Zwei, die einander helfen: Kinderärztin Dr. Martens 84 – Arztroman
By Britta Frey
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Kinderärztin Dr. Martens ist eine weibliche Identifikationsfigur von Format. Sie ist ein einzigartiger, ein unbestechlicher Charakter – und sie verfügt über einen extrem liebenswerten Charme. Alle Leserinnen von Arztromanen und Familienromanen sind begeistert!
Seit Stunden lag Linda Mahler wach in ihrem Bett. Einmal drehte sie sich auf die linke Seite, dann wieder auf die rechte, doch der Schlaf wollte nicht wiederkommen, obwohl sie noch sehr müde war, denn sie hatte den Tag vorher am Morgen ein paar Stunden im Garten gearbeitet. Und am Nachmittag war sie mit ihrer Mutter und den Kindern Sandra und Peter durch die blühende Heide gewandert. Verzweifelt fragte sie sich nun, ob sie nie über den Verlust ihres Mannes Felix hinwegkommen würde. Seit einem halben Jahr waren sie geschieden – und sie hatte den Scheidungsrichter nicht überzeugen können, daß es für sie und die Kinder besser wäre, wenn ihr Mann kein Besuchsrecht bekommen würde. Sein Anwalt hatte es durchgesetzt, daß er alle zwei Monate, sonntags, die Kinder abholen dürfe. Und heute war wieder der bewußte Sonntag. Dieser Tag würde besonders schwer für sie sein, denn es war nicht nur ihr dreißigster Geburtstag, es wäre auch ihr zehnter Hochzeitstag. Obwohl sie es nicht wollte, liefen ihr die Tränen über die Wangen. Ich will für meine beiden Kinder dankbar sein, sagte sie sich nun und wischte energisch die Tränen weg. Peter war für seine acht Jahre ein aufgeweckter Junge, sehr lieb und immer hilfsbereit. Er war aber auch das Ebenbild seines Vaters – er hatte die gleichen dunkelbraunen Augen, die gleiche Haarfarbe und das gleiche Temperament. Die fünfjährige Sandra war noch sehr verspielt. Die hellblonden gelockten Haare und die tiefblauen Augen sowie die kleinen Grübchen in den Wangen, sie sah aus wie Linda selbst. Nun dachte sie an den Rat ihrer noch sehr jugendlichen Mutter: »Du solltest dir einen Lebensgefährten nehmen, dann kommst du leichter über die Trennung hinweg, mein Kind«, hatte sie erst gestern wieder zu ihr gesagt. Sie konnte keinen anderen Mann nehmen, denn sie liebte Felix noch immer, obwohl er sie mit einer anderen Frau betrogen hatte und mit ihr nun zusammenlebte. Linda war aber dankbar, daß ihre geliebte Mutter jedes Wochenende nach Ögela kam. Die Kinder liebten ihre Oma sehr, denn die Tage waren immer voller Lachen und Freude. Es war nur traurig, daß der Opa vor vier Jahren an Herzversagen gestorben war.
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Kinderärztin Dr. Martens Classic
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Zwei, die einander helfen - Britta Frey
Kinderärztin Dr. Martens
– 84 –
Zwei, die einander helfen
Als die Mama verschwunden war
Britta Frey
Seit Stunden lag Linda Mahler wach in ihrem Bett. Einmal drehte sie sich auf die linke Seite, dann wieder auf die rechte, doch der Schlaf wollte nicht wiederkommen, obwohl sie noch sehr müde war, denn sie hatte den Tag vorher am Morgen ein paar Stunden im Garten gearbeitet. Und am Nachmittag war sie mit ihrer Mutter und den Kindern Sandra und Peter durch die blühende Heide gewandert.
Verzweifelt fragte sie sich nun, ob sie nie über den Verlust ihres Mannes Felix hinwegkommen würde. Seit einem halben Jahr waren sie geschieden – und sie hatte den Scheidungsrichter nicht überzeugen können, daß es für sie und die Kinder besser wäre, wenn ihr Mann kein Besuchsrecht bekommen würde. Sein Anwalt hatte es durchgesetzt, daß er alle zwei Monate, sonntags, die Kinder abholen dürfe.
Und heute war wieder der bewußte Sonntag. Dieser Tag würde besonders schwer für sie sein, denn es war nicht nur ihr dreißigster Geburtstag, es wäre auch ihr zehnter Hochzeitstag. Obwohl sie es nicht wollte, liefen ihr die Tränen über die Wangen.
Ich will für meine beiden Kinder dankbar sein, sagte sie sich nun und wischte energisch die Tränen weg. Peter war für seine acht Jahre ein aufgeweckter Junge, sehr lieb und immer hilfsbereit. Er war aber auch das Ebenbild seines Vaters – er hatte die gleichen dunkelbraunen Augen, die gleiche Haarfarbe und das gleiche Temperament.
Die fünfjährige Sandra war noch sehr verspielt. Die hellblonden gelockten Haare und die tiefblauen Augen sowie die kleinen Grübchen in den Wangen, sie sah aus wie Linda selbst.
Nun dachte sie an den Rat ihrer noch sehr jugendlichen Mutter: »Du solltest dir einen Lebensgefährten nehmen, dann kommst du leichter über die Trennung hinweg, mein Kind«, hatte sie erst gestern wieder zu ihr gesagt.
Sie konnte keinen anderen Mann nehmen, denn sie liebte Felix noch immer, obwohl er sie mit einer anderen Frau betrogen hatte und mit ihr nun zusammenlebte.
Linda war aber dankbar, daß ihre geliebte Mutter jedes Wochenende nach Ögela kam. Die Kinder liebten ihre Oma sehr, denn die Tage waren immer voller Lachen und Freude. Es war nur traurig, daß der Opa vor vier Jahren an Herzversagen gestorben war.
Zu gern wäre Linda zu ihrer Mutter nach Celle gezogen, um Felix und die Erinnerungen an die schöne Zeit zu vergessen. Für die Kinder aber war es besser, in Ögela zu sein. Hier hatten sie den großen Garten, ihre Freunde und die wunderschöne Umgebung. Felix hatte großzügigerweise ihr das Haus überschrieben, er zahlte auch genügend Unterhalt, denn er hatte in Hannover eine gutgehende Werbeagentur.
»Ach, Felix«, sagte Linda nun leise, »warum hast du uns das nur angetan? Wir waren doch alle vier zusammen so glücklich gewesen.«
Linda wußte, wenn sie sich so elend fühlte, daß sie immer starke Kopfschmerzen bekam. Sie schluckte eine Kopfschmerztablette mit ein wenig Wasser und legte sich noch einmal ins Bett. Sie blieb noch eine halbe Stunde liegen, dann stellte sie sich unter die Dusche und kleidete sich an. Sie hoffte, daß Felix so viel Fairneß besaß und ihren Geburtstag ignorierte.
Leise ging sie die Treppe nach unten, sie wollte die Kinder nicht wecken. Der Kaffeeduft aus der halboffenen Küchentür stieg ihr in die Nase. Mit einem aufgesetzten Lächeln betrat sie die Küche. Doch was sie dann sah und hörte, verschlug ihr den Atem, denn die Kinder sangen mit der Mutter im Chor ein fröhliches Geburtstagslied.
Tränen der Freude stiegen Linda in die Augen, als die kleine Sandra ihr einen bunten Blumenstrauß und ein kleines, von ihr gemaltes Herz überreichte.
»Mein Liebling, herzlichen Dank«, sagte sie gerührt, hob ihre Tochter hoch und drückte sie fest an sich.
Ungeduldig wartete schon Peter, sein Geschenk zu überreichen, doch das Telefon in der Diele klingelte plötzlich, und Linda meinte: »Das ist bestimmt für mich.« Sie hob den Hörer ab und fragte: »Ja, bitte?« Ihr Herz begann zu rasen, als Felix zu ihr sagte: »Ich will dir ganz herzlich zu deinem heutigen Geburtstag gratulieren, und…«
»Laß das sein! Von dir will ich keine Glückwünsche«, rief sie schrill und knallte den Hörer auf den Apparat.
»Wer war das denn?« wollte Peter wissen, als sie wieder in die Küche kam.
»Ach, irgend so ein Spinner, der sich einen Scherz erlaubte«, sagte sie mit noch zittriger Stimme.
Die Mutter meinte nur: »Ich denke, wir frühstücken erst zusammen, sonst wird alles kalt.« Sie goß den Kindern Kakao in die Tassen und gab ihnen auf die Teller ausnahmsweise Eier mit Schinkenwürfeln. Die Brötchen waren frisch aufgebacken und dufteten, als wären sie von heute.
Linda hatte sich wieder beruhigt, und ihre Mutter sah, daß ihre Hand ein wenig zitterte, als sie den Kaffee in die Tassen goß.
Peter fragte ein wenig enttäuscht: »Mami, bist du nicht neugierig, was ich dir schenken will?«
»Doch, mein Sohn. Ich überlege mir schon dauernd, was es wohl sein könnte.« Sie sah ihn lächelnd an und sagte dann: »Jetzt weiß ich es – bestimmt ist es ein Kochbuch…«
»Nein, ist es nicht. Rate weiter, Mami.« Das Ratespiel schien den Kindern zu gefallen, auch der Oma, denn sie wollte wissen: »Was glaubst du wohl, was du von mir bekommst, Linda?«
»Das weiß ich schon, es ist ein Pullover in Spitzenmuster.«
»Ganz falsch«, riefen Peter und Sandra gleichzeitig. »Es ist ganz hart«, fügte die Mutter hinzu.
Keiner hatte mehr Lust, weiter zu essen, alle wollten sie sehen, ob und wie die Mami sich über die Geschenke freute.
»Ihr seid doch eine Rasselbande«, sagte die Oma mit gespieltem finsterem Gesicht. »Ich gebe mir Mühe, ein besonderes Frühstück zu machen und keiner schätzt das.«
»Doch, Omilein, es hat prima geschmeckt«, meldete sich Sandra und warf ihr ein Kußhändchen zu.
»Ja, Oma, es war ganz toll, aber zuviel für meinen Magen«, versicherte Peter und schenkte ihr ein charmantes Lächeln.
Die Oma sah ihre Tochter an, und beide dachten dasselbe: Peter sah nicht nur aus wie sein Vater, er besaß auch den gleichen liebenswerten Charme.
Linda unterdrückte den Seufzer, der über ihre Lippen wollte. Wie sollte sie auch Felix vergessen können, wenn sein Sohn ihm in allem so ähnlich war?
Nachdem das Frühstücksgeschirr abgeräumt war, lagen nur noch die Geschenke neben dem großen, bunten Blumenschmuck.
Und die Mami machte es spannend, fanden die Kinder. Sie sah lange ein Geschenk nach dem anderen an – und dann schloß sie die Augen, ihre rechte Hand schwebte über den Päckchen, und schon hatte sie eines hochgenommen.
»Soll das ein neues Spiel werden, Linda?« fragte die Mutter, doch Peter juchzte, denn die Mami löste schon von seinem Päckchen die Schleife. Es kam ein wunderschön gemalter Kalender zum Vorschein. Linda sah staunend auf die schönen Aquarelle, die zu jedem Monat genau paßten.
»Das hab ich alles alleine gemalt«, sagte er stolz. »Gefällt es dir wirklich?«
»Aber ja, Peterle, du bist ja schon ein richtiger Künstler.« Linda schluckte, denn sie konnte sich denken, von wem diese Idee war. Sie umarmte ihn herzlich und bedankte sich lieb.
Nun machte sie auch noch die anderen Geschenke auf. Von der Mutter bekam sie einen großen Seidenschal, den sie zauberhaft bemalt hatte. Von Sandra war noch ein kleines Päckchen dabei.
Als Linda es öffnete, freute sie sich über das schön bestickte Taschentuch. »Die Omi hat es für mich fertig gemacht« meinte Sandra leise. »Wenn ich größer bin, dann…«
»Aber Schätzchen«, unterbrach sie Linda. »Ich freue mich über alle Geschenke wirklich sehr.« Und innig drückte sie ihr kleines Mädchen an sich.
Dann umarmte sie auch ihre Mutter und bedankte sich. Leise sagte sie noch: »Es ist wunderbar, daß es dich gibt.«
Die Mutter lächelte nur, denn sie wußte, wenn sie nicht wäre, gäbe es keine Tochter und keine Enkelkinder.
Plötzlich meinte der achtjährige Peter: »Wir sollten heute dem Vati absagen… Ich denke, es wäre besser, wir bleiben bei dir, Mami.«
»Ja…«, sagte auch Sandra. »Wir wollen deinen Geburtstag ganz lustig feiern und nachmittags Eis essen gehen.«
»Meinst du das auch, Mutter?« fragte Linda – ihre Augen signalisierten aber, es ist besser, sie fahren mit ihrem Vater.
Die Mutter hatte verstanden. »Wer weiß, wie nächsten Sonntag das Wetter ist. – Euer Vater soll euch heute etwas früher heimbringen, dann können wir noch im Garten sitzen – und ich bereite eine Eisbombe vor.«
»Au fein, Omilein. – Darf Vati heute mit ins Haus kommen?« wollte die Kleine noch wissen.
Linda ging aus der Küche, sie überhörte diese Frage bewußt. Ihre Mutter antwortete dem Mädchen: