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Mysterium Blockchain: Wie Sie von Bitcoin & Co profitieren
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Mysterium Blockchain: Wie Sie von Bitcoin & Co profitieren

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About this ebook

Als Carl Benz am 29. Jänner 1886 das Patent für seinen Kutschen-Fahrrad-Verbrennungsmotor anmeldete, ahnte wohl niemand, wie sehr diese Erfindung die Welt revolutionieren würde.
Dasselbe gilt für die Erfindung des Buchdrucks, der Streichhölzer oder der Entwicklung der Anti-Baby-Pille oder die Digitalisierung.
Meist wurden diese Erfindungen zum Zeitpunkt ihres Entstehens im besten Fall belächelt, im schlechteren Fall sogar bekämpft oder gar dämonisiert.
Und nur wenige haben den Wert und die unglaublichen Möglichkeiten dieser Errungenschaften erkannt und damit ein Vermögen verdient.
Seit geraumer Zeit gibt es also Blockchain, Bitcoins & Co, und die meisten Menschen können mit diesen Begriffen nicht wirklich etwas anfangen.
Und schon gar nicht erahnen, welche unglaublichen Möglichkeiten diese Technologien bieten.
Diese Lücke will Wolfgang Dirnberger will mit seinem Buch schließen und teilt auf verständliche Weise mit der Leserschaft sein umfassendes Wissen über Kryptowährungen, wie sie entstehen, wie sie funktionieren und vor allem, wie sie sinnvoll genutzt werden können.
Blockchain. Alles, was man wissen muss, endlich verständlich beschrieben.
LanguageDeutsch
Release dateFeb 24, 2021
ISBN9783800082117
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    Book preview

    Mysterium Blockchain - Wolfgang Dirnberger

    WIE FUNKTIONIERT BLOCKCHAIN

    ALLES NUR BANANE I

    Du und ich sitzen in einer Wiese und wir genießen den Tag. Die Sonne scheint und ich packe eine Banane aus meinem Rucksack. Du fragst mich freundlich um die Banane und ich gebe dir die Banane gerne. Nun hast Du die Banane und ich habe keine mehr. Meine Banane war physisch in meiner Hand, Du hast mich danach gefragt, ich war einverstanden, ich habe dir die Banane physisch gegeben, Du bist da, ich bin da, wir beide befinden uns am selben Ort, wir haben beide das Geschehen beobachtet, wir beide waren einverstanden, wir brauchten keine weiteren Beobachter, Schiedsrichter oder andere Personen, welche bestätigten, dass die Banane nun in deiner Hand ist. Die Banane ist dein, ich kann dir nun keine mehr geben, denn ich hatte nur diese eine. Die Banane ist nun in deiner Kontrolle. Ich kann die Banane nicht mehr kontrollieren, die Banane verließ meinen Besitz, meinen Einflussbereich. Du hast nun die komplette Kontrolle über diese Banane. Du kannst sie behalten oder einer Freundin oder einem Freund weitergeben, der oder die könnte die Banane wieder weitergeben und so weiter. Das gleiche Prozedere würde auch mit einem Buch oder einer Münze funktionieren. So weit, so gut.

    Nein, ich habe keine stimulierenden oder gar verbotenen Substanzen beim Schreiben dieses Buches eingenommen, denn die beste Droge ist ein klarer Kopf!

    ALLES NUR BANANE II

    Du und ich sitzen auf einer Wiese und wir genießen den Tag. Die Sonne scheint und ich zeige dir eine virtuelle Banane des Graffiti-Künstlers Banksy auf meinem Smartphone. Keine digitale Banane, kein Foto einer Banane, eine virtuelle Banane. Eine Idee einer Banane. Wie man eine virtuelle Banane zeigen kann, überlasse ich jetzt einmal deiner Phantasie. Du fragst mich freundlich um die Banane und ich gebe dir die Banane gerne. Nun hast Du die Banane und ich habe keine mehr.

    Wirklich?

    Hatte ich diese und genau diese Banane wirklich? Wurde diese Banane wirklich von Banksy geschaffen? Ist diese Banane nun wirklich deine, nur deine, also in deinem Besitz? Wie kannst Du wissen, dass ich diese Banane nicht auch schon gestern Angela und Donald gegeben habe oder anderen Freunden? Vielleicht habe ich auch ein paar Kopien gemacht oder sie auf einer Social-Media-Plattform gepostet und eine Million Menschen haben sich die Banane heruntergeladen und … gibt es in diesem Fall nur eine Banane und von dieser Millionen von Kopien oder Millionen von Bananen?

    Die Identifizierung dieser einen virtuellen Banane und der Tausch, Verkauf oder die Schenkung dieser einzigartigen ganz bestimmten virtuellen Banane von Banksy scheint komplizierter als der Tausch, Verkauf oder die Schenkung einer physischen Banane. Phänomenale technische Errungenschaften wie die Digitalisierung werden bei diesem Beispiel kontraproduktiv.

    Kim Kardashian nimmt das 36.857ste Foto von sich oder eines ihrer Körperteile auf, postet das Foto, meistens kombiniert mit grandiosem literarischen Text und Sekunden später können Millionen von begeisterten Followern kommentieren, kopieren, teilen, was auch immer. Toll. Bin auch begeistert. Doch bei unserer Banane von Banksy oder bei Geld oder anderen Werten wollen wir das eigentlich nicht. Doch wie soll das gehen? Die Digitalisierung ermöglicht das millionenfache Kopieren ein und derselben Datei, solange Speicherplatz vorhanden ist. Niemand auf dieser Erde kann genau sagen, wie viele Körperteil-Fotos von Kim in diesem Moment existieren. Diverse Social-Media-Plattformen wissen zwar ganz genau, ob Du dir diese Fotos ansiehst, wie lange Du dir diese Fotos ansiehst, ob Du diesen Fotos ein „like gibst, ob Du diese Fotos weiterleitest, doch als Store of Value, Wertespeicher oder Tauschobjekt sind diese „Kunstwerke eher ungeeignet. Warum reden wir an dieser Stelle von Bananen? … und Kim-Fotos?

    Das schwierigste Problem bei der Kreation von digitalen Werten war in der Cyber-Welt immer die größte Herausforderung, bekannt unter der Bezeichnung „double spending problem (das Problem des doppelten Ausgeben oder Versenden). Wie kann ich in der virtuellen Welt sicher sein, ob ein digitaler/ virtueller Wert existiert, ein digitaler/virtueller Wert seinen Besitzer wechselt und /oder der gleiche Wert nicht unzählige Male verwendet wurde/ wird. Der Ausdruck „digitaler Wert wie „digitales Geld schafft in unserer heutigen Denke eine Art Oxymoron, eine Formulierung aus zwei sich widersprechenden Begriffen (wie: alter Knabe). Solltest Du mich jetzt nicht verstehen, kein Problem! Dazu ist dieses Buch da. Die Ungeduldigen unter euch können auch ein Körperteil-Foto von Kim aus dem Netz herunterladen, auf einem Stick speichern, in einem Supermarkt den Einkaufswagen mit Waren voll packen und versuchen den „Einkauf an der Kassa mit digitalen Kim-Fotos zu bezahlen.

    Beim Wort „digital denken wir sofort an Fotos, Files, Filme, Programme, die man natürlich jederzeit laden, vervielfältigen, speichern, senden und streamen kann. Digitale Werte hingegen sollten das auch können, aber nicht jederzeit zu vervielfältigen sein, sonst sind es keine „Werte!

    Natürlich wissen wir alle zu Zeiten des Online Bankings, dass Geld auch in elektronischer Form, also digital existiert. Wenn unser Konto 1.000,– Euro aufweist, können wir jederzeit 1.000,– Euro an XY überweisen. Doch es braucht eine Art Aufpasser, es braucht Regeln, eine Bank, ein Konto, Buchhaltung, einen E-Banking Zugriff, Internetzugang, Benutzername und Passwort, IBAN-Nummer des Empfängers, es braucht eine Währung, die einen „Wert" hat, eine Zentralbank, einen Staat, eine Regierung und so weiter.

    Zusammengefasst braucht es eine Institution, einen Schiedsrichter, eine obere Instanz, welche die Regeln festlegt.

    Cypherpunks und Kryptographen haben sich über Jahre damit beschäftigt, dieses Problem zu lösen. Keine der Lösungen konnte sich durchsetzen. Bis zum 3. Jänner 2009.

    Doch machen wir an dieser Stelle einmal weiter mit unserer Geschichte, um zu sehen, wo die uns hinführt:

    Nehmen wir an, Banksy sprayt eine Banane auf einen Karton, fotografiert die Banane digital, verbrennt den Karton danach und die einzige existierende Bilddatei der Banane wird in einem Journal/Kassabuch vermerkt/ gespeichert. Dieses Journal/Kassabuch ist nichts anderes als eine digitale Datenbank. Eine Datenbank mit einer Datei.

    Gleichzeitig legt der Künstler ein Reglement fest, welches mit der virtuellen Bananengeschichte in der digitalen Datei fest verbunden ist. In diesem Reglement (white paper) von Banksy legt der Künstler fest, ob und wie Bananen entstehen, praktisch geschöpft werden. Wieviele dieser Bananen in Zukunft insgesamt existieren werden, wie das Netzwerk funktioniert, wer teilnimmt usw. Banksy entscheidet in unserem Gedankenmodell, es wird auf immer und ewig 1000 Stück dieser Banane geben (ähnlich einer Auflage eines Drucks oder einer Skulptur). Aber Achtung: nicht eintausend Dateien, nicht eintausend Jpegs, nicht eintausend Files, nicht eintausend Dateien mit jeweils einer Banane! Es gibt nur eine Datei, ein Journal mit der Information: hier ist ein Konzept mit 1.000 Bananen, welches über die Zeit und unter bestimmten Bedingungen und mit einem bestimmten Aufwand 1000 Bananen erschafft.

    Banksy legt in seinem Reglement (white paper) fest, ob eine Banane geteilt werden darf, in wie viele Teile, wie die Banane oder Teile davon weitergegeben werden und wie alle zukünftigen Transaktionen zwischen allen zukünftig interessierten Parteien in dieser Bananengeschichte funktionieren werden. Und alles wird immer in dieser einen Datei, in diesem einen Journal gespeichert. Eine Datei, ein Journal, welches immer in Echtzeit auf den neuesten Stand gebracht wird, versehen mit einem Einverständnismechanismus, den Konsens. So hat jeder Teilnehmer des Netzwerks immer die gleiche Information.

    (an die kopfschüttelnden Expertinnen und Experten: das ist eine Geschichte, verwirrende technische Details folgen später).

    Da wir hier an einer ersten Schlüsselstelle sind, möchte ich ganz bewusst verschiedene Gedanken anmerken. Banksy und die Bananen sind nur ein Beispiel, eine Denkkonstruktion, um sich ein inneres Bild zu machen. Wir könnten auch René Magritte’s Bild „Der Sohn des Menschen nehmen (aufrechtstehender Mann mit Mantel, roter Krawatte, Melone auf dem Kopf und grünem Apfel im Gesicht, na?). Wir könnten auch Raffaels „Sixtinische Madonna nehmen, die im Zwinger in Dresden zu Hause ist oder die viel berühmteren beiden Engel, die am unteren Ende des Bildes so herrlich gelangweilt nach oben blicken und auf Millionen von Tassen, Teller, Poster und T-Shirts gedruckt wurden, na? Wir könnten auch einen Hund nehmen (ach nein, das gibt es bereits in Form von Dogecoin) oder wir nennen das Projekt Solidus, wie die römische Münze, welche mehr als tausend Jahre als Leitwährung im Mittelmeerraum und ganz Europa galt und deswegen auch als „Euro" des Mittelalters bezeichnet wurde. Oder wir nennen unser Konzept BitCoin, aus Bits und Bytes und Coin für Münze. Der Name ist nicht wichtig. Es ist und bleibt immer nur ein Konzept, eine Geschichte, ein White Paper und eine Datei.

    Im Falle von Bitcoin wurde diese Geschichte allerdings zum am schnellsten wachsenden Wert in der Geschichte der Menschheit!

    Wie wird diese Initiative nun gestartet? Wie entsteht das Netzwerk? Wer nimmt daran teil und wozu?

    Wie ist es möglich, dass innerhalb von 9 Jahren für eine einzige solche Banane, wie BITCOIN fast 20.000,– Dollar bezahlt wurden. Und wir reden hier nicht von einem Gemälde von Michelangelo, wir reden von einem real nicht existierenden virtuellen Bitcoin. Einem von 21 Millionen.

    Echt jetzt!

    Jetzt brauchen wir Blockchain!

    SATOSHI

    Is it a Digital Collectible? Is it a Reliable Store of Value? Is it a Widespread Medium of Exchange? Is it a Convenient Unit of Account? All of that? Nothing of that? We’ll see.

    (Anonymer User auf reddit.com)

    Die unglaubliche Erfolgsgeschichte von Blockchain-Technik beginnt mit der Kreation von Bitcoin. Wie anfangs erwähnt: wer Blockchain verstehen will, muss sich mit Bitcoin beschäftigen! Blockchain ist der allgemein bekannte Sammelbegriff für verschiedene, bereits vorher existierende Technikelemente, welche seit der Geburt von Bitcoin auf eine bestimmte Weise zusammenspielen und Bitcoin seit mehr als 10 Jahren stabil „am Laufen" halten.

    Wer das Konzept Bitcoin verstehen will, muss sich mit der Geschichte des Tausches, des Handels und des Geldes beschäftigten. Eine funktionierende Technik, ein funktionierendes Konzept bedeutet noch nicht, dass eine Initiative von Menschen angenommen wird. Meistens kommen mehrere Aspekte zusammen, die dann einen Black Swan Effekt ergeben. Es gibt heute bereits tausende von „Bitcoin-Projekten", genannt Altcoins (alternative Münzen), einige mit vielleicht sogar besserer Technik. Niemand kann heute sagen, welche Projekte sich durchsetzen werden. Der Aufstieg von Bitcoin passierte auch nicht von heute auf morgen, obwohl die dahinterstehende Technik seit Beginn stabil und einzigartig ist.

    Warum hat gerade Bitcoin mit so einer Wucht eingeschlagen?

    Kein Romanschriftsteller könnte sich diese Geschichte besser ausdenken. Der Erfinder von Bitcoin ist ein Mysterium. Niemand weiß, ob Satoshi Nakamoto (so der weltweit bekannte Name) männlich oder weiblich ist, eine einzelne Person oder eine Gruppe. Religion, Hautfarbe, Alter, alles unbekannt. Es gibt nur jede Menge Spekulationen, viele Wichtigmacher und Trittbrettfahrer.

    Die wenigen Hinweise wurden bereits von tausenden Hobby Sherlock Holmes ohne Ergebnis analysiert. 2008 wird die Domain bitcoin.org registriert, hier liegt das Bitcoin White Paper zum Download. Der Registrar agiert verschleiert! Anscheinend hat die „Person" Ahnung von Kryptographie, denn auch Mails und Internetverkehr laufen über Tor.

    Wahrscheinlich ist der Name Satoshi Nakamoto ein Pseudonym. Wahrsager sehen den Namen als Zusammensetzung der Technologiekonzerne SAmsung, TOSHIba, NAKAyama und MOTOrola. Na ja. Die Überprüfung der Krypto-Mailinglisten ergab, für Japan sind die Uhrzeiten der Interaktion Satoshis eher unlogisch, eher würden die USA (Ostküste) oder Europa (GB) passen. Auch die Sprache der Mails und des White Papers wird linguistisch analysiert. Doch britisches und amerikanisches Englisch wechseln sich ab. Selbst frühe Entwickler, die mit Satoshi Mails austauschten und zusammen arbeiteten, konnten keine entscheidenden Hinweise geben, weder zu Programmierpraktiken noch zu Arbeitsweisen.

    Fest steht nur eines: ein Cryptocurrency Security Consultant namens Sergio Demian Lerner (twitter.com/SDLerner) entwickelte ein Verfahren, indem jede einzelne Transaktion bis zur allerersten Transaktion, nämlich bis zum Ursprungskonto zurückverfolgt werden kann. So weiß man, dass es bis heute noch rund eine Million Bitcoin gibt, die noch nie transferiert wurden! Die Vermutung, dass diese Bitcoins mit Satoshi „zu tun" haben, liegt nahe.

    CYPHERPUNKS

    Die Geschichte des Bitcoins ist eng mit der Geschichte der Cypherpunks verbunden. Eine Gruppe von Intellektuellen, die bereits sehr früh Vor- und Nachteile der Digitalisierung diskutierten. Viele problematische Entwicklungen der schönen neuen Welt, insbesondere das Verlieren der Privatheit, wurden von den Cypherpunks vorhergesehen.

    Deswegen bastelten die Cypherpunks leidenschaftlich an Gegenmaßnahmen, wie der Kryptographie, in Verbindung mit der Nutzung des Internets. Ausgehend von San Franzisco wurde der Kreis der Cypherpunks immer größer, da einer der Mitglieder, John Gilmore, im Jahre 1992 die erste Art anonymer „Online Community" schuf.

    Man konnte Ideen posten, ohne seinen Namen preiszugeben (ja, ja, schon wieder die Profis, die sich mokieren, natürlich gab es 1992 noch kein „posting", technisch war es eine Mailingliste, ein Server, der als ReMailer arbeitete, aber wir wollen hier ja keinen Technik-Wettbewerb gewinnen und keine Intel 286er Nostalgie aufkommen lassen, sondern Menschen für Blockchain begeistern).

    Bald gab es hunderte Teilnehmer auf der ganzen Welt, Ideen und Vorschläge wurden diskutiert und erschreckend viele der damals aufgezeigten möglichen Probleme sind heute Realität (Edward Snowden war gerade mal 9 Jahre alt).

    Das Cypherpunk Manifesto von Eric Hughes, geschrieben ebenfalls 1992 bringt es auf den Punkt: „Wir müssen unsere Privatheit verteidigen … durch Kryptographie, mit anonymen Mail-Weiterleitungs-Systemen, digitalen Signaturen und elektronischem Geld."

    Wenn ich eine Zeitung am Kiosk kaufe und bar bezahle, muss ich nicht mitteilen, wer ich bin, wie alt ich bin, Geschlecht, Familienstand, sexuelle Orientierung, Nachkommen, Wohnsitz, welche Zeitung ich kaufe, welcher politischen Richtung die gekaufte Zeitung zugeordnet wird, welche Artikel ich lese oder welches Bild ich betrachte.

    Heute weiß mein Endgerät, der W-Lan- und/oder Netzbetreiber, das Medium und der Geheimdienst, welche Artikel ich wo und wie lange lese, kommentiere und/oder weiterleite an meinen analysierten „Freundeskreis", auf welche Werbung ich reagiere, der Algorithmus berechnet aufgrund meiner Pinkelpausen, dem Schrittzähler und meinen Schlafenszeiten meine Fitness und aufgrund von meinen Interessen und meiner Lesegeschwindigkeit (und anderen unzähligen Daten) meinen Intellekt. Die finanziellen Transaktionen des Online Bankings und meine Online-Shopping-Gewohnheiten runden das Bild schön ab und somit könnte ich jederzeit Siri, Alexa und Cortana fragen, wer ich bin, was ich denke und was ich als nächstes mache und ich würde immer eine richtige Antwort bekommen. Wann bist Du das letzte Mal mit einem 20er zum Kiosk um eine Zeitung und hast dich dann ohne Begleitung eines elektronischen Geräts in das Café an der Ecke auf einen Espresso und ein Glas Wasser zurückgezogen? BTW, irgendeine Kamera mit Gesichtserkennung hätte das Unterfangen ohnehin aufgedeckt. Die Cypherpunks haben das vorhergesehen. Vielleicht nicht so schnell, doch bereits sehr präzise. Deswegen haben sie so wunderbare Werkzeuge gebaut wie die E-Mail-Verschlüsselung PGP oder den Tor-Browser, um Internet anonymer benützen zu können. Bei digitalem Geld haben sie sich allerdings lange die Zähne ausgebissen.

    DigiCash oder B-Money waren die interessantesten Ergebnisse unzähliger Versuche, digitales Geld zu kreieren. Doch letztendlich brauchte es, wie fast immer bei großen Entdeckungen, das Zusammenspiel mehrerer Faktoren, um den Durchbruch zu erlangen.

    Der Siegeszug von Bitcoin und Blockchain war geprägt von zufälligen Ereignissen, die auf den ersten Blick als „Positiveffekt" schwer zu erkennen waren. Ein wichtiger Bitcoin First Mover Effekt war sicherlich die Blockade von etablierten Zahlungssystemen wie PayPal (damals noch Ebay), Visa, Mastercard, Bank of America, Western Union und Co, Spendengelder für Wikileaks einzusammeln. Weiters waren Silk Road, Edward Snowden, die Währungskrisen in Argentinien, Türkei und Venezuela weitere entscheidende Events, um Bitcoin und die Blockchain-Technologie bekannt zu machen. Heute zwitschert bereits Potus über Cryptos und nein, ich werde das nicht kommentieren.

    Feuer, Rad, Buchdruck, Penicillin, Digitalisierung haben alle ihre großartigen Erfindergeschichten, doch viel wichtiger für den Einzelnen sind immer die Veränderungen und Auswirkungen, welche diese Erfindungen mit sich gebracht haben. Beispiel?

    Benz hat das Auto erfunden? Ja? So steht es in den Geschichtsbüchern, doch die Realität war eine andere.

    Carl Benz gründete als 27-Jähriger mit dem Geld seiner Frau Bertha eine Eisengießerei mit mechanischer Werkstätte. In der Freizeit war er wie viele Erfinder ein Bastler. Er entwickelte im Laufe von vielen Jahren, begleitet von teuren Fehlversuchen den Benz-Patent-Motorwagen Nummer 1. Klugerweise meldete Benz den berühmten Kutschen-Fahrad-Verbrennungsmotor Hybrid am 29. Jänner 1886 zum Patent an, welches als DRP Nr. 37435 am 2. November 1886 erteilt wurde. Die Geschichte wird immer von den Siegern geschrieben, deswegen ist Benz heute ein Held und von der ersten Fahrerlaubnis der Welt bis zur ersten Fernfahrt der Welt durch Bertha Benz ranken sich eine Menge toller Geschichten um den Wagen mit dem Stern.

    In der Realität waren es für Benz 15 Jahre basteln, das Geld war knapp, jede Menge Zufälle, am Patentamt hat man ihn und seine Frau Bertha ausgelacht und mit Daimler hat er, obwohl sie nachweislich zusammentrafen, wegen eines Patentstreits sein Leben lang kein Wort gesprochen. Schöne Geschichten, doch für den Einzelnen zählen wie erwähnt nur die Veränderungen, welche der Motorwagen 1 gebracht hat. Welche könnten das sein? Wenn Du das nächste Mal mit deinem Auto im Stau stehst, hast Du Zeit über diese grundsätzlichen Fragen nachzudenken:

    Welche Auswirkungen auf Ressourcen und Umweltschutz hat die prognostizierte Steigerung von 1,3 Milliarden Fahrzeuge weltweit in 2019 auf 2,7 Milliarden Fahrzeuge weltweit in den nächsten 30 Jahren?

    Kann man gegen Smog und CO2-Ausstoß Mauern bauen?

    Was hat der Aufstieg der Arabischen Emirate, Saudi Arabiens oder Kuwaits mit dem Motorwagen 1 zu tun?

    Wenn man darüber nachdenkt, wie groß der Einfluss diverser Erfindungen auf unser aller Leben war und ist, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus. Dieses Benz-Spiel kann man mit allen großen Erfindungen spielen und oftmals sind es die weniger berühmten Neuerungen, welche die größten Umwälzungen mit sich gebracht haben, wie das Zündholz, der Morse-Code und die AntiBabyPille. Sie haben heimlich, still und leise das Leben von Milliarden Menschen verändert.

    Die Cypherpunks haben sich intensiv mit den Veränderungen durch die Digitalisierung beschäftigt. Die Diskussionen, Überlegungen und Schlussfolgerungen sind hochinteressant und die Prognosen weisen eine erstaunliche Akkuranz auf.

    Da niemand weiß, wer oder was Satoshi Nakamoto wirklich ist, kann nicht wirklich definiert werden, in welcher Beziehung er/sie/es zu den Cypherpunks stand. Tatsache ist, das Substrat Cypherpunks ist gut gewählt, denn konstruktiv kritisches Feedback und intellektuelle Unterstützung konnte dem Projekt nur gut

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