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Instrumente für kommunales Nachhaltigkeitsmanagement: Eine Einführung
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Ebook137 pages1 hour

Instrumente für kommunales Nachhaltigkeitsmanagement: Eine Einführung

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Immer mehr Städte, Kreise und Gemeinden in Deutschland beschäftigen sich mit der Agenda 2030 der Vereinten Nationen. Gerade Kommunen kommt hier eine besondere Bedeutung zu, denn hier werden einerseits Nachhaltigkeitsprobleme wie durch ein Brennglas sichtbar, andererseits lassen sich vor Ort nachhaltige Lösungsansätze zielgerichteter verwirklichen. Dennoch ist nicht jede Kommune aktiv dabei, die Globalen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs) anzuwenden. Für die Kommunen, die sich erstmals auf den Weg machen, bietet die Publikation einen Überblick über praxiserprobte Instrumente wie Nachhaltigkeitsbericht, -strategie, -haushalt oder -prüfung und eröffnet damit einen qualifizierten Einstieg in die Arbeit.
Das Buch hilft Kommunen dabei, ihre Verantwortung für eine nachhaltige Entwicklung orientiert und inhaltlich vorbereitet zu übernehmen. Mit dieser Einführung, die Expert:innen aus dem Nachhaltigkeitsmanagement erstellt haben, können Vertreter:innen aus Verwaltung und Politik mit der Umsetzung erster Maßnahmen für nachhaltige Entwicklung beginnen.
LanguageDeutsch
Release dateNov 26, 2020
ISBN9783867939232
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    Instrumente für kommunales Nachhaltigkeitsmanagement - Verlag Bertelsmann Stiftung

    erfüllt.

    I.Handeln vor Ort. Für eine Welt mit Zukunft

    1.Nachhaltigkeit beginnt in den Kommunen

    Die Kommunen sind die Basis der Nachhaltigkeitsbewegung. Und sie sind – das haben sie nicht nur bewiesen, als die Bedrohung durch die Corona-Pandemie am größten war – das Rückgrat der Gesellschaft. Die Städte, Kreise und Gemeinden sind es, die das Thema Nachhaltigkeit in all seinen Facetten seit Langem aufgreifen, es stetig vorantreiben und neu akzentuieren. Sie tun dies in unterschiedlicher Intensität und mit den verschiedensten Schwerpunktsetzungen. Teilweise entwickeln sie ausdifferenzierte Nachhaltigkeitsstrategien oder erstellen Nachhaltigkeitsberichte; in vielen Fällen schaffen sie – trotz schwieriger Haushaltslage – Stellen für Nachhaltigkeitsmanager:innen. Andere Kommunen besinnen sich auf erfolgreiche Agenda-21-Prozesse, setzen Stadtentwicklungskonzepte um, erarbeiten zukunftsweisende Mobilitäts- oder Klimaschutzkonzepte.

    Nachhaltigkeit weckt viele Assoziationen

    Was aber heißt Nachhaltigkeit? Definitionen gibt es viele – jede und jeder Einzelne hat unterschiedliche Bilder im Kopf, wenn sie oder er an Nachhaltigkeit denkt: die Bedrohlichkeit des Klimawandels, den Dieselskandal und die Diskussionen um Fahrverbote oder eine City-Maut, Mikroplastik in den Weltmeeren, die tägliche Menge an Coffee-to-go-Bechern, bezahlbaren Wohnraum oder die Lebensweise jedes und jeder Einzelnen. Regelmäßige Bevölkerungsbefragungen zeigen immer wieder die Aktualität und Präsenz des Themas.

    Im Projekt »Monitor Nachhaltige Kommune« der Bertelsmann Stiftung beispielsweise haben repräsentative telefonische Bürgerbefragungen in den Jahren 2017 und 2018 ergeben, dass Nachhaltigkeit ein Thema mit hoher und zunehmender Relevanz ist. Neun von zehn Interviewten gaben an, dass ihnen der Begriff »Nachhaltigkeit« bekannt sei.

    Abbildung 1: Bekanntheit des Begriffs »Nachhaltigkeit«

    Repräsentative Telefonbefragung durch Kantar Emnid im September 2018; Frage: Haben Sie den Begriff »Nachhaltigkeit« schon einmal gehört oder gelesen? Basis: 1.009 Befragte; Angaben in Prozent

    Quelle: Schneider-Haase 2018: 36

    Dabei war der Begriff in allen betrachteten Bevölkerungsgruppen ähnlich präsent. Faktoren wie die Wohnregion oder das Geschlecht spielten keine nennenswerte Rolle. Auch in unterschiedlichen Altersgruppen fiel der Bekanntheitswert ähnlich hoch aus. Ob Jung oder Alt: In keinem Fall fiel der Wert unter 85 Prozent.

    Werden die Bundesbürger:innen gefragt, inwieweit sie bereit sind, sich in ihrem persönlichen Umfeld für mehr Nachhaltigkeit einzusetzen, zeigen sich viele offen: Knapp 70 Prozent der Befragten äußerten in beiden Befragungen eine hohe Einsatzbereitschaft. Mit Blick auf potenzielle Altersdifferenzen zeigte sich in den Befragungen 2017 und 2018 besonders bei der starken Einsatzbereitschaft eine gewisse Grenze bei einem Lebensalter von rund 40 Jahren. Unterhalb dieser Altersgrenze äußerten höchstens 18 Prozent eine »sehr große Bereitschaft«, sich individuell für mehr Nachhaltigkeit einzusetzen, darüber waren es bis zu 38 Prozent. Eine Wiederholung der Befragung heute, im Jahr 2020, dürfte ein anderes Ergebnis zeigen. Die Bewegung Fridays for Future hat uns deutlich vor Augen geführt, dass insbesondere die jüngere Generation bereit ist, auf die Straße zu gehen und vehement für Nachhaltigkeitsbelange einzutreten.

    Abbildung 2: Bereitschaft zu individuellem Einsatz für mehr Nachhaltigkeit

    Repräsentative Telefonbefragung durch Kantar Emnid im September 2018; Frage: Wie hoch ist Ihre Bereitschaft, sich persönlich in Ihrem Umfeld, also in der Familie, im Freundes- und Bekanntenkreis oder am Arbeitsplatz, für mehr Nachhaltigkeit einzusetzen? Basis: 1.009 Befragte; Angaben in Prozent; Kreisinneres: Summe der Anteile »sehr groß« und »eher groß«

    Quelle: Schneider-Haase 2018: 42

    Auch mehr als dreißig Jahre nach dem Erscheinen des Berichts »Our Common Future« der Brundtland-Kommission hat die darin enthaltene Definition von Nachhaltigkeit weder an Aktualität noch an Autorität eingebüßt. Demnach ist nachhaltiges Handeln »eine dauerhafte Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können« (Hauff 1987: 46). Damit ist klar: Nachhaltigkeit betrifft Zukunft und Gegenwart gleichermaßen. Sie fragt nicht allein nach dem Überleben, sondern danach, wie wir heute leben, um das Bewusstsein dafür zu schaffen, dass auch zukünftig ein gutes Leben geführt werden kann. In der Nachhaltigkeitsstrategie der niedersächsischen Stadt Geestland im Landkreis Cuxhaven beispielsweise wird daher statt von Nachhaltigkeit von »Enkelkindtauglichkeit« gesprochen.

    Vier Prinzipien der Nachhaltigkeit

    Dem Leitbild der nachhaltigen Entwicklung in Kommunen liegen vier Handlungsprinzipien zugrunde, die sogenannten »Vier Gs« (vgl. ausführlich Jörissen 2005: 15–31):

    Prinzip der Generationengerechtigkeit: Die Gerechtigkeit zwischen den derzeit lebenden und den zukünftigen Generationen (intergenerative Gerechtigkeit) beinhaltet, dass allen gleiche Rechte und Ansprüche an den Ressourcen eingeräumt werden, die als Lebensgrundlage dienen. Nicht nur gleichwertige, sondern möglichst bessere Lebensgrundlagen sollen den nachfolgenden Generationen hinterlassen werden.

    Prinzip der Ganzheitlichkeit: Ökonomisches Handeln sollte sich im Raum zwischen dem sozialen Fundament der Gesellschaft und den ökologischen Grenzen abspielen. Im Sinne eines integrierten Ansatzes bestimmen die planetaren Grenzen für die Nutzung natürlicher Ressourcen und die von der Gesellschaft als unverhandelbar betrachteten Grundbedingungen für ein menschenwürdiges Leben den wirtschaftlichen und politischen Handlungs- und Gestaltungsrahmen (vgl. ausführlich Raworth 2018).

    Prinzip der globalen Verantwortung: Vor dem Hintergrund des Bewusstseins der globalen Auswirkungen von lokalem Handeln haben Kommunen nicht nur eine herausragende Rolle bei der Gestaltung der Lebensbedingungen vor Ort, sondern auch hinsichtlich der globalen Lebensbedingungen. Sie tragen eine Mitverantwortung für die Eine Welt.

    Prinzip des gemeinsamen Handelns: Die Umsetzung des Leitbildes der nachhaltigen Entwicklung sollte unter Beteiligung möglichst aller Stakeholder aus Gesellschaft und Zivilgesellschaft, aus Wirtschaft sowie Politik und Verwaltung erfolgen. Nur durch partizipatives Handeln kann letztlich eine hohe Akzeptanz und die Bereitschaft zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele geschaffen werden (vgl. ausführlich Knipp, Lindner und Haubner 2020).

    Trend zur Urbanisierung

    »Ein Land ist die Summe seiner Kommunen. Wenn die Kommunen nicht funktionieren, kann auch das Land nicht funktionieren«, sagte der ehemalige Generalsekretär der Vereinten Nationen Ban-Ki Moon anlässlich der Rio+20-Konferenz im Juni 2012. In den Städten wird sich letztendlich entscheiden, ob nachhaltige

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