Mami 1777 – Familienroman: Zauberhaftes Töchterchen
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"Ich bin schwanger", erklärte Julia bei ihrer Rückkehr ohne Umschweife. Etwas früher als sonst war sie von ihrem Job im Antiquitätenhandel ihrer Eltern nach Hause gekommen. Sie war neugierig auf die Reaktion ihres Mannes. Doch er überhörte die Äußerung, die für sie so wichtig war. Ihn beschäftigten ganz andere Dinge. Am Schreibtisch seines Arbeitszimmers beugte er sich über Aufzeichnungen, die für Außenstehende nur schwer verständlich gewesen wären. Es war ein Plan der antiken Stadt Ephesos an der ägäischen Küste. Die Erforschung solcher Stätten war die große Leidenschaft von Georg Kavelius. Er schrieb Bücher darüber und hielt als Professor der Archäologie entsprechende Vorträge an der Uni. Vor fünf Jahren leitete er die Ausgrabungen in Troja. Julia, damals noch Studentin, hatte ihm assistiert. Die Liebe zum Altertum führte sie zusammen. Seit vier Jahren waren sie verheiratet. Eigentlich glücklich, wenn man davon absah, daß der Professor Julia noch immer als seine Assistentin betrachtete. Für ihn war es selbstverständlich, daß sie seine Forschungsarbeit unterstützte. Sie tippte seine für jeden anderen unleserlichen Manuskripte in den Computer, half ihm, kleinste Tonscherben zu sortieren, katalogisieren und wenn möglich zu Gebrauchsgegenständen zusammenzufügen. von Kavelius geleiteten Museums, sorgfältig nach Fundorten geordnet. "Die Mittel sind genehmigt. Der Bescheid des Kultusministeriums kam heute.
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Mami 1777 – Familienroman - Susanne Svanberg
Mami -1777-
Zauberhaftes Töchterchen
Vater werden ist so schwer...
Roman von Susanne Svanberg
»Ich bin schwanger«, erklärte Julia bei ihrer Rückkehr ohne Umschweife. Etwas früher als sonst war sie von ihrem Job im Antiquitätenhandel ihrer Eltern nach Hause gekommen. Sie war neugierig auf die Reaktion ihres Mannes.
Doch er überhörte die Äußerung, die für sie so wichtig war. Ihn beschäftigten ganz andere Dinge. Am Schreibtisch seines Arbeitszimmers beugte er sich über Aufzeichnungen, die für Außenstehende nur schwer verständlich gewesen wä-ren. Es war ein Plan der antiken Stadt Ephesos an der ägäischen Küste. Die Erforschung solcher Stätten war die große Leidenschaft von Georg Kavelius. Er schrieb Bücher darüber und hielt als Professor der Archäologie entsprechende Vorträge an der Uni.
Vor fünf Jahren leitete er die Ausgrabungen in Troja. Julia, damals noch Studentin, hatte ihm assistiert. Die Liebe zum Altertum führte sie zusammen. Seit vier Jahren waren sie verheiratet. Eigentlich glücklich, wenn man davon absah, daß der Professor Julia noch immer als seine Assistentin betrachtete.
Für ihn war es selbstverständlich, daß sie seine Forschungsarbeit unterstützte. Sie tippte seine für jeden anderen unleserlichen Manuskripte in den Computer, half ihm, kleinste Tonscherben zu sortieren, katalogisieren und wenn möglich zu Gebrauchsgegenständen zusammenzufügen. Diese fanden dann ihren Platz in den Vitrinen des
von Kavelius geleiteten Museums, sorgfältig nach Fundorten geordnet.
»Die Mittel sind genehmigt. Der Bescheid des Kultusministeriums kam heute. Wir können im April mit den Ausgrabungen in Ephesos anfangen. Das Sommersemester an der Uni übernimmt Kollege Vogel. Das Wintersemester beginnt erst Ende Oktober, da sind wir längst wieder hier. Ich freue mich wahnsinnig.« Georgs schmales, etwas kantiges Gesicht strahlte. Mit diesem Forschungsauftrag erfüllte sich für ihn ein langgehegter Wunsch.
»Im September kommt unsere kleine Tochter zur Welt«, erklärte Julia, die im Moment an den Plänen ihres Mannes überhaupt kein Interesse hatte. Für sie war die Feststellung des Frauenarztes so überwältigend, daß sie an nichts anderes denken konnte. Fast drei Monate lang hatte sie gezögert, bis sie ihn aufgesucht hatte. Deshalb war es ihm auch möglich gewesen, schon bei der ersten Untersuchung das Geschlecht des Kindes zu bestimmen.
»Ephesos ist noch großartiger als Troja. Es ist nachweislich 3000 Jahre alt und wurde von den Ioniern, den Persern, den Römern, den Arabern und schließlich von den Osmanen beherrscht. Der Apostel Paulus hat verläßlichen Quellen nach zwei Jahre in Ephesos gelebt, ebenso die Mutter Maria und der Heilige Johannes. Bis jetzt ist nur ein geringer Teil von Ephesos, das zur Zeit des Römischen Reiches eine bedeutende Stadt war, ausgegraben. Wo wir mit unseren Arbeiten anfangen, werde ich an Ort und Stelle entscheiden. Wir werden wundervolle Dinge zu Tage fördern.« Georg war so begeistert, daß er auch Julias zweite Bemerkung überhört hatte. Voll Vorfreude schaute er zu ihr auf.
Sie schüttelte traurig den Kopf mit den dichten braunen Locken, die in ihrem Nacken von einer Spange zusammengehalten wurden. »Ich werde dich nicht begleiten können.«
Georg zog die hohe Stirn in Falten und kniff die Augen hinter der randlosen Brille zusammen. »Was sagst du da?«
»In meinem Zustand würde ich weder das Klima, noch das ständige Bücken ertragen«, antwortete sie sachlich.
»Zustand? In welchem Zustand?« Georg war daran gewöhnt, daß seine Frau ohne lange zu fragen auf alles einging, was er vorschlug. Bisher konnte er in jeder Situation auf sie zählen.
»Ich glaube, du hast gar nicht gehört, was ich gesagt habe.« Für Julia war diese Feststellung eine herbe Enttäuschung. Ihre großen braunen Augen schimmerten feucht.
»Entschuldige«, brummte Georg. »Du weißt doch, wie wichtig dieser Forschungsauftrag für mich ist. Jetzt ist alles perfekt, und ich bin so froh darüber, daß ich dir das sofort mitteilen mußte. Nun bist du dran. Erzähle mal, was ist los? Bist du krank? Nein, sicher wollen dich deine Eltern nicht gehen lassen, weil sie dich im Geschäft brauchen. Ich rede schon mit ihnen und regle das. Wenn wir deinem Vater versprechen, auf den Märkten von Izmir, Bursa und Istanbul nach besonders schönen Stücken für ihn Ausschau zu halten, hat er garantiert nichts mehr dagegen, daß du mich begleitest.«
Julia seufzte leise. Sie liebte ihren Mann und schätzte sein Wissen und seine Intelligenz. Doch manchmal verlor er über seinen ehrgeizigen Plänen den Blick für die Realität. Selbst die einfachsten Dinge waren für ihn hochkompliziert.
»Ich war heute beim Arzt. Er hat bestätigt, daß wir ein Baby bekommen.« Ein bißchen wehmütig dachte Julia daran, daß eine solche Feststellung für die meisten Ehepaare ein Grund zur Freude war. Die künftigen Väter nahmen ihre Frauen glücklich in die Arme. Sie konnte das nicht erwarten.
Im nächsten Moment bestätigte sich ihre Vermutung. »Was sagst du da?« fragte Georg und nahm die Brille ab, was er normalerweise nur im Zustand höchster Erregung tat.
»Wir bekommen ein Kind, ein kleines Mädchen«, wiederholte Julia achselzuckend. Es war eine Geste der demütigen Entschuldigung.
»Ein Kind?« vergewisserte sich Georg aufgebracht. »Das kann ja gar nicht sein. Dieser Arzt muß sich getäuscht haben.«
»Hat er nicht«, widersprach Julia ungeduldig. »Ich habe es schon seit Wochen vermutet.«
»Und du hast mir nichts davon gesagt?« Georgs helle Augen richteten sich so streng auf Julia, als habe er eine Studentin vor sich, die es versäumt hatte, zum Examen zu kommen.
»Ich hatte nicht den Mut dazu, weil ich ja weiß, wie sehr du dich auf die Ausgrabungsarbeiten in der Türkei freust.«
»Ich bin trotzdem der Ansicht, daß alles ein Irrtum ist. Du nimmst doch regelmäßig die Pille, da kann doch gar nichts passieren.«
»Erinnerst du dich daran, wie kräftig mich im Dezember die Darmgrippe erwischt hat? Ich mußte mich ständig übergeben. Unter solchen Umständen ist die Pille nicht mehr sicher, und daran haben wir nicht gedacht.«
»Wir? Das ist doch wohl mehr dein Problem.« Georg Kavelius hatte es von Anfang an abgelehnt, sich mit Dingen zu beschäftigen, die nicht zu seinem Beruf gehörten. Julia hatte das stillschweigend akzeptiert, und so war eine Gewohnheit daraus geworden.
Jetzt aber widersprach die junge Frau mit einer Heftigkeit, die Kavelius überraschte.
»Nein, es ist unser Kind, das da zur Welt kommt, und du bist genauso dafür verantwortlich wie ich.«
Sekundenlang saß Georg starr und steif auf seinem hohen Hocker, von dem er behauptete, daß er rückenfreundlich sei. Es hatte ihm die Sprache verschlagen, denn zum ersten Mal war Julia, seine kleine, anpassungsfähige Julia, nicht seiner Meinung. Georg hatte nicht damit gerechnet, daß dies jemals vorkommen würde, denn seine Frau war vierzehn Jahre jünger als er und ließ sich von ihm gerne beraten wie von einem Vater.
»Ich tue es nicht gerne, Julia«, konterte er streng, »aber ich muß dich an unsere Abmachung erinnern. Sie ist Grundlage unserer Ehe.« Belehrend hob Georg den Zeigefinger.
»Genau damit habe ich gerechnet«, antwortete Julia mit blitzenden Augen.
»Damit gibst du zu, daß du leichtsinnig gehandelt hast.« Sie hatten sich in diesen vier Ehejahren noch kaum ernsthaft gestritten. Um so erstaunter war Georg, daß es tatsächlich passieren konnte. Julia war plötzlich nicht mehr das nachgiebige junge Mädchen, das er geheiratet hatte, sondern eine selbstbewußte Frau. So verblüfft Kavelius darüber war, so bemerkte er doch, daß dies der hübschen Julia einen ganz neuen Reiz verlieh. Seinen Ärger konnte das allerdings nicht dämpfen.
»Nicht nur ich war leichtsinnig. Du hast genausogut gewußt, daß es mir damals schlechtging. Aber für dich zählen ja nur Tonscherben und Knochenfunde, die mindestens tausend Jahre alt sind.«
Julia lief davon, denn sie konnte die Tränen nicht länger zurückhalten. Sie hatte ja nicht erwartet, daß sich Georg über das zu erwartende Baby freute, aber daß er jetzt von Schuld sprach, war doch zu bitter.
*
Eine halbe Stunde später kam Georg zu seiner Frau in die Küche. Versöhnlich nahm er Julia in die Arme. »Tut mir leid, das eben«, murmelte er und