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Der Schuss aus dem Schatten
Der Schuss aus dem Schatten
Der Schuss aus dem Schatten
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Der Schuss aus dem Schatten

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About this ebook

Der Protagonist, Professor Köster, gilt als völlig verstiegener Mondforscher – doch er hat offensichtlich irgendwo in seiner riesigen Villa eine Rezeptur für einen flüssigen Raketentreibstoff gelagert, deshalb ist er in der Bewachung seines Hauses sehr sensibel. Eines Abends – es ist schon fast Mitternacht, schießt er auf einen Schatten auf seiner Terrasse. Später wird direkt vor der Villa ein angeschossener und schwer verletzter Mann gefunden. Es handelt sich um Dr. Krautz, einen renommierten Physiker – und ärgster Konkurrent des Professors. Als dann die Polizei noch erfährt, dass der Sohn Professor Kösters und die Tochter Dr. Krantzs eine Liebesbeziehung unterhalten – angeblich ohne Wissen der Väter –, ist das Verdacht-Maß für Professor Köster voll. Er wird in Untersuchungshaft gesteckt.-
LanguageDeutsch
PublisherSAGA Egmont
Release dateApr 11, 2016
ISBN9788711508442
Der Schuss aus dem Schatten

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    Der Schuss aus dem Schatten - Hans Heidsieck

    www.egmont.com

    1. Kapitel

    Ein Aufschrei gellt durch die Nacht. „Hilfe! Hilfe!!!" erschallt es, erst laut, dann leiser, verstummend, röchelnd.

    Stumpfsinnig blicken die hohen Rüstern auf eine liegende Menschengestalt. Schritte nahen. Ein Wächter eilt auf die Richtung zu, wo der Ruf herkam. Fast stolpert er über den Liegenden.

    „Hil — — fe!" — Nur noch ein Hauch ist’s.

    „Hallo — wer — — was — — — bitte —?" Der Wächter stammelt unzusammenhängende Worte, wobei er sich niederbeugt.

    Ziemlich finster liegt die einsame Strasse da. Nur drüben vor der Villa Professor Kösters brennt eine Gaslaterne.

    Der Wächter hat eine Taschenlampe. Damit leuchtet er dem Mann ins Gesicht. „Sind Sie — — Sie sind — — was ist denn mit Ihnen?"

    Räu — ber — — Mör — — der — — man — hat ge — schossen — — hier — meine Brust — —!"

    Scheu, unbeholfen betastet der Wächter den Stöhnenden. Es ist ein Herr im Gesellschaftsanzug. Blut quillt ihm über das Frackhemd.

    Plötzlich erscheint ein Auto. Es kommt wie gerufen. Der Wächter tritt auf die Strasse; gibt Zeichen und hält es an.

    „Was wollen Sie?" fragt der Schofför ziemlich unwirsch.

    Im Scheinwerferlicht zuckt der angeschossene Körper auf.

    Der Limousine entsteigt ein Herr in den mittleren Jahren. Gleich eilt er auf den Liegenden zu, schaut ihn an — prallt zurück.

    „Der Mann ist erschossen worden! Sofort in den Wagen! Zum Krankenhaus! Zu dem Wächter gewendet: „Sie kommen mit bis zur Polizei, erstatten dort Anzeige, bitte!

    Nach einer Viertelstunde ist der Detektiv Doktor Thoma zur Stelle, in Begleitung des Polizeiwachtmeisters Krell. Auch ein Spürhund wird mitgebracht.

    Der Angeschossene hat, im Krankenhaus angelangt, das Bewusstsein verloren. Er wird sofort untersucht.

    „Brustschuss. Glücklicherweise nicht lebensgefährlich. Wissen Sie, wer er ist?" fragt der Arzt die neben ihm Stehenden.

    „Keine Ahnung, Herr Doktor!"

    Die Nachtwache meldet:

    „Der Wächter möchte noch einmal sofort zum Polizeirevier 143 kommen — es ist telefoniert worden."

    „Ich komme ja schon!" — —

    Auf dem Revier:

    „Sie heissen?"

    „Josef Ringelmann, Wächter bei der Nachtbewachungsgesellschaft m. b. H., abgekürzt Nabewa."

    „Erzählen Sie bitte den Vorgang."

    „Ich hörte Hilfe rufen — das heisst — es war mir so —"

    „Es war Ihnen so?"

    „Ja — so — als wenn jemand Hilfe rufe."

    „Na — und?"

    „Ich ging natürlich der Sache nach. Es ist ziemlich finster da draussen, Herr Wachtmeister!"

    „Weiss ich. Na — und vor der Villa des Professors Köster — —"

    „Ja — genau vor der Villa — — das heisst, auf der anderen Seite — — da lag er."

    „Und weiter — was sagte er?"

    „Na — er konnte gar nicht viel sagen — — es hat ihm den Atem verschlagen — Herr Wachtmeister, mit so ’nem Schuss in der Brust werden Sie schliesslich auch nicht viel sagen."

    „Das gehört nicht hierher. Hat er kein Wort mehr von sich gegeben?"

    „Doch — ja — — Räuber! Mörder! — hat er gesagt, und man habe auf ihn geschossen. Ich befühle ihn. Das Blut troff ihm nur so über das Frackhemd. Schade um das Hemd, Herr Wachtmeister!"

    „Das gehört auch nicht hierher. Bitte berichten Sie weiter!"

    „Na — als ich noch so bei mir überlegte, was ich mit dem Häufchen Unglück da anfangen sollte, da kam das Auto. Alles übrige wissen Sie."

    „Sie haben nichts Verdächtiges gehört oder gesehen, als Sie bei dem Verwundeten waren?"

    „Nichts!"

    „Gut. Danke. Sie können gehen."

    2. Kapitel

    Der Wächter begibt sich zurück zur Unglücksstelle. Doktor Mac Thoma und Krell, den Hund an der Leine haltend, stehen noch immer da. Sie haben auf den Wächter gewartet. Noch einmal muss der die gleichen Angaben machen.

    Drüben liegt dumpf und schweigend die Villa Köster. Auf der anderen Seite sind städtische Anlagen. Man hatte den Hund bereits angesetzt. Der witterte keine Spur.

    Nachtwind streicht durch die Bäume. Wolkenfetzen jagen an der dürftigen Sichel des Mondes vorüber. Es ist ein wenig heller geworden. Die nächste Laterne steht auf der anderen Seite, dicht vor der Villa, die man als einen Palast ansprechen könnte.

    „Wie hat der Mann gelegen?" fragt Thoma.

    Der Wächter beschreibt es.

    Krell zuckt die Achseln. „Dem Fall nach zu urteilen, müsste der Schuss aus der Richtung des Hauses gekommen sein!"

    Thoma nickte ihm bestätigend zu: „Wenn die Voraussetzungen stimmen! Nehmen wir also auch diese Richtung einmal ins Auge!

    Man schreitet über die Strasse, dem Gitter zu, das den kleinen Vorgarten abtrennt.

    „Kann ich jetzt gehen?" fragt Ringelmann.

    „Sie bleiben doch in der Nähe?"

    „Bis fünf. Jawohl."

    Von einem nahen Kirchturm her schlägt es drei.

    „Gut. Falls wir Sie noch mal brauchen — —"

    „Stehe ich zur Verfügung, Herr Kommissar!"

    „Gehen Sie doch mal hier den zur Strasse parallel führenden Parkweg entlang, wenn ich bitten darf!"

    „Will ich machen."

    „Kommen Sie, Krell — zur Villa!"

    Man nimmt das Gitter in Augenschein. Es ist in einen Steinsockel eingemauert. Der Stein ist etwa drei Fuss hoch.

    Thoma stutzt plötzlich. „Hier — sehen Sie, bitte!"

    Auch Krell tritt näher. Der Steinsockel ist an der Stelle beschmutzt. Offensichtlich wurde hier ein Fuss aufgesetzt. Ein Zigarettenstummel liegt auf der Erde.

    „Hier ist jemand übergeklettert! behauptet Thoma, „vorher hat er wahrscheinlich die noch nicht fertig gerauchte Zigarette noch fortgeworfen. Er nimmt den Stummel an sich. Dann setzt er den Hund auf die Spur an. Das Tier wird über das Gitter gehoben. Es läuft sofort quer durch den Garten auf eine kleine Terrasse zu.

    Auch die beiden Beamten steigen jetzt über das Gitter, was nicht sehr schwierig ist. Der Hund kommt von der Terrasse wieder zurückgelaufen.

    Thoma geht vorsichtig weiter. Momentweise blitzt seine Lampe auf. Krell folgt ihm bis zur Terrasse.

    „Sehen Sie — sehen Sie!" Thoma zeigt auf eine Spiegelscheibe, die einen Riss und ein Loch von etwa zehn Millimeter Durchmesser aufweist.

    „Was ist das?" fragt Krell verblüfft.

    „Ein Ausschuss. Aus diesem Raum ist geschossen worden!"

    „Wer wohnt in der Villa?" fragt Krell, der mit den örtlichen Verhältnissen noch nicht so vertraut ist.

    „Professor Köster — ein eigenartiger Kauz. Man nennt ihn hier in der Stadt nur den „Mondprofessor. Die Villa soll ein einziges Laboratorium sein.

    „Ah — der Raketenforscher!"

    „Richtig! Sie haben wohl auch schon von ihm gehört?"

    „Allerdings. — Ruhig mal — — war da nicht ein Geräusch?"

    Plötzlich flammt hinter den Scheiben blendendes Licht auf. Ein alter, weisshaariger Mann mit stechenden Augen, einen Revolver krampfhaft in der Rechten haltend, steht vor den Blicken der beiden Männer in einer Halle, die weiter nichts als ein grosses, marmornes Becken ziert.

    „Herr Professor! ruft Thoma, die Ruhe bewahrend, „wir sind keine Räuber! Wir sind Detektive und gehen bloss einer Spur nach.

    „Hä — das kann jeder behaupten. Sie bleiben dort stehen, bis Sie abgeholt werden! Rühren Sie sich, so schiesse ich unerbittlich!"

    Die Mienen des Mannes verraten, dass er es ernst meint. Den beiden Beamten bleibt schliesslich nichts anderes übrig, als regungslos zu verweilen.

    Inzwischen geht der Professor langsam zur Seite, hält aber die Waffe weiterhin auf die beiden gerichtet.

    Man sieht ihn nach einem auf einem Sockel stehenden Telefonapparat greifen.

    Zehn Minuten später ist schon das Überfallkommando zur Stelle. Thoma und Krell werden identifiziert. Das Kommando zieht wieder ab.

    „Wir müssen mit Ihnen sprechen, Herr Professor!" sagt Thoma. Der Alte blickt ihn durch seine dicken Brillengläser scheu an.

    „Entschuldigen Sie bitte, Herr Kommissar, dass ich vorhin — — man wird halt sehr misstrauisch mit der Zeit!"

    „Aber gewiss, Herr Professor — ich kann’s verstehen."

    „Wenn man so viele relativ wichtige Dinge in seinen Räumen birgt — man hat Neider — Feinde — der neue flüssige Brennstoff — Sie haben wohl schon in der Zeitung davon gelesen!"

    „Gewiss, Herr Professor — — Sie sollen da eine phänomenale Sache erfunden haben."

    „Sache — äh was: Sache! — Objektiv gesprochen, meine Herren: eine Umwälzung. Endlich wird es nun möglich sein, mit Raketen den Mond zu beschiessen, was bisher eine relativ unmögliche Angelegenheit war."

    „Verzeihen Sie, Herr Professor — wir dürfen den Zweck unseres Besuches dabei nicht vergessen — — draussen ist jemand erschossen worden."

    „Äh — hab’ ich ihn doch getroffen?!"

    „Wie? Was —? Sie haben geschossen?" fragt Thoma und streicht sich über die Hakennase.

    Professor Köster schaut ihn mit seinen stechenden Augen an.

    „Selbstverständlich — — ich habe geschossen."

    „Herr — — Herr Professor — — wie ist das gekommen?"

    „Ich bin, wie gewöhnlich, wieder mal durch das Haus geschlichen —"

    „Sie — sind durch das Haus geschlichen?"

    „Ja — manchmal mache ich das — nachts — — wenn alles im Schlummer liegt. Es ist eine relativ gute Methode."

    „Ich verstehe das nicht, Herr Professor."

    „Schlafen Sie immer des Nachts?"

    „Wenn ich nicht dienstlich verhindert bin, allerdings, Herr Professor!"

    „So. Äh — na ja. Ich nicht. Ich bin alt. Wenn man alt wird, braucht man nicht so viel Schlaf. Ich experimentiere auch häufig nachts. Und dann gehe ich im Dunkeln durch alle Räume."

    „Im Dunkeln?"

    „Jawohl — im Dunkeln. Ich habe Katzenaugen, Herr — — Herr Kommissar."

    „Und warum tun Sie das?"

    „Man beschleicht mich, belauert mich, — will mir meine Erfindungen rauben. Ich habe Feinde. Sehr viele Neider und Feinde — ganz objektiv gesprochen."

    „Hm — und dann schleichen Sie nachts im Dunkeln durch sämtliche Räume?"

    „Ja."

    „Na — und wie war das nun heute?"

    „Heute? Da war ich gerade in diesem Raum, als ich tappende Schritte hörte."

    „Wo, auf der Strasse?"

    „Nein, auf der Terrasse hier. Plötzlich huschte ein Schatten vorüber. Ich sah ihn relativ deutlich. Da packte mich doch die Wut — ich weiss nicht mehr, wie mir geschah, — aber ich war ganz benommen — packte meinen Revolver — — und schoss auf den Schatten."

    „Sie haben einen Herrn auf der Strasse getroffen."

    „Was? Einen Herrn? Ich habe auf den Schatten geschossen!"

    „Wo befand sich der Schatten?"

    „Hier auf der Terrasse — ganz dicht — — gleich hinter der Scheibe. Draussen brennt die Laterne. So ist der Schatten entstanden."

    „Wie sah er aus?"

    „Aus —? Sah aus? Wie ein Schatten halt aussieht. Er huschte vorüber."

    „Hörten Sie einen Aufschrei?"

    „Nein. Ich sah und hörte nichts mehr. Ein Schwächeansall muss mich bei der Erregung ergriffen haben. Vielleicht sind Minuten vergangen, bis ich erwachte. Ich lag auf dem Boden."

    „Was taten Sie später?"

    „Ich liess alles dunkel und beobachtete weiter. Draussen ertönten Stimmen. Ein Auto kam, hielt, fuhr wieder an."

    „Blickten Sie aus dem Fenster?"

    „Nein. Ich konnte mich zunächst nicht erheben. Als ich dann aufstand, nach langer Zeit, hörte ich jemand herankommen. Da machte ich mich wieder schussbereit."

    „Und dann kamen wir?"

    „Ja."

    „Gestatten Sie, dass ich mal telefoniere?"

    „Bitte! Dort ist ja der Apparat!"

    „Hier Kriminalpolizei."

    „Hier Doktor Thoma. Der Schütze ist festgestellt. Professor Köster — —"

    „Was — Köster —?"

    „Gibt es selbst zu!"

    „Ah! Wollte wohl die Konkurrenz aus dem Wege schaffen?!"

    „Was — Konkurrenz?"

    „Na — nicht direkt. Aber doch seinen heftigsten Gegner."

    „Wieso?"

    „Mir ist aus dem Krankenhause gemeldet worden, dass es sich bei dem Verletzten um den bekannten Physiker Doktor Kranz handelt."

    „Kranz? Wirklich?"

    „Ja. — Nehmen Sie Köster fest. Wir können das nicht umgehen."

    „Übrigens — er behauptet auf einen Schatten geschossen zu haben."

    „Dumme Ausrede."

    „Aber gewisse Spuren, die ich im Vorgarten fand, lassen mit Sicherheit darauf schliessen, dass jemand unbefugterweise die Terrasse betreten hatte — —"

    „Das können wir später weiter verfolgen. Handeln Sie, wie ich befohlen habe."

    „Also verhaften?"

    „Auf jeden Fall. Ich sende Ihnen den Wagen."

    „Gut. Danke."

    Thoma hat wieder eingehängt. Er tritt zu Köster. Der hat sich inzwischen leise mit Krell unterhalten, ohne auf das Gespräch, das Thoma führte, zu achten.

    „Herr Professor! sagt Thoma, „es tut mir leid, Sie verhaften zu müssen.

    Köster blickt ihn ungläubig an und schüttelt den buschigen, weissen Kopf, dessen Haare sehr wenig gepflegt sind. „Ver — haften?! Mich wollen Sie —? Aber verehrter Herr — ich habe in Notwehr gehandelt."

    „Das wird sich ja alles feststellen lassen. Jedenfalls brauchten Sie nicht gleich scharf zu schiessen. Der Mann, den Sie trafen, ist, wie ich eben erfahre, der Physiker Doktor Kranz."

    Kösters Augen werden ganz gross. Seine Hände verkrampfen sich.

    „Kranz! — Doktor Kranz — — ausgerechnet! Das ist doch unmöglich! Ist er getötet worden?"

    „Nein. Glücklicherweise nicht. Aber er musste ins Krankenhaus gebracht werden. Eine Operation erscheint unumgänglich."

    Doktor Kranz — Kranz — — das ist peinlich: Man wird vielleicht denken — —"

    „Ich bitte Sie, Herr Professor, sich zum Mitkommen vorzubereiten. Wir geben Ihnen noch eine Frist von zehn Minuten."

    Köster sieht, dass es ernst wird. Seine breiten, von Säuren zerfressenen Hände beginnen zu zittern. Er wirft den Männern einen feindseligen Blick zu.

    „Ich will meinem Sohn davon Mitteilung machen. Er übernimmt dann die Sicherung meines Hauses."

    Langsam, benommen, schwankt er der Türe zu. Thoma weicht ihm nicht von der Seite. Krell bleibt zunächst noch im Vorraum.

    Eine Alarmglocke schrillt durchs Haus. Kösters Faktotum, ein alter Diener, erscheint im Treppenhaus.

    „Mein Sohn soll sofort kommen!" ruft ihm der Professor entgegen.

    Einige Minuten später kommt Alfred die Treppe herunter. Er hat sich einen eleganten Morgenanzug übergeworfen. Verwundert blickt der schlanke, sehnige Sportsmann den Vater und Doktor Thoma an.

    „Was ist das für ein nächtlicher Spuk, Papa?" fragt er mit verschlafener Stimme.

    „Man will mich verhaften, Junge! entgegnet Köster, „weil ich auf einen Schatten geschossen habe.

    „Ihr Vater hat einen Herrn auf der Strasse niedergeknallt! ergänzt Thoma, „wir müssen ihn mit zum Präsidium nehmen.

    „So – hm – – tja – – das ist ja sehr heiter!"

    Der Diener hat sich mit den beiden Hausmädchen oben an der Treppe postiert. Alle hören mit offenem Munde zu.

    Krell ist zu der Gruppe herangetreten.

    „Pass auf die Villa auf, Junge! sagt Köster, „du weisst – der Tresor – – die Papiere –!

    „Ich werde wachen, Papa, bis du zurückkommst."

    „Natürlich – man wird mich gleich wieder entlassen müssen. Ich habe Kranz nicht erschiessen wollen. Gott ist mein Zeuge!"

    „Was – – Kranz hast du erschossen?"

    „Nicht doch erschossen – – immerhin schwer verletzt, wie behauptet wird."

    „Hm – das ist peinlich. Aber du kennst ihn doch gar nicht persönlich!"

    „Bitte sehr, meine Herren! fällt Thoma dazwischen, „keine Unterhaltungen mehr — — wir müssen jetzt gehen.

    Man hört ein Auto vor’m Hause halten. Köster, der sich noch rasch einen Mantel umgelegt hat, wird hinausgeschoben.

    Dann geht es zur Polizei.

    3. Kapitel

    Noch in der gleichen Nacht fängt man mit Kösters Vernehmung an. In einem kahlen, unfreundlichen Dienstzimmer sitzt er dem Kommissar Weidemann gegenüber. Weidemann ist auf den Professor nicht gut zu sprechen. Köster hatte ihn einmal in einer Diebstahlssache zu Hilfe gerufen. Dabei hatte der Kommissar sich nicht schlecht blamiert, und diese Blamage vergass er dem Alten nicht.

    „Also wer sind Sie?" beginnt die Vernehmung.

    „Aber Herr Kommissar — wir kennen uns doch schon so lange!"

    „Das gehört nicht hierher. Wenn ich Sie frage, müssen Sie antworten. Wer sind Sie?"

    „Professor Köster!"

    „Der Mondprofessor — aha!"

    „Bitte, Herr Kommissar – das gehört schliesslich auch nicht hierher."

    „Unterbrechen Sie mich nicht! Verstanden? – Geboren?"

    Köster nennt sein Geburtsdatum. Auch die anderen Fragen nach seinen Personalien beantwortet er mit einer weinerlich klagenden Stimme.

    Weidemann blickt dem niedergeschmetterten, menschenscheuen Gelehrten schadenfroh ins Gesicht.

    „Sie geben zu, auf Ihren erbittertsten Gegner vorsätzlich geschossen zu haben?!"

    Kösters Gestalt beginnt zu vibrieren. Er zittert an allen Gliedern.

    „Nein — nein! ruft er aufspringend, „ich wusste ja gar nicht, auf wen ich schoss.

    Der Kommissar lacht verhalten auf. „Das behaupten Sie! Warum schossen Sie denn überhaupt?"

    „Es war ein Schatten — — ein relativ deutlich sichtbarer Schatten."

    „Schatten! Schatten! — Wo war der Schatten?"

    „Auf meiner Veranda. Ich musste ein Verbrechen

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