Die Prinz-Heinrich-Kaserne in Lenggries: Ein geschichtlicher Überblick
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Dieses reich bebilderte Buch beschreibt erstmals zusammenhängend die wechselvolle Geschichte der Prinz-Heinrich-Kaserne und zeigt dabei bisher unbekannte historische Details. Auf den letzten Seiten erleichtern QR-Codes das Auffinden der zitierten Quellen.
Robert J. Huber
Robert J. Huber, 1959 in München geboren, Betriebs- und Volkswirt, war lange Zeit aktiver Offizier der Bundeswehr in verschiedenen Funktionen. Seit über zwanzig Jahren arbeitet er als Lehrer für wirtschaftswissenschaftliche und technische Fächer an bayerischen Gymnasien und Realschulen. Privat erforscht er militärgeschichtliche Zusammenhänge.
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Die Prinz-Heinrich-Kaserne in Lenggries - Robert J. Huber
aufrufen.
1. Vorgeschichte
Die nationalsozialistische Bewegung lehnte von Anfang an die durch den Versailler Friedensvertrag von 1919 vorgesehenen militärischen Beschränkungen rundweg ab. Hatte das deutsche Heer 1914 noch knapp 800.000 Mann, so sollten es jetzt nur noch 100.000 sein. Das wurde von vielen als „tiefste Erniedrigung empfunden. Dazu sprach ein gewisser „Herr Hittler
(man beachte die Schreibweise!) bereits 1919 in einer seiner ersten Reden vor großer Zuhörerschaft:
Abbildung 1: Damals in München verteilte Einladungszettel zum Vortrag „Deutschland vor seiner tiefsten Erniedrigung". Reproduktion des Originals durch den Autor.
So verwundert es nicht, dass nach der Machtergreifung 1933 alsbald ein großes Aufrüstungsprogramm entstand. Deutschland sollte durch Beschluss des Reichskanzlers und „Führers mit dem „Gesetz über den Aufbau der Wehrmacht und Wiederherstellung der Wehrhoheit
vom 16. März 1935¹ militärisch erstarken. Ab 1936 gab es für die Aufrüstung dann einen eigenen „Vierjahresplan² unter der Leitung des Hitler-Vertrauten Herman Göring. Vorgesehen waren 700.000 Mann, beim Heer in 36 Divisionen gegliedert. Mindestens eine davon war als „Gebirgsdivision
geplant. Das sind überwiegend zu Fuß marschierende Soldaten, die ihre Waffen und das Gerät mit Hilfe von Lasttieren auch abseits fester Wege ins vorgesehene schwierige Gelände bringen können.
Die bisherigen Standorte reichten für so viele Soldaten nicht aus, schließlich waren jetzt auch wieder
Abbildung 2: Adolf Hitler um 1928 in Lederhose. Den Vertrieb dieser Aufnahme untersagte er später. US-National Archives (NARA), 111-222, public domain.
Wehrpflichtige auszubilden.³ Deshalb entstanden in Deutschland während der Jahre 1936 bis 1939 über 500 neue Kasernen.
Abbildung 3: Die Heeresgliederung im Jahr 1935. Der Divisionsstab der „Gebirgler" befand sich zu dieser Zeit noch in München, beim Generalkommando. In dieser ersten Ausbaustufe waren 24 neue Divisionen vorgesehen, zwölf weitere in der nächsten Ausbaustufe bis 1939. Foto: Eigene Bearbeitung aus Abdruck im Weilheimer Tagblatt vom 2. Nov. 1935, public domain.
Der in Österreich geborene „Führer" Adolf Hitler zeigte von Anfang an eine gewisse Vorliebe für München und Oberbayern. Der Baustil der hier neu entstehenden Kasernen interessierte ihn besonders.
Am Anfang war Lenggries nicht als Standort vorgesehen, doch die Planungen änderten sich mehrfach. Zunächst sollte im Alpenraum eine „Gebirgsjägerbrigade, also ein militärischer Großverband mit gut 6.000 Soldaten entstehen. Bald darauf sprach man von einer „Gebirgsdivision
mit über 25.000 Mann, gegliedert in drei Gebirgsjäger-Regimenter zu je drei Bataillonen, vier Bataillone Artillerie, je eines für die Pioniere, die Nachrichtentruppe, die Sanitäter usw. Um diese angemessen unterbringen zu können, mussten also mindestens sechzehn neue Kasernen im Alpenraum gebaut werden, hatte doch ein einziges dieser Gebirgsjäger-Bataillone schon knapp 900 Mann und dazu gut 250 Tragtiere, meist Mulis, Haflinger und Esel.
Gleich nach der Machtübernahme 1933 erfolgte auf Weisung des „Führers die Standortsuche. Die detaillierten Planungen fanden unter der Leitung des Hitler-Vertrauten Hermann Göring statt. „Baurecht
in unserem heutigen Sinne benötigte die nationalsozialistische Führung nicht, der Bau war ja befohlen. Zwar wurden die Kasernengrundstücke, mindestens 12 Hektar groß, vom „Reich gekauft, allerdings zu billigsten Preisen. Nur selten gab es mehr als eine Mark für den Quadratmeter. Widerstand seitens der Grundeigentümer oder der Gemeinden konnte gefährlich sein – das Konzentrationslager Dachau war schon seit 1933 in Betrieb. Vielleicht auch deshalb übertrug so manche Gemeinde den Baugrund unentgeltlich an das „Reich
und sorgte auf eigene Kosten für den Bau von Zufahrtsstraßen und Infrastruktur. Idealerweise hatte ein Standort nicht nur bebaubare Flächen, sondern auch einen leistungsfähigen Bahnanschluss, gerne elektrifiziert. War das gegeben, setzte man den (Vor-)Alpenbewohnern auch mal gleich zwei neue Kasernen in den Ort, so z. B. geschehen in Garmisch, Murnau und Sonthofen.
Trotzdem war es nicht einfach, alle Gebirgsjäger unterzubringen. Kurz dachte der Planungsstab dabei auch an Bad Tölz, doch die Kreisstadt schied aus. Dort hatten die Funktionäre der Nationalsozialistischen Arbeiterpartei (NSDAP) den Bau einer „Junker-Schule" für den Führungsnachwuchs der