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Garten überm Meer
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Ebook80 pages23 minutes

Garten überm Meer

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About this ebook

"Jeder singt seinem eigenen Vogel gemäß und selten ganz ohne fremde Federn", so lässt Hans Leip den Klappentext zu diesem herrlichen Gedichtband beginnen, dessen Gedichte sich zunächst Hamburg, dann seinem Umland und erst danach der weiten Welt widmen. Leip zeigt anschaulich, worum es bei Lyrik geht. "Man ist Eremit auf einer Insel. Schiffbrüchig oder emigriert. Und tröstet sich, so gut es geht. Auch mit Gesang. Wie damals auf der Himmelsecke Hamburg Jungfernstieg und im Lotsendorf Oevelgönne und früher und später zu Wasser und zu Lande."-
LanguageDeutsch
PublisherSAGA Egmont
Release dateOct 1, 2015
ISBN9788711467367
Garten überm Meer

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    Garten überm Meer - Hans Leip

    Ade!

    Spuk

    Wir von der Wasserkante

    sind mitgesäugt

    von dem, was unsere Mutter bedrang

    als jemand das sogenannte

    Seemannsgarn spann

    Gern erwählen wir anderswo

    beschaulicheres Gelände

    als Heimatersatz, froh

    aller Brandung entronnen zu sein

    Doch gelegentlich äugt

    um die Ecke im Flur

    etwa aus altem Jakett eine Spur

    Welthafenwiderschein

    Und vom Gartengang

    geistert das Urverwandte

    wie Sirenengesang

    und es blähn sich die Wände

    gleich Segeln vor Yucatan.

    Garten überm Meer

    Verlorener Fetzen

    in trostloser Flaute

    Wo jemals war Land

    Da sah ich durch den Wolkenschlitz

    einen Garten

    Einen Garten überm Meer

    voll Hibiskus und Paradiesgeflügel

    und neben Palmen, ein wenig blasser

    auch Blumen wie daheim. Und ein Brunnen rann

    mit frisch Wasser.

    Dazu auf einem Lorbeerhügel

    schwätzelte ein Stieglitz

    Indes ringsumher

    kaum, daß ich meinen Augen traute

    kein Mangel war an smarten

    Geschöpfen. Und mittendrin stand

    und grad beim Sensenwetzen

    lachend der Knochenmann.

    Vorschau

    Noch ist die Sonne wach

    Wie lange noch

    Trau einer dem Trostwort: Ewiglich

    und daß eher als sie die Erde erkaltet

    Falls nicht entgegen geringer Zuversicht

    die Kernzerfallspielerei

    sowieso gelegentlich ausholt zu letztem Krach

    Aus ist es dann mit dem Geträume

    von Menschlichkeit, aus mit der Gehirnakrobatik

    und den Wundern der Technik

    und dem Entwicklungsgeschrei

    und dem dauernden Veraltet

    und dem glitzernden Joch

    der Liebe

    Schade um Blumen, Vögel und Bäume

    Ob dann aber irgendwo oder nicht

    ein Hauch von dir übrigbliebe

    Bis dahin: Nutze dich!

    Mond

    Mond

    himmlisches Medaillon

    Bei sichtigem Wetter

    wurde viel Poetisches über ihn gesagt

    Er blies als Liebes-Postillon

    auf wandelbarem Horn

    Engelleicht wurden Seufzer hinauf geschickt

    Und als Kind hat man den Mann im Mond erblickt

    Ob sonstwie bewohnt

    und hinten oder vorn

    wurde kaum gefragt

    Wenn man sich nun hineindenkt

    in einen Astronauten, der als Freiwilliger

    sich verkapseln läßt in ein Mondgeschoß

    schwerfälliger als ein Rhinozeros

    staunt man wohl, wie sich das alles lenkt

    Aber mit den Engeln, das war doch netter

    und billiger.

    Tradition

    Tradition

    Was meinen Sie

    Für mich ist dies

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