Meine Beiträge für das AA-DACH: Was ich soweit innerhalb und außerhalb von AA gelernt habe
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Sonja Itzehoe
Seit November 2008 bin ich bei AA, den Anonymen Alkoholikern. Ich probierte u.a. auch Al-Alon (Selbsthilfegruppe für Angehörige und Freunde von Alkies aus). Außerdem machte ich mehrere Psychotherapien (bin weiterhin in Behandlung), war stationär in Krankenhäusern und nehme ein Psychopharmakon. Bei mir wurde eine Bipolare Erkrankung diagnostiziert. Ich schreibe gern.
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Book preview
Meine Beiträge für das AA-DACH - Sonja Itzehoe
Meine Beiträge für das AA-DACH
Meine Beiträge für das AA-DACH
1. Gabe oder Charakterfehler?
2. Gesunde Lebensfreude
3. Viele weiße Hunde
4. Nur für heute statt carpe diem
5. Kraft nach Kapitulation
6. Vertraue Gott, räum' auf, hilf anderen
7. Austausch auf Dienstebene
8. Erfahrungen aus Sydney, Australien
9. Wie eine Flaschenpost
10. Mit AA entfalten
11. Einigkeit vor Gender
12. Gefühltes Equilibrium
13. Urvertrauen und anderes
14. Ein salopper Vergleich
15. Wie beim Tauchen
16. AA-konforme Öffentliche Information
17. Noch anonymer?
18. Wertvolle Grenzen
19. Mein kurzes Danke
20. Mein erster Beitrag
Disclaimer
Literatur
Impressum
Meine Beiträge für das AA-DACH
Was ich soweit innerhalb und außerhalb von AA gelernt habe
Sonja, Itzehoe
Februar 2021
1. Gabe oder Charakterfehler?
Ja, ich bin egozentrisch, ja, ich bin eigensüchtig, ja, ich bin bei Zeiten beherrscht von Allmachtsgefühlen und ja, seit Lebens versuche ich mehr oder weniger, meinen Kern zu beschützen. (Vgl. AA wird mündig, S. 433)
Durch AA habe ich gelernt, zuzuhören und zu lernen, offen für Neues zu sein, den Mut zur Veränderung zu haben, aber an einigen alten Ideen halte ich hartnäckig fest. Das Leben scheint wenig Sinn zu machen, wenn ich auch die noch loslasse. Es geht vor allem um mein Schreiben.
Ich schreibe seit meiner Kindheit leidenschaftlich gern Tagebuch. Ich wollte die Arbeit mit meinen Tagebüchern zu meinem Lebensinhalt machen. Dadurch geriet ich beruflich in Schwierigkeiten. Auch menschlich, weil mir oft das Tagebuchschreiben lieber ist als die Kommunikation mit Menschen.
Ich bin jetzt wegen Depressionen in einer psychiatrischen Tagesklinik, wo mir vermittelt wird, das Schreiben entweder ganz sein zu lassen oder nebenbei zu machen. Die direkte Interaktion sei besser. Ich bin aber egozentrisch, und ständig über mich zu sprechen würde andere bald nerven. Wenn ich mich bemühe, über andere(s) zu sprechen, interessiert mich das Gespräch weniger – außer ich lerne etwas dabei. Mit Therapeuten komme ich gut klar, denn das Gespräch geht um mich, und sie werden dafür bezahlt; win-win situation. Wenn ich mit meinen Büchern arbeite, geht es auch um meine Geschichten.
Nun ist es auch so, dass mein Schreiben eine Selbsterforschung ist, womit ich Licht in die dunklen Seiten meiner Persönlichkeit bringen kann. (Vgl. Wie Bill es sieht, „Aus dem Dunkel", S. 18)
Ich habe erkannt, dass ich krank bin, was den Alkoholismus betrifft. Ich erkenne an, dass das Schreiben eine alte Idee/Vorstellung ist, und wir sollen alte Vorstellungen komplett loslassen, sollen kapituliere, sonst ist das Ergebnis gleich Null. (Vgl. BB, „Wie es funktioniert", S. 67)
Aber wer bin ich, wenn ich auch das Schreiben loslasse? Oder auch „nur" die Obsession mit dem Schreiben? Ist es ähnlich wie mit dem Alkohol? Ich fragte mich: Wer bin ich noch, wenn ich das Trinken weglasse? (Das reduzierte, kontrollierte Trinken funktionierte bei mir nicht.) Ich lernte die Vorteile der Trockenheit zu schätzen, bin sehr dankbar für meine Trockenheit – und die Freiheit, die sie mir gibt. Werde ich also durch die Abstinenz von meinem nächstbesten Freund, dem Schreiben, wiederum mehr Freiheit und seelische Gesundheit erleben? Gibt es dann (mehr) Gelassenheit?
Nach einem Selbstmordversuch schrieb ich drei Jahre lang gar kein Tagebuch. In der Zeit habe ich am meisten Geld verdient, hatte einen Teilzeitjob (meinen ersten und einzigen festen Job überhaupt), arbeitete außerdem freiberuflich, hatte einen Mitbewohner, ging zu Meetings und verdiente bald so viel Geld, dass ich nicht recht wusste, wohin damit. Wenn ich Bücher schreibe und im Selbstverlag herausbringe, dann kauft kaum jemand sie. Mein letztes Buch hat eine Person gekauft, ein AA-Freund, der mir konstruktives Feedback gab; welches mich nicht ermutigte, diese Art zu schreiben (im Tagebuchstil) weiterzuführen.
Wieso halte ich bloß so sehr fest am Schreiben? Wieso fällt mir da der Sechste Schritt so schwer? Wieso sträube ich mich da, völlig bereit zu sein, diese Schwäche von mir nehmen zu lassen? Ich habe das Gefühl, die Angst, mich dann in Luft aufzulösen. *Puff, weg…* Dann bin ich ja nichts Besonderes mehr. Mein krankes Ego! Damit, ein ganz gewöhnlicher – und kein außergewöhnlicher – Alkie zu sein, habe ich mich abgefunden. Mein Fall ist nicht so speziell. Aber wenn ich mir nun auch noch das Schreiben nehme, dann bin ich bald eine von vielen. Tja. Das ist wohl Genesung. Nüchternheit. So wird man ein nützlicher Teil der Gesellschaft. Ich will wohl noch ein Rebell bleiben. Dabei könnte ich mit den Schritten, inklusive dem sechsten (gut, gründlich und gewissenhaft gemacht – ohne päpstlicher als der Papst zu sein), laut Versprechen „eine neue Freiheit und ein neues Glück kennenlernen und „erfahren, was Frieden ist
. (Vgl. BB, „In die Tat umgesetzt", S. 96–7) Vielleicht brauche ich den Trubel noch in meinem Leben. Aber