Der Mensch und seine Körper
By Annie Besant
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About this ebook
Die spirituelle Lehre weiß seit Jahrtausenden, dass die Unterteilung des Menschen in Körper, Seele und Geist nur eine grobe Vereinfachung darstellt. In Wahrheit besteht der Mensch aus sieben Aspekten, die viel differenzierter seine Wesensvielfalt beschreiben.
Annie Besant charakterisiert sehr detailliert die verschiedenen höheren Träger menschlichen Bewusstseins und hilft so nicht nur, beispielsweise die unterschiedlichen Strukturen des Astral- und des Mentalkörpers zu erkennen, sondern sie zeigt zugleich Wege auf, wie man jeden Körper gezielt verfeinern und weiterentwickeln kann.
Ein Führer in die Tiefen des menschlichen Bewusstseins und zu den Gipfeln geistiger Verwirklichung. Eine faszinierende Studie über das Ziel der Evolution und die wahre Bestimmung des Menschen.
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Book preview
Der Mensch und seine Körper - Annie Besant
Körper
Annie Besant
Der Mensch und seine Körper
EDITION
ADYAR
Titel der englischen Originalausgabe:
Man and His Bodies
1. eBook-Auflage 2020
© Aquamarin Verlag
Voglherd 1 • D-85567 Grafing
Umschlaggestaltung: Annette Wagner
ISBN 978-3-96861-232-4
Alle Rechte der Verbreitung und Übersetzung, auch des auszugsweisen Nachdrucks, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.
INHALT
Einleitung
I. Der physische Körper
1. Der dichte Körper
2. Der ätherische Doppelgänger
3. Mit dem physischen Körper zusammenhängende Erscheinungen
II. Der Astral- oder Begierden-Körper
III. Die Mentalkörper
1. Der Verstandes- oder Mentalkörper
2. Der Kausalkörper
IV. Andere Bewusstseinsträger
1. Der spirituelle Körper (Buddhi)
2. Zeitweilige Körper
3. Die menschliche Aura
V. Der Mensch
EINLEITUNG
Es existieren so viele wirre Ansichten über das Bewusstsein und seine Körper, über den Menschen und die Hüllen, die er trägt, dass es ratsam erscheint, den geistig Suchenden eine klare Beschreibung der tatsächlichen Wirklichkeit zu geben, so weit sie uns bekannt ist. Wir haben in unseren Forschungen einen Punkt erreicht, auf dem vieles, was zuerst dunkel war, klar geworden ist. Vieles, was unbestimmt war, hat jetzt sichere Gestalt gewonnen, und vieles, was als Theorie angenommen wurde, ist jetzt sichere Erkenntnis. Es ist daher möglich, feste Tatsachen in eine bestimmte Ordnung zu bringen. Tatsachen, die immer wieder beobachtet werden können, wenn ein Forscher nach dem anderen seine Beobachtungskraft entwickelt, so dass er von diesen mit derselben Bestimmtheit sprechen kann, wie sie der Physiker empfindet, der über andere beobachtete und registrierte Erscheinungen berichtet.
Aber gerade so, wie der Physiker irren kann, kann es auch der Metaphysiker, und wenn die Kenntnisse sich erweitern, dann fällt ein neues Licht auf alle Tatsachen. Ihr Zusammenhang wird besser erkannt, und sie erscheinen in neuer Beleuchtung; oft deshalb, weil das neue Licht erweist, dass die Tatsache keine ganze, sondern nur eine Teil-Wahrheit aufgedeckt hatte. Es wird für die hier dargelegten Ansichten keine Autorität in Anspruch genommen, sie werden nur von einem Studierenden anderen Studierenden dargeboten. Sie sind der Versuch, eine gewisse nur unvollkommen aufgefasste Lehre wiederzugeben, zusammen mit den Resultaten der Beobachtungen von Schülern, soweit ihre beschränkten Fähigkeiten ihnen solche zu erlangen gestatteten.
Gleich beim Beginn der Studien ist es nötig, dass der Leser hier im Westen den Standpunkt ändert, von dem aus er gewohnt ist, sich selbst zu betrachten, und klar unterscheidet zwischen dem Menschen und den Körpern, in welchen er wohnt. Wir sind zu sehr gewöhnt, uns mit den äußeren Gewändern, welche wir tragen, zu identifizieren, zu sehr geneigt, von uns so zu denken, als wären wir unsere Körper. Daher ist es nötig, wenn wir eine richtige Auffassung von unserem Gegenstand gewinnen wollen, dass wir diesen Standpunkt aufgeben und aufhören, uns mit Hüllen zu identifizieren, welche wir für eine gewisse Zeit umlegen und dann wieder abwerfen, um neue umzulegen, wenn wir solcher Bekleidung erneut bedürfen.
Uns mit diesen Körpern zu identifizieren, welche nur eine vorübergehende Existenz haben, ist in Wirklichkeit töricht und unvernünftig, wie es sein würde, uns mit unseren Kleidern zu identifizieren. Wir sind nicht von ihnen abhängig – ihr Wert steht nur im Verhältnis zu ihrem Nutzen.
Der Fehler, welcher so beharrlich gemacht wird, nämlich das Bewusstsein, welches unser Selbst ist, mit den Werkzeugen zu identifizieren, in denen es für den Augenblick funktioniert, kann nur durch die Tatsache entschuldigt werden, dass das wache Bewusstsein, und bis zu einem gewissen Grade auch das Traum-Bewusstsein, in einem Körper lebt und wirkt und dem gewöhnlichen Menschen nur mit diesem Körper verbunden bekannt ist. Dennoch kann man ein intellektuelles Verständnis von dem wirklichen Verhältnis gewinnen, und wir sollten uns dazu erziehen, unser Selbst als den Eigentümer unserer Körper zu betrachten. Nach einiger Zeit wird dies durch Erfahrung für uns eine feste Tatsache werden, wenn wir lernen, unser Selbst von seinen Körpern zu trennen, aus unserem Körper herauszutreten und zu erfahren, dass wir außerhalb in weit vollerem Bewusstsein existieren als innerhalb. Wir hängen in keinem Sinne von ihnen ab. Wenn dies einmal errungen wurde, ist selbstverständlich jede weitere Identifikation unseres Selbst mit unseren Körpern unmöglich, und wir können nie wieder in den Fehler verfallen, anzunehmen, dass wir sind, was wir tragen.
Zumindest das klare intellektuelle Verständnis ist für jeden zu erreichen, und wir sollten uns zur gewohnheitsmäßigen Unterscheidung zwischen dem Selbst – dem Menschen – und seinen Körpern erziehen. Indem wir das tun, befreien wir uns von der Täuschung, in welcher die Mehrheit der Menschen befangen ist, und ändern unsere ganze Stellung zum Leben und zur Welt. Wir erheben uns in eine klarere Region »über den Wechselfällen und Zufälligkeiten des sterblichen Lebens«. Wir stellen uns über die täglichen kleinlichen Schwierigkeiten, welche dem am Körper haftenden Bewusstsein so wichtig dünken. Wir erkennen das wahre Verhältnis zwischen dem ewig Wechselnden und dem verhältnismäßig Dauernden und fühlen den Unterschied zwischen dem Menschen, der wie ein Ertrinkender von den über ihn hinwegschlagenden Wellen hin und her geschleudert und gestoßen wird, und dem demjenigen, dessen Füße auf einem Felsen stehen, an dessem Grund die Wogen sich gefahrlos brechen.
Mit dem »Menschen« meine ich das lebende, bewusste, denkende Selbst, die Individualität; mit den »Körpern« die verschiedenen Hüllen, in welche dieses Selbst eingeschlossen ist, von welchen Hüllen eine jede das Selbst befähigt, in einer bestimmten Region des Alls zu funktionieren. Wie ein Mensch auf dem Land einen Wagen, auf dem Meer ein Schiff und in der Luft einen Ballon verwenden mag, um von einem Ort zum anderen zu gelangen, und er doch in allen Fällen derselbe bleibt, so bleibt das Selbst, der wirkliche Mensch, derselbe, einerlei in welchem Körper er sich betätigt. Wie Wagen, Schiff und Ballon nach Material und Anordnung verschieden sind, je nach dem Element, in dem sich zu bewegen ihnen bestimmt ist, so ist auch jeder Körper verschieden, je nach der Umgebung, in welcher er sich betätigen soll. Der eine ist grober und dichter als der andere, der eine kurzlebiger als der andere, der eine hat weniger Fähigkeiten als der andere, aber alle haben eines gemeinsam: Sie sind im Verhältnis zum Menschen vorübergehend und vergänglich, sie sind seine Diener und Werkzeuge, die ihrer Natur entsprechend sich abnützen und erneuern sowie seinen wechselnden Bedürfnissen und seinen wachsenden Kräften angepasst werden.
Wir wollen sie einen nach dem anderen untersuchen, beginnen dabei mit dem untersten, und betrachten dann den Menschen, der in all diesen Körpern sich betätigt.
I. DER PHYSISCHE KÖRPER
Unter dem Ausdruck physischer Körper müssen die beiden niedrigsten Teile oder Prinzipien des Menschen, die in der alten Terminologie Sthula Sharîra und Linga Sharîra genannt wurden, zusammengefasst werden, da beide auf der physischen Ebene wirken, aus physischer Materie zusammengesetzt sind, für die Periode eines physischen Lebens geformt sind, beim Tode des Menschen abgeworfen werden und beide in der physischen Welt vergehen, wenn er in die astrale übergeht.
Ein anderer Grund, diese beiden Prinzipien als unseren physischen Körper oder unser physisches Werkzeug zu bezeichnen, ist der, dass, solange wir nicht aus der physischen Welt oder Ebene, wie wir sie zu nennen gewohnt sind, hinausgelangen können, wir die eine oder die andere oder beide physische Hüllen gebrauchen. Sie beide gehören wegen ihres Stoffes zur physischen Ebene und können nicht aus ihr hinaustreten. Das Bewusstsein, welches in ihnen arbeitet, ist an ihre physischen Grenzen gebunden und den gewöhnlichen Gesetzen von Raum und Zeit unterworfen. Obgleich teilweise trennbar, trennen sie sich doch nur selten während des irdischen Lebens, und eine solche Trennung ist auch nicht ratsam. Sie ist stets ein Zeichen eines ungesunden Zustandes oder einer unausgeglichenen Konstitution.
Sie unterscheiden sich durch den Stoff, aus welchem sie bestehen, in den dichten Körper und den ätherischen Doppelgänger. Letzterer ist das genaue Duplikat des sichtbaren Körpers, Teilchen für Teilchen. Er ist das Medium, durch das alle elektrischen und Lebensströme zirkulieren und von dem die Tätigkeit des Körpers abhängt.
Die physische Materie hat sieben voneinander unterscheidbare Unterabteilungen, von denen jede eine weite Mannigfaltigkeit von Kombinationen innerhalb ihrer Grenzen aufweist. Die Abteilungen sind: Die feste, die flüssige, die gasförmige und die ätherische, wobei die letztere vier verschiedene Zustände hat, die so bestimmt voneinander unterschieden sind, wie flüssig verschieden ist von fest oder gasförmig. Dies sind die sieben (Aggregat-) Zustände der physischen Materie, und jeder Teil solchen Stoffes ist fähig, in irgendeinen anderen Zustand überzugehen, obgleich er bei sogenannter normaler Temperatur und normalem Druck den einen oder den anderen als seinen verhältnismäßig dauernden Zustand einnimmt. So wie Gold gewöhnlich fest, Wasser gewöhnlich flüssig und Chlor gewöhnlich gasförmig ist.
Der physische Körper des Menschen ist zusammengesetzt aus Materie in diesen sieben Aggregat-Zuständen. Der grobe Körper aus festen, flüssigen und gasförmigen Bestandteilen und der ätherische Doppelgänger aus den vier