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Eine Mutti für Alexis: Fürstenkinder 9 – Adelsroman
Eine Mutti für Alexis: Fürstenkinder 9 – Adelsroman
Eine Mutti für Alexis: Fürstenkinder 9 – Adelsroman
Ebook122 pages1 hour

Eine Mutti für Alexis: Fürstenkinder 9 – Adelsroman

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About this ebook

In der völlig neuen Romanreihe "Fürstenkinder" kommt wirklich jeder auf seine Kosten, sowohl die Leserin der Adelsgeschichten als auch jene, die eigentlich die herzerwärmenden Mami-Storys bevorzugt.
Ihre Lebensschicksale gehen zu Herzen, ihre erstaunliche Jugend, ihre erste Liebe – ein Leben in Reichtum, in Saus und Braus, aber oft auch in großer, verletzender Einsamkeit.
Große Gefühle, zauberhafte Prinzessinnen, edle Prinzen begeistern die Leserinnen dieser einzigartigen Romane und ziehen sie in ihren Bann.

der strahlendblaue Frühlingshimmel, goldene Sonnenstrahlen flimmerten in der klaren lieblichen Luft, und der linde Wind trug den Duft von Narzissen herbei –, er trug ihn durch das kleine Dorf und durch das offene Portal des Barockkirchleins bis zum Altar. Dort kniete sie, die zauberhaft schöne junge Silke von Holm. Ein kostbarer Spitzenschleier, der sich sanft bauschte, in ihrem seidenweichen nachtschwarzen Haar saß das Brautkrönlein derer von Wulfenhagen. »Ja«, sagte sie leise und legte ihre schmale Hand zum Gelöbnis in die des jungen Grafen. Nun war es endlich soweit, sie war sein für immer! Der Pfarrer sprach seinen Segen, die Orgel präludierte und eine volle schöne Stimme sang ergreifend. ›So nimm denn meine Hände‹, klang es durch die kleine Barockkirche, und hier und da führte eine der Damen unter der Gästeschar gerührt ein Spitzentüchlein an die Augen. Dann schritt Silke von Wulfenhagen an der Seite des geliebten Mannes aus der schönen kleinen Kirche. Einen Augenblick blieben sie am Portal stehen. Man sah von hier weit über das Land, über das Land, das nun auch ihre Heimat war. »Ich bin glücklich«, sagte sie leise, und Graf Hubertus führte sie behutsam zu der weiß-goldenen Hochzeitskutsche, die dort unten am Hügel stand, vorbei an den Dorfbewohnern, die in Scharen am Wegrand standen. Warum sahen die Menschen alle so böse aus? Warum wandten sie sich ab? Sie hatte doch niemandem etwas zuleide getan? Und dann stand er plötzlich mitten auf dem Weg. Ein alter Mann war es, weißes Haar wehte im Wind über die tiefgefurchte Stirn. Silke erschrak heftig, überdeutlich nahm sie alles wahr. Blaue Augen hatte der Mann, Augen, die von tiefstem Leid sprachen, seine Hände ballten sich.
LanguageDeutsch
PublisherKelter Media
Release dateMay 26, 2020
ISBN9783740966201
Eine Mutti für Alexis: Fürstenkinder 9 – Adelsroman

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    Eine Mutti für Alexis - Yvonne Bolten

    Fürstenkinder

    – 9 –

    Eine Mutti für Alexis

    Yvonne Bolten

    Wie Samt und Seide leuchtete

    der strahlendblaue Frühlingshimmel, goldene Sonnenstrahlen flimmerten in der klaren lieblichen Luft, und der linde Wind trug den Duft von Narzissen herbei –, er trug ihn durch das kleine Dorf und durch das offene Portal des Barockkirchleins bis zum Altar.

    Dort kniete sie, die zauberhaft schöne junge Silke von Holm. Ein kostbarer Spitzenschleier, der sich sanft bauschte, in ihrem seidenweichen nachtschwarzen Haar saß das Brautkrönlein derer von Wulfenhagen.

    »Ja«, sagte sie leise und legte ihre schmale Hand zum Gelöbnis in die des jungen Grafen.

    Nun war es endlich soweit, sie war sein für immer! Der Pfarrer sprach seinen Segen, die Orgel präludierte und eine volle schöne Stimme sang ergreifend.

    ›So nimm denn meine Hände‹, klang es durch die kleine Barockkirche, und hier und da führte eine der Damen unter der Gästeschar gerührt ein Spitzentüchlein an die Augen.

    Dann schritt Silke von Wulfenhagen an der Seite des geliebten Mannes aus der schönen kleinen Kirche. Einen Augenblick blieben sie am Portal stehen. Man sah von hier weit über das Land, über das Land, das nun auch ihre Heimat war.

    »Ich bin glücklich«, sagte sie leise, und Graf Hubertus führte sie behutsam zu der weiß-goldenen Hochzeitskutsche, die dort unten am Hügel stand, vorbei an den Dorfbewohnern, die in Scharen am Wegrand standen.

    Warum sahen die Menschen alle so böse aus? Warum wandten sie sich ab? Sie hatte doch niemandem etwas zuleide getan?

    Und dann stand er plötzlich mitten auf dem Weg. Ein alter Mann war es, weißes Haar wehte im Wind über die tiefgefurchte Stirn. Silke erschrak heftig, überdeutlich nahm sie alles wahr.

    Blaue Augen hatte der Mann, Augen, die von tiefstem Leid sprachen, seine Hände ballten sich.

    »Du wirst noch weinen lernen, Gräfin«, sagte er, »dein Glück wird nicht lange dauern – bei dem da?« Und er wies mit einer harten Bewegung auf den Grafen.

    »Du tust mir leid, Gräfin, du wirst noch bittere Tränen weinen!«

    Graf Hubertus hatte Silke losgelassen, er trat einen Schritt vor, bleich, zornig und hart wie sein Gesicht – aber der alte Mann war fort.

    »Wie ein Spuk«, murmelte Silke von Wulfenhagen, »ein Spuk an meinem Hochzeitstag!«

    »Ein Kranker«, sagte er böse, »er müßte in eine Anstalt eingewiesen werden! Es tut mir leid! Komm, Silke, vergiß es wieder! Es ist ein armer Mensch!«

    »Ein Kranker? Ach, wie traurig!«

    Sie tanzte viel an diesem Tag, die schöne Silke. Sie schwebte über das Parkett, und sie lächelte. Und doch – in ihrem Herzen schlummerte die Furcht.

    *

    Im fallenden Nebel der Winternacht verschwand die Frau wie ein Schatten.

    Bebend vor Angst und zitternd vor Kälte drückte sich das Kind ein bißchen fester an die Tür aus dickem Glas. Ein Hauch von Licht war hinter der Tür, ein ganz, ganz schwacher Schein. Dort war Licht und vielleicht ein bißchen Wärme?

    »Sie kommen gleich und holen dich«, hatte die Frau mit ihrer rauhen, harten Stimme gesagt. Die kleine Manuela blickte scheu nach oben. Dort oben auf den blanken Knopf hatte die Frau noch gedrückt, dann war sie ganz schnell fortgegangen.

    In der finsteren Nacht stand das Kind ganz allein vor einem fremden Haus. Ein eiskalter Wind pfiff um die Hausecken, und auf den Steinen der Straße bildete sich eine glänzende dünne Eisschicht.

    Und in den Ecken – oh, in den Ecken war es am schlimmsten. Die Blicke des blassen verängstigten Kindes wanderten scheu hin und her. In den Ecken war es unheimlich, wer weiß, was sich dort alles verbarg, das Kind erschauerte.

    Immer größer wurden die Augen in dem Gesichtlein, immer lauter klopfte das kleine Herz vor Angst.

    Sie kommen gleich und holen dich, hatte die Frau gesagt – aber kamen sie wirklich? Und wer kam dann und holte sie? Da! Das Kind fuhr herum.

    Das Licht hinter der Glastür wurde plötzlich heller. Eine Gestalt kam auf die Tür zu, eine dunkle Gestalt.

    Sie kommen gleich und holen dich, hatte die Frau gesagt. Sie holen dich – diese dunkle Gestalt holte sie jetzt – sie holte Manuela – sie holte…

    Manuela schrie auf. Es war ganz einfach zuviel geworden für das Kind. Zuviel Angst, zuviel Kälte, zuviel Hunger.

    Ein Schlüssel klirrte leise, die große Glastür ging auf – und nun war die dunkle Gestalt ganz nahe bei dem Kind. Und da war ja noch so eine Gestalt!

    »Ein Kind«, sagte die eine voll Entsetzen.

    »Und niemand in der Nähe«, sagte die andere und sah sich um.

    Die beiden Schwestern sahen sich an. Eine Sekunde nur, das genügte.

    Schwester Leontine beugte sich hinunter zu dem Kind.

    »Komm, Kleine«, sagte sie sanft und gütig, »komm ins Haus!«

    Nur zögernd und ganz langsam streckte Manuela die kleine Hand aus.

    An der Hand der Schwester betrat Manuela das Haus. Hinter ihr klirrte leise ein Schlüssel. Die Tür war zu, Dunkelheit und Kälte blieben draußen.

    Hier war es wunderschön warm! Und nach Tanne roch es auch, denn dort drüben stand ein Tannenbaum. Bunt und silbern war er geschmückt, der Christbaum, der vor ein paar Sekunden sein warmes Licht zum Heiligen Abend gespendet hatte.

    »Komm, Kind«, sagte Schwester Leontine, »zieh deinen Mantel aus. Du bekommst jetzt ein Glas warme Milch, und dann gehst du zu Bett. Du bist doch sicher müde?«

    Das Kind nickte nur zögernd. Sie waren nett, die beiden Schwestern, ganz anders als die Frau, die sie hierher brachte. Ob sie wohl wieder fort mußte? Wieder in die Nacht hinaus? Aber nein, die Schwester hatte ja vom Bett gesprochen!

    Ach, ein schönes, weiches Bett, es mußte herrlich sein, sich in die Kissen zu kuscheln.

    Die Wärme im Zimmer tat ihr Werk, die Lider des kleinen Mädchens wurden schwer, und Schwester Leontine mußte helfen. Sie knöpfte den Mantel auf, einen viel zu dünnen, verschlissenen Mantel. Ein Kind in einer solchen Nacht in einem so dünnen Ding herumlaufen zu lassen! Helle Empörung überkam die Schwester.

    »Sehen Sie nur«, sagte sie zu Schwester Innocentia, »sehen Sie sich das an! Bitte, wärmen Sie ein bißchen Milch für das Kind. Und beziehen Sie das Bett im Krankenzimmer. Den Arzt?« Sie blickte überlegend die kleine Manuela an. »Nein, ich glaube, der Arzt hat Zeit bis morgen früh! Es ist immerhin Christnacht, wir wollen niemanden unnötig stören.«

    Manuela hörte leises Rauschen eines langen Gewandes, und dann fiel eine Tür sanft ins Schloß.

    »Ich bin Schwester Leontine«, sagte die schwarzgekleidete Frau, »und wie heißt du?«

    »Manuela«, gab das Kind Antwort.

    »Nur Manuela? Hast du nicht noch einen Namen? So wie deine Mutti?«

    »Ich habe doch gar keine Mutti.« Manuela war erstaunt. »Ich war bei der Frau! Und noch einen Namen habe ich nicht. Die Frau hat manchmal ›unnützer Esser‹ zu mir gesagt. Und einen Brief hat mir die Frau gegeben.«

    Ach ja – das Kind hatte ein Täschlein in der Hand gehabt, dort stand es. Manuela griff zu und mühte sich mit ihren kleinen, vor Kälte steifen Fingern mit dem Verschluß herum.

    »Hier.« Sie holte einen ziemlich dicken Brief hervor und gab ihn der Schwester.

    »An die Schwestern des Kinderheimes St. Marien«, las Schwester Leontine leise. Ungelenk waren die Buchstaben. Viel Übung hatte die Schreiberin darin wohl nicht.

    Schwester Innocentia trat ein. Sie trug einen Becher heiße Milch und ein paar Stücke feinen Sandkuchen.

    »Hier, mein Kind«, sagte sie und schob den Imbiß auf den Tisch.

    Das war fein! Manuela griff zu. Warm war die Milch und süß – hmmm, das schmeckte!

    Während das Kind aß, steckten die beiden Schwestern die Köpfe über dem Brief zusammen.

    »An das Heim«, sagte Schwester Leontine, »man hat das Kind vor unserer Tür ausgesetzt und das in dieser Nacht! Ich muß die Schwester Oberin wecken, allein können wir hier nicht entscheiden.«

    Sie hatten leise gesprochen, und nun sahen zwei freundliche Augenpaare hinüber zu dem Kind. Aber Manuela hörte nichts mehr!

    Die Wärme im Zimmer, die gute heiße Milch und das Gefühl von Geborgenheit hatten das ihrige getan.

    Das Kind hatte den Kopf auf den Tisch gelegt und schlief.

    Über die Wangen zogen sich noch die Tränenspuren. Wie blaß das Kind war – und wie dünn!

    Schwester Leontine mußte schlucken, ihr kamen fast selber die Tränen.

    »Ausgesetzt«, murrte sie vor sich hin, »in einer kalten dunklen Nacht in einer fremden Straße einfach allein gelassen! Das arme, arme Kind, welche Angst mußte es ausgestanden haben!«

    »Ich bringe die Kleine zu Bett«, schlug Schwester Innocentia vor, »und Sie, Schwester, können die Schwester Oberin rufen.«

    Eine leichte Last war das Kind. Viel zu leicht! Ohne jede Mühe trug Schwester Innocentia das Mädchen hinüber ins Krankenzimmer und legte es behutsam ins

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