Eine Mami für mich ganz allein …: Mami 2008 – Familienroman
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»Ich glaube das ja wohl nicht!« Bibis Ausruf schreckte Iris aus ihrer tranceähnlichen Betrachtung des Bildschirms hoch. »Was? Was glaubst du nicht?« fragte sie neugierig und schob den Bildschirm ihres Computers zur Seite, um ihre Kollegin besser anschauen zu können. Bibis Augen glänzten aufgeregt, ein Zeichen, daß sie sich ganz sicher nicht mit den Akten der Kunden beschäftigte. »Der Typ schlägt mir ein Treffen vor. Bei sich zu Hause!« Iris lachte. Bibi war wirklich naiv. »Was hast du denn geglaubt? Daß er der Mr. Right ist und auf einem weißen Pferd zu dir eilt? Oder in einer goldenen Kutsche? Was der will, ist doch wohl klar, das habe ich dir aber gleich gesagt. Ich meine, wenn sich einer schon Batman nennt!« »Ach was, es gibt inzwischen schon viele Traumpaare, die sich durch das Internet gefunden haben! Meine Nachbarin hat einen total süßen Typen aufgegabelt, der sie jetzt schon dreimal besucht hat. Sie wollen vielleicht sogar heiraten!« »Mag ja sein, aber das ist bestimmt eher die Ausnahme.
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Eine Mami für mich ganz allein … - Annette Mansdorf
Mami
– 2008 –
Eine Mami für mich ganz allein …
Emily muss keine Angst mehr haben
Annette Mansdorf
»Ich glaube das ja wohl nicht!«
Bibis Ausruf schreckte Iris aus ihrer tranceähnlichen Betrachtung des Bildschirms hoch.
»Was? Was glaubst du nicht?« fragte sie neugierig und schob den Bildschirm ihres Computers zur Seite, um ihre Kollegin besser anschauen zu können. Bibis Augen glänzten aufgeregt, ein Zeichen, daß sie sich ganz sicher nicht mit den Akten der Kunden beschäftigte.
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Iris lachte. Bibi war wirklich naiv.
»Was hast du denn geglaubt? Daß er der Mr. Right ist und auf einem weißen Pferd zu dir eilt? Oder in einer goldenen Kutsche? Was der will, ist doch wohl klar, das habe ich dir aber gleich gesagt. Ich meine, wenn sich einer schon Batman nennt!«
»Ach was, es gibt inzwischen schon viele Traumpaare, die sich durch das Internet gefunden haben! Meine Nachbarin hat einen total süßen Typen aufgegabelt, der sie jetzt schon dreimal besucht hat. Sie wollen vielleicht sogar heiraten!«
»Mag ja sein, aber das ist bestimmt eher die Ausnahme. Die meisten haben wahrscheinlich eine Ehefrau zu Hause und amüsieren sich nebenbei ein bißchen mit den naiven…«
»Sei vorsichtig, was du sagst, Iris!«
»Schon gut. Ich bin ja schon still.«
Iris richtete ihren Blick wieder auf den Bildschirm, doch bevor sie sich erneut einlesen konnte, klingelte ihr Handy. Sie meldete sich und runzelte die Stirn.
»Ja, okay, ich komme. Bitte sagen Sie Emily, daß ich sie gleich abhole.«
Bibi vergaß ihre Verteidigungsrede und schaute Iris ahnungsvoll an.
»Hat deine Tochter wieder den Kindergarten aufgemischt?«
»Es ist wirklich schrecklich mit ihr. Aber irgendwie bin ich auch stolz, daß sie ihren eigenen Kopf hat.«
»Woher sie den wohl hat?«
»Ja, ich weiß. Erbgut. Trotzdem muß ich wohl mal ein ernstes Wort mit ihr reden. Sie hat den Teller mit ihrem Essen über den Tisch geschoben, bis er runterfiel und verkündet, daß sie so ekelige Spaghetti noch nie gesehen hätte.«
Bibi lachte. Iris fiel ein. Sie hatte zwar noch nie an einem Mittagessen im Kindergarten teilgenommen, aber schon hin und wieder Reste auf den Tellern gesehen, wenn sie Emily abholte. Das war nicht immer unbedingt angenehm. Drei Mütter wechselten sich in dem privaten Kindergarten mit dem Kochen ab. Wahrscheinlich waren sie alle bester Absicht, doch ein vierjähriges Kind wie Emily verstand noch nichts von höherer Diplomatie. Iris war eine begnadete Köchin, und entsprechend verwöhnt war ihre Tochter.
»Na gut, ich muß los. Wir sehen uns morgen.«
»Bis dann. Und gib Emily einen Kuß von mir.«
»Mache ich. Und du laß die Finger von den Chat-Räumen.«
»Nee, werde ich nicht. Ich weiß genau, daß da irgendwo mein Traummann wartet.«
Iris ersparte sich eine Antwort. Sie hatte so ihre Erfahrungen mit Traummännern.
Nein, sie wollte jetzt nicht an Patrice denken. Er war seit zwei Jahren aus ihrem Leben verschwunden, und das war auch gut so. Nie hatte er wirklich zu ihr und Emily gestanden, seine künstlerischen Ambitionen waren ihm immer wichtiger gewesen. Überhaupt – ein Kind kam in seiner Lebensplanung nicht vor. Als Iris die von ihm erwartete Abtreibung vehement abgelehnt hatte, war es mit ihrer Ehe auch schnell bergab gegangen.
Natürlich war die Schwangerschaft nicht geplant gewesen. Iris hatte einen heftigen Magen-Darm-Infekt gehabt, dem Emily letztendlich ihr Leben verdankte, denn die Pille hatte dadurch offenbar ihre Wirkung verloren. Doch als Iris die Schwangerschaft festgestellt hatte, hatte sich sofort ein tiefes Gefühl der Freude eingestellt.
Nicht so bei Patrice. Er hatte sie angestarrt, als sei sie ein besonders häßliches Insekt und nicht lange gefackelt.
»Das geht nicht. Ich habe wirklich keine Nerven für vollgemachte Windeln und Babygeschrei.«
»Aber du hast doch dein Arbeitszimmer, das am anderen Ende der Wohnung liegt.«
»Das spielt keine Rolle. Du wirst kaum noch Zeit haben für mich.«
Egal, welches Argument Iris vorgebracht hatte, Patrice war bei seiner ablehnenden Haltung geblieben. Fast ein halbes Jahr hatten sie nur das Nötigste miteinander gesprochen. Schließlich war es zu einer stillen Übereinkunft gekommen – Iris bekam ihr Kind, und Patrice lebte sein Leben noch ein wenig eigenwilliger aus als ohnehin schon. Er ging oft weg, kam spät in der Nacht nach Hause, erzählte wenig von dem, was er machte.
Iris ging ganz in ihrer Mutterrolle auf. Ihre Liebe zu Patrice stand auf der Kippe, denn es war ihr unverständlich, wie man ein so bezauberndes Baby wie Emily ignorieren konnte. Als Patrice dann immer öfter Anrufe von irgendwelchen Frauen bekam, die nicht einmal Scheu davor hatten, ihn von seiner Ehefrau ans Telefon rufen zu lassen, war Iris der Kragen geplatzt. Sie hatte Patrice vor die Wahl gestellt, sich als Ehemann und Vater zu verhalten oder zu gehen. Es hatte nur zwei Stunden gedauert, dann war er mit drei Koffern aus ihrem Leben verschwunden.
Die Scheidung erfolgte ein Jahr später und war dann nur noch Formsache gewesen. Er verzichtete auf Möbel und alles andere um den Preis, daß er Iris kein Geld zum Unterhalt zahlen mußte. Auch auf das Umgangsrecht mit seiner Tochter verzichtete er so leicht wie auf Töpfe und Geschirr. Sogar der Richter war irritiert gewesen und hatte Iris einen fast mitleidigen Blick zugeworfen, den sie mit stolzer Haltung erwiderte. Niemand mußte Mitleid mit ihr haben. Sie würde ihr Leben schon in den Griff bekommen.
Daß es ihr recht gut gelungen war, bewies nicht zuletzt ihre quirlige Tochter Emily. Außer, daß sie wunderhübsch war mit den blitzblauen Augen und den hellblonden Locken, zeigte ihr klarer, kritischer Blick, mit dem sie jeden Menschen musterte, daß sie nicht unter Schüchternheit oder irgendwelchen Entwicklungsstörungen litt. Sie vermißte keinen Vater in ihrem Leben, da er schon zuvor nie für sie dagewesen war. Iris hatte einen beständigen Freundeskreis, zu dem auch Männer gehörten. Sie alle gaben Emily das Gefühl, überall geliebt zu werden. Nur daß es keine Großeltern gab, tat Iris manchmal ein bißchen weh für ihre kleine Tochter. Ihre Eltern waren vor sechs Jahren bei einem Flugzeugabsturz gestorben. Patrices Eltern lebten in Frankreich und hatten höchstens zu Weihnachten ihre Großelternpflichten erfüllt. Sie waren ebenso ausschließlich mit sich selbst beschäftigt wie ihr Sohn.
Iris fuhr vorsichtig auf den kleinen Parkplatz der schönen alten Villa, in dem der Kindergarten untergebracht war. Frau von Reuter, der die Villa gehörte, lebte im oberen Stockwerk, ihre Nichte hatte die unteren Räume hübsch und kindgerecht hergerichtet und sich damit einen Traum erfüllt. Zehn Kinder zwischen drei und fünf Jahren wurden von ihr und zwei weiteren Kindergärtnerinnen betreut.
Iris klingelte an der doppelflügeligen Eingangstür und wartete darauf, daß man ihr öffnete. Die Sicherheitsvorkehrungen waren vorbildlich. Der große, leicht verwilderte Garten war rundherum durch eine dichte Hecke vom Vordergarten abgetrennt. Zusätzlich schützte ein Zaun die Kinder, so daß sie sich auch nicht durch die Hecke zwängen konnten. Im hinteren Gartenbereich gab es