Wirru, das Wildpferd
Von Lothar Streblow
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Buchvorschau
Wirru, das Wildpferd - Lothar Streblow
Dröscher
Ein Kind der Steppe
Über den fernen Höhenzügen lagerte schwacher Dunst, verhüllte die schneeweißen Gipfel. Dazwischen dehnten sich geschwungene Hügel, durchschnitten von Trockentälern. Noch hatte die Schneeschmelze in den Bergen nicht begonnen. Doch nach kurzen Frühlingsregen begann die Steppe zu grünen, zeigten sich die ersten Blüten. Und wo die Wurzeln der wenigen Pappeln und Weiden das Grundwasser unter dem kargen Boden erreichten, sprangen die Knospen an den Zweigen.
Am Rand der Steppe, die hier allmählich in Wüste überging, standen nur noch einzelne sturmgebeugte Tamarisken. Ein kühler Morgenwind ließ die Gräser rascheln. Schräge Sonnenstrahlen wärmten den nachtkalten Sand. Und ein Wüstenwaran wand sich schlafträge am Hang einer kahlen Düne.
So begann Wirrus erster Tag. In der Morgendämmerung, vor kaum einer halben Stunde, war er geboren, hatte sich mit heftigem Schütteln aus den Eihüllen befreit und war dann allein aufgestanden, unbeholfen und mühsam, Grashalme in seinem struppigen Fell. Seine Mutter lag noch immer auf der Seite; sie schien erschöpft.
Wirru wußte noch nicht, daß die schweratmende Stute am Boden seine Mutter war: Das mußte er erst lernen. Er sah nur die anderen Wildpferde der kleinen Herde in der Nähe stehen und den aufmerksam beobachtenden Hengst. Erst als die Stute schwerfällig aufstand, kurz die abgestreiften Eihüllen bekaute und langsam auf Wirru zukam, blickte er einmal zu ihr hinüber. Sie war ihm genauso fremd wie alle anderen.
Noch ein wenig unsicher stand Wirru auf seinen staksigen Beinen, schnupperte geräuschvoll die Morgenluft. Nichts schien ihm vertraut. Der Wind spielte mit seiner kurzen Stehmähne. Neugierig beobachtete Wirru ein paar Krähen, die sich mit einem Raben um die abseits im Gras liegenden Eihüllen zankten. Und die Stute kam näher.
Plötzlich spürte Wirru den warmen Geruch der Stute, spürte ihre Zunge behutsam über seinen Körper lecken, von vorn über seine weichen Nüstern bis zu seinem kurzen Schwanz, immer wieder. Es war ein gutes Gefühl. Und instinktiv suchte er zwischen ihren Beinen am Bauch nach Milch.
Es dauerte eine ganze Weile, bis er ihre Zitzen fand; ungestüm stieß er dagegen. Endlich spürte er die warme Milch auf seiner Zunge. Und die Stute ließ ihn geduldig trinken.
Die Krähen erhoben sich krächzend, strichen im Tiefflug ab zu einem der Trockentäler; der Rabe verschlang allein seine Beute.
Inzwischen war die Sonne höher gestiegen; es wurde warm. Die Leitstute scharrte ungeduldig mit den Hufen im feuchten Gras. Der Hengst wieherte kurz. Es war das Zeichen zum Aufbruch. Wirrus Mutter wandte sich ab, suchte ihren Platz in der Herde. Wirru folgte ihr. Jetzt fühlte er sich nicht mehr so allein. Und er fühlte sich satt.
Sandkristalle glitzerten im Sonnenlicht. Die Grasnarben wurden allmählich spärlicher. Langsam zog die Herde in die Wüste, wie jeden Morgen, bewegte sich in gemächlichem Paßgang. Im Frühjahr grünte auch die Wüste für kurze Zeit, trieben die Saksaulsträucher ihre winzigen Blätter.
Hier fanden die Wildpferde noch genügend Nahrung. Doch sie waren nicht die einzigen. Immer wieder kreuzten fremde Spuren ihren Weg: die scharf abgezeichneten Fußschwielen von Wildkamelen und die Hufabdrücke von Dschiggetais, den mongolischen Halbeseln. Und ab und zu stießen sie auf fliegenumsurrte Dunghaufen.
Sonst störte kein Laut die Stille, nur die Gräser raschelten im Wind. Wenn eines der Wildpferde schnaubte, blickte Wirru sich neugierig um, sah ihre wedelnden Schwänze, die nach Insekten schlugen. Und er sah noch etwas: Fast am Schluß der Herde, halb verdeckt von den Großen, lief noch ein anderes Fohlen, kaum älter als er. Doch die kleine Stute beachtete ihn nicht.
In diesem Augenblick verlangsamte die Leitstute ihre Gangart. An einer feuchteren Stelle zwischen den sandigen Hügeln wuchs saftiges Gras. Die Herde begann gemächlich zu äsen, auch Wirrus Mutter.
Wirru senkte nur ein wenig den Kopf, spürte das Kitzeln der langen Grashalme an seiner Nase. Er mußte niesen, ein paarmal hintereinander. Verwirrt sprang er zur Seite.
Seine Mutter ließ auch beim Äsen keinen Blick von ihm. Zwischendurch wandte sie sich ihm zu und beknabberte behutsam seine weichen Ohren und die Kruppe. Das gefiel Wirru; er hielt ganz still. Und jedesmal, wenn die Herde stehenblieb, zeigte die Mutter ihm ihre Zärtlichkeit.
Gegen Mittag wurde es heiß. Die Sonne brannte von einem wolkenlosen Himmel. Der sandige Boden warf die Hitze zurück; die flimmernde Luftschicht reichte Wirru bis an die Flanken. Auch der Wind brachte kaum Kühlung, trieb graugelbe Sandhosen vor sich her.
Wirru spürte seine Nüstern trocken werden vom Staub. Er fühlte sich unbehaglich. Durstig suchte er nach Milch. Und seine Mutter stillte seinen Durst.
Er trank noch viel an diesem Tag. Als die Herde mit sinkender Sonne an den Rand der Steppe zurückkehrte, fühlte er sich müde und erschöpft.
Wirrus erste Nacht
Ruhe aber gab es noch nicht. Die Leitstute führte die Herde zwischen struppigem Buschholz hindurch über die Hügel in ein schmales Trockental. Dieser Seitenarm eines Flusses füllte sich nur zur Zeit des Hochwassers im Sommer.
Im Abendlicht schimmerten lediglich einzelne Tümpel, glichen rötlichen Spiegeln, umgeben von dürrem Schilf. Das Wasser war klar und kaum salzig. Die Stuten tranken sich satt.
Der Hengst sicherte von einem Hügel herab seine Herde. Erst dann ging auch er zur Tränke.
Nur Wirru interessierte sich noch nicht für Wasser. Nachdem er seine Milch bekommen hatte, beschäftigte er sich mit dem Dung seiner Mutter. Auf diese Weise nahm er die lebenswichtigen Darmsymbiontena auf, schnaubte kurz und beschnupperte dann das raschelnde Schilf.
Plötzlich hoppelte ein Hase an ihm vorbei. Wirru stutzte, machte ein paar zögernde Schritte hinter ihm her. Dabei traf er auf die kleine Stute Senja, die auch dem Hasen nachgelaufen war, gefolgt von ihrer Mutter. Wirru galoppierte ein paarmal spielerisch um die beiden herum.
Doch das schien Wirrus Mutter nicht zu gefallen. Wütend preschte sie heran und drohte mit entblößten Zähnen, und die fremde Stute verschwand mit ihrem Fohlen.
Wirru verstand das nicht. Er wollte doch nur spielen. Aber seine Mutter wußte instinktiv, was sie tat. Sie wollte verhindern, daß er sich der fremden Stute anschloß. Denn noch sah Wirru in jedem fremden größeren Tier seine Mutter, noch war seine Prägung nicht abgeschlossen. Und das würde auch noch eine Weile dauern.
Verdutzt blickte er den beiden nach. Doch als seine Mutter ihn liebevoll beknabberte, vergaß er alles. Folgsam lief er mit ihr zurück zur Herde.
In der Ferne versank die Sonne hinter den westlichen Berggipfeln. Nach der Wärme des Tages wurde es empfindlich kühl. Die Leitstute verließ mit der Herde die Wasserstelle. In der Dämmerung kamen auch andere Tiere zur Tränke. Und das bedeutete Gefahr, vor allem für die Fohlen. Der Hengst lief sichernd am Ende.
Wirru schwankte leicht vor Müdigkeit. Ab und zu stolperte er, stieß gegen Steine und Grasbüschel. Doch seine Mutter achtete darauf, daß er nicht zurückblieb. Sie hielt ihren Platz in der Rangordnung, direkt hinter der Leitstute. Wirru mußte wohl oder übel mitlaufen.
Inzwischen war es fast dunkel geworden. Nur undeutlich hoben sich die Silhouetten einiger Pappeln vom Horizont ab. Es raschelte im Gras zwischen den Büschen. Die Nachttiere, die während der Tageshitze in ihren Erdbauen schliefen, gingen auf Nahrungssuche.
Wirru sah nur ihre flüchtigen Schatten, wenn sie den Hufen der Wildpferde auswichen. Und manchmal scheute er erschrocken. Doch seine Mutter beruhigte ihn.
So näherten sie sich allmählich der Pappelgruppe. Hier stand das Gras dichter. Die Leitstute blieb stehen, wartete, bis auch die letzten der zwölf Tiere herangekommen waren. Der Leithengst blieb abseits, übernahm von einer Bodenwelle aus die erste Wache.
Auch die Leitstute legte sich nicht. Sie ruhte im Stand mit gesenktem Kopf, halbgeschlossenen Augen und zur Seite gedrehten Ohren; hin und wieder schlug sie leicht mit dem Schwanz. Die anderen schliefen flach in Seitenlage, die Beine weit von sich gestreckt.
Nur Wirrus Mutter lag seitlich auf dem Bauch mit untergeschlagenen Beinen. So konnte sie sofort aufspringen, wenn Gefahr drohte. Und sie beobachtete ihr Junges.
Wirru zögerte noch. Doch die Müdigkeit zwang ihn nieder. Langsam knickte er mit den Hinterbeinen ein, ging zu Boden, spürte das feuchte Gras an seinen Flanken. Aber den Kopf behielt er oben, lauschte auf die Stimmen der Nacht. Angst stieg in ihm auf, die Angst vor dem Dunkel. Er schnaubte leise.
Am nachtklaren Himmel sah er das kalte Flimmern der Sterne, hörte das Rauschen des