kann, dass es net weint.«
Dr. Brinkmeier bedachte seine Schwägerin mit einem strengen Blick und mahnte: »Jetzt hörst lieber auf, mich über den grünen Klee zu loben, sonst komme ich noch auf Gedanken...«
Tina musste lachen. »Das glaubst. Wo du dich endlich mit dem Lukas verträgst, wirst keine Rauferei riskieren.«
»Na, du kennst mich wirklich gut«, ging er auf ihren scherzhaften Ton ein und gab ihr das Baby auf den Arm, das recht zufrieden in die Welt schaute. »So, für heut sind wir fertig. Grüß den Lukas von mir, vielleicht kommt’s mal wieder zum Essen vorbei. Der Vater tät sich gewiss auch freuen.« Er strich seinem kleinen Neffen sacht über den zarten Blondschopf, was dieser mit einem fröhlichen Krähen quittierte.
Tina verdrehte die Augen. »Wenn er wieder schlechte Laune hat, so wie heut morgen, dann ruf ich dich an, Max. Ich kann es net fassen, wie lieb der Bub bei dir ist.«
»Wir verstehen uns halt, das ist so eine Männerfreundschaft, dafür haben Frauen kein Verständnis«, frotzelte Max.
»Ja, freilich. Also, wenn’s klappt, kommen wir dann am Sonntag. Sag, Max, hast mal wieder von der Julia gehört?«
»Wir haben letzte Woch’ telefoniert. Auf der Station scheint alles in Ordnung zu sein. Die Julia hat sich wieder eingelebt.« Er machte ein bekümmertes Gesicht und gab zu: »Ich wünschte, es wäre anders. Aber ich kann es leider net ändern.«
»Es ist wirklich eine Schand’, dass ihr zwei getrennt seid.«
»Ja, mei, die Julia will halt Afrika net auf Dauer verlassen. Und mein Platz, der ist jetzt hier...«
Der nächste Patient war Alois Burgmüller, Großbauer, Viehhändler und ehrenamtlicher Bürgermeister von Wildenberg. Vor einer Weile hatte er sich einen Herzschrittmacher einsetzen lassen und kam seither regelmäßig zur Kontrolluntersuchung. Max hatte auch diesmal nichts auszusetzen, abgesehen von einer Sache. »Du hast noch zugelegt, Burgmüller. So geht das aber wirklich net. Bevor du den Schrittmacher bekommen hast, haben wir uns doch ausführlich darüber unterhalten, dass du auch abspecken und dich mehr bewegen musst.«
»Ich hab’ ja mein Möglichstes getan!« behauptete das korpulente Mannsbild beleidigt. »Aber so einfach ist das auch wieder net. Und ich kann schließlich in meinem Alter net das Turnen anfangen, das ist doch lächerlich!«
»Was der Gesundheit dient, ist niemals lächerlich«, widersprach Max ihm ruhig. »Außerdem musst keine Purzelbäume schlagen, wennst net willst. Ein bissel Wandern, Nordic Walking oder Radfahren, das tut es auch.«
»Ich soll mich zum Deppen machen, bloß dir zu Gefallen, Doktor? Vergiss es! Wozu hab’ ich schließlich das Ding in meiner Brust? Wenn mich das net gesund erhält, dann hätte ich es auch net gebraucht.«
Dr. Brinkmeier sparte sich eine Erwiderung, denn er musste einsehen, dass der Burgmüller ihn nicht verstehen wollte. Der Bürgermeister mochte nicht von seinen lukullischen Essgewohnheiten lassen, und Bewegung bestand für ihn in dem bequemen Sitz seines bulligen Jeeps.
»Ich stelle