Dr. Norden Extra 24 – Arztroman: Verlorene Träume
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Selina Meringer drehte den grünen Briefumschlag zwischen den Fingern. Die Anschrift war mit der Maschine geschrieben, aber ein Absender war nicht angegeben. Der intensive Duft eines schweren Parfums stieg ihr in die Nase. Sie zögerte, ihn zu öffnen, ohne dafür eine Erklärung zu wissen. Sie blickte auf die Wanduhr. Es war höchste Zeit, denn sie hatte einen Termin bei Dr. Norden. Also steckte sie den Brief mit der anderen Post in ihre Handtasche, da sie von der Praxis aus ins Büro fahren wollte, um sich auf dem laufenden zu halten. Sie hatte ihren Urlaub auf Jamaika verbracht und einen Virus aufgefangen, der sie noch nachhaltig schwächte. Dr. Norden hatte ihr eindringlich geraten, sich zu schonen. Selina war neunundzwanzig Jahre und Direktionsassistentin in einem Elektrokonzern. Ihr war nichts in den Schoß gefallen. Sie hatte sich alles erkämpfen müssen, da sie von ihren zerstrittenen Eltern keinerlei Unterstützung bekommen hatte. Sie war ihren Weg zielstrebig gegangen. Sicher hatte ihr dabei ihr sehr ansprechendes Äußere geholfen, ihr selbstsicheres Auftreten, und nicht zuletzt natürlich ihre Intelligenz und Creativität. Ganz gewiß konnte man ihr nicht nachsagen, daß sie ihre Stellung durch eine heiße Affäre mit dem Chef bekommen hätte. Der bisherige Chef war glücklich verheiratet und gerade auch Großvater geworden. Er hatte sich ins Privatleben zurückgezogen, und nun war Selina sehr besorgt, wie sie mit dem neuen Chef, den sie durch ihre Krankheit noch gar nicht kannte, auskommen würde. Sie war pünktlich in Dr.
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Buchvorschau
Dr. Norden Extra 24 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Extra
– 24 –
Verlorene Träume
Patricia Vandenberg
Selina Meringer drehte den grünen Briefumschlag zwischen den Fingern. Die Anschrift war mit der Maschine geschrieben, aber ein Absender war nicht angegeben. Der intensive Duft eines schweren Parfums stieg ihr in die Nase.
Sie zögerte, ihn zu öffnen, ohne dafür eine Erklärung zu wissen. Sie blickte auf die Wanduhr. Es war höchste Zeit, denn sie hatte einen Termin bei Dr. Norden. Also steckte sie den Brief mit der anderen Post in ihre Handtasche, da sie von der Praxis aus ins Büro fahren wollte, um sich auf dem laufenden zu halten. Sie hatte ihren Urlaub auf Jamaika verbracht und einen Virus aufgefangen, der sie noch nachhaltig schwächte. Dr. Norden hatte ihr eindringlich geraten, sich zu schonen.
Selina war neunundzwanzig Jahre und Direktionsassistentin in einem Elektrokonzern. Ihr war nichts in den Schoß gefallen. Sie hatte sich alles erkämpfen müssen, da sie von ihren zerstrittenen Eltern keinerlei Unterstützung bekommen hatte. Sie war ihren Weg zielstrebig gegangen. Sicher hatte ihr dabei ihr sehr ansprechendes Äußere geholfen, ihr selbstsicheres Auftreten, und nicht zuletzt natürlich ihre Intelligenz und Creativität. Ganz gewiß konnte man ihr nicht nachsagen, daß sie ihre Stellung durch eine heiße Affäre mit dem Chef bekommen hätte. Der bisherige Chef war glücklich verheiratet und gerade auch Großvater geworden. Er hatte sich ins Privatleben zurückgezogen, und nun war Selina sehr besorgt, wie sie mit dem neuen Chef, den sie durch ihre Krankheit noch gar nicht kannte, auskommen würde.
Sie war pünktlich in Dr. Nordens Praxis und wurde von Wendy freundlich begrüßt.
»Leider müssen Sie noch ein bißchen warten, Frau Meringer«, sagte Wendy entschuldigend, »aber es ist grad ein Bub gebracht worden, der in einen Stacheldraht gefallen ist.«
»Da kann der Junge einem ja nur leid tun, denn das muß höllisch weh tun«, sagte Selina. »Ich habe Zeit, ich bin ja noch krankgeschrieben.«
»Aber es geht Ihnen hoffentlich besser.«
»Ja, im großen und ganzen schon, nur der Kreislauf macht mir manchmal noch zu schaffen.«
»Das macht der niedrige Blutdruck«, meinte Wendy.
»Mir fehlt der Streß«, lachte Selina.
Wenn sie lacht, ist sie einfach umwerfend, dachte Wendy. Wieso hat diese Frau eigentlich noch keinen Mann gefunden?
Darauf hätte ihr Selina eine ganz einfache Antwort geben können. Es hatte schon genug Männer gegeben, die sich um sie ehrlich bemüht hatten, aber es war der Richtige nicht dabeigewesen. Sie war ziemlich wählerisch und ließ sich in kein Abenteuer ein.
Sie setzte sich in den Therapieraum, in dem sie allein war. Nun hatte sie Zeit, ihre Post zu lesen. Zuerst den Brief in dem grünen Umschlag. Sie war jetzt doch neugierig geworden, und sie war erstaunt, als sie die Unterschrift las.
Melanie Bartholie, den Namen hätte sie gar nicht vergessen können, denn seit der Schulzeit, in der sie vier Jahre gemeinsam die Schulbank gedrückt hatten, hatte sich die graue Maus, wie Melanie spöttisch genannt worden war, zu einer recht bekannten Fernsehmoderatorin gemausert, die man jetzt jedoch als Klatschtante bezeichnete.
Selina konnte sich nicht genug wundern, denn Melanie lud zu einem Klassentreffen ein, in ihr Haus.
Ich schreibe an einem Buch und habe dafür sehr genau recherchiert, las Selina. Es wird sicher für Euch alle interessant sein zu erfahren, was ich über Euch alles weiß. Klang das nicht wie eine Drohung? Ich sehe Gespenster, ärgerte sich Selina. Was konnte sie gerade über die schon schreiben oder gar in Erfahrung gebracht haben. Sie hatte wahrlich keinen Grund, sich Gedanken zu machen, aber wahrscheinlich wollte Melanie alle nur neugierig machen.
Doch seltsamerweise erinnerte sie sich auch deutlich daran, daß Melanie von manchen ständig verspottet worden war, weil sie plump und voller Hemmungen gewesen war, und sie dachte auch daran, daß sie manchmal oder auch mehrere Male von Melanie gesagt bekamen: Eines Tages werde ich mich dafür rächen, ihr werdet euch noch wundern!
Aber auf sich brauchte Selina das nicht zu beziehen. Sie hatte neben Melanie gesessen und sie auch in Schutz genommen, wenn es ihr nötig erschienen war, aber sicher hatte sie freche Bemerkungen von den Mitschülerinnen auch nicht so tragisch genommen, wie es Melanie wohl getan hatte.
Irgendwie war ihr diese Einladung jedoch suspekt und verursachte ihr Unbehagen. Wie würden wohl die anderen es aufnehmen, zum Beispiel Corinna, die ja ein recht bewegtes Leben führte, bevor sie den Staatsanwalt Rainer Beck geheiratet hatte. Corinna hatte Selina öfter mal getroffen, wie auch Sigrid, Karen und Josi. Bei dem Gedanken, daß sie sich vielleicht alle in Melanies Haus treffen würden, konnte Selina nur den Kopf schütteln.
Sie waren alle völlig unterschiedlich, und sie konnte sich auch nicht denken, daß die anderen überhaupt einen Gedanken daran verschwenden würden, Melanies Aufforderung Folge zu leisten. Oder war da die Neugierde ausschlaggebend, und vielleicht sogar eine gewisse Angst, was Melanie da von sich geben würde in ihrem Buch? Zuzutrauen wäre es ihr schon, daß es eine boshafte Rache werden könnte.
Selina war ganz verwirrt, als Dr. Norden nun so plötzlich eintrat. Sie ließ den Briefbogen fallen, sprang errötend auf und lächelte verlegen. Bevor sie sich bücken konnte, hatte er den Bogen schon aufgehoben.
»Hoffentlich keine schlechte Nachricht«, sagte er.
Ohne es eigentlich zu wollen, erzählte ihm Selina, worum es sich handelte.
»So was kann doch ganz witzig sein«, meinte er. »Meine Frau war schon zweimal zu Klassentreffen und es war immer sehr nett. Wenn man so sieht, wie die anderen sich entwickelt haben, staunt man manchmal. Diese Bartholie scheint sich doch einen Namen gemacht zu haben. Nennt man sie nicht das Klatschmaul vom Dienst?«
»Sie wissen das?« staunte Selina.
Er lächelte flüchtig. »Sie war sogar schon einmal bei mir.«
»Und wie ist Ihre Meinung?«
»Ich habe keine Meinung nach einem einmaligen Besuch.«
»Ich bin schon neugierig«, gab Selina zu, »aber irgendwie ist mir auch nicht ganz wohl bei dem Gedanken, in ihr Haus zu gehen. Ein neutraler Ort wäre mir lieber.«
»Tun Sie nichts, was Ihnen zuwider ist, Frau Mehringer. Sie waren sehr krank und sollten sich noch keinen psychischen Belastungen aussetzen. Sie müssen sich jetzt doch auch erst an einen neuen Chef gewöhnen.«
»Diesbezüglich bin ich ganz realistisch. Wenn wir nicht auskommen können, suche ich mir eine andere Stellung. Da habe ich keine Schwierigkeiten.«
Davon war auch Dr. Norden überzeugt, denn sie würde jeder mit Kußhand nehmen. Er verschrieb ihr noch ein Kräftigungsmittel und sagte ihr, daß sie erstmal mit halber Kraft beginnen solle.
»Sie ist eine tolle Frau, ich mag sie«, sagte Wendy, als Selina gegangen war. »Will sie eigentlich Single bleiben?«
»Da bin ich überfragt, aber als Hausfrau und Mutter kann ich sie mir nicht so recht vorstellen«, meinte er lächelnd.