Batavia. Logbuch I: Die angenagelte Zunge
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Bunt gemischt und schön gefärbt erzählen 35 Kurzgeschichten über die ersten fünfzehn Jahre des Theaterschiffes Batavia. Die ersten Jahre der Batavia waren geprägt durch eine ganz besondere Besatzung, welche die Batavia mit aufgebaut haben. Lernen Sie Kuddel Grabsch, Dieseljonny Herbert, Schnellkellner Rainer und Buddel-Kalle kennen. Freunde die an Bord ausgeholfen haben, wilde Parties feierten und immer für Abenteuer bereit waren. Weitere Protagonisten sind Steuereintreiber, eine Stewardess die vom Himmel fiel, schwimmende Pianisten und fliegende Hähnchenlieferanten. Und nicht zu vergessen Fritz der Zauberer mit seinem besten Kunststück: die angenagelte Zunge.
Hannes Grabau
Hans Werner „Hannes“ Grabau ist 1940 in Magdeburg geboren und im Harz aufgewachsen. Nach seiner Ausbildung als Raumausstatter und Polsterer, absolvierte er eine Seefahrtsausbildung. Als Schiffsjunge und Matrose war er bis 1964 auf allen Weltmeeren unterwegs. Nach den Jahren auf See zog es ihn in die Hansestadt Hamburg und an die Hamburger Staatsoper. Von 1964 bis 1975 arbeitete er dort als Bühnenhandwerker. In dieser Zeit kaufte er das Flusskanonenboot „Vaterland“ und baute es zum Hausboot und später zum Theaterschiff Batavia um. Der Wedeler Hafen wurde nach einigen anderen Liegeplätzen das zu Hause der Batavia. Seit 1991 führt Hannes Grabau mit seiner Frau Angelika Strub das Theaterschiff Batavia. Durch ihre Leidenschaft und Kreativität haben beide die Batavia zudem gemacht was sie heute ist: eine gemütliche Kneipe, ein außergewöhnlicher Veranstaltungsort und kreative Theaterbühne. Hannes Grabau ist ohne Zweifel ein Multitalent, in diesem besonderen Fall ein kulturelles Multitalent. In den Jahrzehnten seines Wirkens hat er als Regisseur überzeugt, als Schauspieler brilliert und als Geschichtenschreiber überzeugt. Im Jahr 2022 wird sich der Geburtstag der Batavia zum fünfzigsten Mal wiederholen. 50 Jahre Batavia, 50 Jahre Kultur und Natur pur!
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Book preview
Batavia. Logbuch I - Hannes Grabau
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Kunst & Kultur pur
Bald 50 Jahre Theaterschiff Batavia
Das Batavia Abenteuer beginnt
Die erste Reise
Von Fahrensleuten und Landratten
Vor Bishorst
Auf der Batavia, da gibt es kein´ Kaviar
Klaviertransport
Hähnchen ohne Federn
Die Staatsoper
Die Gäste
Unter schwerem Beschuss
Die ersten Jahre im Wedeler Hafen
Lisa & Hein
Mein Freund Herbert
Herbert auf dem Kiez
Frische Schollen
Taxi
Im Kabelgatt
Heiratsmarkt in Wedel
Heiratsmarkt an Bord
1000 + 1 Nacht
Die Rathaustür
Die Russen kommen
Fritz der Zauberer
Künstlerpech – die angenagelte Zunge
Damenbesuch
Ali und der Igel
Schnellkellner Rainer
Zeuge! Was haben Sie gehört?
Lidodeck
Kuckuck Kuckuck
Die Dame mit dem schwarzen Hut
Jailhouse RockI
Jailhouse Rock II
Der abgebrochene Zollstock
Geistige Getränke
Ein Traum geträumt
Vorwort
Was wäre aus dem Projekt Batavia geworden, wenn es nicht die vielen Helfer, Gönner, Mutmacher und Handwerker gegeben hätte. Ich glaube, wir hätten die ersten Jahre als Theaterschiff nicht überstanden. Alles war im Aufbau, keiner konnte sich vorstellen, dass aus einem Klumpen Rost, Holz und Farbe das entstanden ist, was die Batavia heute darstellt. Allein die Baugenehmigung für den Ausbau des Theaterraumes im Unterdeck war eine Tortur. Niemand wollte eine Baugenehmigung geben oder fühlte sich dafür zuständig. Ich wurde von Pontius zu Pilatus geschickt. Erst durch eine Anordnung des Innenministers von Schleswig-Holstein konnte der Bau begonnen werden. Vom damaligen Landtagsabgeordneten Martin Schumacher und dem Bauamtsleiter der Stadt Wedel, Antonius Blanke, bekam ich große Unterstützung. Die Firma Schönrock aus Rissen half mit dem Einbau des Stromgenerators. Der Klimatechniker Uwe Koch baute die Belüftungsanlage ein.
Es waren viele ehrenamtliche Helfer Tag und Nacht an Bord, um etwas zu reparieren oder neu einzubauen. Die roten Theaterstühle kamen von der Hamburger Staatsoper. Die Stuhlpaten haben dafür gesorgt, dass die Sessel mit rotem Samt aufgearbeitet werden konnten und heute noch ein Prunkstück im Theater sind. All diejenigen, die uns finanziell unterstützt haben, haben wir namentlich im Theater ausgehängt.
Ein herber Rückschlag war die große Sturmflut vom 03. Januar 1976. Es gingen viele Dinge kaputt oder verloren. Aber am 24. April 1977 konnte das Theater eröffnet werden. Premiere hatte das Stück »Die ehrbare Dirne« von Jean-Paul Sartre, aufgeführt vom Theater Wedel unter der Leitung von Andy Neil. Da der Theaterverein noch keine eigene Spielstätte hatte, bot ich den Theatermimen hier ein Zuhause. Viel später bekamen wir eine Leistungsvereinbarung mit der Stadt Wedel für unser Kindertheater.
Beleuchtungsanlage und Scheinwerfer wurden von unseren Mäzenen und Freunden Roswitha und Jürgen Niemax gestiftet. Ein neues Dach kam vom Bauunternehmer Rehder. Erst nach 35 Jahren bekamen wir einen festen Wasseranschluss. Trinkwasser und Abwasser wurde von der Stadt Wedel verlegt. Das durchgerostete Achterdeck im Theatereingang wurde von der Firma Groth ersetzt und neu eingebaut. Die Firma Groth hat auch die neuen Streichpfähle gesetzt, damit die Batavia nicht abtreibt.
Zugleich gibt es noch die vielen großen und kleinen Spenden und Geldgeber, die der Batavia in den vielen Jahren treu geblieben sind. Das sind ganz normale Bürger der Stadt. Manchmal wurden auch Glühbirnen vorbeigebracht oder Plastikstühle für den Biergarten abgestellt.
Und nicht zu vergessen: Die Crew der Batavia, die jeden Tag ihr Bestes gibt. Allen dafür vielen, vielen Dank.
Tausend über tausend Dank geht an meine Familie. Ohne sie geht es nicht. Meine Familie ist die Zukunft der Batavia.
Abendstimmung im Wedeler Hafen
Batavia in Eis und Schnee
Kunst & Kultur pur
Lange habe ich überlegt: Soll ich wirklich alles aufschreiben, was ich in den 50 Jahren an Bord der Batavia erlebt habe?
Die vielen Geschichten, Stories und Erlebnisse. Die Menschen, die alle ein- und ausgegangen sind. Die bekannten und unbekannten Künstler, die auf der Batavia – Bühne auftraten. Nicht zu vergessen die unzählige viele harte Arbeit nicht nur in den Anfangsjahren ab 1972. Der Bau des Theaters im Unterdeck. Die vielen Helfer und Unterstützer der Batavia von 1972 bis heute. Das Kindertheater, Freilichtkino, Kleinkunstfestival, der Heiratsmarkt, Jazz- und Folkloreabende, Kabarett und Theater. Aber auch die tollen Sonnenuntergänge, das Warten im Frühjahr auf den ersten Kiebitz-Schrei, Partys und Hochzeitsfeiern. Auch solche Ereignisse wie die Sturmflut 1976. Die täglichen Reparaturarbeiten, das Verschweißen der Löcher im Schiffsboden, Rostklopfen und Malen. Der Auf- und Abbau der Kulissen, Kulissen ins Lager fahren, Plakate und Werbung gestalten, verschiedene Medien bedienen und den Kontakt zur Presse halten. Natürlich auch der tägliche Einkauf von Proviant und Getränken für Tresen und Kombüse und das Reinigen des ganzen Schiffes.
Und immer wieder die Sorge, ob das Geld reicht, um alles bezahlen zu können: Schiffsversicherung, Steuern, Abgaben, Löhne, Material für Kulissenbau und Schiffsreparaturen und auch die Miete für das Kulissenlager. Und natürlich auch Geld für Kostüme der eigenen Theatervorstellungen, für Schminke, Gagen und diverse Neuanschaffungen.
Die vielen Proben für neue Theaterstücke. Die immerwährenden Fragen: Kommen genügend Zuschauer? Bekommen wir einen Zuschuss der Stadt Wedel? Finden wir Arbeitskräfte für die Kombüse und im Service? Nur durch die Mithilfe der ganzen Familie konnte der Gaststätten- und Theaterbetrieb all die Jahre aufrechterhalten werden.
Meine Frau Angelika kümmert sich um das ganze Spektrum der Werbung und um das Engagieren der Künstler.
Sie führt zudem Regie für die Abend- und Kindertheatervorstellungen des Batavia Ensembles. Und sie steht auch noch in der Kombüse an den Pfannen und brutzelt herrliche Bratkartoffeln.
Auch ich arbeite immer noch bis spät in die Nacht und habe Lust und Freude an allen Arbeiten, die an Bord anfallen.
Ich werde oft gefragt: »Hannes wie lange willst du noch auf der Batavia schuften«? Ich antworte jedes Mal: »Bis zum Schluss, immer und ewig. Kennst du das Zirkuspferd, frage ich? Es läuft in der Manege immer im Kreis, bis es